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  • AfD in Syrien – Trugbilder der Wahrheit

    Eine Delegation von AfD-Politikern ist in Syrien gelandet und hat sich mit Vertretern der syrischen Regierung getroffen. Das Ziel dieser Reise ist Syrien als sicheres Herkunftsland zu demonstrieren.

    Das ist nicht das erste Mal, dass die AfD solche Dinge tut. Bereits im März 2018 hatten einige AfD-Politiker dasselbe getan. Sie waren in Damaskus, wo man keine Zerstörung sehen und keinen Umriss des Krieges bemerken kann. Sie haben schöne Bilder gepostet. Alles war toll und friedlich. Nun wollen sie das wieder tun. Diesmal nutzt die Partei die Bilder für eine neue Kampagne mit dem Ziel mehr Wähler zu gewinnen.

    Ist der Krieg wirklich vorbei? Können wir endlich nach Syrien zurückkehren? Syrien als sicheres Herkunftsland anzukündigen, heißt, dass das ganze Land sicher ist. Es heißt, dass wir dort unser Leben weiterführen können, ohne dass wir am nächsten Tag erschossen, bombardiert oder verhaftet werden. Es heißt, dass man im ganzen Land reisen und sich frei bewegen kann.

    Die wahre Situation in Syrien

    Die AfD-Mitglieder, die nach Syrien reisen wollen, sollten dann unbedingt nach Idlib fahren, denn wenn das Land sicher ist, dann sollte ein Besuch in Idlib kein Problem darstellen. Zurzeit wird die Stadt Idlib täglich bombardiert. Dort sterben täglich Kinder, Frauen und Männer. Die Luftangriffe richten sich einfach gegen alles. Jedes Krankenhaus, jede Bildungseinrichtung und jedes Haus können zu einem Ziel dieser Anschläge werden. Erst kürzlich berichtete die Bild-Zeitung über ein neues Massaker. Bei dem Angriff starben zehn Kinder.

    Vielleicht möchten die AfD-Mitglieder auch meine Heimatstadt Rakka besuchen. Wenn sie Bilder machen wollen, dann sollten sie das unbedingt in Rakka tun. In Rakka wurde fast die ganze Stadt zerstört. Es gibt keine Sicherheit. Dort leiden die Menschen jeden Tag unter den Bedingungen, bei denen sie versuchen an ihr tägliches Essen zu gelangen. Dort weiß man nicht, was morgen passieren wird, ob die Türkei in Rakka einmarschiert oder ob das syrische Regime die Kontrolle über die Stadt zurückerobert.

    Die AfD-Politiker verfolgen anscheinend keine Nachrichten über Syrien, ansonsten würden sie dort etwas über Nordsyrien erfahren. Der Angriff der Türkei gegen die Kurden wird grausamer. Hunderttausende Menschen wurden in den letzten Wochen vertrieben. Die Auseinandersetzungen finden täglich in allen Städten und Dörfern statt.

    Sogar die von der Assad-Regierung regierten Gebiete sind unsicher. Wenn Tausende von Flüchtlingen nach Syrien zurückkehren, werden viele von ihnen vor der Gefahr des Militärdienstes stehen. Viele werden dann sofort zum Militärdienst eingezogen und müssen dann kämpfen, töten oder werden getötet.

    Bilder für den Wahlkampf

    Die AfD-Politiker werden ein paar Bilder aufnehmen, die nur eine Seite der Lage zeigen. Das ist ein Täuschungsversuch, um die deutschen Wähler zu manipulieren. Sie werden deutlich ein Bild der Sicherheit vermitteln, aber ist das wirklich die Realität?

    Es gibt heutzutage viele, die solche rechtspopulistische Propaganda glauben. Sie werden durch Bilder, die nur eine Seite der Realität zeigen, manipuliert. Die AfD interessiert sich nicht für diese Menschen, sondern für ihre Wählerstimmen. Es ist der AfD egal, ob sie ein falsches Bild der Realität bekommen, Hauptsache ihre Stimme nützt der Partei, um an die Macht zu kommen.

    Ist ein Wiederaufbau Syriens möglich?

    Im Bundestag fordert die AfD Fraktion eine neue Syrien-Politik, vor allem die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit der Regierung Assads. Außerdem will die AfD, dass die EU-Sanktionen gegen Assad aufgehoben werden. Auch der Wiederaufbau Syriens ist Teil der Politik dieser Partei.

    Aber kann die Welt der syrischen Regierung beim Wiederaufbau des Landes vertrauen? Ohne Zweifel ist der Wiederaufbau ein wichtiger Grund für die Rückkehr syrischer Flüchtlinge, aber wie kann man eine Regierung, die das Land zerstört und die Städte bombardiert hat, mit Geld unterstützen? Dieses Geld wird für die Finanzierung der militärischen Kampagnen gegen die Syrer eingesetzt. Es wird Assad dabei helfen, mehr Zerstörung anzurichten und mehr Syrer zu töten.

    Die AfD fordert dazu auf, den Frieden in Syrien zu sichern. Das wird aber nie sein, denn solange Assad an der Macht bleibt, werden Menschen leiden. Wie kann man Frieden sichern, während derjenige, der die „ethnische Säuberung“ im Land angeführt hat noch an der Macht ist? Assad hat die Syrer mit Sarin und Chlorgas vergiftet und viele Menschen bis zum Tod gefoltert. Nun will die AfD mit ihm den Frieden sichern?

    Es gibt nur eine Lösung für die Flüchtlingskrise, Assad muss abgesetzt werden. Nur so können die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren und das Problem gelöst werden. Nur so wird Syrien ein sicheres Herkunftsland sein. Andernfalls werden die Flüchtlinge in ihren Tod geschickt, in die Hölle, vor der sie geflüchtet sind.

  • Nizar bin Taufiq Qabbani – Gedichte aus Syrien

    Äußere Einflüsse

    Die Gedichte und Lieder von Nizar bin Taufiq Qabbani wurden von verschiedenen tragischen Schicksalsschlägen in seinem Leben beeinflusst: Als Qabbani 15 Jahre alt war, nahm sich seine Schwester im Alter von 25 Jahren das Leben. Sie wollte keinen Mann heiraten, den sie nicht liebte. Während der Beerdigung beschloss Qabbani, gesellschaftlichen Misstände zu bekämpfen, weil er sie als Ursache für ihren Tod ansah.

    Nach dem Tod seines 22-jährigen Sohns Taufiq schrieb er für ihn das berühmte Gedicht: „Dem legendären Damaszener, Prinz Taufiq Qabbani“.

