Schlagwort: Lyrik

  • Das Schweigen

    Das Schweigen

    zu schweigen
    In einer Sprache, die ich nicht spreche
    Die ich nicht beherrsche
    Sche, che, sche, che
    Unter einem Himmel mit Wolken und Feucht die für mich fremd sind

    Ich schweige
    Kenne mich mit manche Wörter gut aus
    Und als ich fange an zu schreiben die kommen einfach vor
    Europawahl ohne Ausländer
    Damit ich gemeint bin
    Grenze, Visum, Warten
    Wolken
    Wärme
    Feucht

    Der Man/Mensch/Maschine versucht mich zu jagen
    Heimat ist hier und so ist meine Angst keine Heimat mehr zu besitzen
    Diese Sprache beherrsche ich nicht
    Blut ist aber überall Blut, und Haut und Fleisch… sch, ch, sch, ch
    ermordet zu werden ist überall dasselbe
    Holy or unholy, one’s land is one’s land
    Ich spreche diese Sprache nicht und die Sprache die ich beherrsche ist nicht nachvollziehbar
    Eine Fremdsprache die ich und der Man/Mensch/Maschine teilen, eine in dem er mich bedroht, ermordet

  • Zuhause auf dem Papier 5: Die Gnade & Rhythmus

    Die Gnade
    Wie ein Betrunkener, der ein Bewusstsein hat
    In mir existieren Existenzen.  Taub und blind, nicht fähig, sich zu bewegen
    Die Dürre hat sich in mir festgesetzt
    Die Nächte reflektieren nur Licht
    Ich quäle die Gehirne, die Seelen
    Die Wunde des Körpers wird eines Tages heilen
    Die Wunde der Seele verbindet sich aber mit der Ewigkeit
    Der Tod ist keine Strafe
    Der Tod ist eine Gnade
    Sünder werden mit dem Leben bestraft
    Das wurde mir klar, als das Baby im Mutterleib war
    Es wollte unter keinem Vorwand auf diese Welt kommen
    weil es unschuldig war
    Und ging
    Und starb

     

    Rhythmus
    Ich saß im Dunkeln der Nacht auf dem Bordstein. Ich wärmte meine Brust mit Zigarettenrauch
    Und ich habe den Mäusen in der Gasse zugehört. Sie waren besser als Menschen!
    Es ist besser, sofort zu sterben, als jeden Moment zu sterben
    Wenn der Pfeil das Gehirn trifft, ist der Schmerz geringer
    Bis es das Herz trifft
    Plötzlich bombardieren ist besser, als auf Glasscherben zu laufen
    Denn die Wunden heilen und man kann sich wieder verletzen
    Aber der Tod wird nicht wieder lebendig!

    Diese Stadt kennt mich nicht
    Die Erinnerung an diese Stadt funktioniert überhaupt nicht
    Das Gehirn dieser Stadt ist bedeckt
    Wie ein Schiff, das in den Tiefen des Ozeans versank
    Wie ein Kind, das mit einem Monat auf der Straße gelassen wurde
    Wie ein Stern, der vom Himmel fällt. Wörter, die extrahiert und schließlich erbrochen werden
    Und Erbrechen, das wieder geschluckt wird
    Bis die Worte an ihren Platz zurückkehren
    Diese ermüdende Seele bleibt jede Nacht wach, raucht, trinkt Tee und dieser Rhythmus wiederholt sich.

  • My diaspora

    My Diaspora

    It opens up to you

    not like when you open the door on a thundery day, with the wind hitting your face and blowing your scarf away, yet you have the earth beneath your feet

    It is more like a black hole, similar to those we see in nightmares, but we can’t escape no matter how much we blare

    In this black hole, kiddos hang themselves because they have no smartphones

    not to have fun with, no, no, no, no

    but to attend school in pandemic days

    and now those angels found their way to graves!

    Where they put in jail, mother and daughter as the punishment for their decision

    ‘cause they want to be free, just like swallows, flying but not flee

    ‘cause they want the wind to blow in their hair, and the sun to shine without a fear!

