Kategorie: Kolumne

Mal nachdenklich, mal witzig, mal herausfordernd – in regelmäßigen Abständen berichten unsere Kolumnisten von unterschiedlichen Themen, die sie gerade bewegen.

  • Leitkultur bedeutet Toleranz

    “Handschlag verweigert – Libanese darf kein Deutscher werden” : so heißt ein Artikel, den die Bild Zeitung veröffentlicht hat. Zur Zeit der Veröffentlichung wurde der Fall nicht viel diskutiert. Aber als der Telegraph diesen Artikel auf Arabisch übersetzte, wurde zumindest auf der arabischen Sprache sehr viel darüber diskutiert und auch gestritten. Viele Kommentare sind dafür und viele dagegen. Unser Autor Hussam Al Zaher hat sich intensiv mit diesem Zeitungsartikel beschäftigt.

    Wo fängt Leitkultur an?

    In dem Fall geht es um einen Mann aus dem Libanon, der 2002 nach Deutschland einreiste, hier ein Medizinstudium machte und mittlerweile Oberarzt an einer Klinik ist. 2012 entschied sich der Mann, die Einbürgerung zu beantragen. Also nach 10 Jahren in Deutschland, wo er lebte, arbeitete und Steuern zahlte. Für die Einbürgerung hat er alle Prüfungen bestanden, er hat auch unterschrieben, den Extremismus abzulehnen und sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu bekennen. 2015, als er die Urkunde bekommen sollte, verweigerte er der Beamtin einen Handschlag zur Begrüßung. Nun durfte er keinen deutschen Pass bekommen, es wurde keine Einbürgerungsurkunde ausgehändigt. Zu seiner Verteidigung erklärte der Mann, dass er seiner (deutsch-syrischen) Ehefrau versprochen hatte, nur ihre Hand zu nehmen.

    Seit dem ist dieser Fall vor Gericht. Am 20. August 2020 hat nun das Verwaltungsgericht des Landes Rheinland-Pfalz geurteilt: “Die „innere Einstellung“ des Mannes gewährleistet nicht, dass er sich in die deutschen Lebensverhältnisse einordne. Die Klage auf Einbürgerung wird abgelehnt, jetzt wird wohl das Bundesverwaltungsgericht mit dem Fall beschäftigt.”

    Wie kam diese Meldung in den arabisch-sprachigen Communities an? Verweigert der Mann deutsche Werte? Oder ist es ein Fall von Diskriminierung seitens der Behörden? Ich kann hier nur von der syrischen Community berichten, die natürlich genau so vielfältig und unterschiedlich ist wie die Menschen selber. Trotzdem beobachte ich oft in Facebook Diskussionen, wie sich die Kommentatoren in zwei Gruppen aufteilen. Diese möchte ich etwas mehr beschreiben.

    Zwei Gruppen von Syrer*innen

    Eine Gruppe respektiert und akzeptiert die neue, europäische Kultur und gleichzeitig kritisiert sie ihre alte, zurückgelassene Kultur. Sie tut das nicht nur, weil sie sich in die neue Gesellschaft integrieren möchten, sondern auch weil sie an diese neuen Werte richtig glauben. Menschen, die nach dieser Gruppe kommentieren, stellen sich meistens gegen die andere Gruppe: Die konservativen Syrer*innen, die so schreiben, als wären sie noch in Syrien. Diese zweite Gruppe zeigt, dass sie nur wenig von der „neuen“ Kultur akzeptieren möchten. Sie kritisieren vieles Neue, von deutschem Gemüse bis zur europäischen Politik.

    Ich weiß nicht, ob hier „konservativ“ oder „links“ die richtigen Beschreibungen sind, da wir in Syrien nicht von politischen Richtungen sprechen können, so wie hier in Deutschland. Dazu kommt, dass die Geschichte von linken Gedanken in Syrien eine sehr andere Entwicklung durchgemacht hat, als in Europa und Deutschland.

    Ich schreibe also zur Einfachheit, dass die erste Gruppe sich eher links positioniert. Vor allem, wenn es um Muslime in Europa geht. Gläubige Menschen werden von dieser Gruppe als sehr konservativ gesehen. Vielleicht ist es auch so. Es könnte auch sein, dass die Menschen dieser linken Gruppe in der neuen Kultur gefunden haben, was sie brauchen, und sie sind stolz darauf. Sie haben jetzt Freiheit, Demokratie und Meinungsvielfalt gefunden. Sie sehen sich als Teil der neuen Gesellschaft und suchen Abstand zu dem Leben früher in Syrien.

    Spielt hier etwas verinnerlichter Orientalismus („internalised orientalism“) eine Rolle? Vielleicht. Oder vielleicht möchten viele junge Menschen einfach nicht zur zweiten, eher konservativen Gruppe gehören. Denn viele Menschen aus dieser zweiten Gruppe zeigen nach außen, dass sie nicht ihre Gedanken verändern möchten. Sie schreiben oder sagen, dass ihre „Mutterkultur“ und Werte besser sind als die, der neuen Heimat Deutschland. So möchten sie das behalten. Natürlich ist Angst, Unsicherheit und das Gefühl von Fremdsein ein Faktor. Manche fühlen sich im Exil nicht nur fremd im neuen Land, sondern sie fühlen sich auch innerlich fremd und zerstritten.

    Viel mehr als ein Handschlag

    Nun zurück zum ursprünglichen Bericht und die Diskussionen auf Facebook. Zum Kontext gehört auch zu sagen, dass Facebook für die meisten Syrer*innen so etwas wie ein Community Treffpunkt, wie ein digitales Café ist. Hier treffen sich Syrer*innen aus aller Welt und diskutieren miteinander. Dabei lassen sich wie gesagt zwei Gruppen beobachten.

    In dem Fall des libanesischen Oberarztes lief es so: die erste Gruppe äußerte sich für die Entscheidung, dem Mann keine Einbürgerung zu erlauben. Sie finden, dass das was die Beamtin gemacht hat, richtig war. Denn wenn Männer einer Frau nicht mit Handschlag grüßen, ist dies respektlos gegenüber den Frauen und der Freiheit. Diese Männer stellen sich gegen Integration. Deswegen dürfen sie auch keinen deutschen Pass bekommen. Und sie sagen: Wenn die Leute zwar die deutschen Werte akzeptieren, aber die deutsche “Leitkultur“ nicht, (viele neue Syrer oder Syrerinnen wissen nicht was dieser Begriff bedeutet und was hier in Deutschland damit gemeint ist) dann dürfen sie hier auch nicht leben. Sie fragen: Warum kommen diese Menschen hierher? Manche sagen sogar, dass so konservative Menschen hier nicht leben sollten.

