Schlagwort: migrantisch gelesen

  • Olga Grjasnowa: „Nicht die mutigsten Texte werden gelesen, gekauft, rezipiert“

    Was man besonders an Olga Grjasnowa schätzt – und was ihr auch in diesem neuen Roman „Juli, August, September“ wieder gelingt – ist ihr bitterer Humor, der keine Grenzen kennt. Sie schafft es, tragische Geschichten mit einem Humor zu erzählen, der den Leser*innen zwischen Lachen und Nachdenklichkeit hin- und herreißt. Man ertappt sich dabei, über hochkomplexe und tief ernste Themen zu lachen, denn Olga Grjasnowa setzt sie sich auch diesmal intensiv mit der Frage der Identität auseinander.

     

    Bereits seit der Veröffentlichung deines Debütromans giltst du eine der wichtigsten Stimmen der jungen deutschen Literatur. Behzad Karim Khani sagte zuvor, dem deutschen Literaturbetrieb fehle Schub von der Straße. Daran anknüpfend sagte Shida Bazyar, die unkonventionellen und mutigen Texte gelten eher als Ausnahmen, sozusagen als „Gäste“ in der deutschen Literaturlandschaft. Was sagst du? Spiegelt die gegenwärtige deutsche Literaturlandschaft aus deiner Sicht die Vielfalt der Gesellschaft?

    Ich bin mir nicht sicher, ob es die Literatur – egal in welcher Gesellschaft – es je tut. Ich würde auch gerne festhalten, dass Literatur nicht die Realität ist, sondern die konstruierte und manchmal vereinfachte Abbildung oder auch Vermeidung oder eine Annahme dieser ist. Es gab mehr als genug Versuche, dies in der Literatur zu erreichen, wie etwa in der Sowjetunion, aber es ist nicht sehr gut ausgegangen. Zumindest künstlerisch. Ich glaube auch nicht an die Glorifizierung der Straße, dafür kenne ich zu viele Menschen, die da gelandet sind. Aber, auch, weil ich literarisches Schreiben unterrichte, es wird immer vom Jahrgang zum Jahrgang diverser!

    Ehrlich gesagt, ist es auch nicht die „Schuld“ der Schreibenden, sondern auch die der „Lesenden“ – welche Texte werden am liebsten gelesen, gekauft, rezipiert? Es sind nicht die mutigsten und unkonventionellen. Nur auch da müssen wir zwischen Genre und Biografie unterscheiden, die bedingen sich nicht.

     

    In deinem neuen Roman „Juli, August, September“ erzählst du eine schmerzhafte Familiengeschichte auf eine witzige Weise. Die Geschichte ist extrem bitter, jedoch sehr unterhaltsam. Inwiefern hängt die Art von Erzählen mit deiner eigenen Familiengeschichte und Biografie zusammen?

    In diesem Buch ist es ein Spiel damit, eine Art was wäre wenn. Aber das ist vielleicht auch mein eigener Zugang zum Schreiben, ausgehend von mir alles zu potenzieren. Aber die Geschichte aus „Juli, August, September“ basiert auf den Erzählungen meiner Großmutter, nur Maya ist erfunden.

     

    Entfremdung und Identität sind Fragen, die du in all deinen Werken thematisiert hast. Woher liegt diese Auseinandersetzung mit der Identitätsfrage?

    Eigentlich fand ich immer, ich setzte mich nicht damit auseinander. Nur in den letzten beiden Romanen. Und das sind tatsächlich Fragen, die sich aus meiner Biografie heraus stellten.

     

    Du hast auch ein Sachbuch zur Mehrsprachigkeit veröffentlicht und bist auch selbst mehrsprachig aufgewachsen. Wie prägt die Mehrsprachigkeit dein Schreiben?

    Ich bin eigentlich nur mit Russisch aufgewachsen und habe mit elf Jahren Deutsch gelernt, aber ich war immer in mehrsprachigen Umgebungen. Mein Traum war immer, mehrere Sprachen fließend sprechen zu können, aber ich habe es nur bei Deutsch und Englisch geschafft, was ziemlich traurig ist.

    Eigentlich ist mein Schreiben ausschließlich monolingual deutsch. Bei der Recherche konsumiere ich allerdings alles, auch vieles, was auf Englisch oder Russisch geschrieben wurde.

     

    Könntest du uns zwei oder drei literarische oder non-fiction Werke nennen, die dein Schreiben und deinen Werdegang als Autorin geprägt haben?

    Oh ja! Ich verehre Sigrid Nunez und Percival Everett. „Half of a Yellow Sun“ von Chimamanda Ngozi Adichie hat mich viel über Form gelehrt, und Zadie Smith mich als 19-Jährige darüber, dass Literatur Spaß machen und divers sein kann.

