Schlagwort: Alltagserfahrungen

im Exil / in der Heimat

  • In Syrien gibt es auch Weihnachten.

    „MILAD MAJID“

    Die Ursprünge der syrischen Christen

    Die Geschichte dieser Konfession im heutigen Syrien hat ihren Ursprung im alten Antiochien, heute Antakya. Dort wurden nach der Apostelgeschichte die Jünger Jesu zum ersten Mal Christen genannt. Antiochien war neben Rom, Konstantinopel und Alexandrien ein Patriarchensitz – noch vor Jerusalem. Auch christliche Wallfahrtsorte sind in Syrien zu finden. Saidnaya, gegründet vom Kaiser Justinian, beherbergt das wahrscheinlich älteste ständig bewohnte Nonnenkloster der Welt.

    Weihnachtstraditionen – sie gibt es auch in Syrien

    Die Nachfahren dieser Gläubigen haben über viele Jahre das Weihnachtsfest wie in anderen Ländern gefeiert. In der Vorweihnachtszeit steckten syrische Kinder einen Wunschzettel in einen Strumpf. Außerdem wird gebrauchtes Spielzeug oder Kleidung gespendet. Die Kirchen lassen es dann Bedürftigen zukommen. Am Heiligabend kommen viele Familien nach dem Kirchengang zusammen und ein Großteil kleidet sich traditionell vor dem Fest neu ein.

    Auch ein geschmückter Weihnachtsbaum darf nicht fehlen, dieser ist aber meistens künstlich. Um Mitternacht wünschen sich alle „Frohe Weihnachten“ und die Geschenke werden von „Papa Noel“ gebracht.
    Dann kam der Krieg und viele Christen sind in andere Länder geflohen. Ob diejenigen, die geblieben sind, an ihren Traditionen weiter festhalten können, ist fraglich. Ein unbeschwertes Fest werden sie auf jedem Fall kaum feiern können.

    „Es geht jetzt vielmehr um Zusammenhalt auf der ganzen Linie.“

    Pater Khalil Arar, Franziskaner in Bab Touma, leitet eine ökumenische Schule. Dort werden Kinder und Jugendliche aller syrischen Religionsgemeinschaften unterrichtet: Druzen und Aleviten, Sunniten und Schiiten, Maroniten und Katholiken.
    Pater Khalil erzählt: „Früher war es bunt und strahlend. Seit dem Krieg ist es anders. Weihnachten ist ein Fest im engeren Kreis der Familie – zu Hause, bei Kerzenlicht; keine elektrischen Leuchten, keine Party auf der Straße. Ich bin aber damit zufrieden, Weihnachten ist keine Straßenparty. Wir leben in einer sehr schwierigen Situation, aber andererseits gehen wir deshalb in die Kirche und besinnen uns auf das Essentielle, das Leben. Und das ist, was Weihnachten ausmacht.“

    Der junge Siwar, Schüler von Pater Khalil, ergänzt die Aussage seines Lehrers: „Es herrscht Krieg und wir durchleben wirklich sehr viel Schlechtes. Wir sind mehr zu Hause und stellen einen Weihnachtsbaum auf. Und nicht viel mehr. Viele Familien haben jemanden verloren, es geht jetzt vielmehr um Zusammenhalt auf der ganzen Linie.“ Aber trotz der kriegsbedingten Alltagshärten haben diese Christen in Syrien und anderswo noch die geistige Kraft, diese fast magisch klingelnden Worte auszusprechen, die auf eine bessere Zukunft hoffen lassen: Milad Majid. Frohe Weihnachten.

    „Teile des Textes stammen aus einem Beitrag des Deutschlandfunks.  

     

  • Die Geschichte des Adventskalenders

    Der Adventskalender gehört seit dem 19. Jahrhundert zum christlichen Brauchtum, die ersten selbstgebastelten Kalender lassen sich bis in das Jahr 1851 zurückverfolgen. Sie dienten zunächst als Zählhilfe und Zeitmesser. Ein Adventskalender zeigt die verbleibenden Tage bis Weihnachten an, also vom 1. Bis zum 24. Dezember. Familien hängten 24 Bilder an die Wand und die Kinder durften jeden Tag ein Bild abnehmen.