    Qabbanis Werk als Student

    Bereits als Student schrieb Qabbani Gedichte und brachte 1944 seinen ersten Gedichteband unter dem Titel „Die Brünette sagte mir“ heraus. Er besteht aus einer Sammlung romantischer Verse, die auf den weiblichen Körper anspielen. Das schockierte die konservativen Gesellschaft in Damaskus. Damit die Gedichte akzeptiert wurden, zeigte Nizar Qabbani sie Munir al-Ajlani. Der war ein Freund seines Vaters und Minister für Erziehung, ein leitender nationalistischer Anführer in Syrien. Ajlani gefielen die Gedichte. Deshalb schrieb er die Einleitung zu Nizars erstem Buch.

    Qabbani im diplomatischen Dienst

    Nachdem Qabbani sein Jurastudium an der Universität von Damaskus abgeschlossen hatte, trat er 1949  in den diplomatischen Dienst. Er reiste zwischen den verschiedenen Hauptstädten hin und her. Für das syrische Außenministerium  arbeitete er als Konsul und Kulturattaché in zahlreichen Hauptstädten, unter anderem in Beirut, Kairo, Ankara, Madrid und London. Als sich 1959 die Vereinigte Arabische Republik (VAR) gebildet hatte, wurde Qabbani zum Vize-Sekretär der Botschaft der VAR in China ernannt. 1966 trat er vom diplomatischen Dienst zurück. Danach eröffnete er in Beirut ein Verlagshaus, das seinen Namen trägt. Hier veröffentlichte er vor allem seine eigenen Werke.

    Einfluss des Sechs-Tage-Krieges auf Qabbanis Dichtung

    Auch der Sechs-Tage-Krieg 1967 beeinflusste Qabbanis Dichtung. Die Niederlage veränderte sein Werk – von erotischen Liebesgedichten zu Gedichten mit politischen Themen der Ablehnung und des Widerstandes. In seinem Gedicht „Randbemerkungen im Tagebuch der Niederlage“ geht es um die Selbstkritik an der arabischen Unterlegenheit. Damit empörte er beide politische Seiten und seine Texte wurden fast in den Medien verboten.

    Qabbanis Tod

    Am 30. April 1998 starb Nizar Qabbani im Alter von 75 Jahren in London an einem Herzinfarkt. Sein Testament schrieb er im Londoner Krankenhaus. Darin wünschte er sich, in Damaskus begraben zu werden. Er beschreibt die Stadt als „den Mutterleib, der mich das Dichten lehrte, der mich Kreativität lehrte und mir das Alphabet aus Jasmin gewährte.“ Nizar Qabbani wurde in Damaskus in Bab al-Saghir beerdigt. Alle Araber auf der Welt betrauerten ihn. In Nachrichtensendungen blickte man auf seine berühmte literarische Karriere.

    Qabbanis Werk

    Nizar Qabbani schrieb über 30 Lieder für den irakischen Sänger Kasim al-Sahir. Der benutzte mehrere von Qabbanis Gedichten als Texte für seine Lieder. Auch die libanesische Sängerin Majda al-Roumi sang mehrere seiner Gedichte, darunter „Kalimat“ (Worte), „Ma’a Jarida“ (Mit einer Zeitung) und „Tawq al-Yasmin“ (Kette aus Jasmin). Nach seinem ersten Gedichtband folgten 35 Diwane (Gedichtsammlungen). Außerdem veröffentlichte er regelmäßig Artikel in der Zeitung Al-Hayat. Darüber hinaus schrieb er einige Prosawerke wie zum Beispiel „Meine Geschichte mit der Poesie“, „Über Poesie“ oder „Die Frau in meiner Poesie und in meinem Leben“.

    2005 brachte die Orientalistin und Halb-Irakerin Dr. Aliya Krupp erstmals eine deutsche Übersetzung  des Gedichtebandes „Nach deinen Augen gehen die Uhren der Welt“ heraus. Generationen von Arabern waren von seinen sinnlichen und romantischen Versen begeistert. Dies verdankt er auch seinem Schreibstil und so wurde seine Dichtung von allen Gesellschaftsschichten verstanden, weil Qabbani Alltagssprache benutzte.

    Qabbanis Schreibstil

    Qabbanis Schreibstil unterscheidet sich stark von der traditionellen Dichtkunst. Traditionelle Gedichte haben in Form und Inhalt eine feste Struktur. Jeder Vers besteht aus zwei Teilen. Dabei gibt es ein fest vorgeschriebenes Metrum und im ganzen Gedicht eine einzige Reimendung.

    Im 20. Jahrhundert begannen Dichter die feste Form aufzulockern. Zwar benutzten sie noch immer ein festgelegtes Metrum, allerdings unterschiedlich lange Verse. Die Endkonsonanten reimen sich noch, aber nicht mehr durchgehend.

    Insgesamt gab Nizar Qabbani vor allem den Frauen eine Stimme. Er hat in der ganzen arabischen Welt für Aufsehen gesorgt– im Guten wie im Schlechten. Bei Qabbani gibt es aber vor allem idealtypische Frauen – sie sind fast alle sanft, romantisch, verletzlich, aber auch virtuos – pflichtbewusst – und lüstern. Als eine Ausnahme gilt die sarkastische Dame aus dem Gedicht „Die Kette aus Jasmin“.

    Quellen:wikipedia

  • Eine Story aus Syrien

    Ich werde euch eine dramatische, traurige Geschichte von einer syrischen Familie erzählen, die ich persönlich kenne. Es handelt sich um eine isolierte Familie, die schockierende Szenen erlebt hat. Die Familie besteht aus den Eltern, die seit zwei Jahren in Deutschland nördlich von Frankfurt leben und einem Sohn, der bereits seit vier Jahren in Deutschland lebt. Drei minderjährige Kinder leben noch in Syrien ohne Begleitung. Sie leiden dort unter der Gewalt von Verwandten sowie unter Armut und leben ohne Respekt vor den Menschenrechten. Der Vater ist stumm, er ist sprachlos seit der Geburt. Er ist krank im Herzen und benötigt tägliche Betreuung. Er äußert seine Meinungen nur mit Tränen und Fingersignalen. Er ist arbeitsunfähig. Der älteste Sohn studiert hier nahe Frankfurt a.M. in der Schule. Um ihn machen sich die Eltern keine Sorgen, er macht seine Zukunft. Er sieht seine Eltern nur am Wochenende. Aber er ist mittlerweile integriert. Die Mutter kümmert sich um ihren Ehemann.