    Die Menschen der anderen, zweiten Gruppe sprechen sich natürlich gegen das Urteil aus. Sie finden, was der Mann gemacht hat, ist fair. Und sie behaupten, dass die Deutschen insgesamt eine Doppelmoral haben. Wieso haben Menschen nicht die Freiheit, nicht die Hand zu geben? Viele kritisieren auch gleich die gesamte westliche Welt, weil sie wohl gegen den Islam und gegen ihre Lebensart sind.

    Beide Gruppen haben auch ihre YouTuber, Social Media Influencer und Facebook Gruppen. So wurde sehr viel diskutiert und kommentiert – aber ohne dass die meisten Deutschen das lesen oder hören werden.

    Fragen und Fazit der Geschichte

    Dieser Fall wirft viele Fragen auf. Zum Beispiel: Wie wurde bewiesen, dass der Arzt kein Verständnis und Respekt für die deutsche Verfassung und ihre Grundrechte zeigt? Ist ein Handschlag eine kulturelle Gewohnheit oder ein Grundwert, hinter dem viele andere Werte stehen?

    Ich meine, ein Gericht hätte auch die Kolleg*innen, Nachbar*innen und auch Patient*innen des Arztes fragen sollen, ob er sich gegen das deutsche Grundgesetz verhält. Oder er ist nur ein Mensch, der seine Kultur auch hier in Deutschland umsetzen möchte.

    Das führt zu der großen Frage, wie viel Freiraum haben nicht-deutsche Kulturen in der deutschen Gesellschaft? Der ehemalige Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hat den Handgruß als Symbol für Leitkultur beschrieben, zufällig auch in der Bild Zeitung. Obwohl weder Leitkultur noch Handschlag im deutschen Grundgesetz erwähnt sind. Aber gehört es zu Deutschland, oder kann man diese Sache auch unterschiedlich verstehen?

    Außerdem zeigt dieser Fall, dass viele Syrer*innen sehr stark und emotional auf das Thema reagieren, genau so wie wenn Deutsche darüber diskutieren. Zum Teil habe ich Kommentare von Syrer*innen gelesen, die konservativer (oder radikaler?) als viele Deutsche waren.

    Ich kann diese Art zu Streiten zwischen Syrer*innen wegen dieser Geschichte gut verstehen. Und ich kenn diesen Streit zwischen nicht-gläubigen und Muslimen, oder zwischen Linken und Rechten aus Syrien. Streit ist fast immer gut, wenn sich beide Seiten nicht beleidigen, sondern offen für eine neue Perspektive sind und an einer gemeinsamen Lösung interessiert sind. Aber leider ist das nicht der Fall, wenigstens nicht in den Facebook Diskussionen die ich gelesen habe. Dort wird nur für oder gegen diskutiert, es gibt keine Mitte oder Kompromisse. Auch das kann ich verstehen, weil ich weiß, wie viele Syrer*innen wie ich in einem diktatorischen System aufgewachsen sind. Viele von uns kennen es so, dass es nur eine Perspektive geben kann und alles andere war falsch, ungläubig oder ein Affront.

    In diesem Fall fehlt auf vielen Seiten die Toleranz, die für mich Leitkultur ist. Wir alle sollten Toleranz lernen und umsetzen – als Syrer*innen und auch als Bürger*innen im demokratischen Deutschland.

     

    Mitarbeit: Lilly Murmann

  • Mehrsprachigkeit – wohin gehören die Kinder eigentlich?

    Vor einiger Zeit berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass jedes fünfte Kita-Kind kaum Deutsch zu Hause spricht. Dem Bericht zufolge hat der Anteil in den letzten vergangenen Jahren zugenommen. Daher fordert die FDP eine bessere Sprachförderung in Kitas. Warum sollten sie aber zu Hause nicht ihre Muttersprache sprechen? Wenn eine deutsche Familie nach Mallorca auswandert, spricht die Familie dann zu Hause Spanisch?

     Ist Mehrsprachigkeit ein Problem?

    Bis circa Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Mehrsprachigkeit oft als Problem betrachtet, da das Sprechen von mehr als einer Sprache ein Grund für einen niedrigeren IQ und einen Mangel an kognitiven Fähigkeiten bei einem Kind war. Obwohl diese negativen Annahmen falsch sind, haben viele von ihnen immer noch Vorrang. Der Zusammenhang, der zwischen Sprache, Nation und Identität gesehen wird, machte und macht mehrsprachige Menschen oft verdächtig: Wohin gehören sie eigentlich? Mit welcher Sprachgemeinschaft fühlen sie sich solidarisch?

    Aus diesem Grund stehen die Familien unter großem Druck, nicht mehr mit ihren Kindern ihre Muttersprache zu sprechen.  Sie befürchteten, dass das Sprechen einer oder zweier weiterer Sprachen Migrantenkinder verwirren und ihre Integration in die Gesellschaft behindern kann. Diese Befürchtungen sind unbegründet und beruhen auf Verdächtigungen, die auf Unterschieden in Hautfarbe, Kultur und religiöser Identität beruhen.

     Wunderbare Möglichkeit!

    Davon waren wir selbst betroffen, wenn man uns fragte, welche Sprache wir mit unserem kleinen Sohn zu Hause sprechen.Warum sprecht ihr mit ihm kein Deutsch? Ihr wohnt zurzeit in Deutschland, deswegen müsst ihr ihm die deutsche Sprache beibringen.

    Ehrlich gesagt ist Deutsch bei uns zuhause nicht verboten. Allerdings sind wir vorsichtig, zu Hause mit unserm Kita-Sohn Deutsch zu sprechen, denn unser Sprachniveau MUSS NOCH VERBESSERT WERDEN. Wir haben Angst davor, ihm komisches und fehlerhaftes Deutsch beizubringen.

