Schlagwort: liste

  • Songs zum Thema Migration

    Musik begleitet das Leben. Mit manchen Songs verbindet man wichtige und einschneidende Ereignisse. Ebenso hat Musik das Potenzial bestimmte Themen an viele Menschen näher heranzubringen und das mit einer gewissen Leichtigkeit, wie es z. B. Texte oder Bücher nicht können. Darum folgen hier 5 Songs, die sich mit dem Thema Migration beschäftigen. Und das von 5 verschiedenen Bands oder Musiker*innen, mal weniger, mal mehr berühmt, die aber alle ihre eigene Migrationsgeschichte zu erzählen haben.

    Paper Planes – M.I.A

    Der erste Song auf dieser Liste ist ein recht berühmter Song, durchaus auch gerne auf Partys zu hören. M.I.A. ist eine britische Sängerin und Rapperin, mit sri-lankischen Wurzeln. Sie wuchs in Sri Lanka auf und zog mit 10 Jahren nach London. Den Song Paper Planes schrieb sie über die Vorurteile, mit denen Immigrant*innen zu kämpfen haben, viele, mit denen sie selber konfrontiert wurde. In dem Lied werden in der Ich-Perspektive Stereotypen wiedergegeben. Mit Sätzen wie „All i want to do is /take your money“, zeigt M.I.A. die Scheinheiligkeit, mancher Leute in Europa oder den USA und vor allem, wie einfach es ist, Einwanderern Worte in den Mund legen.

    Deutschland, Deutschland 21 – Sinu

    Sinad Köylü, Sänger der Band, schrieb den Song über seinen eigenen Erfahrungen als türkischer Einwanderer in Deutschland. In dem Lied beschreibt Köylü, wie er in der deutschen Gesellschaft als Halbtürke aufgenommen wurde, welchen rassistischen Vorurteilen er ausgesetzt war und vor allem, was für einen Einfluss diese auf ein Kind haben können. Mit einer Melodie, die einem Gänsehaut bereitet, gibt das Lied einen Einblick, in das Leben von Migrant*innen und die Probleme, die sich ihnen stellen, nur weil sie ausländische Wurzeln haben.

    Border – Bukahara

    Weiter geht’s mit einer Band, die sich in Köln kennenlernte und gründete. Alle vier Mitglieder haben sie verschiedene Wurzeln und bringen somit vier verschiedene Klänge in ihre Musik. Die Multiinstrumentalisten veröffentlichen Songs auf Englisch, Deutsch und Arabisch und inkorporieren verschiedenste Instrumente.

    Mit dem Lied „Borders“ verbinden sie eine wichtige Message mit schönen Melodien: „on the map they drew so many lines / and I don’t know why“ kritisiert die willkürliche Grenzziehung, die auch heute noch zu Problemen führt. „… everbody knows that people always cross the border“, mit dieser Aussage treffen sie den Nagel auf den Kopf: Migration gab es schon immer und wird es auch immer geben. Nur wie man damit umgeht, kann man ändern.

    Diaspora – Celo & Abdi

    Dieser Song kommt aus einem etwas anderen Genre und hat entsprechend auch was ganz anderes zu bieten. In „Diaspora“ erzählen beide Rapper von ihrer Herkunftsgeschichte; Celo aus Bosnien und Abdi aus Marokko stammend. Der inhaltsvolle Song berichtet von einzigartigen Details aus ihrer eigenen Migrationserfahrung und enthält einige Zitate, die zum Nachdenken anregen. „Als Ausländer musst du dich doppelt beweisen / sagte mein Vater“, eine Aussage, die Bände spricht und vermutlich auf so gut wie jeden Migranten zutrifft. Obwohl beide aus Deutschland kommen, sehen sie sich trotzdem nicht als Deutsche: „Auf die Frage, ob ich Deutscher bin, / kann ich in jedem Falle sagen, dass ich gerne in Deutschland bin“ heißt es in ihrem Lied.

    Immigrants (we get the job done) – K´NAAN

    Immigrants, ursprünglich geschrieben im Rahmen des äußerst erfolgreichen US-amerikanischen Musicals „Hamilton“, beschreibt die Migrationserfahrung von Menschen in den USA. Ein großer Teil der Immigrant*innen in den USA stammt aus den spanischsprechenden Ländern Amerikas, weshalb auch ein Teil dieses Liedes auf Spanisch ist. K´NAAN kommt ursprünglich aus Somalia und ist später nach Nordamerika immigriert. Viele seiner Songs behandeln das Thema Migration, so auch das Lied „coming to America“, in dem er seine eigene Migrationsgeschichte erzählt.

  • 8 Empfehlungen zum Thema “Medien & Journalismus”

    Das MiGAZIN

    Das MiGAZIN (MiG=„Migration in Germany“) ist ein Online-Magazin zum Thema Migration. Themen, die vorrangig Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte betreffen, werden darin so aufgearbeitet, dass sie auch für Menschen ohne Migrationsgeschichte zugänglich sind. Die Idee dahinter: Mehr Ausgewogenheit in der Medienagenda herstellen und einen Platz für diese Themen schaffen, um Zugang und Verständnis zu fördern. Die Artikel werden von der Redaktion sowie ehrenamtlichen Autor*innen – den MiGmachern – erstellt. Da diese selbst entscheiden, über welche Themen sie berichten, schreibt sich das MiGAZIN ein hohes Maß an Authentizität und eine diverse Themenauswahl zu, die die eigene Community repräsentiert.

    Mediendienst Integration

    Fakten statt Fake News: Beim Mediendienst Integration (MDI) handelt es sich um eine verlässliche Informationsplattform für Journalist*innen, die sich den Themen Flucht und Migration widmet. Auch bei kohero nutzen wir häufig die zusammengetragenen Zahlen und Fakten, Quellen und Hintergrundberichte für unsere Recherchen. Zudem fördert der MDI Projekte zur Weiterbildung, bietet Informationsveranstaltungen an und vermittelt Kontakte zu Expert*innen für eine ausgewogene und qualitativ hochwertige Berichterstattung.

    Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen

    Warum sollten Medien lieber von Asylsuchenden als von Asylbewerber*innen sprechen? Die Antwort darauf gibt das Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen. Der Verein setzt sich seit 15 Jahren für mehr Vielfalt im Journalismus ein und stellt seit einigen Jahren ein Online-Glossar zur Berichterstattung über die Einwanderungsgesellschaft zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein Wörterverzeichnis, in dem Begriffe erklärt und definiert werden. Es soll helfen, präzise und korrekte Begriffe zu verwenden, um eine genaue und diskriminierungssensible Berichterstattung zu gewährleisten. Darüber hinaus soll es dazu anregen, alternative und möglichst wertfreie Begriffe zu finden und in der Berichterstattung zu etablieren.

     

    NDR Doku „Das denken Deutsche über Akzente in Medien“

    ZAPP, das Medienmagazin des NDR veröffentlichte dieses Jahr eine Dokumentation mit dem Titel „Das denken Deutsche über Akzente in Medien“. Der Moderator Raja Khadour, welcher selbst Deutsch mit Akzent spricht, stellt die Frage, inwieweit Diversität in den deutschen Medien tatsächlich hörbar wird – und ob dies gewünscht ist. Dafür führt er Interviews mit Entertainer Jorge Gonzáles, Reporterin Katja Garmasch und Journalist Sulaiman Tadmory von Strg_F.

    Für die Dokumentation wurde auch eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, die eine Einschätzung darüber möglich machen soll, ob Zuhörer*innen offen für mehr Personen mit Akzent vor dem Mikrophon und vor der Kamera sind. Die Ergebnisse dieser Umfrage und viele spannende Gespräche findet ihr in diesem Videobeitrag.

     

    MeKriF

    Das Projekt „MeKriF – Flucht als Krise. Mediale Krisendarstellung, Medienumgang und Bewältigung durch Heranwachsende am Beispiel Flucht“ widmete sich einer vertieften Analyse des Medienverhaltens von Jugendlichen in Bezug auf Fluchtthemen und untersuchte, welchen Medieninhalten Jugendliche ausgesetzt sind. Auf Grundlage dieser Analyse wurden Veröffentlichungen erstellt, die konkrete Handlungsempfehlungen für Journalist*innen bieten, die eine jugendliche Zielgruppe ansprechen und über das Thema Flucht berichten. Übergeordnetes Ziel des Projekts war es, die Kompetenzen und Ressourcen von Jugendlichen im Umgang mit dem sensiblen Thema Flucht zu stärken.

    quoted. der medienpodcast & „Was sich ändern muss“ von der SZ

    Die Süddeutsche Zeitung bietet gleich zwei Formate, die sich kritisch mit Medieninhalten beschäftigen. Im Podcast „quoted. der medienpodcast“, der gemeinsam mit der CIVIS-Medienstiftung für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa produziert wird, nehmen Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura und SZ-Autor Nils Minkmar regelmäßig die aktuelle Berichterstattung und mediale Diskurse unter die Lupe. Sie sprechen unter anderem über die Berichterstattung über den Krieg in Nahost, die Proteste im Iran sowie den Umgang von Medien mit verschiedenen Kriegsregionen und Krisen weltweit.

    In der SZ-Artikelreihe „Was sich ändern muss“ schreiben hingegen Medienschaffende mit Migrationsgeschichte Beiträge darüber, welche Verbesserungen sie sich in der deutschen Medienlandschaft wünschen, um rassistische Strukturen aufzubrechen und einen inklusiven und diversen Journalismus zu schaffen. Besonders gut ist, dass die Handlungsmöglichkeiten sehr konkret werden und sich direkt an diejenigen richten, die über diese Handlungsmöglichkeiten verfügen.

     

    Media Diversity Institute

    Das Media Diversity Institute (MDI) arbeitet global an einer Verbesserung der Berichterstattung über diverse soziale Identitäten und Merkmale wie Religion, Ethnie, Klasse, Alter, Behinderung, Geschlecht und sexuelle Identität. Sie setzen sich für die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz ein.

    Ihre Aktivitäten umfassen Konferenzen, Schulungen, Workshops und die Formulierung von Empfehlungen für Regierungen und Medienanstalten weltweit. Zusätzlich bieten sie eine Vielzahl an akademischen und journalistischen Ressourcen.  Ihr Ziel ist es, Redaktionen in aller Welt zur Nutzung dieser Angebote und damit zu einer akkuraten Berichterstattung zu ermutigen.

     

    Newsletter „What Happened Last Week“

    Sham Jaff ist Journalistin und Politikwissenschaftlerin aus Berlin. Sie wurde in Slemani, Kurdistan, Irak, geboren und zog im Alter von neun Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. Seit 2014 schreibt sie den englischsprachigen Newsletter „what happened last week“, in dem sie wöchentlich die wichtigsten Nachrichten aus Afrika, Asien und Lateinamerika zusammenstellt und erklärt. Sie berichtet von Stimmen, Geschehnissen und Blickwinkeln aus dem Globalen Süden. Dazu gibt die Autorin Empfehlungen für andere Formate ab und lässt in die ein oder andere Nachricht auch ihren Humor mit einfließen. Super daran: Der Newsletter ist leicht verständlich und kostenlos zugänglich.  Bereits über 15.000 Menschen aus verschiedenen Ländern lesen regelmäßig „what happened last week“.

  • 8 Empfehlungen zum Thema Sicherheit

    1. Dokumentarfilm „Sara Mardini Gegen den Strom“

    In diesem Film lernen wir den Kampf von Sara Mardini näher kennen und begleiten sie vier Jahre lang durch die Kamera von Charly W. Feldman. Sara ist in einer Familie von Hochleistungssportler*innen in Syrien aufgewachsen. Ihr Vater brachte ihr und ihrer Schwester das Schwimmen bei, seit ihrer Kindheit träumte sie davon, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Als der Krieg ausbrach, floh sie im Jahr 2015 zusammen mit ihrer Schwester Yusra nach Deutschland. Auf dem Weg von der Türkei nach Griechenland drohte das Boot zu kentern. Sara und ihre Schwester Yusra sprangen ins Wasser und brachten 18 Menschen sicher an die Küste. Nach ihrer Ankunft in Deutschland gelang es Yusra, ihren Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen zu verwirklichen. Sara hingegen entschied sich, nach Lesbos zurückzukehren, um dort ehrenamtlich bei der Rettung von Geflüchteten zu helfen. Dort wurde sie jedoch mit anderen Seenotretter*innen festgenommen und angeklagt. Der Vorwurf: Sie habe sich einer kriminellen Vereinigung angeschlossen. Über die Kriminalisierung von Seenotrettung und Sicherheit auf Fluchtwegen.

