Schlagwort: Musik

Veranstaltung, Kunst

  • Sahra: „Das Beste aus zwei Welten“

    Sobald man die Tanzfläche des Lido’s in Berlin-Kreuzberg betritt, vibriert der Bass durch den ganzen Körper. Auf der Tanzfläche schreit eine Gruppe Frauen zu einem House-Remix von Nancy Ajram mit. Als der nächste Song mit einem Dabke-Rhythmus einsetzt, bildet sich ein großer Kreis, in dem die Menge gemeinsam tanzt. Die Energie ist ansteckend.

    Diese Energie trägt einen Namen: Sahra – arabisch für Ausgehen. Die queer-feministische Partyreihe findet regelmäßig in Berlin statt und ist eine der ersten ihrer Art, die arabische Popmusik, elektronische Beats und queere-feministische Werte miteinander verbindet. Gründerin Nour hat mit Sahra einen Raum für Sichtbarkeit und Empowerment geschaffen.

    „The best of both worlds“

    Sahra begann als eine Reihe von Geburtstagspartys. Mittlerweile hat sich die Party zu einer festen Größe im Berliner Nachtleben entwickelt und wurde 2024 sogar mit dem Berliner Club Award für Newcomer ausgezeichnet. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach: Viele Clubs hatten zunächst Bedenken, ein Event mit arabischer Musik an einem Wochenende zu hosten. Doch Nour und ihr Team haben sich nicht entmutigen lassen und schufen mit Sahra eine einzigartige Veranstaltungsreihe.

    Die Partys vereinen elektronische Musik mit arabischem Pop und traditionellen Rhythmen – „the best of both worlds“, wie Nour es nennt. Aber Sahra ist weit mehr als nur Musik. Die Partys sind auch ein Ort der Begegnung und Kreativität. Mit einem Line-up aus arabischen DJs aus Berlin und der internationalen Szene entsteht eine besondere Atmosphäre. Eine Atmosphäre in der Melodik, Bass und Nostalgie verschmelzen. Sahra prägt ein neues internationales Musikgenre: „Electro Swana‘“ –  ein Begriff, der die Region Südwestasien und Nordafrika (Swana) aus einer antikolonialistischen Perspektive beschreibt.

    Teil des Sahra-Kollektivs ist Hiba Salameh, eine DJ und Musikproduzentin aus Haifa. Laut dem Musikmagazin Mixmag gehört sie zu den palästinensischen DJs, die man unbedingt kennen sollte.  Auch Rizan Said, ein syrischer Komponist und Produzent, hat die Bühne von Sahra bereits betreten. Seine Stücke prägen die syrische Musikszene bis heute, und er hat in der Vergangenheit eng mit der Musikikone Omar Souleyman zusammengearbeitet.

    Doch es sind nicht nur bekannte Namen, die Sahra ausmachen. Besonders stolz ist Nour auf eine Veranstaltung, bei der das gesamte Line-up aus Frauen bestand: „Kommt für eine Nacht vorbei und hört arabischen Frauen zu! Sie machen ihr Ding und haben den Club ausverkauft.“ Es geht um Sichtbarkeit!

    Ein sicherer Raum für alle

    Was Sahra so besonders macht, ist der Raum, der erschaffen wird: ein sicherer Ort für Menschen, die in der Clubszene oft marginalisiert werden. Hier können sie frei und ohne Vorurteile sie selbst sein. Ein ausgebildetes Awareness-Team sorgt dafür, dass alle Gäste sich sicher und respektiert fühlen.

    Seit der Entstehung von Sahra war die Vision, einen solchen Raum zu schaffen, ein zentraler Bestandteil des Konzepts. In dem angespannten politischen Klima, das in den letzten Monaten in Deutschland zunimmt, ist die Schaffung solcher Räume so wichtig. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen fällt es vielen von uns schwer, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren und die Hoffnung nicht zu verlieren.

    Durch einen Abend bei Sahra lösen sich diese Ängste und Sorgen vielleicht nicht vollständig auf, aber er schenkt uns Momente, in denen wir Teil einer Gemeinschaft sind – gesehen, gehört und respektiert. Es ist dieses Gefühl von Zusammenhalt, das Kraft und Motivation gibt. Nur als Community, nur gemeinsam, können wir diesen Zeiten begegnen und einen Weg nach vorne finden. Sahra ist ein Ort der Hoffnung in einer Zeit, in der Gemeinschaft und Solidarität hart auf die Probe gestellt werden.

    Sahra beendet das Jahr mit einigen Highlights: einem Festival, der ersten internationalen Veranstaltung in Paris und einer Kollaborationsparty mit der amerikanischen Partyreihe Disco Tehran. Für das kommende Jahr können wir uns auf viele spannende Projekte freuen!
    „Wir haben große Pläne für Bookings, Events und internationale Kollaborationen“, verrät Nour begeistert.

    Der Artikel war eigentlich schon fertig und dann kam das plötzliche Update aus Syrien: Das Assad Regime ist gefallen. Nun ist das unvorstellbar passiert: die erste Sahra Party in Damaskus im Januar 2025. Nour berichtete von ihrer Erfahrung: „Selbst als die Veranstaltung begann, war es schwer zu glauben, dass wir wirklich dort waren – zurück in Damaskus, einer Stadt, die viele von uns seit über einem Jahrzehnt nicht mehr betreten hatten. So lange hatten wir nicht geglaubt, dass dieser Moment jemals eintreten würde, und doch waren wir da und tanzten zu den Liedern der Revolution im Herzen der Hauptstadt. SAHRA in Damaskus war mehr als ein Fest; es war ein Akt der Zurückgewinnung von Raum und Identität, bei dem sich Freude, Trauer und Hoffnung vermischten. Gemeinsam ehrten wir die Vergangenheit, feierten die Freiheit und hielten an dem gemeinsamen Traum von einer besseren Zukunft fest.“

  • Songs zum Thema Migration

    Musik begleitet das Leben. Mit manchen Songs verbindet man wichtige und einschneidende Ereignisse. Ebenso hat Musik das Potenzial bestimmte Themen an viele Menschen näher heranzubringen und das mit einer gewissen Leichtigkeit, wie es z. B. Texte oder Bücher nicht können. Darum folgen hier 5 Songs, die sich mit dem Thema Migration beschäftigen. Und das von 5 verschiedenen Bands oder Musiker*innen, mal weniger, mal mehr berühmt, die aber alle ihre eigene Migrationsgeschichte zu erzählen haben.

    Paper Planes – M.I.A

    Der erste Song auf dieser Liste ist ein recht berühmter Song, durchaus auch gerne auf Partys zu hören. M.I.A. ist eine britische Sängerin und Rapperin, mit sri-lankischen Wurzeln. Sie wuchs in Sri Lanka auf und zog mit 10 Jahren nach London. Den Song Paper Planes schrieb sie über die Vorurteile, mit denen Immigrant*innen zu kämpfen haben, viele, mit denen sie selber konfrontiert wurde. In dem Lied werden in der Ich-Perspektive Stereotypen wiedergegeben. Mit Sätzen wie „All i want to do is /take your money“, zeigt M.I.A. die Scheinheiligkeit, mancher Leute in Europa oder den USA und vor allem, wie einfach es ist, Einwanderern Worte in den Mund legen.