  • Bekomme ich diese Gelegenheit noch einmal?

    Hallo, mein Name ist Omid Rezaee, freier Journalist, Buchenthusiast und dein persönlicher Buchkritiker. Willkommen zur fünften Ausgabe von „migrantisch gelesen“!

    In einem Gespräch mit einer klugen Kollegin, in dem wir uns über die Belastung durch die Arbeit und ähnliche Themen austauschten, machte sie eine interessante Beobachtung: Menschen mit Migrationsgeschichte sagen selten Anfragen ab. Sie tendieren dazu, jede Gelegenheit wahrzunehmen, aus Angst, es könnte die letzte sein. Dahinter steckt oft der Glaube, sich immer wieder beweisen zu müssen und mehr leisten zu müssen als andere.

    Dieses Verhalten habe ich auch bei mir selbst oft festgestellt. Obwohl ich als freier Medienschaffender häufig bis über beide Ohren in Arbeit stecke, fällt es mir schwer, neue Aufträge abzulehnen. Mein erster Gedanke ist oft, dass ich diese Chance nicht noch einmal bekommen werde – ein Gedanke, der sich oft als trügerisch erweist.

    In diesem Zusammenhang hat mir das Buch Alle_Zeit von der Journalistin Teresa Bücker die Augen geöffnet. Bückers feministischer Blick auf Gesellschaft, Machtstrukturen und insbesondere auf das gesellschaftliche Konzept der Gegenwart bietet nicht nur eine treffende Analyse der aktuellen Situation, sondern auch konkrete Vorschläge für einen gerechteren Zugang zu unserer wertvollsten Ressource: Zeit.

     

    Tipp der Woche

    Alle_Zeit

    In „Alle_Zeit“ fordert Teresa Bücker nichts Geringeres als eine Revolution des Umgangs mit der Zeit. Sie analysiert eindringlich die ungleiche Verteilung von Zeitressourcen in unserer Gesellschaft und kritisiert die stetige Überlastung durch Arbeit und gesellschaftliche Erwartungen. Besonders hebt sie hervor, wie diese Missstände vor allem Frauen betreffen, die neben der Erwerbsarbeit auch noch den Großteil der Sorgearbeit tragen. Bückers Vision einer neuen Zeitkultur, in der alle Menschen ausreichend Zeit für Arbeit, Fürsorge und Selbstfürsorge haben, regt zum Nachdenken und Umdenken an – ein Buch, das wichtige Impulse setzt.

     

     

     

     

     

     

    „Meine Wut ist einer der Antriebe, die ich zum Schreiben nutze“

    Als ich diesen Newsletter ins Leben gerufen habe, habe ich mir eines versprochen: Hier wird nicht über Rassismus und Diskriminierung gejammert. Ich werde uns nicht als machtlose Opfer zeichnen, denn das sind wir nicht. Dennoch kommen wir nicht umhin, über Rassismus zu sprechen. In der letzten Ausgabe habe ich Gilda Sahebis Sachbuch Wie wir uns Rassismus beibringen vorgestellt. Diesmal möchte ich jedoch eine literarische Perspektive aufgreifen. Drei Kameradinnen von Shida Bazyar, das auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2021 stand, schildert die Geschichte von drei Freundinnen aus migrantischen Familien in Deutschland. Mit bemerkenswerter Präzision beschreibt Bazyar die Details so eindringlich, dass man sich beim Lesen immer wieder selbst darin erkennt. Und genau diese Erkenntnis macht wütend. Der Roman ist wie ein vorwurfsvoller Brief an die deutsche Mehrheitsgesellschaft.

    Foto: Tabea Treichel

     

    Mit Shida Bazyar habe ich nicht nur über diese Vorwürfe gesprochen, sondern auch darüber, welche Bedeutung Freundschaft für Menschen hat, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung zur Wehr setzen.

    In der vorherigen Ausgabe dieses Newsletters sagte mir Behzad Karim Khani: „Dem deutschen Literaturbetrieb fehlt das, was auch dem Rest Deutschlands fehlt – Schub von der Straße.“ Das erinnerte mich an einen Podcast zum zehnten Jahrestag der sogenannten Kessler-Debatte, in dem du sinngemäß fragst: „Wusstet ihr das nicht? Was ist daran neu?“ Würdest du sagen, dass die zeitgenössische deutsche Literatur weiterhin homogen und zuweilen langweilig ist?