    Spiraled downward, I hear screams of a woman and her children -one is as young as mine-

    When the officials ruin their shack, to make into ash what they called their “house”

    Neither bulldozers, not even hammers, a push of the hand proved to suffice to tear the bricks down and her life shattered

    Next thing I know, I am safe, and sound and my son is fine; and Judith Butler is talking to us on “The force of Nonviolence”

    The whole November, I did not just dare to look at the blood that blossomed on the young faces -as young as 13- that stared at me with life in their eyes

    Sure after a year and for many more to come

    I did run away from the warmth of their bodies lying on the street with people running, the warmth that poured out of my screen and so far beyond

    And their names gliding over my hometown

    Where the air is polluted and so are all the minds,

    And how to end all this? With a finger touch!

    Just touch the × on that corner up!

    But how to stop that one finger touch on the trigger of the all those guns?

    That won’t fade away, but now anyway, it’s time to wake up!

    Ah, Welcome to Hanau[1]!

    Welcome to life in my diaspora!

    [1]  In February 2020, a racist gunman killed nine people in two shisha bars in the German town of Hanau.

  • Was helfen Gefühle ohne Taten?

    Was ist der Unterschied zwischen dir und denen, die ihre Kriege nicht geführt haben? Denkst Du, dass Du der Einzige bist, der in verschiedenen inneren Kämpfen lebt, manchmal kapituliert, manchmal standhaft bleibt und manchmal kämpft?

    Ich versichere dir, dass wir ausnahmslos alle genug davon haben. Unsere inneren Kämpfe unterscheiden sich je nach Ausdauer, Energie, Zeit, Ort und aktuellen Umständen!

    Als ich in meinen Zwanzigern war, erinnere ich mich, dass meine Freundin weinte, weil sie nicht die richtige Kleidergröße für sich finden konnte, als wäre dieser Moment das Ende der Welt für sie! Und es war wirklich das Ende der Welt für ein Mädchen, das dachte, dieses Kleid sei das einzige, das die ganze Welt sie tragen sehen würde, Aschenputtel der damaligen Zeit und Miss Planet Emerald. Damals dachte ich, wann würde sie aufhören, weil ich das Wort „schade“ mehr als zehn Mal wiederholte und mir langweilig war.

    Andererseits kämpfte vielleicht ein anderes Mädchen darum, wie es sich seine Studiengebühren sichern sollte. Die erste hat kein Recht, Mitleid mit der zweiten zu empfinden, und die zweite hat kein Recht, das erste Kleid zu verachten.

    Unsere Rolle im Leben

    Ich glaube, dass unsere Rolle im Leben des anderen darin besteht, zu helfen, nicht in Gefühlen und Urteilen. Was mache ich mit deinen Gefühlen, wenn du mir nicht hilfst, ein Problem zu lösen, das ich habe, oder diese Gefühle zumindest Teil der Lösung sind? Alles wird vergehen und es wird entweder eine lustige oder schmerzhafte Erinnerung bleiben, oder es bedeutet nichts. Sei also bei deinen Erinnerungen sehr vorsichtig, denn sie werden den Kampf bestimmen, der folgt.

    Wenn ich lache, kannst Du es gerne mit mir teilen. Und wenn ich weine, weine nicht mit mir. Was soll ich mit deinem Weinen machen? Soll ich dir ein Taschentuch geben? Tu etwas, wenn du wirklich helfen willst!

    Ich glaube auch, dass jede harte Lektion für uns ein Geschenk des Lebens und des Himmels ist, damit wir nicht am Rande des Lebens leben, damit wir das Leben in all seinen Details spüren, unsere Präsenz spüren, jeden Atemzug, jede Brise, jeden Tanz einer arroganten Krähe vor uns und jedes Schwanken eines Frühlingszweigs. So werdet ihr im Paradies der Erde in all seinen Details leben.

    Entweder eine Lektion und Dankbarkeit… oder eine Lektion und die Rolle und der Zyklus des Opfers.

    Dies ist unser einziger Kampf um die Wahl zwischen Himmel und Hölle, denn Feiglinge wählen ihre Umstände und tragen Dinge mit sich, die nicht dem Schicksal gehören.

    Braves, wir müssen kämpfen!