    Deutschland, Deutschland 21 – Sinu

    Sinad Köylü, Sänger der Band, schrieb den Song über seinen eigenen Erfahrungen als türkischer Einwanderer in Deutschland. In dem Lied beschreibt Köylü, wie er in der deutschen Gesellschaft als Halbtürke aufgenommen wurde, welchen rassistischen Vorurteilen er ausgesetzt war und vor allem, was für einen Einfluss diese auf ein Kind haben können. Mit einer Melodie, die einem Gänsehaut bereitet, gibt das Lied einen Einblick, in das Leben von Migrant*innen und die Probleme, die sich ihnen stellen, nur weil sie ausländische Wurzeln haben.

    Border – Bukahara

    Weiter geht’s mit einer Band, die sich in Köln kennenlernte und gründete. Alle vier Mitglieder haben sie verschiedene Wurzeln und bringen somit vier verschiedene Klänge in ihre Musik. Die Multiinstrumentalisten veröffentlichen Songs auf Englisch, Deutsch und Arabisch und inkorporieren verschiedenste Instrumente.

    Mit dem Lied „Borders“ verbinden sie eine wichtige Message mit schönen Melodien: „on the map they drew so many lines / and I don’t know why“ kritisiert die willkürliche Grenzziehung, die auch heute noch zu Problemen führt. „… everbody knows that people always cross the border“, mit dieser Aussage treffen sie den Nagel auf den Kopf: Migration gab es schon immer und wird es auch immer geben. Nur wie man damit umgeht, kann man ändern.

    Diaspora – Celo & Abdi

    Dieser Song kommt aus einem etwas anderen Genre und hat entsprechend auch was ganz anderes zu bieten. In „Diaspora“ erzählen beide Rapper von ihrer Herkunftsgeschichte; Celo aus Bosnien und Abdi aus Marokko stammend. Der inhaltsvolle Song berichtet von einzigartigen Details aus ihrer eigenen Migrationserfahrung und enthält einige Zitate, die zum Nachdenken anregen. „Als Ausländer musst du dich doppelt beweisen / sagte mein Vater“, eine Aussage, die Bände spricht und vermutlich auf so gut wie jeden Migranten zutrifft. Obwohl beide aus Deutschland kommen, sehen sie sich trotzdem nicht als Deutsche: „Auf die Frage, ob ich Deutscher bin, / kann ich in jedem Falle sagen, dass ich gerne in Deutschland bin“ heißt es in ihrem Lied.

    Immigrants (we get the job done) – K´NAAN

    Immigrants, ursprünglich geschrieben im Rahmen des äußerst erfolgreichen US-amerikanischen Musicals „Hamilton“, beschreibt die Migrationserfahrung von Menschen in den USA. Ein großer Teil der Immigrant*innen in den USA stammt aus den spanischsprechenden Ländern Amerikas, weshalb auch ein Teil dieses Liedes auf Spanisch ist. K´NAAN kommt ursprünglich aus Somalia und ist später nach Nordamerika immigriert. Viele seiner Songs behandeln das Thema Migration, so auch das Lied „coming to America“, in dem er seine eigene Migrationsgeschichte erzählt.

  • Singen macht glücklich – in vielen Sprachen

    „Komm sing mit mir“ heißt das Projekt, das ohne das Engagement vieler Menschen in Gruppen wie dem Musikcafé International und dem Frauen-Musik-Treff  bei den Tontalenten kaum denkbar wäre. Es ist geprägt von der Vielfalt, die die Teilnehmenden mit ihren verschiedenen Sprachen aus unterschiedlichen Herkunftsländern mit einbringen. Ihr Anliegen ist es, hier wirklich jenes Liedgut vorzustellen und mit anderen zu teilen, das sie aus ihren Herkunftsländern kennen und lieben. Dadurch entsteht ein Austausch. Und über die Lieder wächst die Freude am gemeinsamen Musikerlebnis.

    Lieder in vielen Sprachen

    Das alles hat einen Vorlauf. Schon über eine längere Zeit sind die Lieder zunächst mündlich und als „fliegende Blätter“ in allen möglichen Sprachen zusammengetragen worden: in Deutsch, Arabisch, Kurdisch, Farsi, Dari, Hindi, Armenisch, Bosnisch, Türkisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und vielen weiteren Sprachen.

    Dazu wurden Noten oft nach Gehör notiert. Zum Gesang der Muttersprachler:innen ließ sich der Original-Text zum Mitsingen in eine Art Lautschrift übertragen. Durch Übersetzungen ins Deutsche können viele, die die Original-Sprache nicht verstehen, nun einen leichteren Zugang zur Textaussage finden. Auch Hörbeispiele zu einzelnen Stücken helfen dabei, eine genauere Vorstellung von Musik- und Sprachklang zu entwickeln.

    Herzlich willkommen beim digitalen „Neujahrssingen“!

    Wie das aussieht und klingt, lässt sich an den ersten Beispielen hier nun sehen und hören: https://www.tontalente.de/projekte/liederbuch.html

    Und auch ein gemeinsames Ausprobieren ist bereits geplant. Online und offen für Menschen von nah und fern findet ein digitales „Neujahrssingen“ der Tontalente am 14. Januar 2022 von 17.00 bis 20.00 Uhr statt. Herzlich willkommen!

    Den Link gibt es nach der Anmeldung hier: muv@tontalente.de

    Zu den Unterstützern des Projekts gehören die Hansestadt Lübeck, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein sowie die Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung.

  • My inner censor and how it emerged

    On a winter’s day in Hamburg. The first time in a long while, the sun is shining again. I decide to go for a walk. For a while now, I have been listening to Arabic podcasts. But right now, I am more in the mood for some music. What about some German tunes? No, so far, I do not know any good German singers. What about English music? No, I do not speak English and I like to understand the lyrics of a song.

    What about some Arabic music then, maybe some songs from the 80s or 90s? But I am not in a nostalgic mood, so I go on and search for some Syrian music. I open the first playlist I find and the first song on this list is by Omar Souleyman. In Europe, he is a popular Syrian singer. Suddenly, there is a voice inside me saying: No, you must not to listen to this music. My inner censor is speaking to me.

    My inner censor explained through the example of music

    Where this inner voice is coming from can be best explained by the debate surrounding the music of Omar Souleyman. Many young and well-educated Syrians do not like the music by Omar Souleyman. They do not see him as a representative of the Syrian culture, but merely as a bad musician. Some particularly critical voices even claim that Europeans only like him because they can make fun of the Syrian culture through him.

    In Egypt, there developed a new musical genre called Mahraganat that resembles the style of Omar Souleyman. The freelance journalist Hannah El Hitami researched this musical genre for the online-magazine dis:orient. She writes: “Mahraganat is Arabic for “festival”. However, what meaning really lies behind this word is much harder to explain. It helps to imagine a dazzling neon sign with a couple of defect light bulbs – it is obtrusive, eccentric and of bad quality”

    This music developed especially in the impoverished classes of society. These young artists used simple language to create a simple music. And they are very successful. Their music has more than one hundred million views on youtube. Hassan Shakos, an Egypt star of this musical style, generates more than 1.528.9000 streams and gets invited to weddings to perform his songs.