    Wir reden mit dem Sohn auf DEUTSCH, solange wir ihm deutsche Kindergeschichten vor dem Schlafen vorlesen, Shopping gehen, und uns mit einem Deutschen an einen Esstisch setzen. Zu Hause versuchen wir aber mit ihm möglichst auf Arabisch (Muttersprache) zu reden, damit er auch in Kontakt mit der ganzen Familie in der Heimat bleibt. Wir sind auch der Meinung, dass unser Kita-Kind in der Kita richtiges und kein fehlerhaftes Deutsch lernen kann, was wir derzeit noch nicht gut können. Darüber hinaus bemerkt man, wie schnell die Kinder in der Kita Deutsch lernen. Dadurch haben die Kinder mit Migrationshintergrund eine wunderbare Möglichkeit, zweisprachig aufzuwachsen.

    Wenn die Kinder zweisprachig aufwachsen und neben der deutschen Sprache ihre Muttersprache erlernen, können sie nämlich bereits in frühen Jahren durch Gespräche mit ihren Eltern spielend eine zusätzliche Sprache erlernen. Das ist im Erwachsenenalter deutlich schwieriger. Auch werden dadurch die kognitiven Fähigkeiten der Kinder gefördert.

     Doppelstandards?

    Die Popularität einer Sprache spielt auch eine Rolle für den Erfolg der Mehrsprachigkeit. In Europa genießen Sprachen wie Englisch, Deutsch und Französisch Respekt und Anerkennung. Osteuropäische Sprachen wie Russisch oder Polnisch sowie Sprachen des Nahen Ostens wie Arabisch, Kurdisch oder Türkisch hingegen, machen misstrauisch! Dies kann dazu führen, dass Kinder die Motivation verlieren, ihre Muttersprache zu lernen. Wenn diese Sprachen nicht akzeptiert werden, fühlen sich Kinder wiederum nicht akzeptiert. Das gilt als sprachliche Diskriminierung, die gegen den Artikel 30 des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes verstößt.

     Vorteile der Mehrsprachigkeit

    Das Erlernen von Sprachen hat einen emotionalen Vorteil. Der größte Vorteil dieses Prozesses besteht darin, dass die Mehrsprachigkeit die Kinder offener macht, da sie sehr wichtige Fähigkeiten erwerben können. Und zwar die kulturelle Kompetenz, so dass Kinder verstehen können, wie Menschen miteinander kommunizieren. Daneben erwerben sie Toleranz, d.h. wie Menschen aus verschiedenen Hintergründen mit neuen Situationen umgehen.

    Daraus folgt, dass die größte Lektion, die aus der Mehrsprachigkeit gelernt werden könnte, nicht nur die Sprache selbst oder die Qualität oder sogar der Grund ist, aus dem wir sie erwerben. Vielmehr bedeutet die Erziehung mehrsprachiger Kinder eine Erziehung offener, toleranter und kosmopolitischer Bürger*innen. Und daher müssen Eltern die Herausforderungen bewältigen und diesbezüglich vorankommen.

  • Wann ist man ein Deutscher?

    Vielleicht hat er einen Fehler gemacht, als er sich mit dem türkischen Präsidenten Erdogan fotografieren ließ. Die Folge waren jedenfalls, sowohl von Seiten der Politik, als auch in den sozialen Netzwerken, viele rassistische Kommentare. Diese seien, wie Özil angab, die Gründe für ihn, das deutsche Trikot in Zukunft nicht mehr zu tragen.

    Was bedeutet Integration?

    Seit 2015 hören wir fast täglich in den Medien, im Bundestag oder bei den Gesprächen mit Ehrenamtlichen, die geflüchteten Menschen helfen, in Deutschland sei klar: Wer hierbleiben möchte, solle sich in die deutsche Gesellschaft integrieren.

    Was aber bedeutet Integration? Wann gilt ein Mensch als integriert?

    Bedeutet es, die Sprache zu lernen, Arbeit zu finden, Freundschaft mit Deutschen zu schließen oder sich die Kenntnis der deutschen Kultur anzueignen? Für mich ist sie die Summe von all dem. Außerdem beinhaltet sie gegenseitige Toleranz und Respekt zwischen beiden Seiten: Auf Seiten der Deutschen und der Neubürger. Nur so kann eine gesunde Gesellschaft ein richtiges gemeinsames Leben hier in Deutschland aufbauen.

    Mesut Özil als Vorbild

    Ich denke, Mesut Özil war ein Vorbild für viele geflüchtete Menschen. Er entstammt einer Einwandererfamilie und hat sich nicht nur gut integriert, sondern ist 2014 sogar mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden.

    Viele wünschen sich, diesem Vorbild folgen zu können. Özil hat vielen Menschen, die Integration einfordern, einen schmerzhaften Schlag versetzt, als er sagte, er sei in den Augen vieler ein Deutscher, wenn er ein Spiel gewinne, aber ein Einwanderer, wenn er verliere.

    Viele geflüchtete Menschen könnten sich nun fragen, welchen Sinn Integration hat.  Welchen Sinn hat es, die Sprache schnell zu lernen, wenn sie sich gut integrieren, wenn sie sogar Weltmeister werden oder wenn jemand von ihnen sogar Bundeskanzler/-in wird – solange muslimische Geflüchtete nach wie vor in erster Linie als Menschen mit dunkler Haut, schwarzen Haaren oder als Kopftuchträger gelten. Diese Fragen sollten erlaubt sein und auch die Besorgnis, die mit ihnen verbunden ist.

    Geflüchtete Menschen in den Medien

    Geflüchtete Menschen werden in den Medien zu einem Hauptthema. Es wird von ihnen gesprochen als seien sie Aliens oder eine Epidemie. Das ist eine Entwicklung, die alarmierend ist. Als Folge lässt die Frage, ob geflüchtete Menschen zur Gesellschaft gehören oder nicht, viele Deutsche zweifeln, und das ist auch ihr Recht.

    Die Politik, die bei vielen Menschen in der deutschen Bevölkerung Ängste auslöst, sollte so schnell wie möglich beendet werden. Stattdessen sollten produktive Ideen umgesetzt werden, z. B. zur Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, die den geflüchteten Menschen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. So können sie sich in ihrem neuen Leben wohlfühlen und einen produktiven Beitrag zum Wohle der ganzen Gesellschaft leisten.

    Dieser Artikel wurde in „Hagen Grenzenlos“ Blog im Mai 2019 veröffentlicht.