    • Dokumentarfilm Sara Mardini – Gegen den Strom auf Arte

     

    2. Podcast „Memento Moria – Was heute an Europas Grenzen passiert“- von Sham Jaff 

    Im Jahr 2020 brannte das Geflüchtetenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ab. Zwei Jahre später produzierte die Journalistin Sham Jaff gemeinsam mit der Reporterin Franziska Grillmeier und ihrem Team einen acht-teiligen Doku-Podcast  über Moria. Mit Einblicken vor Ort wird die Realität der Geflüchteten an Europas Grenzen deutlich. Die zentrale Frage: Was hat sich nach diesem Ereignis in der Asylpolitik verändert? Und welche Sicherheit haben Geflüchtete in Auffanglagern und auf der Flucht?

     

     

    3. Plattform „Was macht uns wirklich sicher?“

    Das Projekt „Was macht uns wirklich sicher?“ ist eine multimediale Plattform, die von Melanie Brazzell und anderen Mitwirkenden ins Leben gerufen wurde, um eine Vision von Sicherheit für alle zu entwickeln. Angesichts der Erkenntnis, dass Institutionen wie die Polizei, das Strafvollzugssystem und Grenzkontrollen eher ein Gefühl der Unsicherheit erzeugen, hat das Projekt das Ziel, community-basierte Lösungen anstelle von Strafmaßnahmen zu erforschen. Besonders im Fokus steht dabei die Bewältigung geschlechtsspezifischer Gewalt. Im Rahmen des Projekts gibt es eine breite Palette von Workshops, Diskussionsrunden, Treffen, Artikeln und einem Toolkit für Aktivist*innen.

    • Plattform “What Really Makes Us Safe”

     

    4. PICUM – What Safety Means For Undocumented People

    PICUM ist eine Organisation, die sich für die Rechte undokumentierter Migrant*innen einsetzt. Sie besteht aus über 160 Mitgliedsorganisationen in mehr als 30 Ländern. Ihr Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Menschenrechte aller Menschen, unabhängig von ihrem Migrationsstatus, respektiert werden. In einem Blog-Artikel und verschiedenen Videos wird die Frage gestellt, was Sicherheit für Menschen ohne Papiere bedeutet. Betroffene kommen dabei selbst zu Wort, um über ihr (fehlendes) Sicherheitsempfinden zu sprechen.

     

    5. Aus der Wissenschaft: „Migration und Sicherheit – eine ungewöhnliche Perspektive?“

    Der Journal-Artikel zielt darauf ab, die Verbindung zwischen Migration und innerer Sicherheit in der Gesellschaft, der Politik und der wissenschaftlichen Diskussion im breiten Bereich der Migrationsforschung zu untersuchen. Der Schwerpunkt des Beitrags liegt darauf, die vermeintlichen und tatsächlichen Sicherheitsrisiken zu analysieren, die direkt oder indirekt mit Zuwanderung zusammenhängen können, unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes und der Veränderungen von Sicherheitsbegriffen. Er ist von Linda Jakubowicz geschrieben, die am Institut für Wissenschaft und Forschung der Sicherheitsakademie in Österreich arbeitet.

     

    6. Podcast dis:arm #4: Klimakriege und die «Versicherheitlichung» des Klimawandels

    In der Podcastfolge von dis:arm der Rosa-Luxemburg-Stiftung geht es darum, wie die Klimakrise bestehende Konflikte beeinflusst und inwiefern Sicherheit dabei eine Rolle spielt. Gemeinsam mit Dr. Christiane Fröhlich vom German Institute for Global and Area Studies (GIGA) wird diskutiert, ob der Begriff „Klimakrieg“ angemessen ist oder ob Regierungen den Klimawandel als Ausrede für eine eigene Agenda nutzen. Außerdem wird davor gewarnt, den Klimawandel mit Sicherheitspolitik zu verknüpfen.

     

    7. Doku SRF “Frontex und die Festung Europas”

    In dieser Dokumentation wird Frontex, die Grenzschutzagentur der Europäischen Union, in den Fokus genommen. Immer mehr Geld fließt in die Überwachung der EU-Grenzen, doch dies führt immer wieder zu Kontroversen. Frontex wird beschuldigt, Menschenrechtsverletzungen zu begehen und an illegalen Pushbacks beteiligt zu sein. Die SRF-Doku widmet sich den Widersprüchen und Realitäten der europäischen Migrations- und Geflüchtetenpolitik.

     

    8. Film “Mediterranea“ (2015)

    imdb

    Der Film erzählt die Geschichte von Ayiva und Abas, zwei Freunde, die von Burkina Faso nach Europa fliehen wollen. Nach einem Schiffsunglück werden sie von der italienischen Küstenwache gerettet und landen in Rosarno. Ayiva passt sich an, während Abas verzweifelt. Gewalttätige Unruhen gegenüber Geflüchteten brechen aus, bei denen viele afrikanische Einwanderer*innen verletzt werden. Der Film bezieht sich auf die Unruhen in Rodarno im Jahr 2010 und wurde von Regisseur Jonas Carpignano realisiert.

  • Welt-Suizid-Präventionstag: 10 Anlaufstellen und Medientipps für geflüchtete und migrantische Menschen

    Am 10. September ist der weltweite Suizid-Präventionstag. Der Aktionstag soll sensibilisieren und helfen, das Tabu zu brechen. Eine Studie von 2016 schätzt, dass sich weltweit rund 800.000 Menschen pro Jahr das Leben nehmen. Weltweit nehmen sich Männer häufiger das Leben als Frauen – in Deutschland wurden im Jahr 2021 laut statistischem Bundesamt 75% der Selbsttötungen von Männern durchgeführt. Laut Wissenschaftler*innen könnten traditionelle Geschlechterrollen ein Grund dafür sein, dass Männer früh lernen, Probleme mit sich selbst auszumachen, anstatt sich Hilfe zu suchen.