    Critical assessment and the ban of “new music”

    However, the musicians syndicate in Egypt has recently withdrawn its license for this music that originally started out in some of the country’s most impoverished districts. Many important figures in politics and society have publicly spoken against this musical style. The music created by Omar Souleyman, as well as the musical genre of Mahraganat can be described as shaabi music. Hannah El Hitami explains in her article that the Arabic word “shabby” means “popular or folkloric”. Both musical styles represent the poor Arab youth.

    The difference between the two is their origin. Whereas the music of Omar Souleyman derives from a traditional local musical style that was then supplemented with rapid rythms, the Mahraganat is a completely new style of music consisting of fast and simple musical elements. Wealthy people or those living in the urban centers sometimes use the word “shabby” as a synonym for “backwardness”, “late” or “underdeveloped”.

    The withdrawal of the license for this musical genre shows that censorship practiced in Arab countries does not only target what we are saying or thinking, but also what we are listening to. This is why many intellectuals who are still living in a dictatorial system and are supporting it cling to the classical canon. They are against everything that is new, just because it is new.

    Education and censorship

    Arab intellectuals and affluents are not against traditional music if it is made by educated musicians. Educated musicians are often the children of intellectuals or come from the upper class. Poor people, however, simply do not get the opportunity to go to school. Moreover, intellectuals and wealthy people have normally a good relationship with the regime and are allowed to say what they want. And they have the power to decide what music we hear.

    For this, they use the media. But sometimes the regime has a different opinion. In some cases, the regime supports the “music of the poor”, so it can exploit it as propaganda. These two groups try to control what music the middle class gets to hear.

    Everything new is dangerous

    In a dictatorial system everything that is new is considered dangerous, no matter if literature, religion or politics. All state institutions must fight against it. And in a dictatorial system everything belongs to the state– artists or writers unions, religious institutions or mosques and also the media – no matter if officially state-owned or private.

    But where does the inner censor come from? In a dictatorship, we experience censorship. What we are hearing and consuming is controlled by the dictatorial society, religion and by intellectuals or the most affluent people. Based on these experiences there emerges gradually a censor inside us – a voice telling us what we are allowed to see or hear and what not. Even if we are no longer living in this country, in this dictatorship. This is the inner censor.

     

    This article was published in German and translated by Anna Hollandt.

    https://kohero-magazin.com/mein-innerer-zensor-und-wie-er-sich-entwickelt-hat/

     

  • Mein Traum ist im Iran verboten

    Eine verbotene Liebe

    Mein Name ist Noushin und ich komme aus dem Iran. Ich bin in einer religiösen Familie aufgewachsen. Bereits als Kind in der Schule, bemerkte ich mein Talemt zum Singen und beteiligte mich in einer Hymnengruppe. Als ich 13 Jahre alt war, liebte ich die Musik und wollte lernen, Klavier zu spielen.

    Daher bat ich meine Familie darum Klavierunterricht zu nehmen, die jedoch leider nicht zustimmte. Damals hatte ich auch großes Interesse zu tanzen aber das war nicht möglich. Mit meiner Tante fing ich dann endlich heimlich in einem Zimmer mit dem Tanzen an. Ich habe alles heimlich weitergemacht, bis ich meinen Mann geheiratet habe. Ich habe mit ihm über die Musik gesprochen und er hat mir erlaubt,  mit einer Musikband zu arbeiten.

    Aber als meine Familie davon erfuhr, hat mein Mann mir das verboten. Danach fingen die Probleme und Konflikte in meinem Leben an. Damals bin ich regelmäßig zur Kirche gegangen und mein Mann hat das am Anfang nicht gewusst. Er hat mich gewarnt, dass er meine Familie darüber informieren würde. Wir hatten sehr viele Probleme und schließlich haben wir uns geschieden. Wir haben ein gemeinsames Kind und mein Mann hatte im Iran das Recht das Kind zu behalten. Ich hatte viel Angst und musste schließlich das Land verlassen.

    Ein Traum wird Wirklichkeit

    Ich entschied mich, nach Deutschland zu kommen. Als ich nach Hamburg kam, habe ich im Ersteaufnahmecamp im Hörgensweg gwohnt. Eines Tages hat eine Frau (Bieli) mich in das Cafe, Eidelstedt Bürgerhaus mitgenommen.  Dort traf ich zwei Musiker, die Gitarre gespielt haben. Ich habe sie gefragt, ob ich mit ihnen singen könnte. Das war der erste Tag in Deutschland, an dem ich gesungen habe. Später bat das Bürgerhaus um einen Musikkurs für geflüchtete Menschen. Seit 3 Jahren arbeite ich nun mit Bethina und Dumisani im Projekt, Musik-United.

    Nun möchte ich das, was ich bereits gelernt habe, unterrichten und es anderen Menschen im Stadtteil beibringen. Ich möchte ein neues Musikprojekt entwickeln. Durch das Projekt möchte ich den Menschen Glück bringen, Spaß an der Musik vermitteln und die Möglichkeit bieten unsere Kulturen und Talente untereinander auszutauschen. Ich bin eine Künstlerin und möchte mein Wissen anderen Menschen beibringen. Ja, das ist mein Traum und hoffe, ich kann ihn erfüllen.

  • Der Weg zur Integration durch Tanz

    Ausbildung und Auslandserfahrungen

    Ich habe Performance Art in Brasilien studiert, hatte ein Stipendiat und habe dort an der staatlichen Universität für Tanz und Theater meinen Master gemacht mit dem Schwerpunkt zeitgenössische Tanzrituale. In Brasilien habe ich mich immer zuhause gefühlt, mit all den verschiedenen Identitäten. Brasilien ist in einem dauerhaften Identitätsfindungsprozess, denn es gibt in dem Land die verschiedensten Einflüsse. Von Indianern über Arabern, Afrikanern und Europäern sind hier alle Ethnien vertreten.

    Ich habe in dem Teil von Brasilien gelebt und gearbeitet, in dem ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung schwarz ist. Auch sie suchen – genau wie ich – ihre Wurzeln. Ich hatte immer große Schwierigkeiten mit diesem nur „Deutschsein“, habe schon immer nach den verschiedenen Seiten von Kulturen gesucht, einfach um mich ganz ausleben zu können. Insgesamt habe ich sieben Jahre in Brasilien verbracht. Und ich habe zwei Jahre im Senegal gelebt, um eben die westafrikanischen Tänze zu studieren. Dann war ich ein Jahr in New York, Havanna und später in Paris. In Paris habe ich auch meinen senegalesischen Tänzer, Musiker, Mann und Vater meiner Tochter getroffen.

    Zusätzlich zu diesem Master habe ich auch eine Therapieausbildung absolviert. Im Anschluss beschäftigte ich mich sechs Jahre intensiv mit dem Thema Selbsterfahrung und habe der Frage, wer ich bin, mit einem kreativen, humanistischen Ansatz nachgespürt. Ich habe also auch einen Abschluss als Gestalttherapeutin.

    Am Richard-Strauss-Konservatorium in München war ich zehn Jahre lang festangestellt. Arbeitsschwerpunkt waren kreative Tänze. Tanzimprovisation war schon immer meins, hier kann ich die verschiedenen Einflüsse miteinbeziehen. Doch ich hatte schon immer so eine Sehnsucht in mir. Ich habe gemerkt, dass wenn ich woanders, also im Ausland bin, in einer anderen Kultur mit einer anderen Sprache, dass ich dann noch mehr Anteile meiner Persönlichkeit ausleben kann. Und gerade in Afrika wird man so angenommen wie man ist, ich habe mich in dieser Kultur sehr willkommen gefühlt.

