Schlagwort: Kinder

  • WEICHENSTELLUNG: Ein Gespräch übers Ankommen

    Liza, Andrii, Sofiia und Anzhelika aus der Ukraine, Nikolai aus Russland und Melisa aus der Türkei sind zwischen 14 und 18 Jahre alt. Sie sind noch nicht lange in Deutschland und gehen in die 9. und 10. Klasse am Louise Weiss Gymnasium im Hamburger Stadtteil Borgfelde. In ihrer Zeit in der Internationalen Vorbereitungsklasse und beim Übergang in die Regelklasse begleitet das Mentoring-Programm WEICHENSTELLUNG der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS die sechs Schüler*innen. Gemeinsam mit ihrer Mentorin Isabel schauen sie hier auf die letzten Monate zurück. Wie war ihr Ankommen in Hamburg? Was bedeutet Schule für sie? Und wie war ihre Zeit im Mentoring-Programm?

    Isabel: Liza, vor einem Jahr etwa hast du deinen Koffer gepackt und bist nach Hamburg gezogen. Welcher Gegenstand musste unbedingt mit?

    Liza: Ich glaube, ich habe Chips mit Käsegeschmack eingepackt. Die von meiner Lieblingsmarke gibt es nämlich in Deutschland leider nicht. Und meine Meerschweinchen. Und natürlich ukrainisches Essen. Das fehlt mir sehr.

    Melisa: Stimmt, das Essen fehlt mir auch. Ich würde heutzutage kleine Gurken einpacken. In meinem Salat in Deutschland fehlen Babygurken!

    Isabel: Als du dann in Hamburg angekommen bist: Wie wurdest du von den Hamburger*innen begrüßt?

    Liza: Meine Erfahrung ist, dass alle Hamburger*innen, die ich getroffen habe, sehr nett und hilfsbereit sind.

    Melisa: Das war auch meine Erfahrung. Hamburger*innen sind hilfsbereit und respektieren alle Perspektiven und Gedanken.

    Anzhelika: Bei mir war es ein bisschen anders. Ich bin im Winter nach Deutschland gekommen. Im März. Aber März, das ist doch Frühling!, werdet ihr jetzt sagen, aber damals war so kaltes Wetter wie im Winter. Es lag Schnee.

    Alle Leute sind uns mit verschiedenen Emotionen begegnet. Einige waren total nett. Sie haben uns mit vielen Sachen geholfen – im Job-Center registrieren, zur Schule gehen und so weiter. Aber wir haben auch nicht so gute Menschen getroffen. Zum Beispiel: Meine Mutter musste ins Krankenhaus. Sie hat versucht, mit der Ärztin auf Englisch zu sprechen. Aber die Ärztin sagte, dass wir bereits seit drei Monaten in Hamburg sind und die deutsche Sprache schon besser können sollten. Das fand ich doof.

    Isabel: Das glaube ich dir! Und wie war es für dich, Sofiia?

    Sofiia: Für mich war mein Anfang in Hamburg hart, weil wir sehr viel umgezogen sind.

    Isabel: Habt ihr manchmal Heimweh?

    Nikolai: Ich fühle mich manchmal in der neuen Umgebung einsam. Ich vermisse die Stadt, aus der ich komme, die Menschen und manchmal weiß ich nicht, wer ich selbst bin.

    Andrii: Ich vermisse meine Heimat auch. Ich mag sie sehr. Ich kann dort coole Sachen machen, die ich in Deutschland nicht machen kann. In der Ukraine war ich dabei, Jäger zu werden. Das ist hier nicht oder anders möglich. Das fehlt mir.

    Melisa: Ich vermisse mein Haus, die Nachbar*innen und die Straße, in der mein Haus steht.

     Isabel: Ihr habt mir erzählt, dass ihr euch schnell an das Wetter in Hamburg gewöhnen konntet. Wie ist es mit dem Essen?

    Andrii: Da fällt mir sofort etwas ein! Ich mag keine deutschen Knödel, weil sie ohne Fleisch oder eine andere Füllung schrecklich sind.

    Nikolai: Das ist doch so lecker.

    Sofiia: Ich vermisse Popcorn mit Käse im Kino.

    Andrii: In der Ukraine gibt es auch Popcorn mit Karamell.

    Liza: Und wir haben einen sehr, sehr leckeren Krabbensalat ohne Krabben.

    Sofiia: Da sind Fischstäbchen drin.

    Isabel: Ich verstehe, in der Ukraine sind die Kartoffelknödel mit Fleisch und der Krabbensalat ohne Krabben! Ihr beschreibt aber auch, dass ihr die Menschen aus eurer Heimat vermisst. Wie haltet ihr Kontakt zu euren Freunden und Freundinnen?

    Melisa: Wir sprechen leider nicht mehr wie früher und hören unsere Stimmen. Aber wir schicken uns gegenseitig lustige Videos. Früher haben wir alle dieselben Erfahrungen gemacht, weil wir immer zusammen in der Schule waren. Jetzt sind wir alle in unterschiedlichen Situationen, deshalb gibt es viele Dinge, über die wir sprechen und schreiben können.

    Sofiia: Ich habe eine ukrainische Freundin. Sie heißt Lena. Sie wohnt jetzt in München. Wir haben uns zweimal getroffen. Einmal bin ich nach München gekommen und einmal haben wir uns in Nürnberg getroffen. Auch über soziale Netzwerke bleiben wir in Kontakt.