    Auch in migrantischen Familien wird häufig nicht über psychische Erkrankungen gesprochen. Menschen mit Migrationsgeschichte würden dem Konzept von psychischem Leid häufig skeptisch gegenüberstehen, erklärt die Bildungsmanagerin und Geschlechterforscherin Emina Šarić im Biber-Onlinemagazin. Viele Menschen mit Migrationsgeschichte erfahren unter anderem durch Alltagsrassismus eine noch stärkere psychische Belastung.

    Es ist wichtig, psychische Erkrankungen zu enttabuisieren und offen darüber zu sprechen, um Symptome frühzeitig zu erkennen und besser damit umgehen zu können. Im Folgenden empfehlen wir euch deshalb einige Artikel, die sich mit dem Thema mentale Gesundheit beschäftigen. Außerdem findet ihr eine Liste mit Beratungsstellen, die sich vorwiegend an Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte richten.

    Unsere Empfehlungen: Artikel

    1. Als Migrantin mit Depressionen umgehen 

    Unsere kohero Autorin Jesina hatte gerade ihr Jura-Studium abgeschlossen und wollte ins Berufsleben starten, als sie in eine Depression abrutscht. Die Erkrankung belastet sie nicht nur psychisch, sondern auch körperlich: Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Selbstzweifel und Angstzustände kommen dazu. Über all das spricht Jesina nicht mit ihren Eltern, die 1984 aus Sri Lanka nach Deutschland geflüchtet sind.

    Hier erzählt sie, wie sie mit der Depression umgegangen ist und erklärt, warum viele Kinder sich unter Druck gesetzt fühlen, den Erwartungen ihrer geflüchteten Eltern gerecht zu werden.


    2. Kultursensible Psychotherapie – wie geht das?

    Die angehende Psychologin Zara Momand hat im kohero-Onlinemagazin bereits über die Notwendigkeit von kultursensibler Psychotherapie geschrieben: “Migration und Flucht implizieren oftmals Veränderungen und psychische Traumata, bedeuten aber nicht zwingend bemerkbare, sich äußernde psychische Probleme”.  Menschen mit Migrationshintergrund hätten häufig mit noch mehr Belastung zu kämpfen – sowohl individuell und strukturell als auch emotional, so Zara. Warum das so ist, erfahrt ihr hier.

    3. Der Suizid meines Onkels brachte mich dazu, über meine eigene psychische Gesundheit nachzudenken

    In dem Buzzfeed-Artikel schreibt die Autorin Gabrielle Chenault über die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen in der BiPoC-Community. Sie zeigt auf, wie Rassismuserfahrungen, Polizeigewalt oder generationsübergreifende Traumata eine zusätzliche Belastung darstellen können. Wieso eine weiße Therapeutin Gabrielles Erfahrungen nur bedingt nachvollziehen konnte und warum sie Therapien trotzdem für sinnvoll und notwendig erachtet, lest ihr hier.

    4. Stell dich nicht so an! – Wenn Migra-Eltern psychische Erkrankungen nicht ernst nehmen

    Biber-Autorin Maria Lovrić-Anušić schreibt darüber, wie belastend es sein kann, wenn migrantische Eltern die psychischen Erkrankungen ihrer Kinder herunterspielen. In dem Artikel erzählen drei Menschen, wie sie mit ihren Depressionen und Panikattacken umgegangen sind. Warum ihre Eltern häufig mit Unverständnis reagiert haben und warum es wichtig ist, über psychische Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten aufzuklären, lest ihr hier.

     

    Unsere Empfehlungen: Beratungsstellen

    5. ifight Depression 

    Auf der Internetseite iFightDepression findest du wissenschaftlich belegte Informationen über suizidales Verhalten in 19 verschiedenen Sprachen. Das Angebot richtet sich an die allgemeine Öffentlichkeit, Familien und Angehörige, aber auch an Lehrkräfte und Gesundheitspersonal.

    Menschen, die von Depressionen betroffen sind, sollen mit Hilfe eines begleiteten Selbstmanagement-Tools außerdem leichter erste Symptome erkennen und lernen, besser damit umzugehen. Das Angebot gibt es in 15 verschiedenen Sprachen.


    6. Muslimisches SeelsorgeTelefon (MuTeS)

    Seit 2009 unterstützen Ehrenamtliche des Muslimischen SeelsorgeTelefons Menschen bei jeder Lebenslage und Notsituation – egal ob Eheprobleme, Trauer, Gewalterfahrung, Sucht oder andere Belastungen. Anrufer*innen bleiben anonym und die Mitarbeitenden des SeelsorgeTelefons sind rund um die Uhr unter 030 443 509 821 erreichbar.

     

    7. Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention

    Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) ist seit 1972 die übergreifende Fachgesellschaft für alle Einrichtungen und Personen, die sich in Forschung, Lehre oder Praxis mit Suizidprävention als Hilfe in Lebenskrisen befassen. Die DGS hat es sich zur Aufgabe gemacht, Akteur*innen der Suizidprävention zu vernetzen, die Forschung in diesem Themenfeld voranzutreiben und die Öffentlichkeit über Suizidprävention zu informieren.


    8. Koordinierendes Zentrum für traumatisierte Geflüchtete – Hamburg 

    Centra ist Teil des Psychosozialen Zentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Das Team besteht unter anderem aus Psychotherapeut*innen, Ärzt*innen und Sozialarbeiter*innen und arbeitet interkulturell, mehrsprachig und berufsübergreifend. Bei Bedarf können geschulte Dolmetscher*innen oder muttersprachliche Mitarbeiter*innen mit einbezogen werden.  Die Beratung und Behandlung erfolgt traumaspezifisch, kultursensibel und mit einem ganzheitlichen Verständnis. Auf Wunsch können Beratungen auch telefonisch in Anspruch genommen werden.