    Zuhause auf der ganzen Welt

    Ich habe also überall Wurzeln, fühle mich überall zuhause. In all diesen unterschiedlichen Kulturen kommen Anteile in mir zum Leuchten, die eben nur in diesem einem, speziellen Land hervorkommen, woanders aber nicht. In Afrika also erlebe und spüre ich mich ganz anders als beispielsweise in Brasilien. Und es geht immer auch um die Menschen und die Beziehungen, um den Humor, um die Sprache, um all diese kleinen Eigenheiten. Ich erlebe diese Aspekte sehr stark über meinen Körper. Wenn ich Capoeira mache, bin ich in einem anderen Swing als wenn ich den Sabar aus Senegal tanze.

    Diesen Reichtum finde ich wahnsinnig toll. Es geht immer darum, die verschiedenen Identitäten zu vereinen. Dafür ist das Tanzen ein super Mittel. Ich versuche immer, meine unterschiedlichen Identitäten gleichberechtigt zu leben, lasse sie miteinander kommunizieren. Es ist auch von großer Bedeutung, dass sie einander kennenlernen, sich begegnen. Denn alle Persönlichkeiten sind da, wollen gesehen werden. Diese Herangehensweise ermöglicht es mir, in mir zu ruhen und mich auf der ganzen Welt zuhause zu fühlen.

    Der Verein Tanz der Kulturen e.V. und die Bangoura Group

    Anfang 2018 habe ich meinen Verein Tanz der Kulturen gegründet. Wir machen viele Projekte mit verschiedenen Kooperationspartnern, zum Beispiel mit Fördern und Wohnen oder auch mit Political Bodies auf Kampnagel hier in Hamburg. In Frankfurt arbeiten wir mit dem Träger ÜberBrücken zusammen, er hat sich auf künstlerische Integrationsprojekte mit Geflüchteten spezialisiert.

    Teil des Vereins ist die Bangoura Group. Diese Musikgruppe verbindet Tanztheater mit Life Musik. Dabei gehen wir in den Dialog mit dem Publikum, beziehen es in unsere Performance mit ein. Wir spielen traditionell afrikanische Instrumente. Diese sind sehr komplex und es gibt auch nur wenige Menschen, die diese Instrumente überhaupt richtig beherrschen. Wir haben da zum Beispiel das Balafon, eine Art afrikanisches Xylophon, welches sehr erdig klingt. In Norddeutschland gibt es nur einen einzigen, wirklich guten Balafonisten.

    Dann haben wir noch die Kora, ein afrikanisches Seiteninstrument. Die Kora wird oft für Solo-Einsätze genutzt, unsere Band hat es jedoch in die musikalischen Stücke integriert. Ansonsten legen wir viel Wert darauf, dass unsere Musik nicht zu trommel-lastig wird und, dass wir viel mit Melodien arbeiten, was ja eher den europäischen Hörgewohnheiten entspricht.

    Improvisation steht ganz vorne

    Ergänzt wird unsere Musik durch eine Jazzsängerin. Uns ist auch wichtig, nicht nur auf afrikanisch zu singen, weil unser Publikum dies nicht verstehen würde. Also arbeiten wir mit englischem, französischem oder eben deutschem Gesang. Wir bieten eine Mischung aus verschiedenen Sprachen an, um den universellen Charakter zu unterstreichen.

    Und Improvisation steht bei uns ganz vorne. Gegründet wurde die Bangoura Group 2015, bei uns finden sich Musiker aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen. Wir bringen Fusion Musik auf die Bühne, was oft nicht einfach ist, denn dies fordert immer auch eine menschliche „Fusion“, bei der die Kommunikation, vor allem die verbale, sehr wichtig ist. Wie kann diese „Fusion“ also letztendlich funktionieren? Ich habe mir Hilfe von einem brasilianischen, international renommierten Musik-Arrangeur geholt, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hat. Er arbeitet auch mit Menschen, die keine Noten lesen können. Und wir setzen auf Rituale.

    Der Einsatz von Ritualen

    Ich beziehe mich bei meiner Arbeit immer wieder auf den rituellen Aspekt. Der Übergang von deinem Zuhause beispielsweise zur Arbeit oder – in meinem Fall – zur Tanzstunde, ergibt eine Identitätsverschiebung. Zum einem bist du privat in deinen eigenen vier Wänden, dann ziehst du deine Tanzsachen an und bist jetzt Tänzerin. Das zu vollziehen, diese Erkenntnis, dass der Alltag nun abgelegt wird und wir uns in eine neue Identität begeben, ist Teil des Rituals. Hier bemühe ich mich immer um eine Verlangsamung und um ein bewusstes Spüren dieser Transformation.

    Die drei Phasen des Rituals sind die Separation vom Alltag, das Erleben einer Reise und die Integration wieder zurück in den Alltag. Dies bewusst zu gestalten, besonders im Tanzen und in der Musik, darum geht es mir. Die Bewusstseinsbildung steht im Fokus, aber es geht immer auch um Gemeinschaftsbildung. Was dies konkret bedeutet, das konnte ich viel und intensiv in den afrikanischen Kulturen lernen. Die Musik, das Tanzen sind ein ständiger Dialog. Es geht auch um das Hören: Einander zuzuhören, aber auch gehört zu werden, um Wahrnehmung. All das sind Grundbedürfnisse des Menschen.

    Perspektiven finden

    Und wir bieten Workshops an, gerade für geflüchtete Kinder und Jugendliche. Hierbei geht es vor allem darum, Aggressionen abzubauen beziehungsweise sie kreativ zu transformieren. Dies geschieht durch Tanzen und Musik, besonders die Trommel ist hierfür sehr geeignet. Ich bin der Meinung, dass die afrikanische Kultur ein optimales Ventil zum Abbau von Aggressionen bietet. Wir holen die Kids aus den Flüchtlingsunterkünften. Es ist nicht gut, wenn sie den ganzen Tag nur drinnen vor dem Fernseher hocken.

    Menschen brauchen einfach mehr als nur ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Es ist eine unserer Aufgabe, die Kinder einzuladen, etwas zu tun. Darüber müssen wir uns ernsthafte Gedanken machen, denn sonst kreieren wir die nächsten Katastrophen. Die Jugendlichen können abrutschen in Drogen, Arbeitslosigkeit und Hartz IV. Sie brauchen dieses Gesehenwerden, die Wertschätzung und den Aufbau stabiler Beziehungen. Doch leider ist der bürokratische Aufwand hier ein Problem.

    Um ein fünftägiges Projekt durchzuführen, bedarf es eines immensen Arbeitsaufwands, besonders um die nötigen Gelder zu generieren und es dauert oft Monate, bis so ein Projekt überhaupt bewilligt wird. Wir brauchen diese Bürokratie nicht, sie ist unnötig. Was wir brauchen, sind Sozialpädagogen; die Künstler brauchen eine pädagogische Ausbildung. Alternativ kann man natürlich in Tandems zusammenarbeiten, also ein Künstler und ein Pädagoge tun sich zusammen, gehen in den nötigen, fachlichen Dialog, nehmen sich Zeit für Teamsitzungen, arbeiten einheitlich. Da wird jedoch bei Ausschreibungen viel zu wenig drauf geachtet.

