Kategorie: Kolumne

Mal nachdenklich, mal witzig, mal herausfordernd – in regelmäßigen Abständen berichten unsere Kolumnisten von unterschiedlichen Themen, die sie gerade bewegen.

  • „Fluchtpunkt Hamburg. Texte im Exil“

    Veröffentlichung Januar 2018 – zwei Jahre harte Arbeit werden belohnt

    Die Hamburger Autorin Esther Kaufmann organisiert das Projekt mit ihren Kollegen Sven J. Olsson, Reimer Eilers sowie Emina Kamber. Sie hat aber auch einen Text aus ihrer Perspektive als migrierte Bosnierin im Buch veröffentlicht (die anderen Herausgeber haben nur Vor- und Nachwörter geschrieben).

    „Die zwei Jahre haben viele Schwierigkeiten mit sich gebracht. Zunächst war der Kontakt zu den Geflüchteten nicht leicht herzustellen und wir haben viel versucht, um die kreativen Stimmen und Autoren/Künstler unter ihnen überhaupt zu finden und auf uns aufmerksam zu machen.“

    Frau Kaufmann spricht mit uns über die Idee und Entstehung des Buchs:
    „Unsere Idee ist es ja, unseren geflüchteten Kollegen eine Möglichkeit zur Publikation zu geben und dabei zu helfen, dass sie auch in Hamburg schriftstellerisch tätig sein können und die Hamburger von diesen neuen Erzähl- und Sichtweisen profitieren können. Wir haben dazu alle geflüchteten Autorenkollegen aufgerufen, dann die eingegangenen Texte lektoriert und das Buch vorbereitet.

    Angefangen hat das Projekt vor über zwei Jahren und erst jetzt Mitte Januar 2018 können wir das Buch veröffentlichen. Das Buch hat insgesamt 371 Seiten. Wir selber schreiben das Begleitwort in unserer Muttersprache deutsch. Aber jeder Autor hatte die Möglichkeit, in seiner Muttersprache mit deutscher Übersetzung zu schreiben und den Text zweisprachig zu veröffentlichen. Unsere Partner sind die Gewerkschaft ver.di, die Kulturbehörde und unsere Beiträger.“

    Allem gerecht zu werden braucht seine Zeit

    Dass das Buchprojekt „Fluchtpunkt Hamburg“ nicht ohne Probleme ablief, offenbart uns Mitherausgeberin Kaufmann ebenfalls in dem Gespräch:
    „Die zwei Jahre haben viele Schwierigkeiten mit sich gebracht. Zunächst war der Kontakt zu den Geflüchteten nicht leicht herzustellen und wir haben viel versucht, um die kreativen Stimmen und Autoren/Künstler unter ihnen überhaupt zu finden und auf uns aufmerksam zu machen.

    Dann haben wir lange gebraucht, um die Texte übersetzen zu lassen und einige Übersetzungen hatten dann auch ihre Schwächen, sodass wir bei allen Texten sehr viel lektorieren mussten. Wir mussten von allen Autoren die Fotos und Biografien bekommen, da ließen sich manche Zeit oder waren gar nicht mehr zu erreichen. Eine Autorin will anonym bleiben zum Schutz vor befürchteten Problemen.

    Einige Texte sind auf Deutsch, haben aber natürlich für deutsche Ohren schräge Formulierungen, die man nicht einfach „verbessern“ kann und sollte – all dem wollen wir gerecht werden.
    Die Auswahl der Reihenfolge der Bilder und die Entscheidung, konzeptuell alle betroffenen Texte zweisprachig zu veröffentlichen brauchten ebenfalls ihre Zeit. Dann mussten wir noch einen Verlag finden und natürlich auch das Geld bei der Kulturbehörde beantragen.“

    Journalist Alzaher verfasst Text im Exil

    Husssam Alzaher hat ebenfalls an dem Buch mitgeschrieben und hat uns von „Fluchtpunkt Hamburg“ berichtet:
    „Als ich mich mit Frau Kaufmann getroffen habe, hat sie mir von dieser tollen Idee erzählt. Es hat mich sehr gefreut, dass ich Teil dieses Buches werden sollte, aber es hat mir auch Sorgen bereitet. Über was kann ich schreiben, ich bin Journalist, kein Autor. Aber warum es nicht ausprobieren?! Ein Abenteuer ist immer gut.“

    „Aber warum es nicht ausprobieren?! Ein Abenteuer ist immer gut.“

    Für welches Thema sich Alzaher entschieden hat, verrät er uns zum Schluss auch noch:
    „Ich schreibe über die deutsche und die arabische Kultur, die ich mit kritischen Augen sehe. Dabei versuchte ich mehr zu vergleichen, weil ich glaube, dass alle Gesellschaften ihre eigenen Probleme haben. Wir können diese Probleme nicht sehen, wenn wir nur die eigene Gesellschaft sehen. Daher müssen wir sie im Zusammenhang mit anderen Gesellschaften sehen und vergleichen. Und ich hoffe, dass wir immer voneinander lernen werden, weil alle Kultur etwas Besonderes haben.“

  • Brauchen wir alle eine psychiatrische Behandlung?