    9. Netzwerk für traumatisierte Geflüchtete Niedersachsen 

    Das Netzwerk für traumatisierte Geflüchtete (NTFN e.V.) setzt sich für Migrant*innen in Niedersachsen ein, die traumatisierende Erfahrungen durch Folter, Verfolgung oder Flucht gemacht haben. Das Team berät Menschen die körperlich oder psychisch unter den Folgen leiden und dadurch in ihrer Belastungs-, Arbeits- und Lebensfähigkeit eingeschränkt sind. Das Angebot richtet sich nicht nur an Betroffene, sondern auch an Familienangehörige, insbesondere Kinder und Jugendliche.


    10. Refugio: Beratungsstelle und Behandlungszentrum für Geflüchtete und Folteropfer – Bremen

    Refugio ist eine Beratungsstelle und ein Behandlungszentrum für Geflüchtete und Folteropfer in Bremen und Bremerhaven. Refugio bietet kostenlos und auf mehreren Sprachen eine psychosoziale Beratung und psychotherapeutische Behandlung an.

  • Gesundheit – ein Faktenüberblick

    Recht auf das „jeweils höchste erreichbare Maß an körperlicher und geistiger Gesundheit“

    Das Recht auf Gesundheit ist im Sozialpakt bindend festgehalten. Es wurde 1966 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet.

    Kranken-versicherung?

    Asylsuchende sind in Deutschland nicht automatisch krankenversichert. Nach §4 und §6 Asylbewerberleistungsgesetz erhalten Asylsuchende und Geflüchtete in den ersten 18 Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland nur eine notwendige gesundheitliche Versorgung.

    Berechtigungs- oder Behandlungsschein

    Damit Geflüchtete ärztliches Personal aufsuchen können, benötigen sie meist einen Berechtigungs- oder Behandlungsschein. Dieser muss regelmäßig durch das Sozialamt erneuert werden, wodurch sich die medizinische Behandlung verzögern kann oder ganz ausbleibt.

    Beantragung des Behandlungsscheins

    Wenn Geflüchtete beim Sozialamt einen Krankenschein beantragen, ist dieses verpflichtet, sie bei der Ausländerbehörde zu melden. Damit droht für Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis die Abschiebung. Viele Menschen suchen daher erst medizinische Hilfe, wenn die Krankheit schon weiter fortgeschritten ist und es vielleicht schon zu spät ist.

    elektronische Gesundheitskarte für Geflüchtete (eGK)

    Eine Alternative zum Berechtigungs- oder Behandlungsschein ist die elektronische Gesundheitskarte für Geflüchtete (eGK). Sie wurde etwa in Berlin, Thüringen oder Hamburg eingeführt und erleichtert die medizinische Versorgung.

    Sprachliche und kulturelle Hürden

    Sprachliche und kulturelle Besonderheiten stellen Barrieren für die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen dar und können sich auch auf die Kommunikation und Interaktion während des Behandlungsprozesses auswirken. Ein Anrecht auf Dolmetscher*innen haben geflüchtete Menschen nicht.

    Rassismus im Gesundheitswesen

    Im Afrozensus haben zwei Drittel der Befragten angegeben, dass Ärzt*innen ihre gesundheitlichen Beschwerden nicht ernst nehmen würden. Als Gründe wurden die Hautfarbe (74,4 %) oder die ethnische Herkunft (72,7 %) genannt.

    Morbus Mediterraneus / Morbus Bosphorus

    Der Begriff wird auf Menschen aus dem Mittelmeerraum angewendet, aber auch allgemein auf BIPoC. Schmerzen von ihnen werden nicht als valide angesehen, ihnen wird nicht geglaubt und ihre gesundheitlichen Beschwerden bagatellisiert, da sie angeblich übertreiben würden. Es ist ein gefährliches Narrativ, das die Gesundheit von Migrant*innen gefährdet.

    Mehr zu unserem Fokusthema Gesundheit erfahrt ihr bald im zu.flucht-Podcast und hier im Online-Magazin.

    Wenn ihr die Zusammenfassung unserer Recherche nicht verpassen wollt, abonniert hier unseren zu.flucht-Newsletter!

  • Klimaaktivismus – ein Faktenüberblick

    Wie hängen die Klimakrise und soziale Ungleichheit zusammen?

    Menschen, die bereits gesellschaftlich benachteiligt und ausgegrenzt werden, sind strukturell stärker von der Klimakrise betroffen. Ihnen wird etwa der Zugang zu (Hilfs-) Ressourcen und Mitbestimmung verwehrt. Es ist insbesondere für Menschen, die direkt von den Klimafolgen betroffen sind, nicht möglich, Klimakrise und Umweltzerstörung von sozialer Ungleichheit und global wirksamen Macht- und Unterdrückungsstrukturen zu trennen.

    Wie beeinflusst der Kolonialismus die Klimakrise?

    Mit dem europäischen Kolonialismus haben sich weiße Menschen gegenüber kolonisierten Menschen und der Natur als “überlegen” inszeniert. Das führte zu einem kolonialen Naturverständnis, mit dem europäische Kolonisator*innen die Beherrschung und Ausbeutung von “Natur” rechtfertigten. Das koloniale Naturverständnis bietet damals wie heute die Grundlage für Raubbau, Extraktivismus und Umweltzerstörung.

    Welche Rolle spielten dabei weiße Naturwissenschaftler*innen?

    Sie unternahmen “Entdeckungs- und Forschungsreisen” in die “Neue Welt” und “entdeckten” dabei Tier- und Pflanzenarten, die den kolonisierten Menschen vor Ort schon lange bekannt waren und eigneten sich das Wissen um Pflanzen und ihre medizinischen Wirkungen der kolonisierten Menschen an und schlugen daraus Profit.

    Welche Gebiete sind für die Klimakrise verantwortlich?

    Die EU ist für 27% der seit 1850 ausgestoßenen CO²-Emissionen verantwortlich, die USA haben den größten Anteil an den historischen Emissionen. In Deutschland liegt der CO²-Verbrauch pro Kopf in einem Jahr bei 7,7 Tonnen, in der Demokratischen Republik Kongo dagegen nur bei 0,03.

    Aber es stoßen doch auch Länder des Globalen Südens viel CO² aus?

    Brasilien stößt mit am meisten CO² aus. Das liegt an der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes und der damit zusammenhängenden Rinderzucht. Das Fleisch wird oft nach Europa exportiert. Grund der Emissionen von Ländern des Globalen Südens ist oft direkt oder indirekt der Globale Norden.