    Der erste gedruckte Kalender in Hamburg

    Im Jahr 1902 veröffentlichte die Evangelisches Buchhandlung von Friedrich Trümpler in Hamburg den ersten gedruckten Kalender für Kinder. Dieser hatte die Form einer Weihnachtsuhr mit den Zahlen 1 bis 24.

    Zum Weihnachtsfest ein Jahr später brachte der Münchener Verleger Gerhard Lang einen weiteren Adventskalender heraus. Dieser trug den Namen Im Lande des Christkindes. Er bestand aus einem Bogen mit 24 Bildern, die die Kinder ausschneiden konnten um sie dann auf einen weiteren Bogen mit 24 Feldern aufzukleben. Wenige Jahre später brachte Gerhard Lang dann auch einen Kalender heraus, hinter dessen Türen sich kleine Schokopralinen befanden.

    Bis in die 1930er Jahre galten die Adventskalender von Lang und seinem Partner Reichhold in München als die kunstreichsten und fantasievollsten Werke in ganz Deutschland.

    Doch während der Zeit des Nationalsozialismus sollten die christlichen Bräuche aus dem öffentlichen Leben weitestgehend zurückgedrängt werden. Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges brachte die Propagandaleitung der NSDAP einen eigenen Kalender heraus mit dem Titel Vorweihnachten. Er enthielt eine Auswahl an Märchen und nationalsozialistischen Weihnachtsliedern sowie Backanleitungen.

    Adventskalender verkürzen die Wartezeit bis Weihnachten

    Heute haben im deutschsprachigen Raum vor allem Kinder einen Adventskalender. Es gibt aber natürlich auch welche, die für Erwachsene angelegt sind. Im Einzelhandel sind solche Kalender verbreitet, an denen man kleine Türen öffnen kann. Hinter diesen Türchen verbergen sich dann Süßigkeiten, Bilder oder Sprüche. Die meisten dieser Kalender sind mit weihnachtlichen Motiven bedruckt.

    Aber man kann so einen Adventskalender selbstverständlich auch selber basteln, eine Methode, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Sehr populär sind die ursprünglich aus Skandinavien stammenden Jute-Säckchen, die mit Geschenken gefüllt an einer Leine aufgehängt werden, so dass jeden Tag ein Säckchen abgeschnitten werden kann.

    Adventskalender sollen also die Wartezeit bis zum Heiligen Abend verkürzen und die Vorfreude auf das Fest soll gesteigert werden. Damit verfolgen sie ein ähnliches Prinzip wie der Adventskranz.

  • Deswegen liebe ich mein Handy

    Es hat immer gute Arbeit geleistet. Bis zu dem Zeitpunkt, als es mir aus der Hand fiel, kaputt war und nicht mehr repariert werden konnte. Also musste ich mir in Deutschland  für 49 Euro im Monat ein neues Handy kaufen. Meine Kollegen bei Radio Gütersloh haben mich wegen meines viel zu teuren Kaufvertrags erstaunt angeguckt. Sie kontaktierten den Mobilfunkanbieter und halfen mir, die Vertragsinhalte zu ändern. Nachdem wir mit dem Unternehmen gesprochen hatten, wurde der Preis reduziert und ich musste monatlich nur noch 28 Euro zahlen. Das war großartig!

    Das Handy ist mein Zufluchtsort

    Als syrischer Flüchtling ist das Handy einer meiner wichtigsten Vermögenswerte. Es ist ein fester Teil von mir. Es ist das einzige Kommunikationsmittel das ich nutzen kann, um mit meiner Mutter in Kontakt zu bleiben. Ich liebe mein Handy, weil es wie ein echter Mensch für mich ist. Ich kann dem Handy meine Sorgen und Geheimnisse erzählen. Außerdem kann ich jederzeit mit meiner Mutter telefonieren. Das Handy ist wie ein Freund für mich, der immer für mich da ist. Es ist mein ,,Zufluchtsort‘‘. Wenn ich einen verpassten Anruft von meiner Familie in Syrien auf dem Handy sehe, habe ich immer Angst, dass irgendetwas Schlimmes mit ihnen passiert ist.