  • Polizeidebatte: Wer ist die Mitte der Gesellschaft?

    Junge Demonstranten in Hamburg

    Die Hamburger*innen waren auch auf der Straße und haben gegen die Polizeigewalt demonstriert. Mehr als 14.000  junge Teilnehmer*innen, die zwischen 16 und 22 Jahren alt waren.

    Ich war auch bei der Demo am 5. und 6.6. und ich stellte mir die Frage, warum die Jungen Menschen für dieses Thema aktiv waren? Obwohl die Corona-Gefahr noch da ist, haben viele junge Menschen demonstriert. 

    Deutung des Autors

    Meiner Meinung nach hat sich hier etwas gezeigt:

    Erstens: Ich glaube, viele junge Menschen waren demonstrieren, weil dieses Thema sehr stark auf den Social Media vertreten war und viele Influencer*innen darüber geschrieben haben. Dadurch bekamen die Jungen neue Infos, die sehr schlimm waren. Wie die amerikanische Polizei die People of colour behandeln, und in welche Gefahr man kommt, nur weil er oder sie People of color sind. 

    Zweitens: 50 Prozent der Hamburger Grundschüler*innen und mehr als 40 Prozent der Gymnasiast*innen haben einen Migrationshintergrund.

    Diese Fakten zeigen uns, dass viele junge Menschen in Hamburg Freund*innen mit Migrationshintergrund haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie wissen, was Vorurteile und/oder Rassismus, den diese Leute und/oder ihre Familien in Hamburg und/oder in Deutschland erleben, bedeuten.

    Die Schüler*innen kennen wohl sehr viele Geschichten von Diskriminierung und von Polizeieinsatz gegen ihre Freund*innen. Deswegen waren sie dabei und wollten auch hier teilnehmen. Sie sind nicht wie ihre Eltern, die in ihrer Schule nur mit Deutschen ohne Migrationshintergrund waren. Diese haben vielleicht bis jetzt noch keine Deutschen mit Migrationshintergrund getroffen. Vielleicht lesen sie auch nur die konservativen Medien. Sie sehen vielleicht nur die negative Berichterstattung über Migrant*innen, ohne zu wissen, dass eine Minderheit auch Rassismus in Deutschland erlebt. 

    Anteile der Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationshintergrund im Schuljahr 2019/20

    Anteile der Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationshintergrund im Schuljahr 2019/20
    Quelle: Schuljahresstatistik 2019 Bild: © IfBQ

    Gewalt gegen die Polizei

    Diese Jungen demonstrieren nicht nur gegen das, was in den USA passiert, sondern auch gegen die Polizeigewalt und Diskriminierung gegen schwarze Menschen, und gegen Migrant*innen in Deutschland.

    Dieses Thema wird sich auf jeden Fall in Deutschland weiter entwickeln. Vor allem auch wegen der Ereignisse in Stuttgart oder Frankfurt im Juli 2020 und der Gewalt gegen die Polizei. Die Frage, die viele danach beschäftigt hat: wer hat das gemacht? Junge Leute, deutsch oder nicht deutsch, gemischt von allem?

    Die Polizei wird jetzt eine Forschung über den Stammbaum der Jungen durchführen, weil es für die Polizei sehr wichtig ist zu wissen, woher die jungen Menschen kommen. Das bedeutet also, wenn wir von “wir Deutschen” sprechen, müssten wir immer zuerst fragen, ob Deutschen ohne Migrationshintergrund oder Deutsche mit Migrationshintergrund gemeint sind. Andere Medien finden oft schönere Begriffe, aber am Ende meinen sie das gleiche: es gibt uns und es gibt sie. 

    Was bedeutet diese Stammbaumforschung für mich? Am Ende bestimmt sie auch die Diskussion darüber was passiert ist. Weil, wenn die Polizei nun sagt dass die Demonstrant*innen „Biodeutschen“ waren, dann führt uns das in eine Diskussion darüber, ob wir ein Generationsproblem haben. Das sollten wir miteinander diskutieren. Das bedeutet auch, dass wir das System angucken und verändern müssen. 

    Andererseits, wenn die Polizei nun sagt, dass die Demonstrant*innen Deutsche mit Migrationshintergrund waren, oder vielleicht gar keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, dann ist es für die Gesellschaft leicht gemacht. Denn dann können wir vereinfacht sagen: „Guck mal, sie akzeptieren uns, unsere Werte und unsere Polizei nicht.“ Dann können wir weiterhin gegen sie sein und sie gegen uns. Es bleiben diese zweie Gesellschaften.

    Ist es wirklich so einfach?

    Wer ist die Mitte der Gesellschaft?

    In diesen Diskussionen hören wir die rechte und die linke Seite und meine Frage ist:  Wo ist die Mitte der Gesellschaft beim Diskutieren? Hier meine ich nicht nur die SPD, sondern auch die Grünen. Warum versuchen sie nicht, beide Seiten zu verstehen und auf einer gemeinsamen Ebene zu diskutieren? Warum könnten sie nicht ein paar Vorschläge dafür und dagegen machen? 

    Ja, es gibt Probleme für Migrant*innen in der deutschen Gesellschaft. Die Polizei ist ein Bild der deutschen Gesellschaft. Ja, wenn Menschen hier Diskriminierung auf der Straße erleben, dann erleben sie auch diese Diskriminierung bei der Polizei.

    Gleichzeitig ist die Polizei wichtig in der Gesellschaft und es hilft nicht, sie nur als schlecht oder Teufel zu zeigen. Wenn für eine Polizei der Zukunft sind, können wir sagen: Ja, wir müssen mehr Stellen bei der Polizei schaffen. Aber die neue und die alte Polizei sollten sehr gut ausgebildet sein, sie sollten lernen, wie sie ihre Vorurteile abbauen und wie sie mit bestimmten Gruppen der Gesellschaft umgehen soll. Und wir sollten auch einen neuen Behörde schaffen, die die Polzei beobachtet und über sie berichtet.

    Denn es gibt Misstrauen zwischen den jungen Menschen, vielen Migrant*innen und der Polizei. Die Frage ist wie wir neues Vertrauen aufbauen können und nicht, wer hat recht oder wer kann mit diesem Misstrauen am meisten Wählerstimmen sammeln. 