    Das überraschte mich und ich fragte mich, warum er das glaubte. Weil er eventuell in einer Behörde arbeitete? Oder stimmte das vielleicht sogar?

    Unser Leben ist nicht „normal“

    Wir sind nicht „normal“ und unsere Leben sind auch nicht „normal“. Auch unsere Gedanken nicht, aber das muss nicht bedeuten, dass wir psychiatrische Patienten sind.

    • Ein Teil von uns hat z.B. in der Vergangenheit in seinem Land normal gelebt, er hatte einen tollen Job und eine Familie um sich, und jetzt ist alles anders – alles ist „verrückt“. Sein Haus ist kaputt, seine Familienmitglieder leben an verschiedenen Orten. Sie können sich nicht treffen. Er muss vom Jobcenter Geld nehmen und sich mit einem komischen bürokratischen System befassen. Außerdem muss er eine neue Sprache lernen und seine Vergangenheit vergessen, um „richtig“ leben zu können. Aber er kann einfach nur in der Vergangenheit leben, er hatte sich vieles über seine Zukunft ausgedacht, aber das lässt sich nicht realisieren und so fragt er sich: „Warum muss ich das alles machen?“
    ©Cartoonist Rabea Al Sayed

    Innere Diskussion und Zerrissenheit

    • Ein zweiter Teil von uns hat sich z.B. in einer anderen Kultur befunden und er muss in einer neuen Gesellschaft leben. Er muss sich integrieren, aber diese Kultur ist nicht seine alte Kultur. In dieser neuen Kultur trotzt er seiner alten Gesellschaft, er kann jetzt machen, was er in seiner alten Kultur nicht durfte. Und er macht das alles, aber innerlich gibt es das große Diskutieren: Ob er es richtig oder falsch macht, ob er sich in dem Neuen finden kann, ob er richtig glaubt oder nicht, oder ob es Gott gibt, oder nicht. Ob er das wirklich machen darf, was er macht, oder nicht – so läuft die Diskussion in ihm ohne Ende.
    • Ein dritter Teil von uns hat sich z.B. auch in einer anderen Kultur befunden, aber er hat sie sich ausgesucht und er hat sich gesagt: „Hier kann ich nicht in meiner alten Kultur leben. Ich habe andere Werte und eine andere Ethik, und ich bin stolz auf meine Kultur und meine Regierung. Ich bin hier, weil ich keinen anderen Ort habe und hier gibt es viele Möglichkeiten, ich kann diese nutzen, ohne auch diese Kultur zu übernehmen oder in dieser Gesellschaft zu leben. Sondern ich kann vielleicht mit anderen Freunden eine Gesellschaft aufbauen.“ ©Cartoonist Rabea Al Sayed[/caption]

     

      • Ein vierter Teil von uns ist z.B. faul, er möchte nichts machen. Er findet, dass die deutsche Sprache sehr schwierig ist. Warum lerne ich das, warum muss ich mit den Deutschen in Kontakt treten? Ich kann sie nicht verstehen, weil sie warme und kalte Sachen zur selben Zeit essen, oder wenn sie zur Toilette gehen, machen sie dafür einen Plan und einen Termin … Er ist stolz auf seine Kultur und er mag keine deutsche Kultur. Er mag nur essen und spielen.

    Trotz Integration keine Sicherheit

    Aber alle diese Beispiele betreffen nur sehr wenige, denn die Mehrheit hat eine richtige Integration geschafft. Ein paar haben Arbeit, andere haben mit einer Ausbildung oder einem Studium an einer Universität begonnen, oder sie lernen noch Deutsch.

    Doch alle sind sie unsicher – und sie müssen mit der Frage leben: „Bis wann dürfen wir hier bleiben?“

  • Gibt es noch eine Willkommenskultur in Deutschland?

    Auch die deutsche Regierung hat viel getan. Aber sie hat auch gesagt, dass Deutschland nicht alle Geflüchteten aufnehmen kann. Nur diejenigen, die wegen Krieg aus ihren Heimatländern flüchten mussten. Sie erklärte die Balkanländer zu sicheren Herkunftsländern, da dort zurzeit kein Krieg herrsche. Daher könne die Bundesrepublik Menschen, die von dort flüchten, nicht aufnehmen.

    Verunsicherung und Integrations-Debatte

    Danach trat das erste große Problem auf: „Silvester in Köln“ – viele Männer machten sich der sexuellen Belästigung strafbar. Daraufhin gab es in der deutschen Gesellschaft Diskussionen: „Haben wir das richtig gemacht, die armen Menschen hierher zu holen und eine Willkommenskultur zu pflegen? Wie können die Geflüchteten denn hier in Deutschland leben und sich integrieren? Sie haben eine andere Kultur, einen anderen Glauben – können sie hier leben? Was ist Integration? Müssen sie die deutsche Kultur annehmen, um die Integration zu schaffen?“

    Schüren von Ängsten durch Fake-News

    Anschließend kam es zu Terroranschlägen, und leider waren daran auch manchmal neue Mitbürger beteiligt. Dies führte natürlich dazu, dass sich die Diskussion verschärfte, ob wir Geflüchteten ein Risiko darstellen. Auch ging es darum, ob die Muslime ihre Religion hier in Deutschland verbreiten wollen. Die Rechtsextremen verbreiteten durch ihre Medien Fake-News über Geflüchtete. Sie versuchten, eine Beziehung zwischen Flüchtlingen und Terror herzustellen, weil viele aus muslimischen Ländern kommen. So wurde durch Gerüchte in der deutschen Gesellschaft die Angst vor Terroranschlägen und sexueller Belästigung verbreitet.