    Vielen Dank Martin Cooper für diese tolle Erfindung. Ohne Handy würden viele Flüchtlinge die schwere Zeit nicht überstehen. Denn nur so können sie mit ihren Familie in Kontakt bleiben.

  • Lebst Du multikulti?

    Lebe ich multikulturell ? Ich bin mir nicht sicher!

    Nach meinem ersten, spontanen „Ja, klar“ komme ich ins Nachdenken. Denn eigentlich frage ich mich oft, was genau das denn sein soll – eine „multi-kulturelle Lebensart“? Wie kann ich gleichzeitig (m)einer Kultur und mehreren angehören? Und was wäre dann „meine“, also „die deutsche“ Kultur – und wo fängt eine „fremde“ Kultur an? Ist meine portugiesische Herzensschwester, die in Deutschland aufgewachsen ist, von „anderer“ Kultur? Oder zählen dazu nur meine neuen arabischen oder persischen Freunde? Ist mein Lebensmensch, weil er eben nicht ordentlich und preußisch-strukturiert ist, kein Kultur-Deutscher? Oder wenn eine andere Religion den Unterschied macht – was ist dann mit atheistischen, deutschen Freunden?

    Meine Neugierde macht mich aus

    Seit zweieinhalb Jahren bin ich jetzt bei Hagen ist BUNT aktiv. Wenn ich darüber nachdenke, dann hat sich mein Leben in dieser Zeit tatsächlich verändert. Ich behaupte von mir selber, dass ich immer schon „offen“ für andere Kulturen war – aber eben nur in einem für mich lebbaren Maße. Meine Neugierde auf Menschen unabhängig ihrer Herkunft war immer vorhanden. Und ich hatte nie Angst vor Menschen, weil sie aus einem anderen Land stammen, weil sie anders aussehen oder anderes Essen bevorzugen. Aber macht mich das „multikulti“?

    Bin ich „multikulturell“? Nein. Ich bin es nicht. Ich bin eine deutsche Frau, deren polnische und jüdische Wurzeln so viele Generationen zurückliegen, dass sie für mein Leben keine Rolle spielen. Und ja. Ich bin es. Wenn „multikulturell“ bedeutet, dass die Herkunft eines Menschen für mich nicht die zentrale Rolle spielt. Wenn ich – jenseits von Religion, Kultur, Herkunft – bereit bin, den Menschen zu sehen. Und mich mit ihm anfreunden, ihm respektvoll begegnen kann, unabhängig vom Ort seiner Wiege. Weil mir das Fremde keine Angst macht.

    Die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen in den vergangenen zweieinhalb Jahren hat mich in meiner eigenen Kultur in manchem Punkt sogar gestärkt. Denn indem ich angefangen habe, über meinen Glauben, meine Werte, meine Kultur zu sprechen – bin ich mir und meiner Herkunft „selbst-bewusster“ geworden. Ich bin dankbar, in einem Land zu leben, in dem Gleichberechtigung, Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit vom Staat geschützt werden. In einem Land, das eine eigene, starke, wunderbare, aber sich immer auch verändernde Kultur hat – und das gleichzeitig multi-kulturell ist. Darum muss ich es gar nicht sein..

    Das Fremde begegnet mir nur durch Zufall – aber es ängstigt mich nicht

    Denke ich an vergangene Geburtstage, dann war mein Freundeskreis zwar bunt – aber bezogen auf Herkunft und ja, auch Religion, eben doch ziemlich homogen. Was vielleicht nicht wirklich verwunderlich ist. Denn wo hätte ich Menschen aus „fremden“ Kulturen treffen, wie sie ansprechen sollen? Wenn ich ins Theater, in ein Konzert oder zum Basketball gehe, spreche ich ja niemanden an „Hallo, Sie haben dunkle Haut / Sie tragen ein Kopftuch – ich glaube, ich finde Sie interessant!“ Und bevor wir die Hagen-ist-BUNT-Bewegung gestartet haben, habe ich die Orte, an denen ich „andere“ Kulturen treffe, nicht gesehen – obwohl es sie bestimmt immer schon gab.