  • Meine Diaspora

    Es öffnet sich Dir

    Nicht, als würdest Du die Tür an einem Tag voller Donner öffnen, wenn Dir der Wind ins Gesicht schlägt und deinen Schal davon bläst, und doch ist die Erde unter deinen Füßen

    Es ist mehr wie ein schwarzes Loch, ähnlich denen, die wir in unseren Alpträumen sehen, doch wir können nicht entkommen, so sehr wir auch brüllen

    In diesem schwarzen Loch erhängen sich Kinder, weil sie kein Smartphone haben

    Nicht, um damit Spaß zu haben, nein nein nein nein

    sondern um in Tagen der Pandemie die Schule zu besuchen

    und jetzt haben diese Engel ihren Weg ins Grab gefunden!

    Wo sie Mutter und Tochter als Strafe für ihre Entscheidung einsperren,

    Weil sie frei sein wollen, wie Schwalben, fliegen und nicht fliehen

    Weil sie den Wind in den Haaren wollen, und dass die Sonne furchtlos scheint!

    In der Abwärtsspirale höre ich Schreie einer Frau und ihrer Kinder – eines ist so jung wie das meine–

    Wenn die Beamten ihre Hütte ruinieren, in Schutt und Asche legen, was sie ihr „Haus“ nennen,

    Keine Bulldozer, nicht einmal Hammer, nur ein Stoß der Hand reichte aus, die Ziegel niederzureißen, und ihr Leben zerschellte

    Und dann plötzlich, bin ich sicher, hoch und trocken und meinem Sohn geht es gut; und Judith Butler spricht zu uns von „The force of Nonviolence“

    Den ganzen November wagte ich nicht nur, auf das Blut zu sehen, das auf den jungen Gesichtern blühte – manche so jung wie dreizehn – die mich mit Leben in ihren Augen anstarrten

    Gewiss nach einem Jahr und vielen, die noch folgen werden

    Ich rannte davon vor der Wärme ihrer Körper, die auf der Straße lagen, auf der Leute rannten, der Wärme, die sich aus meinem Bildschirm und noch so viel weiter ergoss

    Und ihren Namen, die über meine Heimatstadt glitten

    In der die Luft verschmutzt ist und so auch der Geist von allen

    Und wie das Alles stoppen? Mit einem Fingerdruck!

    Drück nur auf des x in der oberen Ecke!

    Doch wie stoppt man den Finderdruck auf dem Abzug all dieser Waffen?

     

    Das wird nicht verblassen, aber jetzt ist es eh Zeit, aufzuwachen!

    Ach, Willkommen in Hanau[1]!

    Willkommen im Leben in meiner Diaspora!

     

    [1] Im Februar 2020 tötete ein rassistischer Amokläufer neun Menschen in zwei Shisha-Bars in der deutschen Stadt Hanau.

  • Ein Gedicht voller Hoffnung zum Weltflüchtlingstag

    – english Version below –

     

    Auf die Hoffnung

    Hoffnung für euch selbst, eure Kinder, eure Enkelkinder.
    Hoffnung für euren Partner, eure Mutter, euren Vater, eure Brüder und Schwestern.
    Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf eine Zuflucht vor all dem Grauen, das ihr erleiden musstet, weil ihr im falschen Land, in der falschen Klasse, im falschen Geschlecht, mit der falschen Hautfarbe geboren wurdet.

    Hoffnung auf ein besseres Heute, Morgen, eine bessere Zukunft.
    Hoffnung, dass die Welt eines Tages in Frieden lebt und ihr nicht mehr aus eurer Heimat fliehen müsst.
    Hoffnung auf einen Ort, den man Heimat nennen kann, außerhalb der Heimat.
    Hoffnung auf Menschen, die sich wie Familie anfühlen, an einem Ort, der sich fremd anfühlt.
    Hoffnung auf offene Arme, die euch beschützen.

    Auf all die Mütter, Väter, Geschwister, männlich und weiblich, die mutig genug waren, Sicherheit und Freiheit zu suchen.
    Die Ozeane überquert haben, um von einem Ort zu fliehen, den sie nicht mehr als ihre Heimat erkennen. Dem Ort, an dem sie aufgewachsen sind und der mit Erinnerungen an Freude und Lachen und Vertrautheit gefüllt ist.
    Auf das Wissen, was wahre Aufopferung ist.