    ©Cartoonist Rabea Al Sayed

    Afghanistan – ein sicheres Herkunftsland?

    In der Folgezeit verabschiedete die deutsche Regierung neue Gesetze, nach denen nordafrikanische Länder sichere Herkunftsländer sind, sodass Menschen, die von dort geflüchtet waren, wieder abgeschoben werden konnten. Bis zum heutigen Tag werden viele Afghanen abgeschoben, obwohl alle betonen, dass Afghanistan nicht sicher ist. Wenn Afghanistan sicher sein soll, warum ist dann die deutsche Bundeswehr dort stationiert?

    Verschärfung des Asylgesetzes

    Und nicht nur das – im März 2016 wurde auch folgendes neues Gesetz verabschiedet:

    1. Syrer müssen zwei Anhörungen durchlaufen, bevor sie subsidiären Schutz bekommen. Der Aufenthaltstitel dauert 1 Jahr, ohne Familiennachzug.
    2. Die Geflüchteten können nicht einfach in eine andere Stadt umziehen.
    3. Die Daueraufenthaltsverfahren sind jetzt sehr kompliziert.

    Erstarken der Rechten

    Die deutsche Regierung setzte sich sehr dafür ein, klarzustellen, dass die Meinung der AFD keine Alternative ist. Auch wir arbeiteten im Kreis der Geflüchteten dagegen an. Doch leider kam die AFD bei den letzten Wahlen auf 13% der deutschen Stimmen. Und jetzt schlugen die Innenminister von Sachsen und Bayern auch noch vor, dass Syrien ab kommenden Sommer als sicheres Herkunftsland gelten soll und „gefährliche“ Syrer abgeschoben werden können sollen. Der Unions-Innenminister verlängerte immerhin trotzdem den Abschiebestopp bis Ende 2018 – also droht den Syrern vorerst keine Abschiebung.

    Botschaft der Politiker

    Dennoch haben Politiker mit derartigen Vorschlägen eine Diskussion eröffnet und möchten damit eine Botschaft senden:

    An die Geflüchteten in Deutschland, dass sie vielleicht abgeschoben werden. Daraus ergibt sich die Frage, wie der Flüchtling mit dieser Angst und Unsicherheit noch leben und seine Integration schaffen kann?

    Eine andere Botschaft richtet sich an die Deutschen und will sagen, dass die Politiker auch was gegen die Flüchtlinge tun und diese nicht immer in Deutschland bleiben werden. Ich weiß nicht, ob es das ist, was die Deutschen hören wollen?

    Eine weitere Botschaft der Politiker richtet sich an die Flüchtlinge außerhalb von Deutschland. Sie lautet: Es gibt keine Willkommenskultur mehr in Deutschland.

    Frage an die Deutschen

    Sind die Deutschen müde oder haben sie nur schlechte Erfahrungen mit der Flüchtlingskultur gemacht – Belästigung, Terroranschläge und Rechtsextremismus? Möchte die deutsche Gesellschaft noch Asylland mit einer Willkommenskultur sein? Oder ist der Rechtsextremismus schon so stark und die Deutschen sind erschöpft? Was sagt ihr Deutschen? Sprechen die Politiker und Medien mit eurer Stimme?

  • Mit einer neuen Heimat gehe ich ins neue Jahr

    Manche Steine gehören zur Geschichte des assyrischen Reichs, manche zur babylonischen Kultur, zur byzantinischen Zivilisation, zur islamische Zivilisationen. In der Bibel wird Damaskus erstmals im 1. Buch Mose Kapitel 14, Vers 15 erwähnt. All diese Kulturen sind Teil der Geschichte von Damaskus.

    Damaskus und Jasmin – beides gehört zu mir

    Ich habe Damaskus als meine Heimat empfunden, weil ich dort gelernt habe, den Jasmin zu atmen. Jasmin ist für mich nicht nur ein Parfüm oder ein Duft. Jasmin ist für mich untrennbar mit der Stadt Damaskus und ihrer Geschichte verbunden.  Damaskus ohne Jasmin oder Jasmin ohne Damaskus – das geht für mich nicht. Beides gehört zu mir und zu meiner Geschichte.