    Liza: Alle meine Freunde sind in der Ukraine. Wir telefonieren fast jeden Tag und senden uns Nachrichten.

    Nikolai: Meine zwei besten Freunde und ich haben eine gemeinsame Chat-Gruppe.

    Anzhelika: Ich nutze immer Social Media, wenn ich mit meinen Freundinnen und Freunden aus der Ukraine sprechen möchte.

    Isabel: Nach eurer Ankunft in Deutschland habt ihr alle angefangen, eine neue Sprache zu lernen. Man sagt: Sprachen sind der Schlüssel zu Kulturen. Was fällt euch dazu ein, wenn ihr an eure neue Zweitsprache Deutsch denkt?

    Melisa: Ja, ich stimme dem Spruch zu. Es ist wichtig, schnell die Sprache zu lernen. Die deutsche Sprache hat eigene Wörter, die es in anderen Sprachen und Ländern nicht gibt. Und Deutsch klingt für mich immer offiziell und ernst. Ich mag die deutsche Sprache.

    Liza: Ich glaube auch, dass es immer gut und wichtig ist, eine neue Sprache zu lernen. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit dazu habe.

    Anzhelika: Ich glaube, ich denke ein bisschen genauer darüber nach, was ich sage, wenn ich Deutsch spreche. Dadurch wird das, was ich sage, disziplinierter.

    Isabel: Liza, du hast mir von einem ukrainischen Sprichwort erzählt. Es lautet: ‚Die Schule ist dein zweites Zuhause‘. Kannst du mir das erklären?

    Liza: In der Schule verbringen wir fünfmal in der Woche mehr als den halben Tag. Manchmal verbringen wir in der Schule mehr Zeit als zuhause. Da ist es sehr wichtig, dass die Schule uns gefällt, dass wir uns wohl fühlen.

    Melisa: Ich finde das auch. Wir sind so lange in der Schule. Es ist wichtig, dass sich die Schüler*innen wohlfühlen.

    Isabel: Auch Schulen können dazulernen. Nikolai, hast du ein paar Tipps?

    Nikolai: Mir fehlt ein Raum zum Liegen und Entspannen.

    Anzhelika: Mehr Ausflüge.

    Nikolai: Schönere Bänke.

    Melisa: Ein Unterricht nur für den Wortschatz und für das Lesen.

    Isabel: Ich stelle mir die Umgewöhnung bei eurer Ankunft in Hamburg sehr groß vor. Wie war das vor einem Jahr für euch?

    Andrii: Sprachen kann ich gut lernen. Mein Problem war zu Beginn, dass ich keine Freunde hatte. Deshalb war diese Zeit am schwierigsten für mich.

    Melisa: Es war aber nicht so schwierig, neue Freunde zu finden, weil alle in der Klasse neu waren. Ich denke, dass viele Leute miteinander befreundet sein wollten. Manchmal gab es leider keine verständliche Kommunikation.

    Sofiia: Ja, es war schwierig zu verstehen, was andere Leute zu einem sagen und Freunde zu finden.

    Anzhelika: Ich fand es auch schwierig, mich in der Schule zu orientieren.

    Nikolai: Es war okay.

    Isabel: Liza, du bist erst ein halbes Jahr nach den anderen in die IVK gekommen.

    Liza: Ja, aber ich hatte Glück. Ich konnte in meiner IVK-Klasse mit vielen Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine reden. Wenn jemand nicht so gut Englisch und Deutsch spricht, kann man einfach nicht mit anderen kommunizieren. Eine Freundin erzählt mir immer, dass sie ihre Klasse nicht mag. Sie ist immer allein.

    Isabel: Was würdet ihr in einer solchen Situation tun, um Lizas Freundin zu helfen?

    Anzhelika: Ich würde versuchen, mit ihr eine gemeinsame Sprache zu finden.

    Sofiia: Ich würde ihr die Schule zeigen.

    Nikolai: Ich würde mit der Person freundlich reden und etwas zusammen machen.

    Melisa: Ja, wir könnten einen Spaziergang durch die Stadt machen. Dann könnte sie sehen, wie schön Hamburg ist.

    Liza: Ich würde mit ihr meine Lieblingsplätze anschauen. Und mein Tipp lautet: Bring auf jeden Fall einen Regenschirm mit!

    Sofiia: Wir könnten ihr auch das WEICHENSTELLUNG-Projekt vorstellen.

     Isabel: Wie würdest du ihr das Projekt beschreiben?

    Sofiia: Die Förderstunden helfen ihr, Deutsch zu lernen und sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Manchmal kann man auch quatschen oder bekommt andere Hilfe. Es werden auch Ausflüge gemacht.

    Isabel: Stimmt! Mit dem Projekt WEICHENSTELLUNG hast du schon ein paar Kulturausflüge gemacht. Kannst du etwas darüber erzählen?

    Andrii:. Wir sind einmal spazieren gegangen. Ich habe mit den anderen gesprochen und viel über das Leben der anderen aus der Gruppe erfahren. Es war sehr interessant darüber zu sprechen. Wir waren auch mal in der Kunsthalle. Und im Zoo. Einmal waren wir bei Planten un Blomen und haben ein Quiz über Pflanzen gemacht.

    Melisa: Einmal gingen wir drei oder vier U-Bahnstationen zu Fuß. Wir haben uns die Graffiti an den Straßen angesehen und debattiert, ob Graffiti erlaubt sein sollen. Wir haben auch über Kunst in unserem Heimatland gesprochen.