    Integration durch Musik

    Das Wort Integration hat für mich verschiedene Bedeutungen. Einmal gibt es die kulturelle Integration. Ich möchte diesen Begriff jedoch weiterfassen. Und zwar möchte ich auf die Integration unserer verschiedenen inneren Persönlichkeiten eingehen. Dazu gehören auch unsere Schattenseiten, eben die Seiten, die wir nicht so gerne ansehen oder auch zeigen. Wir reagieren dann mit Ablenkungen, mit Konsum oder auch mit Medikamenten wie beispielsweise Antidepressiva, einfach um nicht die aggressive oder die phlegmatische Seite zu zeigen.

    Ich verstehe Tanzarbeit als Integrationsarbeit. Diese ganze Bandbreite an verschiedenen Gefühlen, die wir nun mal haben, einzubeziehen, das ist, womit ich arbeite. Auch die destruktiven, traumatischen Gefühle dürfen sein, dürfen sich ausdrücken. Es ist jedoch leider kulturell bedingt, dass solche Gefühle eher unterdrückt und verdrängt werden. Dadurch entstehen Krankheiten. Tanzen, Kunst und Musik bieten eine hervorragende Möglichkeit, diese Emotionen zuzulassen. Bei mir wird viel geweint und geschrien, unpopuläre Gefühle wie Wut, Trauer, Angst, Scham und Unsicherheit bekommen einen Raum, dürfen ausgelebt werden.

    Wir leben ja leider in einer Scham-, Sünde- und Schuld-Gesellschaft, geprägt durch unser christliches Weltbild. Im Tanz können wir uns behutsam zeigen, alles darf sein, eben auch die negativen Gefühle. Und alles geschieht freiwillig, ohne Druck. Am Ende einer jeden Session nehme ich mir viel Zeit für eine Abschlussrunde, wir tauschen uns über das Erlebte aus, teilen unsere Erfahrungen. Wir schauen, wo es Gemeinsamkeiten gibt, betrachten aber auch die Unterschiede.

    Unterschiede und Gemeinsamkeiten erleben

    Das ist für mich auch Integration: Die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten in diesem persönlichen, tiefen Aspekt zu erleben. Denn je tiefer wir in die Persönlichkeit gehen, desto mehr Gemeinsamkeiten gibt es. Die Unterschiede sind oft nur oberflächlich. Wenn wir tiefer gehen, dann geht es immer um Anerkennung, um Wertschätzung und um Liebe. All diese Dinge kann man wunderbar mit Musik und Tanz verinnerlichen.

    Integration verläuft auf verschiedenen Ebenen, denn als Mystikerin weiß ich, dass innere Prozesse sich direkt im Äußeren wiederspiegeln. Afrikanischer Tanz basiert auf Mythen. Im Tanzen haben wir die Möglichkeit, unsere verschiedenen Persönlichkeitsanteile, also zum Beispiel die Kämpferin in uns oder auch die Faulenzerin, die Verführerin und Närrin in uns auszuleben und dadurch zu integrieren. Integrieren heißt auch gesehen zu werden, sich kreativ ausdrücken und sich wertzuschätzen. Im Dialog mit dem Gegenüber findet Veränderung statt.

    Alles was sich zeigen darf, kann sich verändern. Tanzen im Ritual, so wie ich es verstehe, gibt uns diese Möglichkeit. Wir Menschen sind Unlust-Vermeider, jeder hat einen inneren Flüchtling. Wir brauchen den Halt der Gemeinschaft, um uns mit unseren unbequemen, unpopulären und schmerzhaften Realitäten zu konfrontieren.

    Warum ausgerechnet der afrikanische Tanz?

    Ich habe mir selber schon oft die Frage gestellt, warum ich mich ausgerechnet für die afrikanische Musik und Kultur entschieden habe. Ich komme aus einem kleinen Ort, in dem mir nie ein Afrikaner begegnet ist. Und auch in meiner Familie hat niemand einen Bezug zu Afrika. Aber ich habe schon immer gerne getanzt und damit fing es an. Im klassischen Ballett oder auch im Modern Dance hieß es immer: Naja, Stephanie tanz ja ganz gut und das, obwohl sie dick ist.

    Als ich dann bei den Afrikanern meine erste Tanzstunde genommen habe, hieß es plötzlich: Elle danse fort – also: Sie tanzt stark. Und der afrikanische Tanz ist ganz anders, es geht viel um die Sichtbarkeit von Energie im Tanzen an sich, um den Dialog und nicht so sehr um die äußere Form. Und er ist spontan, improvisiert. Eben diese Improvisation ist das Grundelement des afrikanischen Tanzes und nicht die Imitation einer Choreographie.

    Kulturelle Grenzen durch Tanzen abbauen

    Mit der Musik und dem Tanz beziehe ich mich einmal auf mich selber und einmal auf meine Umwelt. Dadurch kann ich nicht nur mich spüren, sondern auch meinen Gegenüber. Ich trete mit ihm in Kontakt und das über kulturelle Grenzen hinweg. Ich muss nicht seine Sprache sprechen, wir verstehen uns auch so, kommunizieren durch die Musik, durch das Tanzen, durch die Bewegung. Unser Umgang ist respektvoll und wir konzentrieren uns auf unsere Stärken.

    Die Tanzausbildung nach der Bangoura Methode

    Diese Tanzausbildung findet an sieben Wochenenden statt. Jedes Wochenende widmen wir uns einem Thema. Es geht primär darum, die verschiedenen Anteile in uns zu hören. Mal beschäftigen wir uns mit der Befreiung, mit dem Wilden, dem Ungezähmten in uns. Aber auch mit unserem Stolz. Die verschiedenen Themen habe ich auf der Basis von afrikanischen Mythen entwickelt, sie werden mit der Haltung der Gestalttherapie getanzt und belebt.

    Meine Teilnehmer lernen mit Hilfe von Improvisation und eben der Life Musik diese Themen in sich zu bearbeiten, sie zu entdecken und auszudrücken. So können sie diese Aspekte später in ihrer eigenen Gruppe anleiten und umsetzen. Das ist natürlich ein längerer Prozess.

    Das Buch zur Ausbildung

    Derzeit schreibe ich an einem Lehrbuch für meine Ausbildung. Dieses Buch beschreibt die Grundprinzipien des afrikanischen Tanzes. Es geht intensiv auf die Rituale, die Wiederholung und die Improvisation ein. Und es beschreibt wie diese drei Elemente kreativ durch Tanz und Musik umgesetzt werden können. Der wiederholende Aspekt ist sehr typisch für die afrikanische Musik, würde es diesen nicht geben, dann wäre es keine afrikanische Musik.

  • Solicasino auf Kampnagel

    Zocken für den guten Zweck – das ist das Solicasino auf Kampnagel! Im Festivalgarten des Internationalen Zentrums für schönere Künste befindet sich das Migrantpolitan, ein Aktionsraum für neue, kulturelle Ideen, die die Integration fördern sollen. Das Migrantpolitan steht aber auch für ein klein wenig Anarchie, für Solidarität und für eine klare Positionierung gegen rechtes Gedankengut. Es ist vielmehr ein Ort des Austausches, des Miteinander, in dem Geflüchtete und Locals zusammenkommen um zusammenzuarbeiten.