    Welche Gebiete sind am stärksten von der Klimakrise betroffen?

    Besonders betroffen sind die Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen. Zum Beispiel befinden sich 10 der am stärksten von Dürre betroffenen Länder in Afrika. Gleichzeitig ist das Flutrisiko auf dem gesamten Kontinent wie auch in Südamerika und Südasien besonders hoch. Viele der Folgen der Klimakrise sind irreparabel.

    Warum wirkt der Klimaaktivismus so weiß?

    Seit Jahrzehnten kämpfen junge BIPoC Aktivist*innen weltweit gegen die Folgen des Klimawandels, von denen nur selten zu hören oder zu lesen ist. Sie werden aus der Berichterstattung ausgeschlossen (wie Tinny Nowshin und Vanessa Nakate). Die Präsenz von Aktivist*innen of Color wird unsichtbar gemacht.

    Warum ist der weiße Klimaaktivismus kritisch zu betrachten?

    Obwohl weiße Menschen (historisch) die größte Verantwortung für die Klimakrise tragen, sehen sie sich häufig in der Position der Rettenden: Sie wollen das Klima und die Menschen des Globalen Südens vor ihrem “Elend” retten (= white saviorism). Dieses Selbstbild ignoriert die jahrhundertelangen Widerstandskämpfe und Strategien von BIPoC mit der Klimakrise. Weiße Klimaaktivist*innen adressieren selten, dass rassistische Strukturen eine wichtige Rolle in der Klimakrise spielen.

    Was bedeutet Klimagerechtigkeit?

    Nicht alle Länder sind im gleichen Maß für die Klimakrise verantwortlich und von den Folgen betroffen. Mit der Forderung nach Klimagerechtigkeit fordert man eine Verantwortungsübernahme des Globalen Nordens.

    Was wird konkret gefordert?

    Ein Team aus BIPoC-Wissenschaftler*innen und Klimaaktivist*innen hat in einem Paper 4 Forderungen formuliert: die Anerkennung der Verbindung von Kolonialismus mit der Klimakrise, eine Forschungserleichterung für BIPoC, die Wahrung von Inklusion und Menschenrechten sowie Klimagovernance-Reformen.

    Mehr zu unserem Fokusthema Klimaaktivismus erfährst du in der nächsten Folge vom zu.flucht-Podcast und hier im Online-Magazin. Wenn du keine Infos und Geschichten zu diesem Thema verpassen und einen Überblick unserer Recherchen bekommen möchtest, abonniere auch unseren Fokusthemen-Newsletter!

  • Five movies about migration

    There is a need to create a memory to retrieve the topic of migration from the depths of the subconscious. Especially in relation to press reports that reflect illegal pushbacks and personal destinies, there needs to be an important medium that addresses this in a different way. Migration is too far away from one’s own perception as a non-affected person. It needs to be framed in a way one can actually perceive. Often people can identify more easily with media such as films that show personal fates.

    How longing for a ship can be the start of a new journey

    It is a voyage into the unknown: the “Flotel Europa” should have been a new home for a child and family. It would be easy to think that this would be a normal und uplifting movie. This is not the case.

    Taking a deeper dive, the protagonists’ issue as people with a migration background is apparent. In this movie the protagonists mostly relate the role of Yugoslavian refugees und their experience of migration in coming to Germany in the early 90s. Life took place mostly in accommodations such as this ship. There it was often dark and windowless. Community kitchens determined everyday life. Director Vladimir Tomic uses this film as a autobiographical vehicle. It was reconstructed on the basis of the representation of a stolen childhood and „refugee misery“.

    How children experience changes between one place and another

    That place is simultaneously associative in nature while partially corresponding to the truth. The movie „La nuit et l’enfant” by director David Yon  speaks to a ever-present threat and danger. It focuses on the facets and backgrounds of a generation of youth that spends their time coming of age in the region of Dielfa, subjected to terrorist threats.

    The youth of this region perceive this as such: they internalise that terrorism is just a form of radical change in their lives. Before terrorism life was peaceful and free according to the protagonists. In its core the film describes the part of a youth that need to set boundaries and find their own identities.

    How flight away from the home country can have an impact as protest

    Three young people (Mayga from Mali, Elias from Ghana and Abidal from Burkina Faso) find themselves transported far from their homes to a Berlin winter in the movie “Escape from my eyes”. While fictitious, the movie is based on real reports and basic papers.

    Director Felipe Bragança made these on the basis of an exchange with refugees from a refugee camp on Oranienplatz Berlin. This exchange happened on the base of the artists’ association DAAD. He mainly focused on interviewing refugees fleeing war und political persecution.

    Lebanon as a place of refuge

    A film crew visits a Syrian refugee camp. Everyday life situations like hiding from war and children playing hide and seek are being shown. Contradictions arise as different worlds collide in one place.

    The movie „El Juego del Escondite” by director David Muñoz centers the meeting of reality, fiction and cinematic process. Reality is a situation only extracted from truth directly intended for the movie. The film is expected by the viewer to put events in a certain order. But the film wants to see itself as the only truth.

    A Hotline as a helpline for refugees

    Any given day and hour, the women of „Hotline“ are out and about helping refugees in Israel who need help organizing papers or are considered illegal immigrants. The camera is right in the middle of the action. The film shows the perspective of an activist who stands up for the arriving refugees from Eritrea and Sudan and encounters vehement resistance in the process.

    She hast to assert herself against many opponents such as prisons, human traffickers and other adversaries. Director Salvina Landsmann takes the audience to different places: offices, courts and Israeli parliament (the Knesset). It becomes obvious what is essential to the fight for human rights: talking, mobilising, documenting and convincing.

     

    This article was first published in German

  • Staatsbürgerschaft – ein Faktenüberblick

    Die deutsche Staatsbürgerschaft – Privileg, Zufall, pure Bürokratie? Derzeit wird viel über die deutsche Staatsangehörigkeit diskutiert, denn die Regierung plant neue Gesetze dazu. Bei kohero haben wir uns in den letzen Wochen intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Aber was ist überhaupt eine Staatsbürgerschaft und wie bekommt man sie? Welche rechtlichen Voraussetzungen gibt es?
    von Sarah Zaheer und Natalia Grote

    Was ist eine Staatsbürgerschaft?