    Liza: Mir hat am besten der Ausflug gefallen als wir im Kino waren. Wir haben einen deutschen Film gesehen. Das war toll. Wir waren auch mal im Planetarium.

    Über WEICHENSTELLUNG

    WEICHENSTELLUNG ist das Mentoring-Programm der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS mit dem Ziel, junge Menschen zu stärken und chancengerechte Bildung zu ermöglichen, unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund. Mehr unter www.weichenstellung.info

    Drei Bausteine gehören zum Mentoring-Programm:

    • WEICHENSTELLUNG für Viertklässler unterstützt seit 2013 Schüler*innen beim Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium oder eine andere weiterführende Schule.
    • WEICHENSTELLUNG für Zuwandererkinder und -jugendliche begleitet seit 2015 Schüler*innen aus Zuwandererfamilien beim Übergang von der Internationalen Vorbereitungsklasse in die Regelklasse.
    • WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf unterstützt in Hamburg (seit 2019) Jugendliche – mit und ohne (Neu-)Zuwanderungsgeschichte – in den Jahrgangsstufen 9 und 10 und in den Ausbildungsvorbereitungsklassen für Migranten (AvM) an den Beruflichen Schulen bei der Erreichung ihres Schulabschlusses, mit dem Ziel der Anschlussfähigkeit in die Ausbildung bzw. in einen weiteren Bildungsgang.

    Die Namen sind oben von links nach rechts.: Sofiia Yakovenko, Melisa Nur Yildiztekin, Yelyzaveta (Liza) Melnykova, Anzhelika Rusinova, die beiden Jungs (ebenfalls von links nach rechts) sind Nikolai Shluinskii und Andrii Andriushchenko.

  • Kinderbücher über Flucht und Migration

    Für Kinder, die zwischen verschiedenen Kulturen und Ländern aufwachsen, können Bücher eine große Hilfe sein, um die eigene Identität zu erkunden und sich in einer vielleicht neuen Umgebung zurechtzufinden. Bücher bieten nicht nur Unterhaltung, sondern auch die Möglichkeit, Themen anzusprechen und zu ermutigen, Zusammenhalt zu feiern. Du findest hier eine sorgfältig ausgewählte Sammlung von Kinderbüchern, die sich mit den Herausforderungen und Freuden befassen, die mit einer Migrationsgeschichte verbunden sind. Von der Suche nach Zugehörigkeit und Identität, über die Überwindung von Sprachbarrieren bis hin zur Bewältigung von Vorurteilen und kulturellen Unterschieden. Im Fokus steht immer ein zugänglicher Einblick in komplexe Themen, um Kindern zu zeigen, dass sie nicht allein sind, sowie auch in Stärke, Resilienz und Vielfalt von Gemeinschaften.

     

    Kinderbücher für Klein und Groß (jedes Alter) 

     

    Issa Watanabe: Flucht 

    „Flucht“ von Issa Watanabe ist ein Bilderbuch, welches man immer wieder von Neuem nehmen und betrachten möchte. Es ist zum Anschauen, zum Erzählen, zum Nachdenken, aber vielleicht auch zum Neu-Erzählen für die Kleinsten bis zu den Ältesten und erzählt Fluchtgeschichten, die von Mitgefühl und einem Miteinander geprägt sind.

    ISBN 978-3-446-26822-7

     

    Kinderbücher für die Kleinen (3–4 Jahre) 

     

    Biljana S. Crvenkovska: Zuhause, eine Geschichte über das Verlieren und Finden von Heimat 

    Es handelt sich hierbei um ein trauriges und gleichzeitig hoffnungsvolles Bilderbuch, welches mit den wunderschönen und eher ruhigen Bildern Zuversicht ausstrahlt. Es geht um beängstigende Unsicherheit, aber auch um Mut und Stärke.

    ISBN 978-3-7488-0231-0

     

     

     

     

    Danny Ramadan: Salma, die syrische Köchin 

    Mit wie vielen Hindernissen das Ankommen in einer fremden Gesellschaft behaftet ist, macht diese Geschichte deutlich. Das Buch ist geprägt von wunderschönen, bunten Zeichnungen, welche die sehr poetische und zu Herzen gehende Geschichte noch mehr unterstreichen.

    ISBN 978-3-944666-77-8

    Terry Farish: Josephs große Fahrt

    In diesem Kinderbuch geht es vor allem darum, wie wichtig es ist, Träume zu haben und zu versuchen, diese zu verwirklichen. Es ist ein schönes, fröhliches Vorlesebuch, welches dazu ermuntert, mit fremden Menschen in einer neuen Umgebung zielstrebig und mutig zu sein!

    ISBN-13: 978-3-944666-83-9

    Moana Funke: Pupskraut & Erbsenmus – ein Buch, das Vielfalt feiert und zum Kochen anregt

    Was macht mich eigentlich zu einer ausgegrenzten Person, obwohl ich hier geboren wurde? Und wer entscheidet das eigentlich? Moana Funke stellt in diesem Buch Diversität als ein natürliches und selbstverständliches Merkmal unserer Gesellschaft dar. Als Kind hat ihr ein solches Buch gefehlt, das sie ermuntert hat, Vielfalt zu feiern.