    Ich habe Damaskus verlassen, weil sie mich vertrieben hat. Als die Kinder von Damaskus ihre Freiheit gefordert haben, taten sie das aus tiefer Sehnsucht und mit ihrer Stimme. Aber der Mann, der glaubte, unser Kalif zu sein, konnte seinen Sklaven keine Freiheit erlauben. Er brachte uns nur Tod und Zerstörung mit seinem Schwert und mit seinen Waffen. Die Kinder von Damaskus sahen keinen anderen Weg, als ihre Geschwister zu ermorden. Und der Fluss Barada hat seine Farbe gewechselt. Er färbte sich rot, als unser Blut in den Fluss lief. So wurde Damaskus zu einer trauernden Mutter. Und sie hat ihre Kinder bestraft. Meine Strafe war, dass ich sie verlassen musste. Ich fuhr nach Istanbul und ich fand da meine neue Heimat, die sich wie meine alte Heimat Damaskus anfühlte. Istanbul ähnelt Damaskus, weil das osmanische Reich versuchte, Damaskus nachzuahmen. Seinerzeit kamen viele damaskische Handwerker nach Istanbul. Dort habe ich zwar keinen Jasmin gefunden, dafür aber Tulpen, eine gleiche Kultur und gleiche Gedanken.

    Meine neue Heimat – das sind jetzt meine Freunde

    Seit zwei Jahren lebe ich nun in Hamburg und noch vor kurzer Zeit habe ich Damaskus so sehr vermisst, weil sie meine Heimat war. In meiner Kultur ist die Heimat ein Ort und wir gehören zu diesem Ort durch unsere Gefühle, unsere Geschichte, unsere Zukunft. Aber durch mein Fremdsein hier habe ich etwas anderes kennen gelernt: Vor kurzer Zeit bin ich durch schlechte Fakenews über mich sehr verunsichert worden. Ich hatte Angst, verstand nicht, warum mir das passiert ist, machte mir Gedanken, ob ich überhaupt weiter in Deutschland leben könnte.

    Aber durch diese schlimme Geschichte entdeckte ich plötzlich eine neue Heimat: Meine Freunde haben mich unterstützt, sie haben mir Stärke gegeben. Meine Freunde wurden zu meiner neuen Heimat. Heimat ist für mich jetzt mehr ein Gefühl als ein Ort. In dieser neuen Heimat konnte ich mich selbst finden. Ich habe jetzt kein Heimweh mehr, weil ich zu Euch, meine Freunde, gehören darf.

    Dieses Jahre endet bald. Aber ich werde nicht vergessen: 2017 war das Jahr, in dem ich eine neue Heimat finden konnte – und natürlich meinen Traum: das Flüchtling-Magazin. Beide werden auch in dem neuen Jahr mit mir sein.

    Ich wünsche Euch ein schönes neues Jahr – mit Liebe, Freunden, Heimat.

     

  • Jesus war auch Flüchtling

    Und doch bleibt dieser Artikel aktuell – auch als Stimme für andere Geflüchtete. Wir haben nur unsere Kugelschreiber, um gegen Krieg für den Frieden zu kämpfen, um gut zusammen leben zu können.

     

    Harburger Blatt

    In diesen Tagen feiern wir den Geburtstag von Jesus, er ist Bote der Liebe und des Friedens. Jesus und seine Mutter flüchteten, um Sicherheit und Liebe zu finden. Jesus war ein Geflüchteter, wie ich.  

    Ich bin geflüchtet vor dem Krieg, vor Hass und Mord, um Sicherheit zu finden, Liebe und Leben. Ja, ich komme aus Syrien, aus dem schönsten Land der Welt, aus Damaskus, aus einer der ältesten Städte der Welt. Damaskus nennt man Jasmin’s Stadt, weil es viel Jasmin in Damaskus gibt. Jasmin gehörte zu unserem Leben. Aber jetzt gibt es leider nur noch Krieg und Mord in Damaskus. Der Krieg zwingt uns zu fliehen. Jetzt sind wir Flüchtlinge. Wenn man Flüchtling ist, dann wird das Leben zu einem Leben ohne Seele, ohne Familie, ohne Freunde, ohne Träume – es bleiben nur die Schmerzen der Erinnerung. Das Land war unser Leben. Das Land gehört zu unserer Seele. Jetzt aber sind wir Flüchtlinge. Wir müssen Geduld und Hoffnung haben. Nur das brauchen wie jetzt.

    Auf der Suche nach Frieden und Freiheit

    Wir werden gefragt: Warum seid ihr nicht in eurem Land geblieben? Weil wir es hassen, Waffen zu tragen.  Weil wir nicht bereit sind, Waffen zu benutzen. Was wir tragen, ist die Kultur des Lebens. Wir erkennen unser Land nicht mehr, wenn in Syrien so viel getötet wird. Wenn nur noch Krieg herrscht, können wir dort nicht mehr leben.

    Mit dem Krieg gibt es nur noch Mord und Hass. Hier in Deutschland hat es auch einen großen Krieg gegeben. Hier wissen die Menschen, was Krieg bedeutet.