    Die Familie wird auseinander gerissen

    Die Familie hat in Syrien ein Haus, aber es wurde aufgrund des Krieges komplett zerstört. Der älteste Sohn ist im Jahr 2015 über die Balkanroute nach Deutschland gekommen. Er war damals ein minderjähriger Flüchtling ohne Begleitung. Er bekam Asylrecht und ein Bleiberecht für drei Jahre. Im Jahr 2018 wurde seine Aufenthaltserlaubnis noch drei Jahre verlängert. 2016 hat seine komplette Familie, die Eltern und seine Geschwister, einen Antrag auf Familiennachzug bei der Deutschen Botschaft in Beirut beantragt. Das Ergebnis: Nur den Eltern wurde ein Visum nach Deutschland gegeben. Der Antrag der minderjährigen Kinder wurde abgelehnt. Kein Visum für seine Geschwister. Das war ein neuer Anfang der Tragödie und eine harte Überraschung.

    Die Familie ist nicht gut informiert und sie wissen nichts über die neuen Änderungen in der deutschen Flüchtlingspolitik und im Asylgesetz. Sie haben sich entschieden, dass die Eltern nach Deutschland fliegen. Ihre Hoffnung war, dass sie die Kinder in sechs Monaten nachholen können. Solche Entscheidungen kann man gar nicht verstehen, aber leider passiert so etwas! Wir kennen nicht die Umstände, und wir wissen nicht, welche Hintergründe oder Bedürfnisse dahinter stecken. War es wegen der Krankheit des Vaters, dem zerstörten Haus, den falschen Informationen über Deutschland? Genauso kann ich auch nicht verstehen, warum die Botschaft in Beirut den Visumsantrag der Kinder abgelehnt hat! Egal, welche Gründe es gab, ich kann es echt nicht nachvollziehen. Das Ergebnis ist, dass drei minderjährige Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen, in Syrien gelassen wurden.

    Die zurückgelassenen Kinder in Syrien leiden unter der Gewalt der Verwandten

    Die Kinder wurden zuerst von den Verwandten gegen die Bezahlung von Geld betreut. Die Eltern hatten in Deutschland keine andere Option. Sie müssen für die Betreuung der Kinder bezahlen. Die Verwandten in Syrien denken, dass die Eltern in Deutschland reich geworden sind. Sie wollen immer mehr Geld für die Betreuung der Kinder, aber die Kinder bekommen nichts. Die Verwandten haben die Kinder geschlagen, wenn die Eltern kein Geld geschickt haben. Die Eltern selbst sind arme Schweine, sie wohnen noch im Flüchtlingscamp. Sie bekommen beide nur Sozialhilfe – 525 Euro. Sie essen fast nichts, damit sie etwas sparen und nach Syrien überweisen können!

    Die Verwandten in Syrien haben die Kinder gezwungen, arbeiten zu gehen. Sie erlauben nicht, dass die Kinder mit ihrer Mutter sprechen. Das älteste Mädchen, 14 Jahre, wurde belästigt. Sie weint oft. Sie will ihre Mutter. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tante. Die Tante selbst wohnt unter der Kontrolle der Familie ihres verstorbenen Mannes und diese erlaubt nur ,das Mädchen dort wohnen zu lassen, und das auch nur gegen Geld. Die anderen beiden Kinder befinden sich in der Gewalt ihres Onkels. Sie haben die Schule verlassen. Der Onkel jammert, er benötigt mehr Geld um die Kinder zu ernähren. Die Eltern in Deutschland können die neuen Forderungen der Verwandten für die Betreuung der Kinder nicht mehr leisten, was aber mehr Gewalt gegen die Kinder in Syrien bedeutet.

    Die Eltern bekommen nun eine eingeschränkte Aufenthaltserlaubnis, einen sogenannten subsidiären Schutz in Deutschland. Sie haben endlich das Recht auf Familiennachzug. Aber wann das klappt, weiß kein Mensch! Ich denke, aus meiner Erfahrung, wird es wegen der Bürokratie Jahren dauern. Die Mutter kommt täglich zu uns. Sie kriegt bei uns Essen und telefoniert mit den schlimmen Verwandten in Syrien. Manchmal hat sie die Chance, mit ihren Kindern zu sprechen oder zu chatten. Im Flüchtlingscamp hat sie kein WLAN. Ich wollte euch diese Geschichte erzählen, die ein schlechtes Gefühl bei mir hinterlassen hat.

    Zwischeneinschub 1 –  Meine Erfahrungen als Demonstrant

    Heute war ich in einem Protest gegen die Aussetzung des Familiennachzugs für die Geflüchteten in Wiesbaden. Unabhängig von der Anzahl der Demonstranten hat die Geschichte dieses Kindes im Video mich berührt. Sie machte mich sprachlos und hat mich total schockiert. Er und seine Schwester sind alleine in Deutschland ohne Vater und Mutter. Wir wissen nicht, wie oft er vor dem Schlafen weint. Solche Geschichten hört man oft. Ich kann mir nicht vorstellen, elf Jahre alt zu sein, und meinen Vater und meine Mutter seit vier Jahren nicht gesehen zu haben. Von Herzen wünsche ich ihm viel Kraft und hoffe, dass er seine Familie bald wieder sieht. Ich danke besonders den Deutschen, die bei der Demonstration mitgemacht haben.

    Zwischeneinschub 2 – Wir alle sind Menschen – ein Appell an euch

    Liebe Menschen, wir leben in einer einzigen Welt. Wir haben ähnliche körperliche Eigenschaften. Wir unterscheiden uns in der Hautfarbe, in der Körpergröße, im Gewicht, und wir kommen aus verschiedenen Nationen und Ländern. Aber wer hat von euch seine Nationalität oder seine Heimat bzw. die Haarfarbe ausgewählt. Wer ist Schuld daran? Es bleibt ein Rätsel!