  • Syrische Identität – was bedeutet das?

    Seit vier Jahr lebe ich in Deutschland und beschäftige mich sehr viel mit deutschen Medien. Meine Frage heute: Was bedeutet deutsche Identität? Hat Deutschland eine Identität? Wer kann die deutsche Identität bestimmen und beschränken? Gehören zur deutschen Identität hamburgische Fische oder ein persischer Leberkäse oder Kölsch oder Altbier? Oder vielleicht sind alle ein Teil der deutschen Identität? 

    Am Ende zählen die gleichen Werte in Grundgesetz.  Fast alle Deutschen glauben an das Grundgesetz. Es gibt es keine Unterschiede zwischen Köln und Dresden (obwohl Köln mehr Geld hat als Dresden).

    Das demokratische System, das Grundgesetz, europäische Werte (obwohl europäische Werte nur für Europa gelten) und das Christentum sind Teile der deutschen Identität. 

    Warum bin ich Syrer?

    Zu meiner Frage gehört auch der Gedanke: Warum bin ich Syrer? Was bedeutet meine syrische Identität? Was ist die Verbindung zwischen den Damaszenern und Aleppern? Was ist die Verbindung zwischen mir und den Kurden? Zwischen syrischen Muslimen und Christen? Die alte oder neue syrische Geschichte lässt uns als Syrer keine gemeinsame Identität zu finden.

    Syrien war schon immer eine kleine Region, die zu großen Reichen der Römer, Byzantiner, Umayyaden oder Abbasiden gehörte. Obwohl  es zur Schwäche des abbasidischen Staates  führte, wurden mehrere Staaten in Syrien geschaffen. Aber diese Länder waren klein und  kämpften gegeneinander wie in Aleppo oder Damaskus. 

    Sogar der Begriff Syrien ist ein alter Begriff. Die Gelehrten sind sich nicht einig, woher dieser Name kam (von den Assyrern oder von den Griechen). Einig sind sie sich nur darin, was Syrien als Begriff bedeutet und dass die Levante in einem weiteren Sinne alle arabischen Länder in der Levante aus Jordanien, Palästina, Libanon und sogar einige Teile des Iraks umfasst. Dazu Sinai, Ägypten, für einige auch Teile Nord-Saudi-Arabiens und Zypern als Teil des Großraums Syrien.

    Die syrische Identität fehlte. Genauer gesagt: Aufgrund der Macht der arabischen und islamischen Identität, die die Syrer als Bürger einer großen Nation definiert (diese Nation war in den Tagen der Umayyaden und Abbasiden ein Staat), wurde sie nicht geboren. Ich meine hier die islamische Nation, die viele jener Nationalitäten umfasst, die den arabisch-islamischen Staat unterstützen. Aber diese Verschmelzung hielt nicht lange an. Es entstanden widersprüchliche Nationalitäten unter dieser Herrschaft. Als Land (Nation) konnten sie seit der Entstehung des arabischen Nationaltraums als Reaktion auf den türkischen Nationalismus (als Araber)  am Ende des Osmanischen Reiches nur in den Töchtern unserer Träume geboren werden.

    Zwischen Großer Identität und lokalen Identitäten

    Hier haben wir als Syrer also zwischen der Großen Identität und der lokalen Identität verloren. 

    Die Große Identität ist die arabische oder islamische Identität. Und diese Identitäten können sich nicht als Nation (Land) präsentieren. Obwohl die Syrer von einem großen Land träumen. 

    Die lokalen Identitäten sind die der regionalen Stammes-, der religiösen und nationalen Identitäten aufgrund der kulturellen, religiösen, politischen und nationalen Identität einer Bevölkerung. Dazu muss man wissen, dass es in Syrien mehr als 19 verschiedene Sekten und Zugehörigkeiten zu verschiedenen Ethnien gibt,  die in einem  geografischen Gebiet  leben. Vom Kolonialismus  gezeichnet, wurden Karten ohne genaue Kenntnisse dieses Gebiets und der Bewohner dieser Region erstellt.

    Viele Syrer singen von der Nacht bis zum Morgen das Lied, dass wir vor dem Krieg zusammengelebt haben. Dabei lebten wir nebeneinander, nicht miteinander. Wir wissen nichts voneinander. Jede Gruppe lebt in einem bestimmten Gebiet. 

    Zusammen kommen die Syrer nur in Armee oder an der Uni. Vielleicht begegnen sie sich auch bei der Arbeit in Damaskus (weil fast alle Syrer davon träumen in Damaskus zu leben, nah bei Kultur, Behörden, Macht, Geld, Arbeit, und Medien). 

    Das bedeutet: Die Syrer, die jünger als 18 Jahre alt sind, kennen sich nicht. Sie kennen nur ihr Gruppe. Viele Syrer haben sich hier im Exil (im Fluchtland) kennengelernt. Sie waren total voneinander überrascht.

    Ganz zu schweigen von den Stammeszugehörigkeiten in einem Land. Laut einigen Statistiken vor 2011 (laut syria.chathamhouse) und regionalen Zugehörigkeiten der Einwohner der Stadt können den Stämmen mehr als 60% der Bevölkerung zugeschrieben werden.

    Mauer in den Köpfen

    Die Damaszenern  haben eine starke Zugehörigkeit zu Damaskus und den Söhnen von Aleppo, Homs und anderen Städten. Sie verhindern sogar, dass sie versuchen, die Neuankömmlinge aufzunehmen. In diese Region kann jeder Einwanderer in das neue Gebiet im Namen der Stadt sein, aus der er stammt, wie das Al-Halabi, Al-Homsi, Al-Hamwi, Lattakani, Al-Dairi, Al-Houranie.

    Ich bin selbst in Damaskus geboren und aufgewachsen. Aber meine Eltern sind von der Golanhöhe geflohen, dem syrischen Gebiet, das Israel 1968 übernommen hat. Ich dürfte also nicht als Damaszener zu Damaskus gehören und bleibe ein Vertriebener.

    Was die Menschen in Damaskus wiederholen ist, dass die Damaszener nur die Ureinwohner von Damaskus sind, die aus dem Inneren der Damaszener-Mauer kamen. Und diese Mauer hat sich in den Köpfen vieler Menschen in Damaskus festgesetzt.