    Und habe ich mich nun verändert? Bin ich jetzt „multikulturell“? Nein. Ich bin es nicht. Ich bin immer noch ein Hasper Mädchen, dessen polnische und jüdische Wurzeln so viele Generationen zurückliegen, dass sie für mein Leben keine Rolle spielen. Und ja. Ich bin es. Wenn „multikulturell“ bedeutet, dass die Herkunft eines Menschen für mich nicht die zentrale Rolle spielt. Wenn ich – jenseits von Religion, Kultur, Herkunft – bereit bin, den Menschen zu sehen. Und mich mit ihm anfreunden kann, unabhängig vom Ort seiner Wiege. Weil mir das Fremde keine Angst macht.

    Fremde Kulturen haben mich für meine eigene sensibilisiert

    Ich gehe mit einem befreundeten Paar aus Palästina ins Theater. Ich besuche mit einer bedeckten deutschen Freundin und einem syrischen Muslim eine Moschee, nehme afghanische und iranische Freunde mit in einen christlichen Gottesdienst. Beim letzten Geburtstag gab es westfälischen Kartoffelsalat, Fleischwurst und persische Reisgerichte. Im Küchenstudio erkläre ich meine wunderbare, reiche deutsche Sprache – und lerne arabisch.

    Und wenn ich es genau betrachte – hat die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen mich in meiner eigenen Kultur in manchem Punkt sogar gestärkt. Denn indem ich angefangen habe, über meinen Glauben, meine Werte, meine Kultur zu sprechen – bin ich mir und meiner Herkunft „selbst-bewusster“ geworden. Ich bin nicht stolz, Deutsche zu sein – aber dankbar, in einem Land zu leben, in dem Gleichberechtigung, Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit vom Staat geschützt werden. In einem Land, das eine eigene, starke, wunderbare, aber sich immer auch verändernde Kultur hat – und das gleichzeitig multi-kulturell ist. Darum muss ich es gar nicht sein…

  • Halloween – die Nacht, in der die Geister kamen

    Von der Fürbitte zum Gruselspaß

    Doch auch immer mehr Erwachsene feiern mit Gruselpartys diesen besonderen Abend. Sicherlich dient der Anlass auch dem Handel mit Requisiten, Kleidern und Kürbissen. Doch der Ursprung des Festes liegt viel weiter zurück – soweit dokumentiert, im 11. Jahrhundert. Am so genannten „All Hollows‘ Eve“, dem Abend der Allerheiligen, verteilten christliche Iren kleine Brote mit Johannisbeeren (Seelenkuchen) an Bettler und diese wiederum versprachen, für die Seelen der verstorbenen Heiligen zu beten.

    Der Abend des Winteranfangs und seine Geister

    Andere Wurzeln dieses Brauches führen uns zurück in die keltische Gesellschaft, zum Beispiel nach Wales: Dort feierte man den Winteranfang mit einem Opferfest, dem Samhain, eines der vier wichtigsten keltischen Feste. Jener Abend öffnete das Tor zu den Wesen der anderen Welt und es galt, eine Begegnung möglichst zu vermeiden. Dafür boten die Menschen dem Herrscher der Unterwelt, Cenn Crúach, Blutopfer dar, um von ihm und seinen Untergebenen Fruchtbarkeit zu erflehen. Eine mehr als verständliche Geste, wenn der Winter in dieser kargen Landschaft vor der Tür stand.

    Wie ein Ritual um die Welt ging

    Die sich daraus entwickelnden irischen Bräuche nahmen zwischen 1845 und 1852 ihren Weg in die USA, als etwa zwei Millionen Iren ihre Heimat verlassen mussten, um der Hungersnot zu entkommen. Einseitige Landwirtschaft und verheerende Umwelteinflüssen führten zur Kartoffelfäule und vernichteten das Hauptnahrungsmittel der Iren – 12% der Bevölkerung wurden durch den Hungertod dahingerafft.