    ISBN 9783910-482005

    Dayan Kodua: Wenn meine Haare sprechen könnten

    Besonders wichtig ist es Dayan Kodua in diesem Kinderbuch, Kinder auf ihre innere Stärke aufmerksam zu machen. In „Wenn meine Haare sprechen könnten“ geht es um die kleine Akoma, deren großes Herz an seine Grenzen stößt, wenn ihr fremde Leute ungefragt in die Haare fassen.

    ISBN 978-3982076843

    Kinderbücher für die etwas Größeren (5–7 Jahre) 

     

    Susana Gómez Redondo: Am Tag, als Saída zu uns kam

    Auch hierbei handelt es sich um ein Kinderbuch mit großartigen Bildern und Schriften, die es sich auf jeden Fall lohnt, gemeinsam anzuschauen. Es macht deutlich, wie wichtig eine gemeinsame Sprache ist, egal ob geschrieben, gehört, gemalt oder gesungen.

    ISBN 978-3-7795-0540-2

    Margriet Ruurs, Nizar Ali Badr: Ramas Flucht 

    „Ramas Flucht“ ist ein gefühlvolles Kinderbuch, in dem die kleine Rama ihr Leben vor, während und nach der Flucht beschreibt. Es geht also um Flucht, um Ankommen und um eine Zukunft mit neuen Hoffnungen und Träumen.

    ISBN 978-3-8369-5973-5

    Robert Munsch: Von weit her

    Dieses Kinderbuch ist ein sehr wichtiges, sensibel gestaltetes Buch über das Ankommen und Aufgenommen werden, über den Umgang mit Ängsten und die Bedeutung von Freundschaft und Fürsorge. Es schafft Verständnis und Empathie für andere, auch schon bei den Kleineren unter uns.

    ISBN 978-3-949545-04-7

     

    Cool Kids & Hoa Mai Trần: Wir Kinder aus dem Flüchtlingsheim 

    „Wir Kinder aus dem Flüchtlingsheim“ erzählt in 5 Geschichten vom Leben nach der Ankunft in Deutschland und vom Alltag in Geflüchtetenunterkünften. Das Buch ist in 5 Sprachen erhältlich, in Arabisch–Deutsch, Englisch–Deutsch, Farsi-Deutsch, Kurmanci-Deutsch und Tigrinya-Deutsch.

    Die Bücher sind auf der Website des Verlags als PDF zum Download kostenlos erhältlich.

    Dayan Kodua: Odo und der Beginn einer großen Reise

    Glücklich und zufrieden lebt Odo mit ihrer Mama in einem wunderschönen Dorf in der Nähe von Accra in Ghana. Doch dann erfährt Odo, dass ihre Mama mit ihr nach Deutschland auswandern will. Das Buch thematisiert die Überwindung von Angst, vor allem wenn man sich nicht vorstellen kann, seine Freund*innen zurückzulassen.

    ISBN-13: 978-3982076836

    Claire Grace, Christopher Corr: Wir feiern! Ein Jahr, viele bunte Feste – 100 witzige und wichtige Feste aus der ganzen Welt 

    Es handelt sich hierbei um ein fantasievolles Sachbuch, in dem die Ursprünge von Festen auf der ganzen Welt spielerisch erfahrbar werden. Das Feste feiern ist auf der ganzen Welt verbreitet. In diesem Buch werden sie vorgestellt und spannend erklärt.

    ISBN 978-3-86502-448-0

    Kinderbücher für die Größeren (8–10 Jahre) 

     

    Chrystyna Nazarkewytsch: Eine Jacke, die sich nach dem Winter sehnt 

    „Eine Jacke, die nach dem Winter sehnt“ ist ein sehr einfühlsames und auch bewegendes Kinderbuch. Es handelt sich um eine Kurzgeschichte, die den Lesenden das Gefühl von Heimat vermittelt. Besonders ist, dass die Geschichte in Deutsch und Ukrainisch nebeneinander gedruckt ist. Das Buch wurde ausgezeichnet vom Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“.

    ​​​​​​ISBN 978-3-9825100-0-2

    Onjali Q. Raúf: Der Junge aus der letzten Reihe

    Auch in diesem Buch geht es um Freundschaft und Missionen, die man nur zusammen erreichen kann. Es ist ein sensibles Buch, welches die Charaktere authentisch und liebevoll einfängt.

    ISBN-13: 978-3-85535-630-0

    Eduard Altarriba: Was ist Migration? 

    Viele Kinder haben von Themen wie Krieg und Flucht gehört und stellen Fragen, die nicht immer leicht zu beantworten sind. Dieses Buch schafft es, diesen Fragen nachzuspüren und erklärt unter anderem, wie Grenzen funktionieren und warum sie nicht für alle passierbar sind.

    ISBN 978-3-407-75726-5

    Die vorgestellten Kinderbücher bieten nicht nur spannende und auch emotionale Geschichten, sondern sind auch geprägt von wunderschönen und zum Teil farbenfrohen Illustrationen, die die vielfältigen Erfahrungen in den Vordergrund stellen. Diese Bücher sind nicht nur Unterhaltung, sondern können als Spiegelbild der realen Welt betrachtet werden.

     

  • 10 Tipps für Eltern mit kleinen Kindern im Ramadan

    Sich als erwachsener Mensch im Ramadan zurechtzufinden, kann an sich schon eine Herausforderung sein, aber ihn aus der Perspektive eines Kindes zu verstehen, bringt eine weitere Ebene mit sich. Das Leben mit Kleinkindern ist kunterbunt und ereignisreich, dies kann aber auch sehr kräftezehrend und ermüdend für Eltern sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, Wege zu finden, wie man den Alltag interessanter gestalten kann.