    Viele Syrer hätten das Recht, zu Damaskus zu gehören, weil Damaskus der politischen und kulturellen Hauptstadt der Syrer ist. Aber selbst wenn sie dort geboren wurden und dort leben, können nicht zu ihrer Stadt gehören. 

    Die kleinen und fraktionellen Verbindungen, die weniger stark sind als die Verbindung zu Syrien als Land, haben die Bildung der Bildung der syrischen Identität verhindert. Dazu kommen die Verbindungen, die zwar grenzüberschreitend waren, aber vor mehr als hundert Jahren vom Kolonialismus unterbrochen wurden. Auch sie verhindern am Ende die Bildung einer eigenen, syrischen Identität, die alle Syrer vereinen könnte.

    Verantwortung des politischen Systems

    Das politische System trägt die volle Verantwortung dafür, diese universelle Identität für die Syrer aufgrund der Natur des Systems und seiner Interessen nach dem Prinzip der Teilung und Herrschaft nicht zu schaffen.

    Es sind die Ideen der Baath-Partei, nach denen die arabische Nation zumindest theoretisch und mit der Veröffentlichung dieser Propaganda zur  Bildung dieser Arabische Nation als ein Land fordert. Sie trägt nicht dazu bei, eine syrische Nation und Identität zu bilden.

    Umso wichtiger ist es, dass wir als Syrer miteinander sehr viele diskutieren. Wichtig ist Raum für politische Freiheit, Meinungsfreiheit und Respekt vor abweichenden Meinungen. Das erfordert ein demokratisches System. Und das haben wir als Syrer leider lange nicht gehabt. 

    Genau das versuchten die Syrer zu fordern, bevor diese Bewegung in einen Bürgerkrieg überging. Und als der Krieg angefangen hat, haben die Syrer ihre religiösen, sektiererischen und nationalen Zugehörigkeiten stark präsentiert. Und sie haben gegeneinander gekämpft. 

    Von der Revolution zum Bürgerkrieg

    Es war eine Revolution, die sich im Laufe der Zeit in einen Bürgerkrieg verwandelte. Nicht nur zwischen dem Regime und dem Volk, sondern auch zwischen Land und Stadt, zwischen gemäßigten Islamisten, Fanatikern und Säkularisten, zwischen der Mehrheit und der Minderheit unter den verschiedenen Nationalitäten.

    Leider haben die Intellektuellen die ursprünglichen Forderungen durchsetzen können. Manche haben im Sinne der Propaganda der Baath-Partei für die arabische Identität geworben und vergessen, dass nicht alle Syrer Araber sind. Andere waren für die islamische Identität und haben vergessen, dass nicht alle Syrer Muslime sind. Und viele haben ihr Land verloren und mussten im Exil leben. Und wir haben nicht gelesen, was sie geschrieben haben. 

    Nach acht Jahren dieses Krieges gegen alles sind nun sehr viele Syrer geflohen. Sie haben die Chance, andere und neue Perspektiven zu entdecken. Sie dürfen sich kennenlernen, miteinander leben diskutieren, welche Identität sie haben möchten und nicht sollten. 

    Meine Meinung nach ist das, was uns als Syrer verbindet, ein geografisch begrenztes Gebiet auf der Landkarte als ein definierter Ort und nicht als Geschichte.

    Geografische Zugehörigkeit als Basis

    Seien wir realistisch: Was mich mit dem kurdischen Syrer verbindet, ist wichtiger als das, was mich mit dem irakischen Araber oder Jordanier verbindet. Was mich mit dem christlichen Syrer verbindet, ist stärker als das, was mich mit den pakistanischen und malaysischen Muslimen verbindet. Was mich an die schiitischen  Syrer verbindet, ist tiefer als das, was mich mit den saudischen Sunniten verbindet. Was mich mit Aleppo verbindet, ist schöne als das, was mich mit Bagdad oder Beirut verbindet. 

    Dies bedeutet nicht, dass wir die Geschichte vergessen müssen. Nur sollten wir zunächst auf die Geografie und die Realität konzentrieren.  Die Geschichte wird unser Werkzeug für die Kommunikation mit unseren Nachbarn und unserer Region bleiben.

    Ja, unsere syrische Identität erfordert, dass wir gemeinsame Elemente zwischen uns finden. Wir müssen versuchen, die syrische Nation zu finden, die nicht auf Blut oder religiösen oder nationalen Zugehörigkeiten beruht, sondern auf einer rein geografischen Zugehörigkeit. 

    Auf dieser Basis können wir unser neues demokratisches System bauen. Und mit der Zeit lernen wir, was Freiheit bedeutet. Wir lernen, warum wir für eigene Meinungen kämpfen, obwohl wir nicht die gleiche Meinung haben. Denn um unsere Perspektive zu entwickeln, brauchen wir auch gegenteilige und neue Perspektiven und Meinungen.

  • Was ist die Lösung für die Rassismus-Pandemie?

    Negative Aspekte

    Ab und zu hören wir über und erleben wir rassistische Angriffe aufgrund von Religion oder Hautfarbe, von Neuseeland bis Deutschland, von Frankreich bis in die USA. Der Rassismus hat seine negativen Aspekte. Natürlich spiegeln sich diese Aspekte, sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft, wider. Jeder Einzelne ist der Baustein der Gesellschaft. Wenn der Zustand der Gesellschaft stark wäre, wäre die gesamte Gesellschaft sehr gut verbunden. Rassismus macht die Gesellschaft unzusammenhängend und inkohärent. Dies führt zwischen den Mitbürger*innen wegen der Atmosphäre des Hasses und der Angst zu Konflikten.

    Wann ist das Land GREAT?

    Inzwischen bezeichnet sich der Rassist als ein Patriot, der sein Land liebt und sich bemüht, es GREAT zu machen. Und er setzt sich in eine höhere Stufe als andere. Allerdings kann man sein Land auch lieben, ohne andere Mitbürger*innen wegen ihrer kulturellen, sozialen und religiösen Unterschiede zu diskriminieren. Außerdem wäre das Land GREAT, wenn dessen Bürger*innen unterschiedlicher Herkunft gemeinsam leben würden, weil wir ein Volk und eine Familie sind. Daher ist unser Unterschied die Grundlage, um Bewusstsein zu wecken und neue Gedanken zu erschaffen, um die Entwicklung des Lebens zu erweitern.