    Ich applaudiere euch, denn ihr seid die wahren Helden dieser Welt.
    Ihr seid stark genug, um für das zu kämpfen, was ihr verdient. Menschenrechte.
    Stark genug, um all die Mühsale zu ertragen, die entstehen, wenn man sein Zuhause verlässt und etwas Unbekanntes betritt.
    Auf die Hoffnung, dass auf der anderen Seite freundliche Gesichter sind.
    Auf die Hoffnung.

     

     

    Here is to hope

    Hope for yourself, your children, your grandchildren.
    Hope for your partner, your mother, father, brothers and sisters.
    Hope for a better future, for a refuge from all the horrors you must’ve endured being born in the wrong country, the wrong class, the wrong gender, the wrong skin color.

    Hope for a better today, tomorrow and future.
    Hope that one day the world is in peace so there’s no need for you to escape your home.Hope for a place to call home, outside home.
    Hope for people that feel like family in a place that feels foreign.
    Hope for welcoming arms that protect you.

    Here’s to all the mothers, fathers, siblings, females and males that were courageous enough to search for safety and freedom.
    That traveled oceans to flee from a place they no longer recognize as the place they called home. The place they grow up in, that is filled with memories of joy and laughter and familiarity.
    Here‘s to knowing what true sacrifice is.

    I applaud you for you are the true heroes of this world.
    Strong enough to fight for what you deserve. Basic human rights.
    Strong enough to endure all the hardship that comes from leaving home and entering something unfamiliar.
    Here’s to hoping that there are friendly faces on the other side.
    Here‘s to hope.

  • Die neunte Bombe

    Die neunte Bombe

     Und einfach so, ohne Vorwarnung

    Wird die neunte Bombe explodieren

    In dieser nichtsahnenden Straße

    Sie wird aus extremer Depression explodieren

    Als möglichen Grund oder einzigen Grund

    Und die Wolken nahe diesem Vorfall

    Werden sich verwandeln

    In kalte Körperteile

    Und die Träume, die um vier Uhr morgens aufwachen, werden sterben

    Und die Saiten der vom Wind gespielten Geige werden zertrennt werden

    Passanten werden sich in die Hosen pissen

    Und die Nachfrage nach Blut speziell seltener Gruppen wird steigen

    Quadratische Gleichungen werden sich ändern

    Wenn die Geschwindigkeit der Flucht vor dem Tod

    In Hertz gemessen wird

    Bäume werden flach auf dem Boden liegen

    Und sich nie wieder aufrichten

    Der Sicherheitsrat wird eine Sitzung von Denunziation und Verurteilung abhalten

    Oder vielleicht auch nicht

    Und irgendein Gott wird eine Trauerzeit anordnen

    Für drei Tage

    Die CO2-atmende Bombe wird explodieren

    So gut sie nur kann

    In einem Moment des Wahnsinns den Zünder drücken

    Der mit der Ladung TNT verbunden ist

    Eine Gehirnerschütterung ist so ähnlich

    Sie wird explodieren mit ihren vier größten Arterien

    Mit ihren Stimmbändern

    Sie wird auf eine Weise explodieren, die voller Kunst und voller Tod ist

    Wie das Schicksal

    Sich selbst zerstörend in einem letzten Sonnenuntergang

     

     

     