    Ja, ich weiß, was du jetzt sagst… deinen berühmten Satz: „Wir können nicht die Welt retten! Wir haben selbst genug Probleme.“ Du wirst dazu folgendes ergänzen: „Die Armut in Afrika, der Krieg in Syrien, die Unstabilität in Afghanistan, die Arbeitslosigkeit in Nordafrika, die iranische Bedrohung, die Konflikte zwischen den Russen, der Klimawandel, die Konflikte im Nahen Osten, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China…“. Sorry, darf ich kurz unterbrechen? Für mich sieht die Situation ganz anders aus. Ich weiß, dass es niemandem  komplett gut geht, glaub mir. Wir leiden alle unter Problemen, gesundheitlichen Problemen. Viele von uns arbeiten hart, um die eigenen Kinder zu ernähren. Wir leben alle im Stress, aber wir müssen uns bemühen, gut zu werden. Das Leben wartet nicht darauf, was ihr wollt und euch wünscht. Jeder hat Träume. Ich empfehle euch nur, eine Regel zu beachten. SEI MENSCH! Denk mal positiv! Bitte Abstand von Rassismus halten! Die Humanität fordert Menschen, die miteinander verbunden sind. Dadurch und durch Toleranz vereinigen wir uns, für das wichtigste Ziel des Lebens, die Liebe. Meine Worte sind nur ein Aufruf zur Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen für Menschen! Wir sind nur Gäste in dieser Welt.

    Ein Kind stirbt in Syrien – wer ist verantwortlich?

    Omar hat uns verlassen! Ein Junge, der davon träumte, mit seinen Eltern und seinem Bruder, in Deutschland in Sicherheit zusammen zu leben. Seine Schuld war es, dass er als ein syrischer Junge, der in einem Kriegsgebiet geboren und aufgewachsen ist, durch diese Erfahrungen gewalttätig wurde. Trotz der Versuche seiner Mutter, ihn auf verschiedene Weisen nach Deutschland zu bringen, ist er alleine in Syrien geblieben. Die deutsche Botschaft in Beirut hatte eine andere Meinung. Sie erlaubte nur, dass die Eltern nach Deutschland kommen. Omar ist das Opfer falscher Entscheidungen in der Einwanderungs- und Asylpolitik, Omar ist das Opfer der Ignoranz seiner Eltern, er ist das Opfer einer grausamen Gesellschaft. Die deutsche Botschaft war ein Partner in diesem Verbrechen.

    Am 05.07.2017 war Omar bei der Botschaft mit seinen zwei Geschwistern und seinen Eltern. Der älteste minderjährige Bruder von Omar wohnte bereits seit 2015 in Deutschland. Nach ein paar Monaten hat die Botschaft sich entschieden dass nur die Eltern kommen sollten! Omars Antrag wurde abgelehnt. Was war das Ziel? Die Anzahl der Flüchtlinge zu reduzieren? Oder war das Ziel, die Familie zu spalten? Es war klar, dass die Familie sich zwischen dem Tod in Syrien oder der Spaltung zwischen Syrien und Deutschland entscheiden sollte.

    Der Vater leidet unter einer Krankheit. Die Idee der Eltern war es, dass sie nach Deutschland gehen und die Kinder so schnell wie möglich nachholen. Wir wissen nicht, welche Lebensumstände dazu geführt haben, dass sie eine solche Entscheidung getroffen haben. Aber ich kann die Entscheidung der Deutschen Botschaft nicht verstehen. Der Ablehnungsbescheid war der Killer. Die Familie hatte zwei Optionen: Den Vater in Deutschland zu behandeln oder in Armut und im Krieg in Syrien zu bleiben. Die deutsche Botschaft hat indirekt zwei Optionen angeboten. Den Tod des Vaters oder den Tod des Sohnes. Wenn diese Geschichte ihre Gefühle erreicht, dann haben wir die Chance seinen Geschwistern weiterzuhelfen. Meine Gedanken sind bei seiner Mutter.

  • Heirat zwischen Deutschland und Syrien

    Antwort

    Stellvertretung bei der Heirat ist möglich

    Die Ehe ist ein Vertrag, der beide Parteien persönlich bindet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die persönliche Anwesenheit beider Eheschließenden bei der Eheschließung zwingend notwendig ist. Art. 8 Abs. 1 PSG lässt ausdrücklich die Stellvertretung bei der Eheschließung (at-taukīl fī z-zawāǧ) zu.

    Der Stellvertreter ist aus der Sicht des deutschen Rechts als Bote zu qualifizieren. Er bringt lediglich den Willen einer der Parteien zur Eheschließung zum Ausdruck, in diesem Fall wäre es der Vater, der den Sohn vertritt. Die Auswahl des Ehepartners kann jedoch nicht dem Stellvertreter überlassen werden. In der Praxis ist die Stellvertretung bei der Ehe in Syrien üblich und allgemein anerkannt.

    Vollmacht und Registrierung

    Häufig heiraten syrische Männer auf diesem Weg, um die Frau nach Deutschland nachzuholen. Der in Deutschland lebende Syrer muss eine Vollmacht auf seinen Vater ausstellen, dass dieser den Heiratsvertrag mit der Syrerin im Namen des Sohnes abschließt. Es muss dann eine Registrierung bei einem syrischen Gericht erfolgen. Dazu müssen dann noch entsprechende Unterlagen vorgelegt werden.

    Eine Vollmacht kann der Syrer bei jedem Notar ausstellen lassen. Er muss dann genaue Angaben der Frau und von sich selbst machen. Diese Vollmacht muss anschließend beglaubigt und ins Arabische übersetzt werden. In die syrische Botschaft muss er dafür nicht.

    Autorin: Angelika Willigerod Bauer

  • Abschaffung der Vielehe in Syrien?

    Der Minister für religiöse Angelegenheiten Mohammad Abdul Sattar al-Sayyed teilte eine baldige Modifizierung des syrischen Gesetzes für Personenstands-Angelegenheiten (Ziviles/Familie und Vererbung) mit. Das Gespräch mit al-Sayyed fand während einer Diskussions-Sitzung über die Arbeiten des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten vor dem syrischen Parlament statt und die Details veröffentlichte die dem Regime nahe stehende Zeitung „Al-Wathan“ am Mittwoch den 9. Mai 2018.

    Der Minister erklärte, dass mit der Änderung einiger Paragrafen des (zivilen) Gesetzes für Personenstands-Angelegenheiten, das „sofern es die Frau betrifft, ungerecht ist“, die Wahrung ihrer Rechte erzielt werden soll.

    Es geht um die Zeugen-Aussage der Frau

    Er versicherte, dass der Ehemann, wenn er eine zweite Heirat beabsichtigt, die Zustimmung der ersten Frau einholen muss. Folglich ist es verboten, die Ehe zusätzlich zu ihr durchzuführen, wenn seine erste Frau sagt, dass ihr Ehemann ihr damit Unrecht täte. Er fragt sich: Welche Ehefrau stimmt zu, dass ihr Ehemann ihr eine Nebenfrau bringt? Das ist das Signal, dass er sich dem Verbot der Vielehe zuwendet.