    Ich habe diesen Text vor einem Jahr geschrieben. Da war ich erst seit einem Jahr in Deutschland. Davor war ich ein Jahr in Istanbul. Istanbul ist eine traumhafte Stadt. Aber Istanbul ist auch eine harte Stadt. Ich musste dort 15 Stunden pro Tag arbeiten, 6 Tage in der Woche. Istanbul ist eine schöne Stadt, aber es ist schwer dort zu leben. 

    Wir werden gefragt: Warum seid ihr nach Deutschland gekommen? Weil wir Sicherheit und Freiheit suchen. Wir sind Menschen, die ohne Freiheit  nicht leben können.

    Kultur bedeutet Menschlichkeit

    Wir danken Deutschland dafür, dass wir hier empfangen worden sind. Hier in Deutschland haben wir bekommen, was wir brauchen. Aber wir suchen noch etwas anderes: Wir haben Sehnsucht nach einem normalen Leben mit Frieden und Liebe und natürlich mit Arbeit.

    Wir lernen hier eine neue Kultur kennen. Jetzt versuchen wir diese Kultur zu verstehen. Das ist nicht einfach, weil es Unterschiede zwischen unseren Kulturen gibt. Was wir aber verstehen: Kultur bedeutet Menschlichkeit. Mit Respekt kann uns das gelingen. Respekt gilt für beide Seiten: “Ich respektiere deine Kultur und du respektierst meine Kultur “. Nur mit Respekt verstehen wir einander. Mit Angst geht das nicht.

    Angst entsteht, wenn wir nichts voneinander wissen, wenn wir uns nicht kennen und keinen Kontakt zueinander haben. Dass Menschen Angst vor uns haben, weil sie uns nicht kennen, ist normal. Aber wir können diese Angst überwinden, wenn wir uns kennen lernen, wenn wir miteinander in Kontakt kommen. Wir brauchen Kontakt, um miteinander zu reden und davon zu erzählen, was zu unserer Kultur gehört. 

    Lasst uns unsere Kulturen mit Freude leben – und in diesen Tagen: Lasst uns zusammen feiern!

  • Bringen die Geflüchteten Pech?

    Sie sagen, die Verluste bei den Wahlen hätten gezeigt, dass die Wähler mit der Rolle der SPD in der letzten Regierung unzufrieden waren. Sie sagen auch, dass sie die Rolle des Oppositionsführers im Parlament nicht der AFD überlassen wollen. Vielleicht hoffen aber auch einige auf ein Scheitern der populären Kanzlerin Merkel, die innerhalb der Union aus CDU und CSU nicht mehr so beliebt ist, da ihre Politik nicht rechts genug ist. Dafür nimmt die SPD auch Neuwahlen in Kauf, obwohl dies die AFD weiter stärken könnte.

    So kann es sein, dass Angela Merkel nicht erneut Bundeskanzlerin werden wird. Ich mag nicht die konservative Politik von Frau Merkels CDU/CSU, die besonders nach den Erfolgen der AFD versuchen, rechte Wähler mit den Themen Obergrenze, Abschiebung und Einschränkung des Familiennachzugs einzufangen. Und ich bin auch bei den Geflüchteten in Griechenland und Italien, deren Lage noch aussichtsloser ist.

    Gegen Angstmacherei

    Was mich stört ist, wenn Angela Merkel scheitert und so als die Kanzlerin in die Geschichte eingeht, die den großen Fehler gemacht hat, die Geflüchteten einzulassen.

    Ich sage auch, dass es gar nicht Frau Merkel war, die uns empfangen hat, sondern die Zivilgesellschaft und die 6 Millionen Deutsche, die sich für die Geflüchteten eingesetzt haben. Sie haben die Integration geleistet und leisten sie weiterhin gegen zunehmende Widerstände.

    Aber es ärgert mich, dass die Geflüchteten nun wieder als das große Problem dastehen, die jedem, der sich einsetzt -wie etwa Frau Merkel – Pech bringen.

    Besser wäre es, wenn es eine erfogreiche, den Geflüchteten hilfreiche Politik, unter einer Bundeskanzlerin Frau Merkel gäbe und sie so ihrem Ruf als die Unterstützerin der Geflüchteten gerecht würde. Dann fände ich es richtig, wenn sie als die aufrechte Kanzlerin in die Geschichte eingeht, die auch in schwierigen Zeiten Herz bewiesen hätte.

    Eine geglückte Integration ist das beste Werkzeug gegen die Angstmacherei der AFD.

    Ein Komentar von Hussam und Sven

  • Im Oktober war ich noch Hamburger des Monats und jetzt?

    Rechte Fake-News im Netz verbreiten Angst:

     Da kann Angst entstehen. ABER: Manchmal ist etwas passiert, jedoch nicht mit Syrern oder Flüchtlingen, manchmal ist das auch nur in Träumen passiert. Die Medien machen das und schaffen Angst, nicht alle natürlich. Durch das Internet kann man mit einer kleinen Webseite in kleinem Kreise viele Fake-News veröffentlichen und die großen Medien können nichts gegen Fake-News machen.

    Dadurch bekommen die Menschen Angst vor uns. Aber warum lesen Menschen diese Webseiten? Was können wir dagegen machen?