    Züchtigung

    Wir wurden von Vätern geschlagen

    Die Stöcke zur Erziehung

    Und Gewalt zur Einschüchterung benutzten

    Und von den neuen Ausbildern

    In Klassen in denen wir lernten

    Von den Lehren der Nationalhymne

    Und dass der Gott der Gnade

    Verse der Vergebung verfasst hat

    Und dass Füchse listige Jungtiere gebären

    Und Hundesöhne die wahren Bewohner der Hölle sind

    Und Inder Kühe anbeten

    Während wir sie zum Schlachthof treiben

    Und Amerika, die Allmächtige

    Diejenige ist, die Kriege beginnt

    Und jede böse Person George Bush ist

    Wir wurden auf diesen Füßen geschlagen, die in den Abgrund gezerrt wurden

    In Nächten

    In denen Wolken eine Schweigeminute halten

    In Nächten, in denen Revolutionen scheitern

    In Nächten, in denen Steine en mass aus den Anden migrieren

    Wir wurden geschlagen

    Als Kameraden eine kommunistische Statue in Mariupol abrissen

    Als unsere Träume Folterkammern überdauerten

    Als wir die Falten von Flüssen mit Alzheimer abschälten

    Wie wurden geschlagen

    Wir, die wir aus der dritten Welt kommen

    Wir sind es, die an Dinge glauben, die die Götter unglücklich machen

    Wir sind es, die Symphonien auf Streichholzschachteln spielen

    Kinder der Kneipen, in denen weise Fliegen sich betrinken

    Kinder der Zelte, die unsere Lebensgeschichte begleiten

    Kinder der Frauen, denen Abtreibung verweigert wird

    Kinder der Straßen, auf denen Hunde an Herzversagen sterben

    Wie wurden geschlagen in der Gegenwart von Sternen die Mücken fressen

    Manchmal

    Mit Gas das Tränen fließen lässt

    Und manchmal mit Wellen die Billiard auf dem Rücken des Mittelmeeres spielen

    Und jeder Anlass war angemessen.

  • Die Sehnsucht nach Chaos

    Nicht alles soll so aufgeräumt sein, wie wir es uns wünschen!!! Perfekt gibt mir seit Jahren…

    Wenn nicht alles genau so ist, wie ich es will, mache ich es nicht. Ich kann nicht nicht tun, was ich will, also stehe ich hinter Details, die nicht gesehen werden, und deshalb kann nur ich sehen, und ich fühle mich sehr wohl. Was uns am meisten dazu verleitet, in die Vergangenheit zurückzukehren, ist das Chaos und die Befriedigung ihrer Existenz. Das Chaos der Gefühle und der Adoleszenz, das Chaos, zurück ins Elternhaus zu gehen und die Schultasche an die Decke zu werfen und sich zu langweilen.

    Das Chaos der Verwöhnung, das Chaos der Art und Weise, wie wir behandelt werden, das Chaos unserer Reaktionen. Das Chaos von Illusion und Traum, es gibt keinen Zensor, keinen Abrechner…

    Es gibt jetzt keine Macht mehr, wenn ich zurück kehrte, um das Gesicht meiner Mutter zu sehen, in dem ich all die Gedichte der Freude, Liebe und Traurigkeit lesen kann, die darin geschrieben stehen. Ich werde mein ganzes Chaos in ihren Händen lassen, und ich werde sie bitten, es nicht zu arrangieren, und ich denke, sie wird es nicht tun, sie vermisst auch das Chaos, das sie mir hinterlassen hat. Ich werde in der Nähmaschine meiner Mutter nach der Armbanduhr suchen, derjenigen, die nicht weggeworfen wurde, weil sie selten und original ist und nur eine Batterie benötigt, ihr Typ ist mit der Großmut der Araber verloren gegangen.

    Und überlappende Fäden und Knöpfe, die ich aus dem Hemd von jemandem trennte, eine Schere und ein Bild von mir, das ich für Gerechtigkeit für ein Verbrechen suchte, das ich nicht begangen habe, und in der Bibliothek meines Vaters hatten Bücher für Karl Marx den größten Anteil an der Bibliothek, ich schlug sie in meiner Kindheit auf, schrieb am Ende ein Datum und eine Erinnerung, die mein Vater schrieb, als er es zu Ende gelesen hatte, und ich erinnere mich noch an dieses Buch, das am Ende den Satz „das Datum von Alaas Geburt“ trug.

    Der Geruch des Buches steckt mir immer noch in der Nase, dieser Geruch, der in E-Books fehlt, und diese gelben Papiere, die ich seitdem nicht mehr gesehen habe. Ich werde im Kleiderschrank meiner Schwester nach einem Hemd suchen, das mir gefallen hat, das ich versteckt habe, damit ich es nicht trage, und wenn ich jetzt ihren Schrank öffne, werde ich alles anziehen, um das Chaos wieder zu genießen.