    Die Abänderungen, die dem Gesetz widerfahren werden, hängen u.a. zusammen mit der Zeugen-Aussage der Frau. Die Religion und das Gesetz haben festgelegt, dass die Zeugen entweder zwei Männer oder ein Mann und zwei Frauen sein müssen. Abdul Sattar kommentierte, dass es Situationen der Zeugen-Aussage einer Frau gegenüber vier Aussagen von Männern gäbe.

    Das Zeugnis der Frau gilt als geringer gewichtig als das Zeugnis des Mannes im selben Fall. Dies berührt Fragen der Menschen-Rechte (und hängt genau genommen mit den religiösen Verfahren zusammen). Es gibt jedoch andere Anlässe, da gilt das Zeugnis der Frau so viel wie das Zeugnis des Mannes. Hinzu kommen Fälle, bei denen die Wirkung der Zeugenaussage der Frau stärker ist: wenn  nur die Frauen Auskunft geben können, z. B. die Aussteuer der Ehefrau.

    Bei der Nachlass-Verteilung kommen unterschiedliche Prinzipien zur Anwendung

    Das syrische Gesetz unterscheidet zwischen den Arten der Nachlässe:  Es gibt diejenigen, die der Scharia-Verteilung des Erbes auf der Grundlage des Prinzips „der männlichen Person kommt der Anteil wie zwei weiblichen zu“ unterliegen.  Und es gibt jene, die der gesetzlichen Verteilung auf der Grundlage „für die männliche Person wie für die weibliche“ unterliegen. Dazu kommt noch der Unterschied zwischen dem Privat-Grundbesitz und dem Staats-Grundbesitz.

    Die Verteilung der Grundbesitze, deren Art „privat“ ist, unterliegt der Scharia-Verteilung, während die Staats-Immobilien gleichmäßig zwischen dem Mann und der Frau verteilt werden. In den dörflichen Gebieten Syriens bestimmen allerdings die Bräuche und die Traditionen das Erbe der Frau. So wird meistens der Frau das Erbe vorenthalten und der Nachlass nur auf die männlichen Personen verteilt.

  • „Wir brauchen Wertschätzung – und Zeit“. Eine Frau aus Syrien erzählt

    Ich bedanke mich bei Deutschland, weil sie uns hier empfangen haben. Ich habe Respekt vor vielen deutschen Frauen, weil sie stark sind. Aber leider habe ich nicht viel Kontakt zu ihnen.

    Ich kam für ein Familientreffen mit einem Flugzeug. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Visum. Es wurde nach mehr als 2 Jahren ausgestellt. Meine Reise war nicht einfach. Aber hier ist alles in Ordnung. Ich glaube nicht, dass ich so harte Erfahrungen wie andere Leute gemacht habe. Jetzt leben wir als Familie, also ist es nicht so schwer. Manchmal, wenn die Leute hören, dass wir Syrer sind, fragen sie uns, ob wir studiert haben und ob wir einen Job haben. Sie erwarten, dass wir mit nein antworten. Wir leben immer noch mit Hilfe vom Jobcenter. Wir brauchen Zeit.

    Was ich brauche oder hoffe: dass ich mit meinem autistischen Sohn in Frieden leben kann. Ich glaube, meine Beziehung zu meinem Mann ist wie die meisten Ehen hier in einer schwierigen Phase. Die Veränderung von allem und die langen Phasen, die Paare getrennt verbracht haben, sind immer schlecht. Viele Familien zerbrechen. Wir versuchen, es unter Kontrolle zu halten.

    Große Dankbarkeit – aber auch eine Bitte: Haben Sie Geduld mit uns!

    Meine Nachricht für die Einheimischen lautet: Bitte verallgemeinern Sie nicht. Wir sind nicht alle gut, aber wir sind auch nicht schlecht. Wir sind nicht faul. Wir sind nicht abhängig. Wir brauchen nur Zeit, um uns zu integrieren.  Wir brauchen Zeit, damit unsere Gedanken heilen können. Unsere Wunde blutet immer noch und wir haben alle Dinge verloren, die in unserem Leben wesentlich waren. Du hast uns angenommen und uns willkommen geheißen.  Dafür sind wir so dankbar. Bitte haben Sie Geduld mit uns. Wir  sind nicht abgängig von dem Jobcenter, weil mein Mann als Ingenieur arbeitet.

    Mein Ziel ist es, C2 auf Deutsch zu erreichen und einen Master in der Universität zu machen. Ich liebe Literatur und würde gerne vergleichende Literatur (Englisch und Deutsch) oder Linguistik oder Phonetik studieren. Und bitte helfen Sie anderen mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Ich liebe Kinder, und ich bin eine Mutter. Ich habe jetzt mit Kindern seit mehr als 10 Jahren gearbeitet. Deshalb.

    Frauen in Syrien haben viele Aufgaben – und keine Rechte

    Frauen in Syrien haben so viele Aufgaben. Sie sind Hausfrauen und Arbeiterinnen. Fast 50% (wie ich glaube) der verheirateten Frauen haben Arbeit. Viele Frauen haben an Universitäten studiert und lieben es, einen Job zu haben. Das erlaubt ihnen aber nicht, die Qualität der Hausarbeit zu reduzieren. Wenn ein Mann und eine Frau beide 8 Stunden arbeiten, muss die Frau immer noch das Haus putzen und kochen usw. Das ist in unserer Gesellschaft bekannt, und wenn sich die Frau beschwert, würde ihr Mann sagen: Wenn Du das nicht magst, dann kannst Du ja Deinen Job kündigen.

    In der Gesellschaft in Syrien ist es so: Wenn eine Frau etwas tut, was sie mag, wird jeder versuchen, sie zu bewerten und zu richten. Männer aber werden immer gefeiert, was auch immer sie tun. Frauen haben keine Rechte, weil es eine von Männern dominierte Gesellschaft ist und Frauen mit ihren Rechten durch Traditionen keine Unterstützung finden. Ich weiß nicht genug, um zu vergleichen, aber ich glaube, Frauen hier in Deutschland haben viel mehr Rechte.

    Wertschätzung – das ist es was Frauen brauchen

    Ein Wort: Wertschätzung. Das ist alles was wir brauchen. Wertschätzung ist nicht in meiner Gesellschaft vorhanden. Was auch immer die Frau tut, es ist ihre Pflicht. Ich fühle mich hier in Deutschland ein bisschen freier. Trotzdem liebe ich mein Heimatland Syrien und bete dafür.
    Hier in Deutschland achtet keiner auf den anderen, auf Nachbarn oder Familie. Alle sind beschäftigt. Es kann sehr einsam hier sein. Aber ich muss erwähnen, dass es ein großartiger Ort für Menschen mit Behinderungen ist, was mich so glücklich macht, hier zu sein.