    Die Staatsbürgerschaft oder auch Staatsangehörigkeit ist ein Rechts- und Schutzverhältnis zwischen einer Person und einem Staat, das mit Rechten und Pflichten verbunden ist.

    Habe ich ein Recht auf eine Staatsbürgerschaft?

    Artikel 15 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt, dass jeder Mensch ein Recht auf eine Staatsangehörigkeit hat.

    Wie bekomme ich die deutsche Staatsbürgerschaft?

    Die deutsche Staatsangehörigkeit bekommt man auf drei Wegen: durch die Abstammung, eine Geburt in Deutschland oder durch eine Einbürgerung.

    Welche Vorteile hat die deutsche Staatsbürgerschaft?

    Mit der deutschen Staatsangehörigkeit kann man an allen Wahlen (Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie Volksentscheiden) teilnehmen, man kan für ein politisches Amt kandidieren, hat eine freie Berufswahl (auch in Ämtern, bei der Polizei oder bei der Bundeswehr), kann visafrei in 191 Länder auf der der Welt einreisen und hat ein Recht auf Freizügigkeit in der EU.

    Wie funktioniert die Einbürgerung in Deutschland?

    Voraussetzungen: dauerhafter und rechtmäßigen Aufenthalt seit 8 Jahren in Deutschland, ein unbefristetes oder auf Dauer angelegtes Aufenthaltsrecht, geklärte Identität und Staatsangehörigkeit, Bekennung zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung, i.d.R. Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit, deutsche Sprachkenntnisse auf dem Niveau B 1, Einbürgerungstest, eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts, Straffreiheit

    Wie viel kostet eine Einbürgerung?

    255 Euro kostet die Einbürgerung pro Person. 51 Euro für Kinder, die zusammen mit ihren Eltern eingebürgert werden.

    Wie viele Menschen lassen sich in Deutschland einbürgern?

    2021 haben sich 131.600 Menschen in Deutschland einbürgern lassen. Zwischen 2000 und 2020 wurden insgesamt mehr als 2,7 Millionen Menschen eingebürgert. Die häufigsten Herkunftsländer waren 2021:
    Syrien (ca.19.100 Einbürgerungen), Türkei: (ca. 12.200) und Rumänien (ca. 6.900).

    Lassen sich alle Menschen einbürgern, denen die deutsche Staatsbürgerschaft zusteht?

    Nur 2,5 % der Menschen, die derzeit einen Anspruch auf die deutsche Staatsangehörigkeit haben, lassen sich tatsächlich einbürgern (2021). In Deutschland lassen sich vergleichsweise wenige Ausländer*innen einbürgern, da es strenge Voraussetzungen gibt, eine lange Aufenthaltsdauer vorausgesetzt wird und man die bisherige Staatsbürgerschaft i.d.R. abgeben muss.

    Kann man mehrere Staatsbürgerschaften haben?

    Eigentlich soll Mehrstaatigkeit vermieden werden, es ist aber möglich, mehrere Staatsangehörigkeiten zu haben. Z.B. wenn Kinder ein deutsches und ein ausländisches Elternteil haben oder auch unter bestimmten Voraussetzungen, wenn man in Deutschland geboren wurde.

    Es gibt bald neue Gesetze zur deutschen Staatsangehörigkeit, was soll sich ändern?

    Die Änderungen in der Kurzversion: vorausgesetzter Aufenthalt zur Einbürgerung wird auf max. 5 Jahre reduziert, in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern sollen automatisch Deutsche werden, wenn ein Elternteil seit 5 Jahren rechtmäßig in DE ist, Mehrstaatlichkeit möglich, keine Deutschnachweise auf B1-Niveau für Einbürgerungen von Menschen der Gastarbeiter*innen-Generation nötig.

    Was ist Staatenlosigkeit?

    Die Konvention der Vereinten Nationen über die Rechtsstellung der Staatenlosen von 1954 definiert in Artikel 1 einen Staatenlosen als „eine Person, die kein Staat auf Grund seines Rechtes als Staatsangehörigen ansieht.“ Diese Menschen haben keinen Anspruch auf Sozialleistungen, keine politischen Rechte und sind häufig von Diskriminierung, Armut und Ausbeutung betroffen.

    Wie viele Menschen sind staatenlos?

    Schätzungsweise gibt es 4,3 Mio. staatenlose Menschen weltweit, vermutlich sind es deutlich mehr, da sie nicht systematisch erfasst werden. In Deutschland lebten 2020 26.445 anerkannte staatenlose Menschen in Deutschland.

    Mehr zu unserem Fokusthema Staatsbürgerschaft erfahrt ihr in der nächsten Folge vom zu.flucht-Podcast und hier im Online-Magazin. Wenn du keine Infos und Geschichten zu diesem Thema verpassen und einen Überblick unserer Recherchen bekommen möchtest, abonniere auch unseren Fokusthemen-Newsletter!

    Dieser Faktenüberblick basiert auf Informationen des Innenministeriums sowie des Mediendienstes Integration.

  • 10 Adressen – Engagement in Hamburg

    1. UHH-hilft- für Studis mit Flucht- und Migrationsgeschichte:

    UHH hilft unterstützt Menschen mit Flucht- bzw. Migrationserfahrung, die wegen sprachlicher Barrieren oder anderer Problematiken vor Hürden stehen. Diese Hürden bestehen hauptsächlich bei der Aufnahme eines Studiums. UHH-Hilft unterstützt Studierende nach eigenen Angaben dabei, einen Weg ins Regelstudium zu finden und vor allem die deutsche Sprache zu lernen, sowie bei der Wahl des Studienganges und der Orientierung an der Universität.

    1. Die deutsch-türkische Jugend zur Begegnung von Deutschen und Türk*innen

    Die deutsch-türkische Jugend sieht für sich als Aufgabe an, deutsche und türkischstämmige Jugendliche in Hamburg zusammenzuführen und zu unterstützen. Sie ist ein freier Träger der Jugendhilfe. Der Verein trifft sich jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Das Einander besser kennenlernen und Verstehen ist dabei ein wichtiger Teil der Vereinsarbeit.