    Wie alles begann

    Heute Abend öffnet das Migrantpolitan seine Türen für das Solicasino. Am Eingang hat Nadine Stellung bezogen. Die 44-Jährige, die eigentlich in der Dramaturgie auf Kampnagel arbeitet, hat das Solicasino zusammen mit ihren Mitstreitern im Jahr 2015 erfunden.

    Organisatorin Nadine
    Organisatorin Nadine Foto: Sophie Martin

    „Am Anfang war es nur eine Idee“, beginnt Nadine zu erzählen, „doch dann haben wir den Klassiker des solidarischen Entertainments weiterentwickelt und das Ganze nahm Form und Struktur an. Meine Mitarbeiter und ich haben uns lustige Spiele ausgedacht. Im Vordergrund steht natürlich der Spaß, aber gezockt wird für den guten Zweck. Als Spieleinsatz werden Ufos benötigt, für fünf Euro kann man hier am Eingang bei mir zehn Ufos kaufen. Der Gewinn geht an soziale Projekte in Hamburg, wie beispielsweise an die Lampedusa Flüchtlinge, die seit 2013 für ein dauerhaftes Bleiberecht kämpfen.“

    Inzwischen ist es voller geworden in dem kleinen Raum, in dem überall Tische mit den verschiedenen Spielen aufgebaut sind. Das Licht ist gedämpft, leise Musik tönt aus den Lautsprechern und an der Bar decken sich die Gäste mit Getränken ein. Es gibt Flaschenbier für drei Euro, Wein – wahlweise rot oder weiß – für vier Euro fünfzig. Die Stimmung ist ausgelassen, man hört Menschen lachen, alle sind gut drauf, haben Spaß, amüsieren sich.

    Speeddarting

    Schräg gegenüber vom Eingang betreut Michel einen Tisch mit seinem selbst entwickelten Spiel „Speeddarting“.

    „Das Spiel funktioniert wie folgt“, erläutert Michel und zeigt auf die Weltkarte hinter sich, „man zieht zunächst einen Zettel. Auf diesem Zettel steht der Name eines Landes, einer Stadt oder eines Flusses. Dann nimmt man einen Dartpfeil und muss mit diesem den geografischen Ort auf der Landkarte treffen“.

    Michel ist 38 und arbeitet eigentlich in der Musikbranche.

    „Ich mache das hier ehrenamtlich, bin von Anfang an mit dabei. Es ist mir wichtig, mich für den guten Zweck einzusetzen, etwas Gutes zu tun. Und ich habe jede Menge Spaß dabei, die Nächte hier im Migrantpolitan sind immer witzig und amüsant.“

    Michel vom Speeddarting
    Michel vom Speeddarting Foto: Sophie Martin

    Zwei Gäste sind neugierig nähergekommen, gucken anfangs noch ein wenig skeptisch, lassen sich dann von Michel sein Spiel erklären.

    „Wir zocken gerne und hier lässt sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Wir können spielen und der Erlös geht an soziale Projekte, das gefällt mir“, sagt der junge Mann, der in Begleitung seiner Freundin hier im Migrantpolitan ist. Diese hat nun einen Zettel gezogen, auf ihm steht in Druckbuchstaben „Baikalsee“.

    Also lässt sie sich von Michel einen Dartpfeil geben, geht ein paar Schritte zurück, kneift die Augen zusammen und zielt. Der Pfeil landet irgendwo in Russland, also fast richtig getroffen.

    An der Bar hat sich eine kleine Schlange gebildet, zocken macht durstig. Auf der linken Seite daneben steht Uta.

    Lose für die Tombola

    „Mein Job ist es, Lose für die Tombola zu verkaufen. Es gibt unter anderem Gutscheine für Veranstaltungen zu gewinnen, aber auch T-Shirts, LPs oder Bücher. Auch ich arbeite ehrenamtlich hier, engagiere mich für den guten Zweck. Das bringt Spaß und ist wichtig“, erklärt die 36-Jährige, die ebenfalls als Dramaturgin auf Kampnagel arbeitet.

    Und auch die Coverband Boy Division Ensemble ist mit am Start.

    „Wir sammeln hier Geld für Menschen, die es wirklich benötigen, die hilfebedürftig sind. Und wir integrieren Flüchtlinge in unser Team, arbeiten mit ihnen gemeinsam, das ist toll zu sehen. Unsere Truppe besteht aus ungefähr 15 Leuten, darunter sind Leute aus dem afrikanischen Raum, aus Afghanistan, Syrien oder dem Iran. Alles ist multikulti, das ist das Schöne an der Arbeit hier“, sagt Bernd, der die die Band Boy Division Ensemble vor 22 Jahren mitgegründet hat.

    Eine Menschengruppe beim Solicasino
    Zocken für den guten Zweck Foto: Sophie Martin

    Beim Solicasino ist für jeden was dabei, neben klassischen Kartenspielen gibt es eben viele verrückte Spiele, die sich die Macher selbst ausgedacht haben.

    „Wir zocken hier bis vier, fünf Uhr morgens, es kommen über die ganze Nacht verteilt so an die dreihundert Gäste. Wir wollen etwas Gutes tun, alle im Team sind ehrenamtlich, arbeiten, ohne Geld dafür zu bekommen“, ergänzt Bernd.

    Termine

    Das Solicasino findet einmal pro Quartal auf Kampnagel im Migrantpolitan statt und während des Sommerfestivals vom 7. bis 25. August auch öfter. Die genauen Termine findet ihr unter dem folgenden Link:  Der Eintritt ist frei.

  • Sommerfest in der Eiffestraße: Miteinander tanzen

    Man hört Kinder lachen, Menschen, die sich auf den unterschiedlichsten Sprachen unterhalten, dazu laute Musik aus den aktuellen Charts zu denen getanzt wird, gespielt von einem DJ auf der Bühne direkt am Eingang des Hinterhofes der Wohnunterkunft in der Eiffestraße 48 in Hamburg Hamm. Der Geruch von Gegrillten liegt in der Luft, es ist ein klein wenig schwül, Schweiß fließt, aber die Sonne scheint und es gibt nur ein paar vereinzelte Wolken am Himmel.

    Ein Sommerfest für die ganze Familie  Foto: Sophie Martin

    Es ist Dienstag, der 6. August, kurz vor 13 Uhr, in wenigen Minuten beginnt das Sommerfest von Fördern und Wohnen. Die Stimmung ist ausgelassen, die Bewohner freuen sich auf ein friedliches Zusammensein, auf leckeres Essen, auf gute Musik und auf entspannte Unterhaltungen.

    Die Gründung von Fördern und Wohnen

    Anlass dieser Veranstaltung ist das 400-jährige Jubiläum von Fördern und Wohnen. Fördern und Wohnen wurde vor zwölf Jahren gegründet, die Geschichte dieses Unternehmens reicht jedoch viel weiter in die Vergangenheit zurück. 1619 entstand am Alstertor das Werk -und Zuchthaus als erste städtische Fürsorge-Institution. Dort waren jedoch Zwangsarbeit, harte Strafen für Fehlverhalten und Strafvollzug an der Tagesordnung, denn Läuterung durch Arbeit war im 17. Jahrhundert eine gängige Methode.

    Doch im Laufe der Zeit hat sich die Situation drastisch geändert. Heute geht es bei Fördern und Wohnen vor allem darum, den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, ihnen Teilhabe zu ermöglichen, sie zu ermutigen und selbstverständlich auch, sie kompetent zu beraten.