    Ich glaube, Frauen sollten mit mehr Wertschätzung behandelt werden…wo auch immer!
    Es sollte eine Art von Seminaren und Schulungen für beide Geschlechter geben, um den Wert von Frauen zu betonen. Es sollte mehr Möglichkeiten für Frauen geben, um einen Job auszuüben.

  • In Syrien gibt es auch Weihnachten.

    „MILAD MAJID“

    Die Ursprünge der syrischen Christen

    Die Geschichte dieser Konfession im heutigen Syrien hat ihren Ursprung im alten Antiochien, heute Antakya. Dort wurden nach der Apostelgeschichte die Jünger Jesu zum ersten Mal Christen genannt. Antiochien war neben Rom, Konstantinopel und Alexandrien ein Patriarchensitz – noch vor Jerusalem. Auch christliche Wallfahrtsorte sind in Syrien zu finden. Saidnaya, gegründet vom Kaiser Justinian, beherbergt das wahrscheinlich älteste ständig bewohnte Nonnenkloster der Welt.

    Weihnachtstraditionen – sie gibt es auch in Syrien

    Die Nachfahren dieser Gläubigen haben über viele Jahre das Weihnachtsfest wie in anderen Ländern gefeiert. In der Vorweihnachtszeit steckten syrische Kinder einen Wunschzettel in einen Strumpf. Außerdem wird gebrauchtes Spielzeug oder Kleidung gespendet. Die Kirchen lassen es dann Bedürftigen zukommen. Am Heiligabend kommen viele Familien nach dem Kirchengang zusammen und ein Großteil kleidet sich traditionell vor dem Fest neu ein.

    Auch ein geschmückter Weihnachtsbaum darf nicht fehlen, dieser ist aber meistens künstlich. Um Mitternacht wünschen sich alle „Frohe Weihnachten“ und die Geschenke werden von „Papa Noel“ gebracht.
    Dann kam der Krieg und viele Christen sind in andere Länder geflohen. Ob diejenigen, die geblieben sind, an ihren Traditionen weiter festhalten können, ist fraglich. Ein unbeschwertes Fest werden sie auf jedem Fall kaum feiern können.

    „Es geht jetzt vielmehr um Zusammenhalt auf der ganzen Linie.“

    Pater Khalil Arar, Franziskaner in Bab Touma, leitet eine ökumenische Schule. Dort werden Kinder und Jugendliche aller syrischen Religionsgemeinschaften unterrichtet: Druzen und Aleviten, Sunniten und Schiiten, Maroniten und Katholiken.
    Pater Khalil erzählt: „Früher war es bunt und strahlend. Seit dem Krieg ist es anders. Weihnachten ist ein Fest im engeren Kreis der Familie – zu Hause, bei Kerzenlicht; keine elektrischen Leuchten, keine Party auf der Straße. Ich bin aber damit zufrieden, Weihnachten ist keine Straßenparty. Wir leben in einer sehr schwierigen Situation, aber andererseits gehen wir deshalb in die Kirche und besinnen uns auf das Essentielle, das Leben. Und das ist, was Weihnachten ausmacht.“

    Der junge Siwar, Schüler von Pater Khalil, ergänzt die Aussage seines Lehrers: „Es herrscht Krieg und wir durchleben wirklich sehr viel Schlechtes. Wir sind mehr zu Hause und stellen einen Weihnachtsbaum auf. Und nicht viel mehr. Viele Familien haben jemanden verloren, es geht jetzt vielmehr um Zusammenhalt auf der ganzen Linie.“ Aber trotz der kriegsbedingten Alltagshärten haben diese Christen in Syrien und anderswo noch die geistige Kraft, diese fast magisch klingelnden Worte auszusprechen, die auf eine bessere Zukunft hoffen lassen: Milad Majid. Frohe Weihnachten.

    „Teile des Textes stammen aus einem Beitrag des Deutschlandfunks.  

     

  • Ich kann nicht nach Syrien zurück

    “ Deshalb bin ich in die Türkei geflogen, dann mit dem Boot nach Griechenland gefahren und durch Mazedonien, Serbien und andere Länder mit Bus und Bahn gefahren, bis ich Deutschland erreicht habe. Ich war allein. Ich musste nicht rennen oder über Zäune klettern. Ich habe in jedem Land einfach auf meine Abschiebepapiere gewartet, dann durfte ich weiterreisen. In Serbien musste ich zwölf Stunden warten, in der gleichen Position mit meinem Rucksack auf dem Rücken, darauf, dass dieses Papier ausgestellt wird. Als ich aus Serbien ausgereist bin, waren meine Beine dick und angeschwollen, ich konnte nicht mehr laufen.

    Die Ärzte helfen mir nicht

    In Deutschland wurde ich in einem Heim in Zschopau untergebracht. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt seelisch gebrochen gefühlt. Ich bin immerzu aufgewacht und war in einer ganz schlechten Gemütsverfassung. Ich hatte auch Probleme mit dem Essen. Das meiste Essen ist zu reichhaltig für mich. Ich kann nur Reis und Gemüse essen. Achtzehn Tage nach meiner Ankunft dort wurde ich zu einem Arzt gebracht. Ich habe ihm meine Geschichte und meine Situation berichtet. Er meinte, er hätte keine Therapie für mich und kein Arzt auf der Welt wäre in der Lage, mich zu behandeln. Er meinte, ich müsse mit meinem Zustand leben. Das war sehr schwierig für mich. Ich habe mir gewünscht, dass ich nie nach Deutschland gekommen wäre, oder dass ich auf dem Weg hierher gestorben wäre, im Meer ertrunken oder so was.

    Seitdem war ich bei vielen Ärzten und jeder gibt mir andere Medikamente und andere Diagnosen. Einer denkt, dass ich etwas mit ähnlichen Symptomen wie Multiple Sklerose habe. Ich habe das Gefühl, dass ich besser dran war, bevor ich nach Deutschland gekommen bin. Die Ärzte sagen alle, dass ich eine Geisteskrankheit habe. Ich denke, ich bin normal. Ich lache und fühle mich gut, außer wenn ich beim Arzt bin, dann bin ich deprimiert.