    Was ist mit mir passiert?

    Leider kann ich nicht in Frieden, auch nicht hier in Deutschland, leben.

    Eine gefakte Nachricht über mich ging vor drei Tagen durchs Netz. Sie nahmen mein Foto und veröffentlichten es mit einer schlechten und bösen Nachricht.

    Das hat mich sehr verletzt, weil ich nicht verstehen kann, woher sie diesen Hass gegen mich haben, warum sie gegen mich sind!?

    Warum machen sie das mit mir?

    Fake-News, weil ich ein Syrer bin, weil ich ein Flüchtling bin, weil ich Ausländer bin.
    Fake News, weil sie nicht möchten, dass die Gesellschaft in Frieden lebt. Fake-News, damit wir Angst voreinander haben. Fake-News, damit wir Hass gegeneinander haben. Fake-News, weil sie nur Lügen und Hass kennen.

    Aber warum gibt es diese Menschen? Warum leben sie noch mit uns? Warum hassen sie uns? Warum sind sie gegen uns? Was ist die Lösung? Ich weiß es nicht. Gibt es eine Lösung?

    Heute war ich es, gestern war es der Mann, der mit Frau Merkel sein Selfie gemacht hat, morgen wird es ein anderer Syrer/Flüchtling sein. Immer wieder.

    Was ist genau passiert?

    Eine russische Website, die auf Deutsch verfasst ist und kein Impressum hat, setzte mein Foto, welches in der Szene Hamburg veröffentlicht wurde, unter einen Artikel mit einer schlechten und unglaublichen Nachricht über einen schrecklichen Vorfall in Berlin mit einem Pony. Der Untertitel lautet: Ein Syrer, 23 Jahre alt, hat das gemacht. Kommt er aus Syrien, ist dies eine bestätigte Nachricht? Bis jetzt hat die Polizei nicht bestätigt, ob er aus Syrien ist oder aus einem anderen Land. Fast alle Medien haben gesagt, dass er aus Syrien ist. Ich weiß nicht, was den Unterschied ausmacht, ob er aus Syrien oder aus Deutschland oder aus Russland oder aus Irgendwo kommt. Er hat eine schlechte Sache gemacht, böse und dumm, aber woher er kommt, das ist nicht das wichtige Thema, sondern warum er das gemacht hat.

    Leider wird in den deutschen Medien nicht immer richtig wiedergegeben, woher die Straftäter kommen. Es gibt unterschiedliche Gruppen. Syrer, Deutsche, Russen … und weil sie uns als Gruppe sehen, nicht als Menschen, werden Urteile gefällt.   

    Ich brauche Eure Unterstützung, liebe Freunde!

    Bitte teilt meinen Beitrag, bitte redet mit allen Freunden darüber, dass nicht alles, was geschrieben wird über Flüchtlinge und Syrer, richtig ist.

    Bitte vergesst nicht, dass Syrer und Geflüchtete keine Engel sind, sondern einfach Menschen.

    Überall in unserer Welt gibt es Menschen, die Gutes oder Schlechtes in ihrem Leben machen. Ich kann nicht die Fehler von anderen tragen, ich bin nur verantwortlich für mich selbst.

    Das ist meine Antwort

    Ich habe keine Feinde und ich möchte keine Feinde haben, aber das bedeutet nicht, dass ich schwach bin. Ich mache vielleicht nicht, was sie möchten. Sie möchten Hass und einen neuen Feind, aber ich kann Ihnen den Wunsch nicht erfüllen. Weil ich ein Mensch bin, wie sie und ich kann sie nur als Menschen sehen, wie mich. Das ist meine Antwort auf ihren Hass.

  • Mein​ ​Kopftuch​ ​ist​ ​auch​ ​Deutsch

    ​ ​Ich​ ​habe​ ​auch​ ​die​ ​Kommentare​ ​zu dem​ ​Artikel​ ​gelesen,​ ​sie​ ​waren​ ​sehr​ ​unterschiedlich. Ein​ ​Teil​​ ​der​ ​Menschen​ ​hat ​geschrieben​ ​„Willkommen​ ​in​ ​Deutschland“​ ​und​ „​Das ist​ ​auch euer​ ​Land“. Andere​ ​haben​ ​gesagt,​ ​„Die​ ​Familie​ ​wohnt​ ​in​ ​einer schönen​ ​Wohnung,​ ​wer​ ​hat​ sie ​bezahlt?“ Noch andere​ ​haben​ ​gesagt,​ ​„Ja,​ ​sie​ ​können​ ​Deutsch​ ​sein,​ ​wenn​ ​sie​ hier ​arbeiten“​. Und​ ​auch​,​ „​Mit​ dem ​Kopftuch​ ​können​ ​sie​ ​nicht​ ​Deutsch​ werden“.​ ​

    Ich fragte​​ ​mich,​ ​warum​ ​gibt es Probleme mit den ​Deutschen​ ​und Kopftuch? Ich​ ​suchte​ ​auf​ ​Google nach dem Begriff „​Traditionelle​ ​Kleidung​ ​in​ ​Deutschland“,​ ​und​​ ​habe​ ​gesehen, dass​ ​es​ ​viele​ ​Trachten​ ​gab ​mit​ ​ähnlichen​ ​Kopfbedeckungen.​ ​Und die Nonnen​ ​in​ ​der​ ​Kirche​ tragen​ ​auch ein ​Kopftuch​.​ ​​Rund​ ​19​.000 Ordensfrauen​ ​gibt​ ​es​ ​nach​ ​Angaben​ ​der​ ​Deutschen​ ​Ordensobernkonferenz​ ​in Deutschland.​ ​Sie​ ​sind​ ​Deutsche​ ​mit​ ​​Kopftuch​.