    Für Kinder ist alles, was um sie herum passiert, ein Spiel. Dank der produktiven Zeit mit Erwachsenen und den Spielen lernen Kinder viele Dinge. Wenn man bedenkt, dass Bildung zu Hause beginnt, tragen Eltern in dieser Hinsicht eine große Verantwortung.

    Hier sind ein paar Tipps für Eltern, wie sie Ramadan mit Kleinkindern ohne Reue und Monotonie gestalten können.

    Zusammen die Wohnung dekorieren

    Je nachdem wie alt das Kind gerade ist, kann man zusammen „Ramadan Mubarak“ – Girlanden basteln, diese aufhängen und mit Lichterketten schmücken. Auch Ramadan-Kalender sind besonders beliebt. Diese kann man kaufen oder selber basteln. Man kann auch das Kind fragen, was es sich wünscht und es in den Kalender einpacken. Somit kann man die Vorfreude verdoppeln.

     

    Erklären, was Ramadan bedeutet

    Es ist besonders für Kinder von entscheidender Bedeutung, dass sich Eltern die Zeit nehmen, religiöse Praktiken wie Fasten, Beten und das Lesen des Korans in einfachen Worten zu erklären. Zum Beispiel: „Mama und Papa werden nichts essen und trinken, bis es draußen dunkel ist. Du kannst aber essen, was du willst.“ So wird sich das Kind auch dafür interessieren und nachfragen, wie lange es noch dauert. Kurz vor dem Fastenbrechen kann man zusammen den Tisch decken und gemeinsam essen.

     

    Altersgerechte Ramadan-Spiele

    Je nach Alter des Kindes kann man Spiele vorbereiten. Such- und Versteckspiele – zum Beispiel: Wie viele Mondsicheln kannst du in 10 Minuten finden? Bei jüngeren Kindern kann man zusammen Laternen basteln oder ausmalen.

     

    Gemeinsam Bücher lesen

    Es gibt zahlreiche Kinderbücher, die Wissen über Ramadan vermitteln. In einigen Büchern erzählen die Figuren ihre Ramadan-Erlebnisse und es gibt sogar Gute-Nacht-Geschichten, die für den Monat Ramadan gedacht sind. Kinder lieben Geschichten und ihr Vorstellungsvermögen erweitert sich. Außerdem helfen Bücher ihnen, die Welt besser zu verstehen.

     

    Zusammen kochen und backen

    Obwohl das Kochen und Backen mit Kindern Geduld fordert, lohnt sich der Aufwand. Dadurch werden neben Feinmotorik und Konzentration auch Selbstbewusstsein und viele andere stärkende Kompetenzen angeregt. Besonders im Ramadan, wo sich jede Person auf das Essen freut, ist es wichtig, Kinder in diesen Prozess einzubeziehen. Wichtig ist es auch, das Kind für seine Kochkünste zu loben.

     

    Videos oder Puppenspiele

    Neben Bücher lesen, kann man mit dem Nachwuchs auch altersgerechte Lernvideos schauen. Bei jüngeren Kindern eignen sich eher Puppenspiele, um die Bildschirmzeit möglichst zu minimieren.

     

    Ramadan-Routinen einhalten

    Während des Ramadan hilft es, sich an einen strukturierten Zeitplan zu halten, um den Kindern ein Gefühl der Vertrautheit und des Verständnisses zu vermitteln. Zu dieser Routine gehört es, früh für die Suhoor-Mahlzeit aufzustehen, gemeinsam mit der Familie das Fastenbrechen zu genießen und sich Zeit für Gebete und das Lesen des Korans zu nehmen.

     

    Zusammen auf Eid vorbereiten

    Am Ende des Fastenmonats feiern Muslime Eid Al-Fitr, auch Ramadanfest oder Zuckerfest genannt. Zu den Vorbereitungen gehören neben der Säuberung des Hauses auch die Gabe von Almosen. Zudem werden Geschenke für Familienmitglieder und Kinder besorgt. Hier können Eltern die Geschenke mit dem Nachwuchs zusammen aussuchen und gemeinsam einpacken. Außerdem kriegen Kinder neue Klamotten für das Fest, die sie sich auch selber aussuchen können.

     

    Genügend Schlaf

    Neben wechselnden Essenszeiten wirken sich auch Suhoor- und Iftar-Mahlzeiten auf den Schlafrhythmus aus. Im Ramadan dauert das Einschlafen länger und die Gesamtschlafzeit verkürzt sich. Dies kann für Eltern besonders herausfordernd sein, weil sie morgens bereits in frühen Stunden einsatzbereit für die Kinder sein müssen. Deshalb ist es ratsam, sich in der kinderfreien Zeit möglichst auszuruhen und zu schlafen. Wenn das Kind Mittagsschlaf macht, kann man diese Zeit auch zum Schlafen nutzen.

     

    Pausen gönnen

    Es ist nicht immer möglich, jeden Tag mit Aktivitäten zu füllen und das ist auch okay. Aus diesem Grund sollten Eltern kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie an manchen Tagen aus verschiedenen Gründen nichts machen können. Es ist sogar richtig und wichtig, sich Pausen zu gönnen und mal Kraft zu tanken.