    Ich verlasse mich jetzt mehr auf mich selbst

    Ich bin vor Kurzem nach Dresden gezogen. Ich vermisse das Heim, weil es da Leute gab, die auf mich aufpassen konnten. Hier musste ich meine Nachbarn bitten, den Krankenwagen zu rufen, als ich gestürzt bin, und als ich ins Krankenhaus gefahren bin, hatte ich eine Panikattacke. Mein Puls schoss nach oben, als sie mich ins Krankenbett gelegt haben. Ich konnte nicht schlafen, ich hatte solche Angst. Ich hoffe immer noch, dass ich einen Arzt finde, der mir helfen kann, aber ich verlasse mich jetzt mehr auf mich selbst. Ich habe aufgehört, diese ganzen Medikamente zu nehmen und mir ein paar Sportgeräte gekauft, mit denen ich hier zu Hause trainieren kann.

    Ich will nicht in Deutschland bleiben, aber ich kann nicht zurück nach Syrien. Meine Familie lebt in Ghuta in der Nähe von Damaskus, das von der Regierung abgeriegelt wird. Sie hungern. Es herrscht großes Leid; sie haben keinen vernünftigen Zugang zu Wasser, Elektrizität, Gas. Meine Mutter ruft an und fragt: „Bist du glücklich? Geht es dir besser?“ Und ich sage: „Ich bin glücklich und es geht besser.“ Ich bin nicht glücklich, und es geht mir nicht besser, aber was soll ich machen? Ich kann ihren Kummer nicht vergrößern. Mein Vater ist an einem Herzinfarkt gestorben, ich glaube, der Verlust seiner Söhne hat sein Herz gebrochen.

    dieser Bericht ist von: People in Dresden/Leute in Dresden

  • Rabeaa Al Sayed: Jetzt in Syrien

     Flüchtling-Magazin: Aus welchem Teil Syriens stammen Sie genau?

    Rabeaa Al Sayed: „Ich komme aus der Mitte des Landes, aus der Kleinstadt Mesiaf in der Nähe von Hama. Aber ich habe die letzten Jahre in Damaskus gelebt, bin nur von Zeit zu Zeit nach Mesiaf gefahren, um meine Familie dort zu besuchen.“

    Was haben Sie in Syrien beruflich gemacht?

    „Ich habe in Damaskus an der Universität Kunst mit dem Schwerpunkt Innenarchitektur studiert. Im Jahr 2004 habe ich die Universität mit einem Diplom beendet.“

    Wo befindet sich Ihre Familie derzeit?

    „Mein Vater ist noch in Syrien, meine Brüder leben mit ihren Familien in Amerika, Schweden und Saudi-Arabien. Meine Familie wurde auseinandergerissen, wir leben alle in unterschiedlichen Ländern. 2015 bin ich nach Deutschland gekommen, seitdem habe ich meine Familie nicht mehr gesehen. Das ist hart. Sie fehlen mir sehr.“

    Wann haben Sie mit der Malerei begonnen?

    „Ich habe angefangen zu malen, als ich auf die weiterführende Schule kam. Damals war es nicht mehr als ein Hobby. Aber 2015 habe ich begonnen, mit meinen Bildern die Gräueltaten des Krieges in Syrien zu dokumentieren. Ich begann mit der Revolution. Seit 2015 habe ich ausschließlich Bilder von Syrien kreiert. Für andere Motive habe ich keinen Platz in meinem Kopf, er ist voll mit den Geschehnissen in Syrien.“

    Was bedeutet Kunst, was bedeutet das Malen für Sie?

    „Kunst hat für mich immer eine Botschaft, sonst ist es keine Kunst. Meine Bilder erzählen also eine Geschichte. Durch meine Bilder drücke ich mich aus, kann mich meiner Außenwelt mitteilen. Genau das ist der Grund, warum mir die Malerei so wichtig ist. Und sie kommt aus meinem Herzen.“

    Welche Geschichte erzählen Ihre Bilder?

    „Ich habe einige Bilder gemalt, die man chronologisch hintereinander betrachten muss, um die Geschichte zu verstehen, zu begreifen. Sie dokumentieren genau, was tief im Innersten von Syrien passiert ist, in einer schnellen, rasanten Art und Weise. Ich habe viele, wirklich schreckliche Dinge in meinem Heimatland gesehen. Und ich habe mit anderen Geflüchteten gesprochen, die mich an ihren Erfahrungen teilhaben ließen.

    Das erste Bild zeigt die Revolution, mit der alles begann. Das nächste Bild zeigt den Zwiespalt der Bevölkerung zwischen dem Wunsch nach Freiheit oder dem Tod als Ausweg aus all dem Schrecklichen. Das dritte Bild veranschaulicht die Vergewaltigungen zahlreicher Frauen während des Krieges und ihre Hilflosigkeit gegenüber ihren Peinigern. Man sieht gefesselte Hände, als Zeichen für die Hilflosigkeit, für das Ausgeliefertsein. Das vierte Bild steht für die inhaftierten Männer, die einfach nicht vergessen werden dürfen. Denn sie leiden, sie leiden jeden einzeln Tag, weil sie am Leben sind. Das fünfte Bild zeigt das Ertrinken derjenigen, die die Flucht über das Meer auf unsicheren Booten versucht haben. Die, die es geschafft haben, warten dann jedoch eine halbe Ewigkeit in Flüchtlingscamps unter furchtbaren Bedingungen.

    Besonders für die Kinder ist dies kaum auszuhalten. Es ist menschenunwürdig. Niemand sollte so leben müssen. Einige gehen trotz des andauernden Krieges zurück nach Syrien, weil sie es in den Camps nicht länger ertragen. Aber sie werden diese traumatischen Erfahrungen niemals vergessen. Diese Erinnerungen sind Gegenstand des nächsten Bildes. Es soll verdeutlichen, dass diese Traumata für immer im Gedächtnis der Menschen bleiben werden. Und sie wissen nicht, was Frieden ist. An Frieden haben sie keinerlei Erinnerung, sie kennen nur den Krieg.“

    Was passiert mit den Kindern in Syrien?

    „Viele Familien werden durch den Krieg auseinandergerissen, Kinder werden von ihren Eltern getrennt. So war es ja auch bei meiner eigenen Familie. Die Familienmitglieder leben alle in unterschiedlichen Ländern, sehen sich oft Jahre nicht. Besonders für die Kinder ist es wirklich furchtbar, wenn sie ihre Eltern nicht bei sich haben. Ein Kleinkind braucht seine Mutter, seinen Vater. Viele wissen auch gar nicht, wo sich ihre Angehörigen überhaupt aufhalten. Ein Bekannter von mir sah seinen inzwischen fünfjährigen Sohn nach drei Jahren endlich wieder, aber dieser hat ihn nicht erkannt, weil sie so lange Zeit getrennt waren. So etwas ist einfach nur schrecklich! Das muss ein Ende haben, soviel steht fest!“

    Was wollen Sie mit Ihrer Kunst ausdrücken?