    Wir können zusammen Spaß haben – Zeichnung von Eugenia Loginova

    Meine​ ​Schwester​ trägt ​auch​ ein ​Kopftuch​. ​Sie​ ​hat​ ​​​mich​ ​mal besucht​,​ ​und​ ​als​ ​wir zusammen​ ​auf​ ​eine​ ​Straße​ ​in​ ​Hamburg ging,​ ​hat​ ​ein​ ​Mann​ ​gerufen,​ „​Scheiße,​ ​sie​ ​müssen nach​ ​Hause​ ​fahren!“  Ich​ ​habe​ ​gedacht,​ ​wie​ ​viele​ ​Frauen​ mit ​Kopftuch​ haben dieses Wort „Scheiße“ schon gehört?

    Ich​ ​frage​ ​Menschen​,​ ​die​ ​ein​ ​Problem​ ​mit​ ​dem Kopftuch​ ​haben,​ ​ob​ ​sie​ ​für ​die ​Freiheit sind?​ ​Weil​ für mich ​das ​Kopftuch​ ​ein​ ​Symbol​ ​für​ ​Freiheit​ ​ist.​ Wenn​ ​eine​ ​Frau​ ​ein ​Kopftuch​ ​trägt,​ ​ist das​ ​ihre​ ​Entscheidung ​und​ ​ihre​ ​Freiheit.  Ich​ ​bin​ ​nicht​ für oder gegen ein ​Kopftuch​, ​sondern​ für ​die​ ​Entscheidung​ ​der​ ​Frau. Wenn​ ​eine ​Frau​ ​ein ​Kopftuch​ ​tragen​ ​möchte ​oder ​eine​ ​Frau​ ​keine​ ​Kopftuch​ ​tragen möchte,​ ​dann ist das​ ​​nicht​ ​meine​ ​Entscheidung,​ ​sondern​ ​ihre​ ​Entscheidung​ ​und​ ​ich​ ​muss für beide​ ​Respekt​ ​haben.

    Zum​ ​Schluss​,​ ​wenn​ ​du​ ​in​ ​Deutschland​ ​leben möchtest,​ ​dann​ ​musst​ ​du​ ​auch vor meiner Entscheidung​ ​Respekt​ ​haben.​ ​Ein​ ​Freund​ ​hat​ ​mir​ ​das​ ​gesagt,​ ​und​ ​ich​ ​sage​ ​das auch​ ​zu den​ ​Menschen​,​ ​die​ ​mit​ ​dem Kopftuch​ ​ein Problem​ ​haben: ​„Wenn​ ​du​ ​ein​ ​Deutsche​r ​sein möchtest,​ ​dann​ ​hab vor ​meinem​ ​Kopftuch​ ​Respekt​“, ​denn die deutsche Identität​ ​hat ​nicht​ ​nur​ mit​ ​Blut zu tun,​ ​sondern​ ​auch mit​ ​​der​ Freiheit, Demokratie und ​mit dem Respekt. ​Das​ ​ist​ ​Deutschland​ ​für​ ​mich.

  • Wir brauchen nur Freiheit

    Bei uns gibt es nur eine politische Ausrichtung

    Jetzt gibt es in Deutschland Wahlen. Bei der Bundestagswahl 2017 sind laut Bundeswahlleiter 48 Parteien zugelassen. Beim letzten Mal gab es 34 Parteien. Sie repräsentieren unterschiedliche politische Richtungen: von rechts bis links, liberal und marxistisch. Aber bei uns gibt es nur eine politische Ausrichtung und die wurde vom Geheimdienst gewählt. Wir dürfen keiner anderen politischen Strömung angehören. Die Regierungspartei gibt sich außenpolitisch links, doch die Innenpolitik ist rechts. Das ist bei uns sehr kompliziert.

    Zum Beispiel hat die Regierungspartei nach außen hin immer betont, dass ihr Frauenrechte wichtig seien und verlangte eine Frauenquote von 25 Prozent im Parlament. Doch unsere Gesetze sind sehr frauenfeindlich und die Regierung ändert diese Gesetze nicht.

    Beim Geheimdienst geht alles

    Bei der letzten Bundestagswahl 2013 lag die Wahlbeteiligung bei 72,4 Prozent. Das finde ich sehr hoch, die Deutschen wählen gerne, sie glauben an ihre Stimme. Aber bei uns ist das nicht möglich. Manchmal lag die Wahlbeteiligung bei uns nur bei 25 Prozent.