    Ich würde sagen, dass wir immer noch damit beschäftigt sind, darum zu ringen, dass sie nicht homogen und langweilig bleibt. Zu sagen, dass sie es noch immer ist, würde ja leugnen, wie viele unkonventionelle und mutige Texte es in den letzten Jahren gab. Aber man sieht doch recht deutlich, dass diese Texte immer noch eher als Ausnahmen, sozusagen als „Gäste“ in der deutschen Literaturlandschaft gelten. Eine richtige Selbstverständlichkeit erarbeiten wir uns und das fühlt sich in manchen Phasen (nach Veröffentlichungen von Nominierungslisten oder

    Verlagsprogrammen) dann oft an wie ein Kampf gegen Windmühlen.

    In „Drei Kameradinnen“ stellst du Freundschaft – oder besser gesagt Sisterhood – als zentralen Widerstandsort gegen Rassismus und gesellschaftliche Ausgrenzung dar. Der Titel der englischen Ausgabe lautet „Sisters in Arms“. Könntest du näher darauf eingehen? Welche Rolle spielen Freundschaft und Solidarität im Kampf gegen Ungerechtigkeit in deinen Augen?

    Geschichten von Frauenfreundschaften wurden jahrzehntelang belächelt und das ist kein Zufall. Wo sich „Minderheiten“ zusammentun, werden sie immer zur Gefahr für das etablierte System. Auch die zermürbenden Diskussionen über „Parallelgesellschaften“, die man zur Diskreditierung von migrantisierten Menschen so hartnäckig führt, folgen dem gleichen Prinzip. Es ist nämlich so simpel, wie es immer schon war: wo Menschen einander vertrauen und aufeinander aufpassen, werden sie stark und wehren sich. Was wir im Moment aber außerdem dringend brauchen, sind mehr Austausch und Zusammenhalt zwischen den einzelnen Gruppen – sofern sie überhaupt so trennscharf zu unterscheiden sind.

    Denn es ist ja eine sehr perfide Strategie, die im aktuellen politischen Diskurs angewandt wird. Im dringenden Kampf gegen Antisemitismus wird strategisch gegen migrantisierte, muslimische und Schwarze Menschen argumentiert und sie werden unter Generalverdacht gestellt. Deswegen ist es so wichtig, dass die Bündnisse unter den verschiedenen Gruppen stärker werden und dazu gehört eben auch, sich ernsthaft mit den jeweiligen -ismen auseinanderzusetzen, von denen man nicht selbst betroffen ist. Ich fürchte, es mangelt gerade an beidem: dem Schulterschluss wie der Selbstreflexion. Würde ich heute „Drei Kameradinnen“ schreiben, würde ich es um viele Kreise erweitern.

    In beiden deiner Bücher steht die Suche nach persönlicher und kollektiver Identität im Mittelpunkt. Wie erlebst du selbst das Spannungsfeld zwischen deiner deutschen Heimat und der iranischen Herkunft deiner Familie? Beeinflusst dieser Dualismus – falls du ihn so empfindest – deine literarische Arbeit?

    Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es selbst nicht so genau. Ich weiß nicht so richtig, was das „Iranische“  in mir ist, was das „Deutsche“ – einen Dualismus verspüre ich also offenbar nicht. Aber ich weiß sehr genau, dass mein politisches Denken und mein Gefühl für Ungerechtigkeiten zu einhundert Prozent aus der desaströsen und nicht auszuhaltenden Situation Irans kommt.

    Ich habe eine solche Wut in mir, dass es mich an manchen Tagen zerreißt und diese Wut kann ihre Auslöser überall finden, wo Menschen unterdrückt werden und Ideolog*innen ihre unberechtigte Macht walten lassen. Diese Wut ist einer der Antriebe, die ich zum Schreiben habe und ich kann sie biografisch vermutlich guten Gewissens zurückführen auf das System, das meine Eltern verfolgt hat und das noch immer Menschen tötet, misshandelt und unterdrückt.

    Könntest du uns zwei oder drei literarische oder non-fiction Werke nennen, die für deinen literarischen Werdegang und deinen Erfolg als Autorin besonders prägend waren?

    Persepolis“ von Marjane Satrapi hat mich mit vierzehn weggeblasen und war der direkte Anstoß für sehr viele Texte, die ich seitdem geschrieben habe. Olga Grjasnowas „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ habe ich gelesen, als ich gerade anfing, an meinem ersten Roman zu schreiben und es hat mich so wahnsinnig inspiriert und motiviert, das zu erzählen, was ich selbst lesen möchte – unabhängig davon liebe ich den Roman aber auch als Text nach wie vor. Und zuletzt hat mir Emine Sevgi Özdamars „Ein von Schatten begrenzter Raum“ auf ästhetischer Ebene gezeigt, wie viel wir mit Sprache und Form wagen können, wenn wir Unfassbares zu greifen versuchen.