    Wir sind ertrunken in Nostalgie für dieses Chaos, Liebe im Chaos und Schmerz im Chaos, übrigens, sogar meine Mutter hatte einen chaotischen Schmerz, wie sie zu sagen pflegte, wenn sie von der Arbeit zurückkam, ich weiß nicht, was mir weh tut. Es ist wie eine indirekte Aufforderung, sich vor den Fernseher zu stellen, in die Küche zu gehen und die schmutzigen Utensilien zu fragen, wie es ihnen geht.

    Sensationelles Chaos… Das Durcheinander des Umgangs mit Zeit und Zeit… Das Chaos der Erinnerungen… Das Chaos der Liebe, das Chaos des Glücks, das Chaos des Lachens, das Chaos des Wetters in Deutschland ist das, was dich dazu getrieben hat, diesen Text zu lesen…

    Grüße aus tiefstem Herzen an dein

    Chaos

    Alaa

  • Trinken Sie mehr Wasser!

    Dieser Satz ist es, den dir alle deutschen Ärzte bei jeder Beschwerde auf den Kopf in der Klinik sagen, egal unter welchen Symptomen du leidest. Früher hielten wir ihn für einen Witz, dann fingen wir an, ihn unseren Freunden zu empfehlen, wenn sie unter dem Schmerz des Verlustes, der Liebesangst oder dem Delirium der Einsamkeit litten. Wenn jemand z. B. über Insolvenz klagt, antworten wir scherzhaft: „Trinken Sie mehr Wasser!“

    5 Ärzte habe ich gewechselt, seit ich nach Deutschland gekommen bin. Überraschenderweise teilen sie fast die gleiche Persönlichkeit.

    Am Anfang ging ich oft zum Arzt, um mich über meine Abmagerung, Vergesslichkeit und Gedächtnisschwäche zu beklagen. Er lachte und fragte mich: „Wie viele Tage brauchen Sie frei? Welche Medikamente brauchen Sie?“ – Als wollte er mir das Gefühl geben, dass ich Ausreden vorbringe, um Krankschreibung oder Schmerzmittel zu bekommen.

    Es ist in Deutschland bekannt, dass solche Pillen schwer zu bekommen sind. Während man beispielsweise problemlos 10 Gramm eines beliebigen Betäubungsmittels erhalten kann, bekommt man keine Antibiotika-Pille oder Diclac-Spritze.

    Als ich auf meine Beschwerde beim Arzt bestand, antwortete er jedes Mal: „Es sollten psychologische Symptome sein, die ihr durch den Krieg und die radikalen Veränderungen habt!“

    Ihr? Wer sind wir?
    Er antwortete, dass wir Geflüchteten und Migranten zu viel klagen und leiden.

    Später fing ich an, in Gruppen von Araber*innen, die in Deutschland leben, über meine gesundheitlichen Probleme zu posten.

    Mir ist aufgefallen, dass Hunderte die gleichen Symptome wie ich haben. Außerdem erhalten sie die gleiche Diagnose und den gleichen Rat: „Trinken Sie mehr Wasser!”

    Heute, sieben Jahre später, fangen wir an, neue Symptome zu teilen.

    Echte Symptome, abgesehen von Einsamkeit, Sehnsucht, Nostalgie und den Sorgen, die Häuser unserer Leute auf dem Land zu vermieten. Häufige Symptome, die uns alle betreffen: Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwäche, Atemnot, Lethargie, Haarausfall und -trockenheit, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Blutarmut, erhöhte Herzfrequenz und Panikattacken, die uns von unseren Fußsohlen weg bis zu unserem Scheitel betreffen.

    Nachdem wir bestätigt hatten, dass die Ergebnisse aller medizinischen Tests gut sind, fingen wir ernsthaft an, Vitamin-D-Pillen zu schlucken, die die Abwesenheit der Sonne auf unseren Balkonen, unserer Haut und unserer Seele ausgleichen sollen. Darüber hinaus begannen wir, viel Wasser zu trinken.

    Eine Flasche neben dem Bett, eine in unseren Rucksäcken und andere neben dem Sofa. Überall steht eine Flasche Wasser. Wir trinken in der Hoffnung auf Erlösung, aber nichts ändert sich…

    Als ob diese Symptome etwas wären, das wir in unseren Koffer mitnehmen. Etwas, das uns verschlingt, ohne es zu erkennen.