    Den Brauch des Abends der Allerheiligen nahmen die Auswanderer mit und feierten ihn in den Vereinigten Staaten weiter.
    Das Fest wurde stetig populärer und auch von anderen Volksgruppen übernommen. Am Ende des zweiten Weltkrieges kamen immer mehr nordamerikanische Soldaten nach Europa – vor allem nach Deutschland. Es war nur eine Frage der Zeit, ehe das Halloween-Fest auch hier irgendwann Fuß fassen würde. Der Kommerz tat sein Übriges hinzu und schließlich war die Geisterfeier in den 90er-Jahren fest in Deutschland etabliert.

    Die Legende im Vorgarten

    Bleibt noch die Frage nach den Kürbissen: In Irland erzählt man sich die Geschichte von Jack OLatern. Er konnte durch eine List zwar der Hölle entkommen, doch die Tür zum Himmel blieb ihm verschlossen. So wurde der „arme Deibel“* dazu verdonnert, auf Ewig zwischen Himmel und Hölle zu wandeln. In der Finsternis trug er eine Kerze in einer ausgehöhlten Rübe mit sich, um den Weg zu erhellen. So erklärt sich der Brauch, Fratzen in Kürbisse zu schneiden und zu beleuchten. Der alte Jack hätte sicher nicht gedacht, dass seine improvisierte Laterne irgendwann die Welt erobern würde.

    In diesem Sinne: Süßes oder Saures? Auf jeden Fall: Happy Halloween!

    *Umgangssprache: Der arme Teufel – jemand, dem etwas gründlich misslang und fortan mit den Folgen seines Handelns leben muss.

  • Das Warten ist für Senioren und Geflüchtete gleich

    Aus diesem Grund fanden wir die Ausstellung „Warten“ in der Hamburger Kunsthalle sehr interessant. Aber wir wollten nicht alleine gehen, sondern mit anderen Menschen, die auch warten wie wir, zum Beispiel Senioren. Deshalb organisierte das Flüchtling-Magazin und Wege aus der Einsamkeit e.V. eine Veranstaltung, die Flüchtlinge und Senioren gemeinsam in die  Ausstellung „Warten“ brachte.
    Sieben
    Flüchtlinge und sieben Senioren gingen am 2. Juni miteinander ins Museum.

    Moaayad Audeh ist Flüchtling und Mitarbeiter des Flüchtling-Magazins. Er sagt:

    Moaayad Audeh

    „Wir müssen immer auf etwas warten- wie die Senioren. Daher wollten wir miteinander in die Ausstellung „Warten“ gehen. Ich bin sehr interessiert an den Senioren, weil sie oft allein leben- wie wir. Sie kennen das Gefühl der Einsamkeit wie wir. Wir sind gleich und wir brauchen einander um miteinander zu leben”.

    Julia von Weymarn hatte als Mitarbeiterin des Flüchtling-Magazins die Veranstaltung mitorganisiert. Sie ist begeistert:

    Julia von Weymarn

    “Es war ein lebendiger Nachmittag. Wir waren alle so im Gespräch miteinander, dass wir öfter vom Aufsichtspersonal angesprochen wurden, doch bitte etwas leiser zu sein 😉 – das war toll. Gemeinsam etwas erleben, baut Hemmungen und Ängste ab und lässt alle profitieren. Wir machen das wieder!

    Dagmar Hirche, von Wege aus der Einsamkeit e.V., schrieb uns danach: “Ich fand, es war ein toller gemeinsamer Besuch. Wir haben uns über die Bilder in der Ausstellung ausgetauscht. So kommen Senioren und Flüchtlinge ins Gespräch und das Alter spielt keine Rolle.