     

  • Afghanistan im Juni 2023

    Verbote vom Ministerium für die Förderung der Tugend und die Verhütung des Lasters

    Das Taliban-Ministerium für die Förderung der Tugend und die Verhütung des Lasters hat in einer schriftlichen Erklärung angekündigt, dass die Friseursalons für Frauen im ganzen Land ab dem 23. Juli geschlossen werden müssen. Die Friseure müssen ihren Betrieb sofort einstellen, andernfalls drohen rechtliche Konsequenzen.

    In Kabul sind 3000 Schönheitssalons registriert, die als Reaktion auf diese Entscheidung der Regierung protestiert haben. Sie erklärten, dass sie die einzigen Ernährer ihrer Familien seien. Die Schließung der Schönheitssalons würde sie vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellen. 8am.news/Tolo news

    Weiterhin hat dieses Taliban-Ministerium das Abspielen von Musik bei Hochzeitsfeiern verboten. Die Hochzeitssäle wurden gewarnt, dass bei einem Verstoß gegen das Gesetz strenge Maßnahmen gegen sie ergriffen werden. 8am.news

    Zahl der Selbstmorde zugenommen

    Die Anzahl der Selbstmorde hat in Ghazni zugenommen: Innerhalb eines Monats haben 13 Jugendliche Selbstmord begangen. Der Grund für die Selbstmorde bleibt unklar. 8am.news

    Unsichere Ernährungslage von Kindern

    Laut einem Bericht von Save the Children gehört Afghanistan zu den fünfzehn Ländern der Welt, in denen die Ernährungslage unsicher ist. „Millionen von Kindern auf der ganzen Welt sind von Hunger betroffen. In den 15 am schlimmsten betroffenen Ländern wie Südsudan, Afghanistan oder Burkina Faso wird jede Minute ein Kind in schwere akute Unterernährung getrieben. Deshalb brauchen wir dringend Ihre Hilfe. Sie können hungernden Familien die Unterstützung geben, die sie zum Überleben brauchen, und verhindern, dass Kinder an Hunger sterben“, twitterte Save the Children.

    Fouzia Shafique, Leiterin des UNICEF-Gesundheitsprogramms in Afghanistan, erklärte, dass die Organisation ihr Nothilfeprojekt im Gesundheitsbereich mit dem Ziel fortsetzen wird, Gesundheitsdienste in 34 Provinzen Afghanistans bereitzustellen. Tolo news

    Tod ehemaliger Regierungsmitarbeiter

    Lokale Quellen haben den Tod des ehemaligen örtlichen Polizeikommandanten und zweier Mitglieder der afghanischen Armee und Polizei bestätigt. Sie wurden in Mazar-e-Sharif von Unbekannten getötet. Die UN haben in einem veröffentlichten Bericht festgestellt, dass die Taliban weiterhin ehemalige Regierungsmitarbeiter in Afghanistan töten. Afghanistan International

    Folter im Taliban-Gefängnis

    Elaha Delawarzai, Ehefrau von Saeed Khosty, dem ehemaligen Sprecher des Taliban-Innenministeriums, berichtete auf Twitter über die Folter in einem Taliban-Gefängnis. Sie erklärte, dass sie gezwungen wurde, Khosty zu heiraten, nachdem er sie vergewaltigt hatte, und dass sie sechs Monate lang in einem Taliban-Gefängnis inhaftiert war. Afghanistan International

    Zusammenarbeit mit Ministerium für Hochschulbildung

    Die britische Geschäftsträgerin versprach ihrem Land die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Hochschulbildung. Sie sagte, dass Großbritannien die Möglichkeit habe, das Ministerium für Hochschulbildung in vielen Bereichen zu unterstützen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Weiterhin versicherte sie, dass es mit diesem Ministerium zusammenarbeiten werde. Tolo News

    UNAMA

    In einer Sitzung informierte der Leiter des politischen Büros der UNAMA in Kabul, Scott Smith, über die Abhaltung eines Treffens ähnlich wie in Doha durch die UN vor Ende 2023.

    Die Führer der Islamischen Emirate werden zur Teilnahme eingeladen und versicherte, dass die humanitäre Hilfe für Afghanistan weltweit fortgesetzt wird. Er betonte das gegenseitige Verständnis zwischen Afghanistan und der Welt und sagte, die UNAMA bemühe sich, die Kluft zwischen Afghanistan und der Welt zu verringern. Tolo News

    Neues aus Afghanistan aus dem letzten Monat kannst du hier lesen.

  • Zeit für Märchen

    Unser Land, die Sowjetunion, bestand aus 15 Republiken, die alle die gleichen Rechte hatten. Dort wohnten verschiedenen Völker: Russ*innen, Ukrainer*inne, Belaruss*innen, Usbek*innen, Kasach*innen, Georgier*innen, Litauer*innen und viele mehr. Bukwar, mein erstes Buch. Und das Buch vieler Kinder, die in der Sowjetunion groß geworden sind. Mit diesem Buch, meins war auf Ukrainisch, habe ich Lesen gelernt. Wir sind mit den gleichen Märchen aufgewachsen. Für westlichere Familien war es wie ein rotes Tuch. Ganz unbekannt. Meine Oma hat Märchen erzählt, aber jetzt verstehe ich, dass es nicht die Märchen der Brüder Grimm waren. Es waren Kriegsmärchen. In ihren Geschichten brannte es, sie musste wegrennen.