    LIEBE statt Hass

    Nelson Mandela sagte: „Niemand wird mit dem Hass auf andere Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ethnischer Herkunft oder Religion geboren. Hass wird gelernt. Und wenn man Hass lernen kann, kann man auch lernen zu lieben. Denn Liebe ist ein viel natürlicheres Empfinden im Herzen eines Menschen als ihr Gegenteil“.

    Rassismus stammt aus dem menschlichen Geist. Daher wäre die Lösung für rassistische Diskriminierung und Abneigung gegen die anderen und anderen Manifestationen von Ungleichheit in erster Linie mentale Wahnvorstellungen ansprechen. Solche Gedanken haben falsche Vorstellungen von der Überlegenheit mancher Menschen gegenüber anderen hervorgebracht.

    Dabei spielen die Regierungen eine wichtige Rolle. Sie müssen den Rassismus durch die Anwendung des Grundsatzes der Gerechtigkeit und Gleichheit unter den Mitgliedern der Gesellschaft verhindern. Außerdem muss die Familie auch ihre Rolle im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung gegen die anderen spielen. Die Familie gilt als Kern der Gesellschaft. Daher muss sie die besten Werte in den Herzen ihrer Kinder pflegen, sie erziehen um andere zu lieben, und Stolz und Verachtung für andere ablehnen.

    Wut

    Die Wut in Minneapolis und anderen amerikanischen Städten zeigt uns erneut die Tiefe der weit verbreiteten „Anti-blackness“ in den meisten US-Institutionen und -Praktiken und die Gefühle der Menschen dort. Diese Wut zeigt uns auch, wie Regierungen auf der ganzen Welt dieser Pandemie nicht entschieden genug begegnen. Deswegen leben wir, nicht nur in Amerika sondern auch in verschiedenen anderen Ländern der Welt, mit einem Wachstum von Anti-Auslandsbewegungen, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie und Antisemitismus. Dafür reicht es nicht, über die Opfer von Rassismus in den Medien zu diskutieren. Und es reicht nicht nur Hashtags zu veröffentlichen, um mit ihnen unsere Solidarität zu zeigen. Stattdessen müssen wir mit den Opfern sprechen um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie keine Menschen zweiter Klasse sind, sondern ein Teil unserer Gesellschaft. Sie haben Rechte und Pflichten, die nicht ignoriert werden können.

    Also, wenn wir ein Mittel gegen die Rassismus-Pandemie finden, würden wir ein richtig gesundes gemeinsames Leben in unserer Gesellschaft aufbauen. Eine Gesellschaft, in der alle Mitbürger*innen mit gleichen Rechten und Pflichten leben, und die Exzellenz nicht einer bestimmten Gruppe gehört. Nur so wäre unser Land GREAT.

  • Falafel- Symbol für gesellschaftlichen Zusammenhalt

    Hauptbestandteile

    Die Hauptbestandteile der Falafel sind Bohnen oder Kichererbsen oder beides. Man weicht sie lange Zeit in Wasser ein. Dann gibt man Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und gemahlenen Koriander dazu. Danach brät man sie in gekochtem Öl in Form von Tabletten.

    Falafel war immer das Fleisch der armen Menschen. Das Korn (die Hauptzutat) hat Proteine. Die armen Menschen, woher ich komme,  haben schon vor langer Zeit für die Umwelt gekämpft und müssten vegetarisch sein. 

    Man braucht nur ein großes Sandwich – Falafel, denn das ist genug für den ganzen Tag. Früher habe ich (wie die anderen Schüler auch) das oft mit in die Schule gebracht, weil dieses Sandwich auch lecker bleibt, wenn es kalt ist.

     Streit um die Falafel

    Der Streit war zwischen Syrien, Palästina, Irak, Israel, und  Ägypten. Jedes Land wollte der Ursprung dieses Essens sein. 

    Die Syrer bestanden darauf, dass es sich um ein authentisches (Shami-) Essen handelt, das mehr als viertausend Jahre alt ist und auf Kichererbsen und Gemüse basiert, nicht auf Bohnen. 

    Die Palästinenser behaupteten auch, Falafel sei palästinensisch und wird in  Olivenöl gebraten. Ebenso behaupten Jemen und Irak, dass die Speise aus Mesopotamien stammt und die Libanesen, die es zusammen aus Kichererbsen und Bohnen hergestellt haben.

    Der Streit um den Besitz von Falafel hörte bei diesen Ländern nicht auf.

    Israel behauptete, dass diese Speise ihnen gehöre. Sie begründeten ihr Argument damit, dass die ersten Juden in Ägypten diejenigen waren, die sie vorbereiteten, bevor sie in das „gelobte Land“ gingen. Damit waren sie noch nicht zufrieden. Deshalb gaben sie eine Briefmarke heraus, die das Bild der Falafel und der israelischen Flagge trug.

    In Ägypten und im Sudan wurde es „taemia“ genannt, was eine Abkürzung für das Wort „taeam” auf deutsche “Essen“ ist. Die Menschen in Alexandria benutzen Falafel noch immer.

    Es ist sehr wahrscheinlich, dass Falafel in Ägypten begann – eine Theorie besagt, dass koptische Christen sie vor etwa 1.000 Jahren geschaffen haben, eine andere, dass sie auf die Zeit der Pharaonen zurückgeht.

    Die Kraft der Falafel

    Das Wort Falafel wurde in vielen anderen Sprachen globalisiert und als Name für dieses Essen auf der ganzen Welt verbreitet. Auf Englisch wurde es erstmals 1941 dokumentiert. Das Wort verbreitete sich und wurde in anderen Sprachen wie dem persischen ” Pilpil”verwendet.

    In Deutschland gibt es Falafel seit Ender der 80er Jahre. Vielleicht haben es Palettier oder Libanesen, die vor dem libanesichem Volkskrieg in den 80er Jahre nach Deutschland geflüchtet sind, bekant gemacht. Sie öffneten Restaurants. 

    Aber es ist nicht wichtig, wem die Falafel gehört. Es gehört zur menschlichen Zivilisation. Dieses Essen verbindet uns:  Falafel = Multikulti. Wie das Christentum und das Judentum, Geflüchtete aus Mittel- Ost, die hier die Leitkultur mitmachen können. Denn nur Multikulti macht die Leitkultur.