    Ich habe wahrgenommen, dass sich eine Seniorin und ein Flüchtling verabredet haben, sich wieder zu treffen, um sich gegenseitig zu unterstützen. In meinen Augen muss es viel mehr Begegnungen dieser Art geben, nur so kann Verständnis

    Dagmar Hirche

    und Toleranz auf beiden Seiten entstehen. Wir von Wege aus der Einsamkeit e.V. profitieren sehr stark davon, dass uns Flüchtlinge ehrenamtlich bei unseren Versilberer-Runden unterstützen.“

    Eine Seniorin sagte uns:

    „Es gibt so viele Gemeinsamkeiten, die wir aber nicht voneinander wissen. Ich hätte Lust, wieder etwas gemeinsam zu unternehmen. Setzt mich auf Eure Liste für Informationen. Ich komme wieder!“

    Es gibt Senioren, die Angst vor uns haben, weil sie keinen Kontakt zu uns haben. Aber wir können miteinander die Ängste überwinden, wir können uns kennenlernen. Wir können zusammen zu Veranstaltungen gehen. Und gemeinsam weiter gehen. Flüchtlinge brauchen Senioren um Deutsch zu lernen und die deutsche Kultur zu verstehen. Und die Senioren brauchen Flüchtlinge, um etwas Schönes zu erleben und sich zu unterhalten, zu reden.

    Ein Dank geht an KulturLeben Hamburg e.V., die uns ermöglichten haben, für alle einen kostenfreien Nachmittag zu organisieren.

    .

     

  • Missverständnisse zwischen den Kulturen

    Das ist für alle nicht einfach – nicht für die Deutschen, nicht für die Geflüchteten oder andere Ausländer – weil wir uns leicht missverstehen können, weil wir unterschiedliche Kulturen haben, weil wir unterschiedliche Meinungen haben, weil wir Menschen sind.

    Missverständnisse sind normal unter Menschen, die unterschiedliche Kulturen haben. Aber wie können wir mehr und ein besseres Verständnis untereinander erreichen?

    Kultur ist nicht nur Essen und Musik. Unsere Gedanken sind ebenfalls Teil der Kultur. Kultur bedeutet auch, dass wir – wie alle anderen – unterschiedliche Meinungen verstehen können und dürfen und sogar müssen, wenn wir in dieser Kultur leben möchten.

    Ja, es gibt Menschen, die dieselbe Kultur haben, aber nicht denselben Charakter. Aber das ist es nicht allein. Ich denke dabei an den Unterschied, ob ich als einzelne Person in einer Gemeinschaft nur für mich spreche, oder ob ich als Mitglied einer Gruppe spreche. Das ist ein großer Unterschied.

    Wenn du meine Kultur kritisierst, dann rede ich mit dir sowohl als Mitglied als auch Vertreter und Verteidiger meiner Kultur und fühle mich angegriffen. Ich möchte dir nicht zuhören oder mit dir diskutieren. Das gilt genauso für dich und deine Kultur.

    Aber wenn du Respekt für meine Kultur hast, kann ich mit dir über meine oder deine Kultur diskutieren und reden.
    Danach können wir uns gut miteinander verstehen.

    Die verschiedenen Kulturen haben sich mit der Zeit aufgebaut und natürlich können wir nichts für andere Kulturkritiken, aber wir können Respekt für jede Kultur aufbringen und versuchen, mit der Zeit die Kultur mitzuentwickeln.

    Von Mensch zu Mensch

    Wir Menschen wollen alles immer schnell entwickeln und verändern, aber Kultur braucht viel Zeit dafür. Die Veränderung entsteht von innen heraus, nicht von außen. Ich kann mich aber als Mensch schnell verändern, wenn ich in einer anderen Kultur lebe – als Person selbst und nicht als Mitglied der neuen Kultur. Jedoch können und müssen wir Respekt für unsere jeweiligen Kulturen haben.

    Wir können in Kontakt miteinander treten: Menschen mit Menschen- und nicht Kultur mit Kultur oder Religion mit Religion. Wenn wir aber gegenseitigen Respekt für die jeweilige Kultur haben, können wir über alles diskutieren, damit wir uns als Mitglieder verschiedener Kulturkreise besser verstehen (lernen).