     

    Seit Kriegsbeginn sind viele Kinder aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Wie auch in der Ukraine, aufgeteilt nach Westen und Osten, sprechen sie Ukrainisch oder Russisch. Für sie wollte ich Märchen erzählen. Ein 6-jähriges Kind aus Mariupol, das jetzt in Hamburg ist, nimmt sich mein Mikrofon. Er erzählt kein Märchen, sondern von einer Realität, die schlimmer als ein Horrorfilm ist. Krieg klaut nicht nur Träume, er klaut die Kindheit. Erwachsene fragen oft, ob Volksmärchen nicht zu gruselig für Kinder sind. Auf der anderen Seite sehe ich ständig Kinder, die schon im Kinderwagen ein Handy in der Hand haben. Alles ist digital – auch Krieg. Er ist laut und präsent. Eine Märchenstimme dagegen ist ganz leise und wird kaum wahrgenommen. 

     

    “Volksmärchen werden seit Jahrhunderten weitererzählt. Es sind vertraute Geschichten. Sie erzählen von uns, von kleinen und großen Menschen, von unseren Sorgen und Nöten. Immer gibt es Probleme im Leben, aber es gibt auch Helfer oder Helferinnen: alte, weise Frauen oder Männer, die zuweilen in der Gestalt von Feen, Riesen oder Tieren erscheinen. Natürlich zeigt sich auch das Böse, das Unheimliche in der Gestalt von Hexen, Zwergen, Riesen. Am Ende geht es aber immer gut aus, es finden sich neue Wege, das Leben geht weiter. Eine Voraussetzung gibt es aber für den Wandel zum Guten: Man muss sich auf den Weg machen, nicht untätig bleiben. Das ist eine Botschaft der Märchen”, sagt Hanna Margarete Schilling, Mitglied im Vorstand des Märchenforums Hamburg e.V., “in jedem Lebensalter tut es gut, diese Geschichten zu erzählen oder sie vorzulesen – sowohl den Erzähler*innen als auch den Zuhörer*innen. ,Und weil sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute’: die Märchen der Brüder Grimm, die Märchen aus aller Welt.”

     

    In der Ostukraine leben schon lange Kinder, die nicht mehr an Märchen glauben. Sie hören nicht die Stimme ihrer Eltern, sondern die Raketen. Anhand von Märchen wird ihnen erzählt, wie sie sich ducken müssen und die Hände über die Ohren drücken müssen, wenn Raketen fallen. Da ist keine Magie. In Russland handeln die Märchen von Vätern, die zu Kriegshelden werden. Der Krieg dauert schon neun Jahre, nicht erst eins. 

     

    Ich habe letztens ein Foto von einer Demonstration für die Ukraine gesehen. Darauf war ein strahlendes Kind, das ein Schild hochgehalten hat: “Wir brauchen mehr Leoparden.” Kinder brauchen keine Leoparden, denke ich. Sie brauchen eine Kindheit. Mut, um Böses zu besiegen, egal um welchen Preis. Im Märchen gewinnen Hoffnung, das Gute und die Wahrheit. 

    Wir brauchen mehr Zeit für Märchen! Am 29.01.2023 hat das 14. Märchenfest im Märchenforum Hamburg stattgefunden. Weitere Infos hier: Programm

  • Kinder – Schokolade – Arbeit auf den Plantagen

    Worum geht es mir?

    Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass für unseren „Wohlstand“ auf der Südhalbkugel die ärmsten Menschen schuften müssen. Zugegeben, auch ich war mir nicht immer bewusst über das Leid, das in vielen unserer Produkte steckt. Man sieht  es ihnen nicht mehr an, welche Schicksale dahinter stecken.

    Arbeit auf den Plantagen                                                                                                                                                                 

    Mehr als 90 Prozent der Urwälder Westafrikas sind verschwunden. In der Elfenbeinküste gibt es viele kleine Plantagen, die aber illegal angelegt wurden. Dort bauen Familien den Kakao an. Es arbeiten dort auffällig viele Kinder, die mit einer Machete die Kakaobohnen aufschlagen, um das Innerste herauszuholen.

    Großfamilien, in denen die Kinder lediglich ein paar Handreichungen machen, sind es nicht. Auf legalen Plantagen sind es tatsächlich Eltern mit ihren Kindern, die die Kakaofrüchte ernten. Aber auch hier haben die wenigsten Eltern das Geld, um ihre Kinder in die Schule zu schicken.

    Woher kommen die Kinder?

    Zurück zu den Großfamilien, die natürlich keine Familien sind. Die Kinder werden gehandelt. Es sind Kindersklaven, die zumeist aus dem Nachbarland Burkina Faso stammen.

    Gespräch mit einem Sklavenhändler: „Du kannst mir vertrauen, ich finde Kinder für dich, ich würde mich freuen, Kinder für dich zu finden, dann besuche ich dich. Ich wäre zufrieden du auch, du machst dabei Gewinn, die Eltern kriegen 200000“. Auf die Frage, wie lange sie für mich arbeiten können, sagte er, „drei Jahre, vielleicht zwei Jahre“. Auf den Hinweis, dass der vermeintliche Plantagenbesitzer nicht mehr als 200000 zahlen könne, antwortete der Sklavenhändler: „Egal, sie kosten nicht alle gleich viel“.

    Die Frage, ob es verschiedene Preise für Menschen gäbe, beantwortete er so: „Wie für Schafe, nicht alle sind gleich viel wert, trink deinen Kaffee, ich hole die Kinder.“ Plötzlich hat der Sklavenhändler mitbekommen, dass Journalisten ihm auf der Spur sind, der Verkauf kommt nicht zustande. 200000 ivorische Franc sind 300 Euro.