    Bei uns ist es nicht wichtig, ob ich selber zur Wahl gehe, oder ob mein Vater für mich wählt. Er kann für seine gesamte Familie wählen gehen. Die diktatorische Gesellschaft macht alle Menschen zu einem Diktator. Somit wird jeder Vater zu einem kleinen Diktator innerhalb seiner Familie. Früher ging mein Großvater wählen, dann ist er verstorben. Aber manchmal fanden wir seinen Namen in den Wahllisten. Wie das kam, wussten wir nicht – aber beim Geheimdienst geht alles.

    Merkel kandidiert zum vierten Mal für die Wahl und vielleicht gibt es ein fünftes Mal. Aber wenn das Volk sie mag und es viele Herausforderer gibt, dann ist das richtig. Aber bei uns ist gibt es nur einen Präsidenten, der sich selber herausfordert und er bleibt Kandidat bis zu seinem Tod.

    Eine Lösung für die Flüchtlingskrise

    Ich würde gerne in Deutschland wählen, aber ich darf nicht, weil ich ein Ausländer bin. So wie 10 Millionen andere Menschen. Auch wenn sie schon lange Zeit hier leben, dürfen sie trotzdem nicht wählen, weil sie einen anderen Pass haben.

    Die Aufnahme von Geflüchteten und deren Integration in Deutschland sind wichtige Themen im Wahlkampf. Martin Schulz, der SPD-Kanzlerkandidat, kritisiert Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Das ist nicht sehr glaubhaft, denn seine Partei hatte die wesentlichen Entscheidungen seit dem Herbst 2015 mitgetragen.

    Und Merkel, die CDU-Chefin, möchte auch verhindern, dass weitere Geflüchtete nach Deutschland kommen. Wie kann sie das machen? Die Frage stellt sich, ob es weitere Abschiebungen geben wird oder Asylheime außerhalb Europas Grenzen gebaut werden sollen. Doch was wir brauchen, ist Freiheit. Unsere Länder brauchen nur Freiheit, das ist die Lösung für Flüchtlingskrise.   

  • Geflüchtete sind auch Menschen

    Er antwortete mit Nein.
    Er möchte keinen Kontakt mit Geflüchteten haben. Er habe im Hamburger Hauptbahnhof gesehen, wer Geflüchtete und Ausländern sind und was sie machen.

    Was kann ich da antworten? Er spricht das aus, was ein Teil der Deutschen denkt. Sie haben etwas aus den Medien erfahren und sie glauben, dass wir böse sind. Sie haben Angst vor uns- aber wie können wir mit Angst vor anderen leben?

    Natürlich sind wir Flüchtlinge, aber wir sind nicht alle gleich, wir sind unterschiedlich. Jeder von uns hat einen anderen Charakter, jeder hat eine eigene Meinung, eine andere Persönlichkeit. Nur durch den Kontakt mit uns kannst du uns kennenlernen.

    Nehmen wir an, es gibt eine Familie, die heißt F. und alle reden schlecht über diese Familie. Wenn du Familie F. nicht persönlich kennst, dann findest du vermutlich auch, dass diese Familie schlecht ist. Aber wenn du jemanden aus Familie F. kennenlernst , findest du vielleicht heraus, dass diese Familie gut ist.

    Das ist mit Geflüchteten genauso. Wer keinen Kontakt zu Geflüchteten hat, findet Flüchtlinge oft schlecht. Weil er nur darauf vertraut, was er in den Medien gehört hat. Wer aber Kontakt mit einem Geflüchteten hat, findet oft schnell heraus, dass sie auch gute Menschen sind.

    Die zweite Deutsche, mit der ich geredet habe, ist die Assistentin des Agenturchefs. Sie hat gesagt, dass die Geflüchteten andere Menschen sind. Sie haben eine andere Sprache, eine andere Religion. Sie wohnt in St.Georg und der Stadtteil habe sich in den letzten fünf Jahren sehr verändert. Nun höre sie dort jeden Tag den Muezzingesang aus der Moschee.

    Warum sieht sie uns als andere Menschen? Warum glaubt sie das? Wir sehen und verstehen immer, was wir möchten.
    Wenn du uns als Ausländer siehst, sind wir natürlich anders.
    Wenn du uns als jemanden mit einer anderen Religion siehst, sind wir natürlich anders.
    Wenn du nur siehst, dass wir eine andere Hautfarbe haben, sind wir natürlich anders.

    Aber hast du mal versucht, uns nur als Menschen zu sehen? Dann wirst du uns nicht als anders wahrnehmen. Du wirst sehen, dass wir Menschen sind wie du. Ja, wir sind Menschen. Wir sind keine Engel, aber wir sind auch keine Dämonen. Wir sind einfach normale Menschen. Ein Teil von uns ist gut und ein anderer Teil von uns ist schlecht – wie bei den Deutschen. Einfach nur Menschen. Könnt ihr bitte uns erst kennenlernen und danach entscheiden, wie ihr uns findet?

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