    Wir trinken Wasser. Der Arzt lacht, ohne unsere gesundheitlichen Probleme ernst zu nehmen. Wir bitten um allgemeine medizinische Untersuchungen und Röntgenaufnahmen. Komisch! Die Ergebnisse sind alle perfekt.

    Aber nichts ändert sich…

    Wir sind auf der Suche nach genauen Diagnosen zu unseren Symptomen. Aber uns wird nichts mitgeteilt.

    Ich finde, was noch komischer ist, als nicht diagnostiziert zu werden. Etwas, das mich an das Lachen des ersten Arztes glauben lässt, als wäre er sich sicher, dass diese Symptome wie ein Geschenk sind, das wir mit unserem ständigen Aufenthalt in Deutschland, dem Land der Erlösung, bekommen.

    Manchmal treten vielleicht auch bei dir einige Symptome auf, dann bekommst du das Gefühl, dass du schnell zum Arzt gehen solltest. Bis die Bürokratie, Termine und Verfahren dich ersticken.

    In Deutschland handelt man nach dem geschriebenen Gesetz. Da ist alles aufgelistet, aber es ist ein Gesetz, das wir nicht kennen.

    Du brauchst einen Termin beim Hausarzt, dann wirst du an einen Facharzt überwiesen, dann wartest du auf einen Termin bei diesem Facharzt.

    Lange Wartezeiten, die dazu führen, dass sogar du deine Symptome vergisst. Deine Sorgen werden vom Arzt leichtfertig genommen; entsprechend wendest du dich an Google, um selbst nach einer Erklärung für deinen Zustand zu suchen. So gerätst du in eine Spirale von Halluzinationen und Möglichkeiten.

    Google, der dir Krebs als erste Möglichkeit zu deiner Frage nach Hautwarzen anzeigt, dadurch versinkst du immer mehr in Besessenheit und Angst.

    Du wirst von der Angst übermannt, entweder ohne Diagnose allein zu Hause zu sterben, oder auch diagnostiziert zu werden.

    Außerdem überwältigen dich Angst und Misstrauen gegenüber allem, was der Arzt sagt. Der Arzt, der dich behandelt, als ob du noch ein verwöhntes Kind bist, das viel klagt. Oder ein Patient, der nach den medizinischen Tests an nichts leidet, trotzdem sagt, dass es ihm nicht gut geht.

    Während du vielleicht daran gewöhnt bist, mit Ärzten umzugehen, die deine Symptome reibungsloser und beruhigender behandeln, als ob sie schon wüssten, woran du leidest, noch bevor sie dich untersucht haben. Der Apotheker in der Nachbarschaft war oft der Arzt für alle, sodass man selten eine Klinik aufsuchte. Der Apotheker stellt Diagnosen, gibt Medikamente und Injektionen, zudem liest er die Tests aus.

    Heutzutage ist dein Nachbar dein Arzt und du bist der Arzt deines Nachbarn…

    Du rufst ihn beim ersten Symptom an und fragst ihn: „Haben Sie jemals unter dem gelitten, unter dem ich leide?!” Und wenn er mit „Ja““ antwortet, dann gibt er dir einen Rat.

    Vielleicht fangen wir heutzutage an, den Ärzten zu glauben. Vielleicht sind es wirklich nur psychische Symptome, die nichts mit der körperlichen Verfassung von uns allen zu tun haben. Aber wie kann das sein, wenn es echte Symptome sind, die wir fühlen und die uns manchmal stören und verletzen, auch sie auf unserem Rücken tragen!

    Versteckte Gefühle, die in Form von Krankheit erscheinen. Vielleicht dauert es viele Jahre, bis sich unser Körper an den Lebensstil hier gewöhnt hat.

    Hier ist die liegende Sonne, die als Kerze am Himmel erscheint; sie zeigt dir dein Spiegelbild an der Wand, gibt dir eine Dosis positiver Energie und verschwindet dann plötzlich, als wäre sie nicht erschienen. Unser Körper sehnt sich nach Sonne…

    Die Sonne, dass wir uns gut kennen, und die unsere Schatten in den Straßen hält.