    Diese Herangehensweise ist verhältnismäßig jung, denn erst zu Beginn der 1960er Jahre kam die Idee auf, dass hilfebedürftige Menschen ein Recht auf staatliche Fürsorge haben, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Weitere 20 Jahre hat es gedauert, bis sich dieser Ansatz durchgesetzt hat.

    Die Unterkunft in der Eiffestraße 48

    Die Unterkunft in der Eiffestraße existiert seit drei Jahren, im März 2016 fand die Eröffnung statt. Insgesamt bietet sie Platz für 302 Bedürftige, derzeit sind alle Plätze belegt, die Einrichtung ist voll ausgelastet. Von den 302 Menschen, die hier wohnen, sind 110 Kinder und Minderjährige. An die 25 Nationen sind vertreten, darunter viele Syrer, Afghanen und Eritreer.

    Die einzelnen Wohnungen sind klein, es gibt eine provisorische Küche, das Gemeinschaftsbad befindet sich auf dem Flur. 590 Euro kostet eine solche Bleibe pro Person, sie wird überwiegend durch die Grundsicherung vom Jobcenter finanziert, nur einige wenige Bewohner arbeiten und kommen selber für die Kosten auf.

    Im Gespräch mit Mohamad

    „Ich bin seit insgesamt vier Jahren in Deutschland und wohne seit 2,5 Jahren hier in der Eiffestraße“, beginnt Mohamad zu erzählen, während er auf einer der Holzbänke im Innenhof sitzt und an seiner Tasse Kaffee nippt.

    „Ich habe palästinensische Wurzeln, komme aber aus Syrien, aus Aleppo. In Syrien war ich Beamter, jetzt mache ich hier in Deutschland einen Vorbereitungskurs und meinen Führerschein, ich möchte gerne Busfahrer werden. Zurzeit werden wir durch das Jobcenter finanziert, das ist nicht viel, aber es reicht aus. Ich bin froh, mittlerweile hier in der Unterkunft zu leben. Unsere Wohnung ist nicht gerade groß, aber es ist viel, viel besser als die Erstaufnahmeeinrichtung. Wir kommen zurecht.“

    Mohamad aus Syrien mit seiner Tochter
    Mohamad aus Syrien mit seiner Tochter  Foto: Sophie Martin

    Der 30-Jährige hält kurz inne, streicht seiner Tochter, die links neben ihm sitzt, über den Kopf, dann fährt er fort:

    „Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, das hier ist meine Tochter, sie ist sechs Jahre alt und geht in die Vorschule. Ihr älterer Bruder ist acht und besucht die dritte Klasse einer Grundschule. Meine Familie ist das Wichtigste für mich, ich bin froh, dass meine Kinder hier in Deutschland aufwachsen können, in Frieden, und nicht in Syrien, wo Krieg und Zerstörung herrscht. Das Leben in Syrien ist gefährlich, man ist nirgendwo sicher. Deswegen bin ich sehr, sehr dankbar, jetzt in Deutschland, in Hamburg zu sein. Hier muss ich keine Angst haben, vor allem nicht um meine Kinder.“

    Inzwischen hat sich Farid auf die Bank gegenüber gesetzt, ebenfalls mit einer Tasse Kaffee und etwas zu essen, es gibt verschiedene Salate, gegrilltes Fleisch, selbstverständlich halal, dazu Brot.

    Farid erzählt seine Geschichte

    „Ich komme aus Afghanistan, aus der Stadt Masar-e Scharif, sie ist die viertgrößte Stadt in Afghanistan. Ich habe allerdings die letzten 21 Jahre im Iran gelebt. Eigentlich bin ich gelernter Schneider, habe aber im Lager gearbeitet, das war harte, körperliche Arbeit und trotzdem hat das Geld kaum gereicht, um meine Familie zu ernähren. Ich bin ebenfalls verheiratet, habe drei kleine Kinder. Und auch bin sehr froh und vor allem sehr dankbar, jetzt mit meiner Familie hier in Deutschland zu leben.

    In Hamburg habe ich ehrenamtlich als Fußballcoach gearbeitet, habe zwei Mannschaften trainiert. Doch mein Herz macht mir schon seit längerem Probleme, deswegen bin ich momentan arbeitsunfähig. Ich hoffe, dass sich das bald ändert, dass ich bald einen richtigen, bezahlten Job anfangen kann, um meine Familie zu ernähren.“

    Auftritt der Bangoura Group

    Im Hinterhof ist es voller geworden, die Bangoura Group hat die Bühne betreten. Verschiedene, typisch afrikanische Instrumente sind zu sehen, unter anderem die Djembré, eine westafrikanische Blechtrommel, ein Balafon, also ein Xylophon, und die Kora, eine Stegharfe, die mit beiden Händen gezupft wird.

    Spielen auf dem Sommerfest: Die Bangoura Group 
    Spielen auf dem Sommerfest: Die Bangoura Group  Foto: Sophie Martin

    Die drei Musiker aus Westafrika haben traditionelle, afrikanische Gewänder an, bunt und farbenfroh, der Anblick muntert auf, macht gute Laune.

    „Wir spielen sowohl eigene als auch traditionelle Kompositionen aus den Ländern Burkina Faso, Guinea, Senegal, Jamaika und Brasilien. Wir bringen eine Mischung aus Soulgesang, Gitarre und eben den typisch, afrikanischen Instrumenten auf die Bühne“, erläutert Stephanie Bangoura, Gründerin der Bangoura Group sowie des Vereins Tanz der Kulturen. Ihr Verein ist ein Verbund von TänzerInnen, MusikerInnen und PädagogenInnen.  Ziel ist es, Menschen mit unterschiedlichen sozialen sowie kulturellen Hintergrund Musik und Tanz zugänglich werden zu lassen.

    „Unsere Intention ist es, bei unseren Live-Performances das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Wir sind international aufgestellt, wir wissen, wie es ist, mit Vorurteilen und Ausgrenzung zu kämpfen. Wir wollen durch unsere Musik einen Teil zur Integration und zur Inklusion leisten. Kultur macht stark und es geht uns um den Dialog“, ergänzt Stephanie Bangoura.

    Stephanie Bangoura mit einem ihrer Musiker 
    Stephanie Bangoura mit einem ihrer Musiker  Foto: Sophie Martin

    Und der Auftritt der Bangoura Group auf dem Sommerfest ist ein voller Erfolg, vor allem die Kinder haben Spaß, tanzen ausgelassen, singen mit, klatschen in die Hände, vergessen für einen Moment ihre Probleme und Sorgen.

    „Ich liebe Musik und ich liebe es, zu Tanzen“, sagt ein kleines Mädchen, sie mag vielleicht sechs, sieben Jahre alt sein und hat sich beim Kinderschminken im hinteren Teil des Hofes in eine kleine Katze verwandelt. „Beim Tanzen fühle ich mich frei, lasse mich von der Musik treiben, bewege mich und höre auf, nachzudenken.“

    Insgesamt wurde das Sommerfest über den Tag verteilt von an die 400 Teilnehmern besucht. Es war eine sehr friedliche, harmonische Veranstaltung. 

    Die Bewohner in der Eiffestraße 48 haben vielleicht nicht viel Geld, aber sie halten zusammen, sind füreinander da, helfen sich gegenseitig, unterstützen sich. Und das ist doch das Wichtigste.