    Wir brauchen Zeit, um unsere Kulturen mit neuen Erfahrungen weiterzuentwickeln, aber das ist normal. Kultur baut sich langsam auf und verändert sich ständig. Die Menschen müssen sich schnell anpassen, wenn sich ihre Lebensumstände ändern.

    Wir sollten nie vergessen, dass jeder Mensch zwei Menschen gleichzeitig ist: Der Mensch, der vom ersten Atemzug an von der Kultur seiner Heimat und Familie geprägt worden ist, bewusst und/oder unbewusst, und der Mensch, der sich ganz bewusst dafür entscheidet, in und mit einer Kultur zu leben.

    Wir müssen uns gegenseitig als Menschen respektieren. Dann können wir mit Respekt über Kultur, Religion und andere Themen, die unser Leben beeinflussen, diskutieren, uns kennenlernen und austauschen.

    Wir können unsere Kulturen gegenseitig kennenlernen. Der Austausch sollte von Respekt geprägt sein, nicht von Kritik.

    Lasst uns gegenseitig kennenlernen, so können wir zusammen in einer Gemeinschaft leben und von unseren unterschiedlichen Kulturen lernen.

     

  • Ostern in Afrika

    Alle Religionen kennen das Fasten (Christen vor Ostern, Moslems während des Ramadan, Juden während Jom Kippur und Pessah), aber kaum eine Religion muss so viele Fastentage einhalten wie die äthiopisch-orthodoxe Kirche.
    An mehr als 200 Tagen im Jahr dürfen weder Fleisch noch andere tierische Produkte ( Eier, Milch, Butter etc) gegessen und nichts getrunken werden. Über das Jahr wird an jedem Mittwoch und Freitag gefastet bis mittags, und dann 55 Tage vor Ostern. Fasten steht dann für den freiwilligen Verzicht auf bestimmte Genussmittel.

    Der Ostersonntag ist der wichtigste Tag während der Osterzeit. Die Gläubigen versammeln sich in den Kirchen mit viel Weihrauch und Kerzen. Die Nächstenliebe ist ganz wichtig, jeder bekommt eine Einladung zum Essen nach dem Gottesdienst.
    Es werden Geschenke ausgetauscht, die Kinder legen die Häuser mit frisch geschnittenem Gras aus und es wird viel (Fleisch!) gegessen. Jeder ist willkommen. Freunde tauschen Briefe und Segenswünsche aus und niemand ist allein. Die Gastfreundschaft ist einfach überwältigend.

    Schreibt uns doch, wie ihr Ostern verbracht habt – ob als Moslem, Christ, Orthodoxer oder Jude – wir freuen uns auf Beiträge!

  • Das persische Neujahrsfest

    Es ist der erste Tag des Frühlings und heißt auch Bauerntag. Die Afghanen und Iraner feiern das Neujahrsfest auf unterschiedliche Art und Weise. Ich kenne nur die afghanische Kultur. In Afghanistan trifft man sich mit Familie und Freunden in einem Park oder anderen schönen Orten. Die Kindern tragen neue Kleidung, die Paare, die verlobt sind, gehen zu ihren Familien und überbringen Geschenke und die meisten Leute fahren nach Mazar i Sharif um Mele gole sorkh (Rote Tulpen-Fest) zum Feiern. In Mazar i Sharif gibt es auch das traditionelle Janda Bala-Fest.

    Die Familien kochen verschiedene Speisen, zum Beispiel Reis mit Fisch oder Fleisch und Spinat und es gibt auch einen traditionellen afghanischen Fruchtsalat. Er heißt „Haft mewa“ und wird aus sieben verschiedenen Trockenfrüchten zubereitet.
    Ein paar Tage vor dem Fest werden sie in Wasser eingeweicht und am Neujahrsfest den Gästen serviert.
    Die Menschen versuchen – und möchten – an diesem Tag glücklich sein. Denn sie denken, wenn sie am ersten Tag des neuen Jahres glücklich sind, dann wird es bis Jahresende so bleiben. Die Meisten pflanzen Blumen oder Bäume vor ihren Häusern oder im Park.
kohero-magazin.com