    Alle Schatten sind hier fremd und schwach. Aber frei, zumindest.

     

    Diese Artikel wurde zuerst auf Arabische bei raseef22  veröffentlicht und von Youmna Tarek ins Deustche übersetzt.

  • Frauen im Iran: Im Kokon

    Im Dezember 2022 wurde die 17-jährige Masumeh von ihrem Vater getötet, der sie gezwungen hatte, minderjährig zu heiraten, während einer feministischen Revolution im Iran. Ihr Vater hat der Polizei den Mord seiner Tochter ohne Verzögern gestanden. Er weiß Bescheid, dass er in der Islamischen Republik des Irans keine Todesstrafe für den Mord an seiner Tochter bekommt, im Gegensatz zu den anderen Mordfällen im Iran. Seine Strafe ist in diesem Fall, denjenigen das Blutgeld zu zahlen, die von der kinderlosen 17-jährigen Masumeh erben könnten.

    Als Romina Ashrafi, eine 13-jährige Iranerin, im Mai 2020 von ihrem Vater mit einer Sichel geköpft wurde, wusste ihr Vater nach der Absprache mit einem Anwalt, dass er eine konsequenzlose Entscheidung getroffen hat. Romina ist von zu Hause geflohen, weil sie nicht heiraten wollte. Die Polizei hat sie gefunden und zu ihrem Vater zurückgebracht, obwohl sie die Situation geschildert hatte. Er hat sie danach geköpft, mit einer Sichel.

     

    Im Kokon

    Der Tod ist ein religiöser Vater. In seinem Haus herrscht Ordnung mit Disziplin. Dem Tod gefällt es nicht, wenn die Tochter spät nach Hause kommt. Er ist ein gutes Vorbild. Seine Tochter ist heute mit Minirock zur Schule gegangen. Das macht ihn wütend. Die Kleidung ist der Schutz, wie ein Kokon. In jedem Kokon gibt es den Prozess der Veränderung, Verbesserung und Verwirklichung. Er weiß, dass sie ein zerbrechlicher Schmetterling wird.

    Der Tod gerät in Angst. Der Tod gerät in Verzweiflung. Der Tod hat noch nie gelernt, wie er mit seinen Gefühlen umgehen soll. Der Tod hat eine Tochter, lebendig im Kokon. Sie wird jeden Tag schöner. Ihre Flügel werden jeden Tag dünner, damit sie irgendwann fliegen kann.

    Er weiß, dass sie nie wieder zurückkommt, wenn sie nur einmal diese Welt verlässt. Sie wird irgendwann diese Welt verlassen und mit einer Taschenlampe den Regenbogen suchen. Er weiß, dass sie gehen möchte, wie er selbst damals gegangen ist.

    Leicht und ohne Spur, wie der Geist, der bei ihnen im Hause lebt. Für diesen Geist ist Liebe ein Gefängnis, weil sich Verliebtheit wie eine Krankheit anfühlt. Für den Tod empfindet der Geist Mitleid. Der Geist hat keine Tochter. Der Geist muss sich keine Sorgen machen. Der Geist hat keine Religion. Der Geist kann sich nicht auf den Tod freuen.

    Jedoch freut sich die Tochter auf die Begegnung mit dem Vater, obwohl er sie nie lieben gelernt hat. Sobald sie den Kokon verlässt, ist sie aufgeregt. Mit jedem Herzschlag kommt sie ihrem Vater näher. Jeden Tag, den sie außerhalb des Kokons lebt, stirbt sie ein wenig mehr. Sobald sie den Kokon verlässt, weiß ihr Vater, was zu tun ist.

    Er wird ihr nicht wehtun. Das ist sein Versprechen, denn er weiß eine Wahrheit über das Leben eines Schmetterlings. Im Leben gibt es nicht nur Schmerzen, die dich bis zum Tod begleiten, sondern auch Schmerzen, die dich in den Tod begleiten.

     

    Mehr über Frauen im Iran kannst du z.B. hier lesen

    Hier geht es zu unserem Podcast über den Iran

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