    Drei Kameradinnen

    Shida Bazyar schafft es in „Drei Kameradinnen“, die Komplexität von Freundschaft und Identität eindrucksvoll zu verweben. Der Roman folgt Hani, Kasih und Saya, die sich ihrer Herkunft und den damit verbundenen Vorurteilen stellen müssen, während ihre enge Bindung ihnen Halt gibt. Bazyar zeigt dabei ungeschönt die Realität von Alltagsrassismus und rechten Strömungen in Deutschland. Doch trotz der Härte ihrer Erfahrungen steht die Solidarität der drei Frauen im Mittelpunkt. Ihre Kämpfe sind auch die Kämpfe vieler anderer – und Bazyars kraftvolle Erzählweise sorgt dafür, dass ihre Stimmen nicht überhört werden.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Zusammengefasst: Wir müssen lernen, mit unserer kostbarsten Ressource, der Zeit, bewusster umzugehen. Auf persönlicher Ebene bedeutet das, die Fähigkeit zu entwickeln, auch einmal Nein zu sagen. Aber im Grunde braucht es auch auf gesellschaftlicher Ebene einen Wandel, damit alle genug Zeit haben – eine Umverteilung dieser wertvollen Ressource ist unerlässlich.

    Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich in letzter Zeit meinen Gesprächspartner*innen nicht nur Fragen zu ihrem Schreiben stelle, sondern auch zu den Herausforderungen und Chancen im deutschen Literaturbetrieb. Das war ein Wunsch, den viele von euch an diesen Newsletter herangetragen haben, und ich freue mich, diesen Aspekt weiter zu vertiefen.

    Wenn du andere Gedanken, Fragen, Anmerkungen oder Themenvorschläge hast, die dir beim Lesen dieser Ausgabe in den Sinn gekommen sind oder die du gerne im Newsletter sehen würdest, schreib mir gerne eine E-Mail an omid@kohero-magazin.de

    Bis bald und liebe Grüße,

    Dein Omid

    Hier kannst du weitere Newsletter abonnieren

  • Welche Zusammenhänge haben Macht, Widerstand und Flucht?

    Hallo, mein Name ist Omid Rezaee, freier Journalist, Buchenthusiast und dein persönlicher Buchkritiker. Willkommen zur dritten Ausgabe von „migrantisch gelesen“!

    Heute, vor genau 71 Jahren, verließ Schah Mohammad Reza Pahlavi, der letzte Monarch Irans, das Land. Drei Tage später, am 19. August 1953, wurde der beim Volk beliebte Premierminister Mohammad Mossadegh durch einen von den USA und Großbritannien orchestrierten Putsch gestürzt. Der Schah kehrte am 23. August zurück und erklärte gegenüber dem zuständigen US-amerikanischen Agenten: „Meine Herrschaft verdanke ich Gott, meinem Volk, meiner Armee – und Ihnen.“ Ein bekannter Witz im Iran besagt jedoch, dass die Reihenfolge eigentlich umgekehrt sei.

    So umstritten der Putsch vom 19. August auch sein mag, niemand kann seine Bedeutung für die Wende des Schicksals Irans leugnen. Eine der Konsequenzen: Er bietet vielen politischen Akteur*innen im Iran die perfekte Ausrede, sich in ihrer Geschichte als bedingungsloses Opfer zu inszenieren. Für die Misere des Landes, die wirtschaftlichen Katastrophen und das ewige Scheitern im Streben nach Demokratie und Freiheit seien die Briten und Amerikaner verantwortlich.

    Während der Putsch zweifellos eine massive Einmischung in die inneren Angelegenheiten Irans darstellte, wäre der Plan jedoch ohne die Unterstützung bestimmter politischer Gruppen im Land nicht aufgegangen. Diese Sichtweise wird selten von Intellektuellen und Politiker*innen im Iran vertreten. Einer der wenigen, der dies offen anspricht, ist Amir Hassan Cheheltan. Der im Iran weitgehend zensierte und verbotene Autor hat seine Trilogie zur zeitgenössischen Geschichte Irans in Deutschland veröffentlicht. „Teheran, Stadt ohne Himmel“, „Teheran, Revolutionsstraße“ und „Teheran, Apokalypse“ bieten einen tiefgründigen und gleichzeitig unterhaltsamen Blick auf die jüngere iranische Geschichte.