    Kinderarbeit in der Elfenbeinküste

    Keines dieser Kinder hat jemals eine Schule von innen gesehen, sie werden viele Jahre auf den Plantagen arbeiten. Neben der Ernte werden die Kinder auch noch für die Unkrautvernichtung eingesetzt. Sie versprühen Glyphosat und das ohne jeglichen Schutz. Auch die Bäume sind bereits abgestorben. Das alles passiert, obwohl in der Elfenbeinküste Kinderarbeit strafbar ist. Dafür kann es bis zu sechs Monate Gefängnis geben, wenn es denn jemand kontrollieren würde.

    Mal abgesehen davon, dass es auch kein nachhaltiger Anbau ist und die Umwelt zerstört wird, geht es mir in diesem Artikel in erster Linie um die Menschen. Und darum, was die Politik dagegen unternimmt. Dazu später mehr. Die Kinder jedenfalls arbeiten umsonst, sie bekommen lediglich etwas zu essen. Die  erwachsenen  Arbeiter*innen bekommen mit Glück weniger als einen Euro.

    Blick auf die Schokoladenindustrie

    Die Schokoladenindustrie verdient 100 Millionen Dollar pro Jahr. Diese Industrie hat bereits vor 20 Jahren das Ende der Kinderarbeit beschlossen. Doch Profit und Geldgier sind dann doch wichtiger, als die Rechte von Menschen, vor allem die der Kinder. Das Unternehmen, das den Kakao direkt von den Plantagen kauft, heißt „Coopaweb“. Dann wurde bekannt, dass Cargill-Kakao die Genossenschaft Coopaweb gekauft hat. Bis dahin hat die Kooperative den Kakao aus geschütztem Wald bezogen. Coopaweb wurde daraufhin 2017 sofort das Label von Fairtrade entzogen. Der amerikanische Rohstoffhändler Cargill ist der zweitgrößte Kakao-Anbieter der Welt.

    Was tut die Politik?

    Ein großer Skandal ist auch, dass es in der Europäischen Union (EU) kein Gesetz gibt, das illegale Kinderarbeit bestraft. Dabei bezeichnet man sich doch auch gerne mal, wenn es passt, als Werteunion. Womit wir bei der Politik wären, die es hier in Deutschland im Kampf mit den zahlreichen Lobbyverbänden schwer hat.

    Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ein paar Daten finde ich schon wichtig: Am 21. Dezember 2016 hat das Bundeskabinett den sogenannten „Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte“ verabschiedet. Darin wird eine Erwartung an die Unternehmen gerichtet. Sie bezieht sich auf die Umsetzung der unternehmerischen Sorgfaltspflichten entlang der Liefer- und Wertschöpfungsketten, entsprechend den Leitprinzipien der Vereinten Nationen. Mindestens 50 Prozent  der Unternehmen mit über 500 Beschäftigten sollten auf freiwilliger Basis die wichtigsten Elemente erfüllen.

    Diese Vorgabe hat man jedoch nicht erfüllt. So kam es zu einem Lieferkettengesetz, was bis zum Schluss auf heftigsten Widerstand der Lobbyistenverbände gestoßen ist.

    Das gilt jetzt nicht nur für den Vertrieb von Kakao, sondern auch für andere Rohstoffe. Sklavenarbeit im Allgemeinen ist nicht von dieser Welt verschwunden. Sie passiert nur auf anderen Kontinenten und ist weniger sichtbar.

    Was können die Konsumenten tun?

    Was können wir als Konsumenten dazu beitragen, damit man den Menschen auf dieser Welt solche Schicksale erspart?

    Um ökologisch nachhaltige und fair bezahlte Produkte zu kaufen, sollte man so oft es geht regionale Produkte kaufen. Am besten sind die mit einem „Bioland“ oder „Demeter-Logo“ darauf. Die Zutaten für Schokolade oder auch Kaffee können wir aber nunmal nicht regional herstellen. Deshalb sollte man so oft es geht darauf achten, dass auf diesen Produkten das „FAIRTRADE-Siegel“ zu finden ist.

    Das Gute ist, dass die von mir genannten  Beispiele nur unwesentlich teurer sind. Man muss also kein Großverdiener sein, um sich diese Produkte leisten zu können. Entweder die „FAIRTRADE-Siegel“ springen einem schon beim Einkaufen förmlich ins Auge oder man gibt vorher bei Google z.B. „Fairtrade-Schokolade“ ein. Dann werden  einem zahlreiche  Hersteller gezeigt, und wo man die Produkte bekommt.

    Kinderarbeit gibt es leider in vielen Branchen auf der Welt. Mit diesem Beitrag wollte ich exemplarisch darauf aufmerksam machen. Kinder haben weltweit ein Recht darauf, eine Schule besuchen zu können und auf eine unbeschwerte Kindheit.

                                                                                                                                                                           

    Quellen: zdf info Doku 18.09.2020

                  WIE FAIRTRADE DIE MENSCHENRECHTE STÄRKT

                  JAHRES- UND WIRKUNGSBERICHT 2019

                  FAIRTRADE ÖSTERREICH

                  MAX HAVELAAR-STIFTUNG [SCHWEIZ]

                  TANSFAIR E.V. DEUTSCHLAND   

                  Luzerner Zeitung, Mark Walther, 23.01.2019   

kohero-magazin.com