    1. Peeng doing intercultural arts* Hamburg: interkulturelle Vernetzung

    Peeng doing intercultural arts* Hamburg ist ein Verein, der Künstler*innen und Kulturschaffende bei der Verwirklichung ihrer Projekte und Vernetzungen unterstützt. Das Interessante liege laut des Vereins zwischen den Worten, zwischen den Menschen und zwischen den Kulturen.

    1. Interkulturelle Begegnungen in der Begegnungsstätte IKB:

    Die interkulturelle Begegnungsstätte IKB wurde 1999 gegründet und entstand aus einer selbstverwalteten Migranten*innenselbstorganisation. Die IKB bietet dabei ein vielfältiges interkulturelles Angebot für Migrant*innen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten. Dies sind u.a Deutschkurse und interkulturelle Angebote. Der Verein wird von einem ehrenamtlichen Beirat unterstützt, bestehend aus zwei Frauen und zwei Personen mit Migrationsgeschichte.

    1. Mut-Musik und Toleranz e.V.:

    Der Verein Mut-Musik und Toleranz- e.V.  entwickelt, organisiert und realisiert Multimediaprojekte mit Jugendlichen an Schulen und Jugendeinrichtungen in sozial benachteiligten Stadtteilen Hamburgs. Angeboten werden Aktivitäten für Gruppen, die an Projekttagen in Schulen oder in der Freizeit der Schüler stattfinden können.

    1. Sprungbrett zu einer interkulturellen Nachbarschaft

    Der sechste Verein, Sprungbrett, versteht sich als Teil der Nachbarschaft zur Unterstützung des Alltagslebens im Stadtteil und in der Familie. Beteiligung und Inklusion sind dabei laut des Vereins wichtige Grundpfeiler.

    1. Unterstützung und Vernetzung im Mehrgenerationenhaus Altona erhalten

    Das Mehrgenerationenhaus in Altona bietet eine Unterstützung für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte an. Das Mehrgenerationenhaus Altona bietet Angebote für Geflüchtete, u.a. ein Sprachcafé und ein Café für türkische Mütter, sowie einige andere Angebote, die auf der Website einzusehen sind.

    1. Politische Bildung und Infos in der W3-Werkstatt

    Die W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. Der Verein ist ein kulturelles und politisches Informations- und Bildungszentrum in Hamburg-Altona. Der Verein wurde 1970 gegründet, um die transkulturelle Begegnung zu stärken und einen Raum für Vielfalt zu schaffen. Das W3_ setzt sich unter dem Leitbild Globale Gerechtigkeit für Menschenrechte, Antirassismus, kulturelle Vielfalt, gesellschaftliche Teilhabe und eine nachhaltige, solidarische Lebensweise ein.

    1. Kennenlernen der spanischen Kultur im Institut Cervantes

    Eine weitere kulturelle Einrichtung ist das Institut Cervantes. Es hat sich die Förderung der spanischen Sprache und Kultur zur Aufgabe gemacht. Es fördert unter anderem die Spanische Sprache, sowie besonders die Anerkennung von Zertifikaten und Vergabe von Sprachkursen.

    1. Gründung und Vernetzung ohne Grenzen

    Das Projekt Unternehmen ohne Grenzen wurde 2000 von Unternehmer*innen mit unterschiedlichen Nationalitäten gegründet. Ziel ist es die lokale Wirtschaft durch gezielte Hilfe für Unternehmer*innen mit Migrationshintergrund zu stärken.


    Facebook


    Instagram


    Pinterest


    Linkedin


    Twitter

  • Erdbeben in der Türkei und Syrien – Soforthilfe benötigt

    Die aktuelle Lage im Überblick (Stand 8.2.23, 12 Uhr):
    Hier kannst du dich laufend auf dem Live-Blog der tagesschau über die Erdbeben in der Türkei und Syrien informieren.

    Was ist passiert?

    In der Nacht des 6.2.23 kam es nahe der syrischen Grenze in der türkischen Stadt Gaziantep zu schweren Erdbeben und weiteren Nachbeben. Vor weiteren Erdbeben wird gewarnt. Nach derzeitigem Stand sind mehr als 10.000 Menschen in der Türkei und Syrien gestorben. Rettungsteams aus 36 Ländern sind mit mehr als 60.000 Helfer*innen in der Region aktiv. Die anstehende Gefahr weiterer Beben, zerstörte Infrastruktur und die eisige Kälte erschwerden die Lage immens. Zahlreiche Organsationen rufen zu Spenden auf, auch der türkische Botschafter in Berlin, Ahmet Basar Sen, fordert Deutschland auf, noch stärker zu unterstützen. Doch besonders nach Syrien gelange Hilfe nur schwer: Der Grenzübergang Bab al-Hawa sei der einzige, über den Unterstützung die Menschen direkt erreiche, da sie nicht von der Regierung kontrolliert werden würde. Ahmet Basar Sen sicherte Syrer*innen zu, dass türkische Hilfen auch sie erreichen würde.

    Wie kann ich helfen?

    Derzeit werden Geld- und Sachspenden für die Betroffenen in der Türkei und Syrien gesammelt. kohero hat eine Übersicht dieser Spendenaufrufe erstellt.
    Türkiye / Rojava / Syria Earthquake Help – Übersicht für Vertrauenswürdige Hilfsorganisationen & Sachspenden (WIRD STÄNDIG AKTUALISIERT UND ERGÄNZT)
    The White Helmets: SUPPORT SYRIA’S HEROES
    MOLHAM TEAM: An Emergency Campaign – Earthquake Response
    Syrian American Medical Society: SAMS RESPONDS TO DEVASTATING 7.8 EARTHQUAKE IMPACTING SYRIA
    adopt a revolution: Nothilfe für Erdbebenopfer in Syrien
    Syrisch-Arabischer Rote Halbmond (SARC) über DRK
    Kurdischer Roter Halbmond: Dringender Hilfsaufruf für die Erdbebenopfer
    medico international: Spendenaufruf Syrien/Türkei
    Gemeinsamer Spendenaufruf Bündnis Entwicklung Hilft und Aktion Deutschland Hilft und weitere Aufrufe über tagesschau
    Spendenübersicht des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen

kohero-magazin.com