    Tipps der Woche

    Die Teheran-Trilogie
    Amir Hassan Cheheltans Teheran-Trilogie („Teheran, Stadt ohne Himmel“, „Teheran, Revolutionsstraße“, „Teheran, Apokalypse“) bietet ein kraftvolles literarisches Panorama des Iran im 20. Jahrhundert. In packenden Episoden und durch lebendige Charaktere schildert Cheheltan die widersprüchliche Geschichte einer Nation, die zwischen Modernisierungsträumen und den Schrecken totalitärer Regime gefangen ist. Seine Trilogie überzeugt durch atmosphärische Dichte und eine schonungslose, zugleich poetische Auseinandersetzung mit den Traumata Teherans. Ein unverzichtbares Werk für das Verständnis des modernen Iran.

     

     

     

     

     

     

     

    Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

    Saša Stanišić neustes Buch steht bereits seit zehn Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Schon der Titel lässt erahnen, mit welchem feinen Humor Stanišić selbst die ernsthaftesten Themen behandelt. Zur Erinnerung: 2019 wurde er für „Herkunft“ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Zwar dreht sich sein neues Buch nicht direkt um die Frage der Identität, doch bereits das erste Kapitel trägt den Titel „Die neue Heimat“. Ganz losgelöst von diesem Thema sind die Geschichten also auch diesmal nicht.

    Saša Stanišićs Erzählband changiert spielerisch zwischen Realität und Fiktion, Vergangenheit und Zukunft. In zwölf Geschichten entwirft Stanišić alternative Lebenswege und Szenarien, die von einer Kindheit in Heidelberg bis zu imaginären Reisen nach Helgoland reichen. Mit viel Witz und literarischer Raffinesse erkundet er das menschliche Streben nach einem besseren Leben, ohne dabei den scharfsinnigen Blick für die Härten des Alltags zu verlieren. Ein faszinierendes, komplexes Werk voller Tiefe und Humor.

     

    Komm dahin, wo es still ist

    Ich muss gestehen: In meinem Kopf unterscheide ich migrantisierte Menschen immer in zwei große Kategorien: diejenigen, die als Erwachsene immigriert sind, und diejenigen, die im Aufnahmeland geboren oder aufgewachsen sind. Für mich gehen die Lebensrealitäten dieser beiden Gruppen oft weit auseinander. Genau dieser Vorstellung treten Vanessa Vu und Ahmad Katlesh in ihrem Buch entgegen. In ihrem Briefwechsel erkunden der syrische Schriftsteller und Podcaster Katlesh, der 2017 im Alter von 29 Jahren nach Deutschland gekommen ist, und Vu, die in Deutschland geborene und aufgewachsene Journalistin vietnamesischer Herkunft, ihre gemeinsamen Erfahrungen.

    „Komm dahin, wo es still ist“ ist ein intensiver Briefwechsel zwischen dem syrischen Schriftsteller Ahmad Katlesh und der deutschen Journalistin Vanessa Vu. In ihren E-Mails reflektieren sie über ihre unterschiedlichen Migrationshintergründe, geteilte Erfahrungen von Flucht und Rassismus und die Suche nach Heimat. Poetisch und eindringlich schreiben sie über die Brüche in ihren Lebenswegen, die durch Krieg und Migration entstanden sind, und schaffen so ein bewegendes Zeugnis über das Menschsein im Kontext globaler Krisen.

     

     

    Neben der analogen Lektüre hat mich in den letzten Wochen besonders die Textreihe Annäherung an Gottbeschäftigt, die zu tiefgehenden Reflexionen über das Göttliche einlädt. Besonders beeindruckend fand ich den Beitrag von Avi Bolotinsky, einer israelischen Autorin in Berlin. Mit eindringlicher Atmosphäre beschreibt sie das Leben eines jungen Soldaten am Berg Tabor, wo spirituelle und reale Welten aufeinandertreffen. Bolotinsky fängt die Spannung zwischen der idyllischen Landschaft und der militärischen Realität meisterhaft ein und lässt die Leser*innen die spirituelle Schwere dieses Ortes spüren. Ein literarisches Highlight, das in seiner Kürze zum Nachdenken über den Glauben und das Menschsein anregt.

     

    Hast du Gedanken, Fragen, Anmerkungen oder Themenvorschläge, die dir beim Lesen dieses Newsletters kamen oder die du gerne im Newsletter sehen würdest?

    Schreib mir gerne eine Mail an omid@kohero-magazin.de

    Bis bald und liebe Grüße,

    Dein Omid

     

    Hier kannst du weitere kohero Newsletter abonnieren

  • Özge Inan und eine bedeutende Nebensache

    Am 02.08. ist der Internationale Tag des Gedenkens an den Genozid an Sinti*zzen und Rom*nja. An diesem Tag erinnern wir an die Nacht des 2. August 1944, in der die SS 4.300 Sinti*zze und Rom*nja im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordete. Insgesamt fielen rund 500.000 Sinti*zze und Rom*nja in Europa dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer.