  • Lernen mit Musik: Zuhören und ermutigen

    Der 24-jährige Musiker und angehende Erzieher gehört zu der Gruppe von 17 Hobby- und Profi-Musikerinnen und Musikern, die an der Zertifikats-Fortbildung ‚Interkulturelle Musikpraxis‘ vom Verein Tontalente im Rahmen des Projekts MuV (Musik und Vielfalt) in Lübeck teilgenommen haben.

    Die Musikhochschule Lübeck und der Landesmusikrat Schleswig-Holstein sind Kooperationspartner dieser interkulturellen Fortbildung.  Der inhaltliche Bogen reicht von Musikethnologie über Makams und Rhythmen, Musik- und Sprachförderung bis hin zu Projektentwicklung und Networking.  Und natürlich kommt auch das gemeinsame Musik machen nicht zu kurz.

    Welche Rolle spielt Musik in unserem Leben?

    Die Hälfte der Teilnehmenden ist zugewandert. Menschen aus verschiedenen Ländern und Lebensbereichen nehmen an der Qualifizierung teil. Die Altersspanne reicht von jungen Studierenden bis hin zu Menschen, die bereits seit mehr als 30 Jahren in einem sozialen oder pädagogischen Beruf arbeiten. Allen gemeinsam ist, dass sie mit Musik beruflich oder privat zu tun haben: in Kitas, Schulen, Stadtteilen, Jugendzentren oder anderen Bereichen. Nun ist es ihr gemeinsamer Wunsch, neue Musikkulturen kennen zu lernen und neue Ausdrucksmöglichkeiten gemeinsam auszuprobieren.

    „Ich habe so viele neue Lieder aus den verschiedenen Kulturen kennen gelernt und sehr gute Vorträge über elementare Musikpädagogik gehört.  Und ich habe viel darüber diskutiert, welche Rolle Musik in unserem Leben spielt“, schwärmt auch Astghik Sisakyan aus Armenien. Sie engagiert sich neben der Ausbildung noch beim Frauenmusiktreff von Tontalente.  Am Anfang habe sie keinen gekannt. Doch in Laufe der fünf Wochenenden von Ende Oktober 2018 bis Ende März 2019, „sind wir wie eine Familie geworden.“

    Lernen, eigene Vorstellungen zu hinterfragen

    Die gemeinsame Lernerfahrung in dieser so vielfältigen Gruppe ist etwas Besonderes. Denn es geht bei diesem Kurs nicht im klassischen Sinne darum, Fertigkeiten an einem bereits vertrauten Instrument zu verbessern.  Zum Lernweg gehört zunächst die Bereitschaft, sich gerade auch mit unvertrauten Musikkulturen auseinanderzusetzen. Die Männer und Frauen entdecken, was es heißt, den Begriff „Musik“ völlig neu zu hinterfragen. Überraschende Begegnungen und das Experimentieren mit Stimmen und Instrumenten prägen die besondere Atmosphäre in der Gruppe. Beim gemeinsamen Musik machen können alle ihre verschiedenen Erfahrungen und Ideen einbringen.

    Immer wieder tauchen dabei spannende Fragen auf. Wo und wie werden Maßstäbe für richtige oder falsche, gute oder schlechte Musik festgelegt? Und was bedeutet das für den interkulturellen Austausch?  Was meinen wir, wenn wir Begriffe wie „Weltmusik“ benutzen? Die Vorstellung von Musik als eine „Weltsprache“ mag schön klingen, wird aber oft leichtfertig aus einer eher einseitigen Perspektive beschrieben. Ohne der großen Vielfalt an Wahrnehmungs- und Ausdrucksweisen dabei wirklich gerecht zu werden. Auf der Suche nach einer vermeintlich verbindenden gemeinsamen Sprache kommen schnell werteästhetische Maßstäbe mit ins Spiel. Aber genau diese lassen einen echten Austausch oft nicht zu.

    Lernen als Prozess

    Bei diesem Kurs wird deutlich: Das eigentliche Lernen geschieht hier für alle – und für jeden und jede anders – als Prozess. Es ist nicht gebunden an vorgegebene Genres und nationale Prägungen, die festlegen, ob etwas richtig, falsch oder gar authentisch ist.

    Dabei ist in allen Phasen der offene Austausch wichtig. „Immer wieder geht es bei Musik darum, aufeinander zu hören“, stellt eine der Teilnehmenden fest. „Und dieses Zuhören – das sensibilisiert auch insgesamt die Wahrnehmung in der Begegnung.“

    Im Frühjahr 2019 kam anlässlich der Abschlussfeier für den ersten Kurs vieles davon in einem gemeinsamen mehrsprachigen Musikstück zum Klingen. Nach diesem ersten erfolgreichen Zertifikats-Kurs  wird daran gedacht, diese interkulturelle Fortbildung noch deutlicher über die Grenzen Lübecks hinauswirken zu lassen.

    Und auch für die ersten Absolvent*innen steht am Ende eher eine Öffnung als ein Abschluss. Das Lernen durch Musik bleibt ein Prozess. Es hat viele dazu ermutigt, sich musikalisch mehr zu trauen als anfangs gedacht. Das bleibt – und das wird weiterwirken.

    Wer neu einsteigen möchte: Hobby- und Profi-Musiker*innen können sich für die kommende Fortbildung bewerben. Sie läuft von September 2019 bis Februar 2020 und umfasst 5 Wochenenden.

    Kontakt und Quelle der Infos

     

     

  • Musiktheaterprojekt – Verführung aus dem Serail

    Dokumentarisches Musiktheaterprojekt

    Seit ihrer Uraufführung im Jahr 1782 ist Mozarts Oper eines seiner erfolgreichsten Bühnenwerke – im deutschsprachigen Raum, rund um den Globus und vor allem in der Türkei, wo Mozart sein schillerndes Singspiel über Verführung, Treue und Liebe platzierte.

    Bei diesem Bremer Musiktheaterprojekt zu Mozart nehmen Personen aus Deutschland, Australien, USA, Brasilien, Korea und Syrien teil –  und zwar Profis, Opernsänger, Musiker und andere Menschen. Am 23. Mai gibt es zum Abschluss im Theater Bremen die Uraufführung.

    Student, Sänger und Schauspieler

    Einer der Sänger in diesem dokumentarischen Musiktheaterprojekt ist Wissam Alkhalil.  Mit ihm habe ich gesprochen. Wissam ist 24 Jahre alt, kommt aus Damaskus in Syrien, lebt seit fünf Jahren in Hamburg und studiert Bauingenieurwesen an der TU Hamburg. Zugleich ist er aber auch Schauspieler und Sänger. Als er neu in Deutschland war, lernte er den Regisseur eines Theaterstücks kennen und durch diesen Kontakt fing er an, im Theater an Opernaufführungen mit ihm zu arbeiten. Er genießt diese Kunst und hatte bisher vier Theateraufführungen in vier verschiedenen Bundesländern wie Berlin, Frankfurt, Hamburg und jetzt Bremen.

    Wissam erklärt, dass Theateraufführungen und Gesang für ihn eine negative Seite haben, weil er seine Kurse an der Universität verpasst.  Aber er schafft es, sein Studium und seine Theaterarbeit miteinander zu vereinbaren.

    Weitere Infos:

kohero-magazin.com