    „Ich möchte genaustens dokumentieren, was in Syrien passiert. Die Medien zeigen kein richtiges Bild von den Geschehnissen in Syrien, sie verdrehen und vertauschen die Fakten, die Tatsachen. Die Journalisten konzentrieren sich auf das, was die Regierung macht, auf die Politik im Land. Dabei vergessen sie die Bevölkerung, die Frauen mit ihren Kindern und wie diese leiden, Tag für Tag.

    Ich will mit meinen Bildern die Wahrheit wiederspiegeln, die humanen Aspekte aufzeigen, die Situation der einfachen Menschen, nicht die der Politiker, der Mächtigen. Denn das einfache Volk leidet am meisten. Durch den Krieg wird es ärmer und ärmer und am Ende hat es gar nichts. Und die Menschen sind traumatisiert, stark traumatisiert, doch sie können ihre Traumata nicht aufarbeiten. Da muss etwas getan werden!

     

    https://www.youtube.com/watch?v=soBWjjckFZQ

    In Ihren Bildern dominieren die Farben rot und schwarz. Warum?

    „Die rote Farbe steht für die immense Menge an Blut, das während des Krieges in Syrien vergossen wurde. Gleichzeitig symbolisiert es die sinnlose Gewalt gegenüber der Bevölkerung. Das Schwarz soll die Trauer ausdrücken. Und es ist ein Synonym für all die Toten, die der Krieg gefordert hat.“

    Drei Ihrer Bilder zeigen Kinder. Ihre leuchtend blauen Augen fallen auf. Wieso haben Sie hier die Farbe Blau verwendet?

    „Ich sah in den Augen der Kinder neben all der Angst und dem Schrecken immer noch Hoffnung, anders als wie bei den Erwachsenen, die schon abgestumpft waren. Die Farbe Blau habe ich ganz bewusst gewählt, denn sie soll genau diese Hoffnung symbolisieren. Für die restlichen Bilder, die Erwachsene zeigen, habe ich erneut die Farbe Rot für die Augen verwendet. Denn obwohl viele der Älteren schon abgestumpft waren, so zeigten sich doch immer noch Wut und Aggressionen. Viele der Opfer sind von innen heraus zerstört. Es sind Wunden, die nur schwer und langsam heilen. Die Augen spiegeln die Seele.“

    Wie reagieren Menschen auf Ihre Kunst?

    „Viele sind von meinen Bildern schockiert. Sie finden sie anfangs befremdlich, sie machen ihnen vielleicht ein wenig Angst, wühlen sie auf. Vielen ist das Rot, also das Blut, zu viel. Sie sagen mir dann, ich soll doch weniger davon verwenden, aber das werde ich nicht tun. Denn ich will die Realität zeigen und die ist nun mal voll von Gewalt, es wird viel Blut vergossen, Tag für Tag. Aber ich bekomme auch viel Lob für meine Bilder, weil so authentisch sind. Vielen Betrachtern gefällt auch das Ausdrucksstarke und die Intensität.“

    Am vergangenen Montag haben Sie Ihre erste Ausstellung eröffnet. Wie aufregend war dies?

    „Oh, es war fantastisch! Es kamen so viele Menschen, das hat mich sehr gefreut, damit hatte ich gar nicht gerechnet! Und ich hatte zwei einschneidende Erlebnisse auf der Vernissage. Eine ältere Frau fing an zu weinen, als sie meine Bilder sah, sie war berührt und bewegt von meiner Kunst, reagierte sehr emotional. Das hat mich doch sehr mitgenommen. Und dann kam ein kleiner Junge aus Aleppo, er war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Durch den Anblick meiner Bilder war er dazu inspiriert, selbst ein Bild zu malen. Es zeigt Bomben und Tote. Ich war wirklich sehr beeindruckt. Und ich hoffe, dass meine Kunst die Menschen aufweckt und zum Nachdenken anregt.“

    Kann man Ihre Bilder kaufen?

    „Ich arbeite mit verschiedenen gemeinnützigen Organisationen zusammen, unter anderem mit Unicef, Tulep und Bareeq. Bareeq zum Beispiel kümmert sich um geflüchtete, syrische Kinder. Wenn jemand ein Bild von mir erwerben möchte, dann unterstützt er damit diese Organisationen. Für ein kleines Bild werden zwischen 500 und 1000 Euro gespendet, für die großen Formate sogar 3000 bis 5000 Euro.“

    Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

    „Ich möchte in Deutschland bleiben und die Sprache lernen. Dann möchte ich gerne als Innenarchitekt arbeiten, denn das ist, was ich studiert habe. Es ist mein Ziel, mir hier ein Leben aufbauen, in Hamburg anzukommen.“

    Was wünschen Sie sich für Syrien?

    „Ich wünsche mir Freiheit für Syrien. Und Frieden. Das ist es, was ich mir aus tiefsten Herzen für mein Land wünsche.“

    Anlass für die Ausstellung „Jetzt in Syrien“ ist der halbjährige Geburtstag des Flüchtling-Magazins. Organisiert wurde die Ausstellung in den Räumlichkeiten des leetHub St. Pauli von der studierten Kulturmanagerin Julia Weymarn. Julia hat lange im Kulturbereich gearbeitet, bringt viel Erfahrung mit, die sie nun in das Zeitungsprojekt einfließen lässt. Sie und unser Chefredakteur Hussam Al Zaher lernten sich Anfang des Jahres durch die Initiative move on kennen. Diese Initiative unterstützt Geflüchtete auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Beim Flüchtling-Magazin kümmert sich Julia vor allem um die Finanzen, sie agiert mehr im Hintergrund, hat oft eine beratende Funktion für Hussam und seine Kollegen.

    Die Idee einer Ausstellung gab es schon lange und nun war der perfekte Anlass gegeben. Innerhalb kürzester Zeit organisierten Hussam und Julia die Vernissage, die ein voller Erfolg wurde. Wer Interesse an den Bildern von Rabeaa Al Sayed hat, setzt sich gerne mit Julia in Verbindung. Die Bilder können gegen eine Spende für gemeinnützige Organisationen erworben werden.

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