    Doch die Diskriminierung gegen diese Minderheit hält weiterhin an: Die Zahl der registrierten Fälle von Diskriminierung, Drohungen und Gewalt gegen Sinti*zze und Rom*nja ist im Jahr 2023 stark gestiegen und erreichte 1.223 Fälle. Darunter befanden sich 10 Fälle extremer Gewalt und 600 Fälle verbaler Stereotypisierung. Zudem leben die Nachfahren dieser NS-Opfer oft ohne gesicherte Aufenthaltserlaubnis in Deutschland und werden lediglich „geduldet“, wie Mehmet Daimagüler, der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung, betont. Unsere Schwerpunktredaktion „zu.flucht“ hat zur Diskriminierung gegen Sinti*zze und Rom*nja in den letzten Moanten übrigens vertieft gearbeitet. Hier findest du ihre Beiträge.

    Die Geschichte des Leids der Sinti*zze und Rom*nja erzählt Ursula Krechel in ihrem Roman „Geisterbahn“. Für mich war dieser Roman ein erster Schritt, um sich intensiv mit der Situation und Geschichte der Sinti und Roma auseinanderzusetzen. Mehr dazu in den Tipps der Woche.

    Das Interview

    Ein Video, das diese Woche um die Welt ging, zeigt, wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan einem Jungen eine Ohrfeige gibt, weil dieser sich weigert, dem Präsidenten die Hand zu küssen. Ein Eklat, sagen die Medien. Auch wenn eine vergleichsweise leichte Ohrfeige im Kontext von Erdoğans repressiven Maßnahmen der letzten Jahre harmlos erscheinen mag, ist sie doch ein Zeichen dafür, wie weit Tyrannen – ich verzichte absichtlich auf Gendern – gehen können und wie schamlos sie im Laufe der Zeit werden. Doch es ist wichtig zu erinnern: Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand. Es liegt an uns, ob wir unseren Blick auf die Tyrannen richten oder auf diejenigen, die Widerstand leisten.

    Widerstand leisten auch die Protagonist*innen des Debütromans von Özge Inan, „Natürlich kann man hier nicht leben.“ Obwohl der Titel verzweifelt klingt, tun Hülya und Selim alles, um „hier“ leben zu können. Doch die politischen Aktivist*innen der 80er Jahre müssen sich letztlich ihrem Schicksal ergeben und finden sich im deutschen Exil wieder, wo sie zwischen zwei Welten zerrissen leben – und ihren Widerstandswillen an ihre Tochter weitergeben.

    „Natürlich kann man hier nicht leben“ verknüpft nicht nur die Widerstandsbewegungen in der Türkei, sondern auch mit denen in einer Einwanderungsgesellschaft. Schon mit ihrem Debüt ist Özge Inan zu einer meiner Lieblingsautor*innen geworden. Daher habe ich sie zu ihrem Schreiben befragt, zu Mehrsprachigkeit und zu den Autor*innen, die sie inspiriert haben.

    Wie hat deine familiäre Migrationsgeschichte deinen Schreibstil und deine Themenwahl beeinflusst?

    Mein Roman erzählt eine politische Familiengeschichte – also nicht nur leicht beeinflusst von meinem eigenen Hintergrund. Ich wollte eine Geschichte aufschreiben, die im deutschen Literaturkanon fehlt. Migration kommt da inzwischen zum Glück immer öfter vor. Aber leider meistens „vom Ende her“, also ab dem Zeitpunkt, an dem die Leute in Deutschland ankommen und dann Kinder kriegen und diese Kinder Probleme mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft bekommen.

    Meine Geschichte setzt früher ein, in der Kindheit und Jugend der ersten Generation, immer auf der Suche nach Antworten auf die Frage: Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen? Mein Schreibstil dagegen – klar, knapp, unverblümt – ist eher davon beeinflusst, dass ich ursprünglich Juristin bin. Im juristischen Schreiben gilt: Was überflüssig ist, ist falsch. Das habe ich verinnerlicht.

    Welche Rolle spielt die Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit in deinem Schaffensprozess? Fühlst du dich manchmal zwischen zwei (oder mehreren) sprachlichen Welten hin- und hergerissen?

    Ich habe das komischerweise am meisten im Humor, der ein wichtiger Teil meines Schaffens ist. Es kommt so oft vor, dass mir zu einer Situation ein unfassbar lustiger Spruch einfällt, aber eben auf Türkisch. Wenn niemand türkischsprachiges in der Nähe ist, versuche ich das mit „Auf Türkisch würde man jetzt sagen …“ aufzufangen. Manchmal klappt die Übersetzung, aber manchmal auch nicht, und dann ärgere ich mich schon sehr. Leute, die kein Türkisch können, werden nie erfahren, wie witzig ich bin.

    Gibt es bestimmte Autor*innen, die dich besonders inspiriert haben und die vielleicht auch eine Migrationsgeschichte haben?

    Meine Lieblingsautorinnen und -autoren haben zwar keine Migrationsgeschichte, aber eine tiefe innere Fremdheit, die ich durchaus damit vergleichen würde: Kurt Tucholsky und Sylvia Plath liebe ich zum Beispiel sehr. Neulich habe ich die Romane von Nele Pollatschek gelesen und war ebenfalls schwer begeistert. Das sind für mich alles Leute, die die Welt aus einer Art sicherer Distanz betrachten und in ehrlicher, schöner Sprache beschreiben.

     

    Foto: Sophia Roßberg

     

    Hier kannst du mehr kohero Newsletter abonnieren

  • migrantisch gelesen: die erste Ausgabe

    Mein Name ist Omid Rezaee, freier Journalist, Buchenthusiast und dein persönlicher Buchkritiker. Willkommen zur ersten Ausgabe von „migrantisch gelesen“!

    Als die Hamas Israel am 7. Oktober letzten Jahres angriff, war ich auf einer Medienkonferenz und konnte nicht ahnen, dass dieser Angriff DAS Thema unserer politischen Debatten wird. Der Nahost-Konflikt wird in Deutschland polarisierter geführt als in Israel selbst, so der israelisch-deutsche Pädagoge und Publizist Meron Mendel in seinem Buch „Über Israel reden: Eine deutsche Debatte“. Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank beschreibt anhand seines Lebens in Israel und seiner Begegnungen in Deutschland, was bei der Palästina-Israel-Debatte hierzulande schiefläuft. Er hört jedoch nicht bei der Kritik auf, sondern macht konkrete Vorschläge, wie wir – anstatt ideologisch geprägter Diskussionen – einen konstruktiven Diskurs aufbauen können.

    Kleiner Exkurs: Wer verstehen möchte, wie das durch die Shoa zugefügte Leid andere Debatten im deutschen Kontext beeinflusst, dem empfehle ich das Buch „Den Schmerz der Anderen begreifen“ von Charlotte Wiedemann.

    Und da wir beim Thema Schmerz sind: Als im Sommer 2014 der IS die kurdischen Gebiete des Irak überfiel, wohnte ich noch in Silêmanî und erlebte aus nächster Nähe, wie vor den Augen der Welt ein weiterer Genozid an Êzidîn verübt wurde. Zehn Jahre nach diesem Ereignis, einem Wendepunkt im Kriegsverlauf, geht Ronya Othmann dem Thema nach. Die deutsch-kurdische Autorin erzählt in ihrem neuen Roman nicht nur von diesem Genozid, sondern auch vom Leid der Êzidî-Community im Laufe der Geschichte. Mein Interview mit Ronya Othmann liest du weiter unten im Newsletter.

    Abschließend möchte ich eine gute Nachricht teilen: Laut einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung schneidet Deutschland bei der Integration von Geflüchteten gut ab, besser als viele andere EU-Länder. Diese Nachricht erinnert mich an die These des Soziologen Aladin El-Mafaalani: Konflikte und Spannungen rund um das Thema Migration sind kein Zeichen von gescheiterter Integration. Sie zeigen, dass die Integration relativ gut gelungen ist. Mehr Menschen haben nun Anteil an einem Kuchen, der früher nur einem bestimmten Milieu gehörte. Die Konflikte sind Reaktionen jener Minderheit, die an Macht und Einfluss verliert, während die Mehrheit gewinnt. Auch wenn diese Ansicht optimistisch klingt, bietet sie einen anderen Blick auf die aktuellen Spannungen.

    Ich freue mich darauf, mit dir in die Themen der migrantischen Literatur einzutauchen. Viel Spaß beim Weiterlesen!

     

    Tipps der Woche

    Über Israel reden: Eine deutsche Debatte

    Meron Mendel, Kiepenheuer & Witsch

    „Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und gestritten: Zu Israel hat jeder eine Meinung.“ Das Buch des israelisch-deutschen Pädagogen Meron Mendel analysiert einige dieser Meinungen zu Israel und zum sogenannten Nahost-Konflikt und geht auf die Frage ein, warum die deutsche Debatte über Israel sich oft von Vernunft und Rationalität abwendet und der Polemik nähert. Der Direktor der Bildungsstätte Anne-Frank stellt die Prinzipien einer sachlichen Debatte zu Israel und zeigt uns, wie man über dieses Land und diesen Konflikt sprechen kann, ohne sich von Emotionen aufhetzen zu lassen.

     

    Das Integrationsparadox: Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt

    Aladin El-Mafaalani, Kiepenheuer & Witsch

    Aladin El-Mafaalani beleuchtet das überraschende Phänomen, dass erfolgreiche Integration zu vermehrten Konflikten führt. Mit vielen Beispielen und historischen Rückblicken zeigt er, dass gesellschaftlicher Fortschritt und die Inklusion marginalisierter Gruppen oft zu Spannungen und populistischen Reaktionen führen. El-Mafaalani argumentiert, dass Konflikte ein unvermeidlicher Teil des Integrationsprozesses sind und neu bewertet werden sollten. Sein Buch bietet wertvolle Einsichten und fordert dazu auf, die Integrationsdebatte differenziert und konstruktiv zu führen. Ein wichtiger Beitrag zur andauernden Diskussion über Integration, Teilhabe und gesellschaftlichen Wandel.

    Community-Umfrage

    Ich möchte dich und die Community kennenlernen! Klick dazu einfach unten auf den lila Button und fülle meine Umfrage kurz aus.

    “Wir schreiben alle über Themen, die sich uns aufdrängen”

     

     

     

     

     

     

     

    Foto @Paula Winkler

    Ronya Othmann, Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-êzîdischen Vaters, ist 31 Jahre alt und hat bereits mehrere Preise für ihre Schriften gewonnen. Zuletzt den Düsseldorfer Literaturpreis 2024 für ihre Neuerscheinung „Vierundsiebzig“.
    Ich habe mit ihr über das Schreiben gesprochen.

    Ronya, du hast einen außergewöhnlichen Stil für Dein neues Werk gewählt: Es ist ein Roman in Form einer Reisereportage. Wie kam es dazu?

    Der Stoff, also das, was ich erzähle, gab die Form vor. Bevor ich angefangen habe zu schreiben, stand die Reise. Ich bin gereist, ohne dass ich vorhatte, etwas zu schreiben. Ich habe gesehen und gehört und das, was ich gesehen und gehört habe, habe ich aufgeschrieben. Ich würde die Form „Dokumentarischer Roman“ nennen, der Roman nimmt viele Formen in sich auf: Reisereportage, Protokoll, Erzählung, Essay.

    Inwiefern fließen Deine persönliche und familiäre Biografie tatsächlich in den Roman ein?

    Ich schreibe ja im Roman über den Genozid an den Êzidîn. Verwandte von mir sind vor diesem Genozid geflohen. Die êzîdische Geschichte ist Teil meiner Familiengeschichte, Teil meiner Geschichte. Ich konnte sie nicht abstreifen, und von außen draufschauen, als hätte das alles nichts mit mir zu tun. Ich hatte nur meine Augen und Ohren und so ist sie Teil des Romans, aber der Roman ist kein Familien-Roman, keine Biographie.

    Du bist eine der bedeutendsten Stimmen mit Migrationsgeschichte in der deutschsprachigen Literatur. Worin unterscheidet sich Deine Literatur?

    Ich weiß nicht, wo die Unterschiede sind. Wir schreiben alle über Themen, die sich uns aufdrängen oder die uns beschäftigen, wir suchen nach einer Sprache. Auch wir Autor*innen mit Migrationsgeschichte unterscheiden uns, was die Themen betrifft, die Sprache, die Form.  Meine Freundin Kaska Bryla, die die Literaturzeitschrift „politisch Schreiben“ mitbegründet hat, hat es einmal so ausgedrückt: „Es gibt keine Frauen- und Minderheitenliteratur. Frauen- und Minderheitenliteratur müssen wir fördern.“

    Vierundsiebzig

    Ronya Othmanns neues Werk ist kraftvoll und erschütternd und dokumentiert die Schrecken des Genozids an den Jesiden 2014 eindrucksvoll. Othmann, selbst Tochter eines Êzîdi-Vaters, verwebt autobiografische Elemente mit Reportage und Reiseberichten, um die Leser*innen durch die Geschichte und das Leid ihres Volkes zu führen. Die Erzählung nimmt die Leser*innen mit auf eine Reise von den Camps der Überlebenden bis zu verlassenen êzîdischen Dörfern, schildert die Grausamkeiten und die seelischen Verwüstungen der Betroffenen und zeigt die Herausforderungen des Erinnerns und Erzählens auf.

    Trotz der nüchternen und direkten Sprache gelingt es der Autorin, die emotionale Tiefe und Tragweite der Ereignisse zu vermitteln. Ihr Buch ist nicht nur eine bedeutende literarische Auseinandersetzung mit dem Genozid, sondern auch ein wichtiges Zeitzeugnis, das dem Unaussprechlichen eine Stimme gibt und eindringlich daran erinnert, hinzusehen und zuzuhören.

kohero-magazin.com