    Die Reichen, die Armen, die Geflüchteten, die Bio-Deutschen, die aus dem Westen, die aus dem Osten, die Jungen, und vielleicht sogar die Alten (obwohl in meiner Erfahrung nicht alle Senioren neue Sache probieren mögen, egal woher sie kommen): Das ist die Kraft der Falafel: Sie hat ihre Wurzeln auch in die Erde der deutschen Kultur gepflanzt. 

  • Welchen Sinn haben Nationalitäten?

    Ich bin ein syrischer Palästinenser, d.h. ich bin zweimal Flüchtling.

    Hintergrund

    Fast 750.000 Palästinenser wurden 1948 zum ersten Mal zu Flüchtlingen. Sie verließen Palästina um der Gewalt und den Umwälzungen, die während der Gründung Israels stattfanden, zu entkommen. Den Tag nennen wir „Nakba“ auf Deutsch „die Katastrophe“. Wie viele andere Palästinenser zu dieser Zeit, flohen meine Großeltern nach Syrien. Sie ließen sich schließlich in Jarmouk nieder, dem inoffiziellen und größten Flüchtlingslager südlich von Damaskus. Jarmouk ist wie ein kleiner Stadtteil, in dem Syrer und Palästinenser gemeinsam gewohnt haben.

    Zusammenleben von Palästinensern und Syrern

    Rechtlich waren die Palästinenser und die Syrer weitgehend gleich und sie konnten sich ein neues Leben aufbauen. Sie waren Gäste und keine Flüchtlinge. Die Palästinenser konnten studieren und alle Berufe ausüben, Häuser bauen und Firmen gründen, sie konnten Syrer oder Syrerinnen heiraten. Nur das Wahlrecht hatten die Palästinenser in Syrien nicht, d.h. sie durften keine syrische Staatsangehörigkeit besitzen. Außerdem dienten die Männer in einer Palästinensischen Befreiungsarmee und nicht im syrischen Militärdienst.

    Mit dem Ausbruch der syrischen Revolution befanden sich die palästinensischen Flüchtlinge in Syrien im Zentrum der Krise. Deren Auswirkungen spigelten sich in ihrer Situation wider, indem sie getötet, vertrieben und verhaftet wurden. Die Zahl der Personen in den Flüchtlingslagern ging dramatisch zurück, und viele von ihnen begannen eine neue Reise der Vertreibung und des Asyls.

    Syrische Palästinenser in Deutschland seit 2014

    Seit 2014 kamen viele syrische Palästinenser*innen nach Deutschland. Ich habe keine genauen Zahlen gefunden, wie viele in Deutschland leben. Da die Vereinten Nationen Palästina nicht als Staat anerkennen, gelten viele von ihnen als staatenlos. Oder sie wurden in den deutschen Behörden nach der Nationalität eines anderen arabischen Landes, aus dem sie stammen, registriert, weil sie einen Reisepass aus diesen Ländern besitzen. Dazu gehört z.B. der Libanon, Jordanien, Syrien oder Ägypten.

    Staatenlos

    Als ich 2015 in Deutschland ankam, wurde ich von der Polizei sowie vom BAMF nach meiner Staatsangehörigkeit gefragt. „Palästinenser“, antwortete ich. Sofort wurde ich als „Staatenlos“ bezeichnet. Denn Deutschland ist eines der Länder, das Palästina nicht als Land anerkennt. Sie registireren die Angehörigen mit einer ungeklärten Staatsangehörigkeit. Das führt ehrlich zu einer unsicheren Situation. Man weiß nicht was passieren wird, wenn man abgeschoben wird. Wohin soll man dann gehen, wenn kein Land uns wieder als Mitbürger oder sogar Geflüchtete akzeptiert?

    Dieses Gefühl erlebe ich wie viele Palästinenser*innen jedes Mal, wenn ich einen offiziellen Antrag ausfülle, in dem ich meine Nationalität angeben muss. Bin ich Palästinenser, staatenlos oder nur XXX? Dies geht weiter, wenn ich versuche, zu reisen. Ich muss immer ein Visum beantragen. Das klingt in manchen Fällen normal, wegen meiner Volksangehörigkeit ist dies allerdings ziemlich schwer. Dieser Fall gilt für viele arabische und nicht-arabische Länder, die ich besuchen möchte. Egal ob es sich um einen Urlaub oder sogar um einen Familienbesuch handelt.

    Bedeutung von Dokumenten

    Im Leben der Palästinenser*innen spielten Dokumente schon immer eine wichtige Rolle. Viele palästinensische Geflüchtete wechselten ständig nach den Kriegen 1948 und 1967 ihren Wohnort. Daher haben sie mehr als einen Reisepass. Wenn ein Eltern- bzw. Großelternteil ein registrierter Flüchtling in Jordanien ist und der Zweite in Syrien registriert wurde, dann haben sie und ihre Kinder zumindest einen jordanischen Pass und einen syrischen. Außerdem könnten sie einen palästinensischen haben, mit dem sie aber nicht mehr reisen dürfen.

    Nationalitäten und ihre Bedeutung

    Während eines kurzen Gesprächs mit einer Freundin über  Nationalitäten und ihre Bedeutung wurde ich gefragt, ob ich die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen würde, wenn ich sie erhalten würde. Meine Antwort war spontan: „Ja, klar! „, weil ich mich von einem Ort zum anderen bewegen möchte. Ohne Einschränkungen und auch ohne vorherige Bestimmungen, die darauf beruhen, wo ich aufgewachsen bin. Außerdem würden wir gerne ohne Vorwürfe und Vorurteile leben. Diese bezeichnen uns immer als radikales oder antisemitisches Volk, wenn es sich um das Recht der Palästinenser handelt, ihr eigenes Land zu haben.

    Es geht hier nicht nur um die eigene Identität, sondern auch um das ganze System der Nationalitäten und Pässe. Ich finde es rassistisch, wenn Menschen Privilegien dank ihrer Herkunft bekommen und nicht, weil sie etwas in ihrem Leben getan haben. Deswegen ist das Leben für mich keine Religion oder Identität, es ist weder Nationalität noch Land. Es ist eine Menschheit ohne jegliche Diskriminierung und voller Gefühle von Bindung und Brüderlichkeit.

     

  • Mehr Toleranz für die Freiheit von Frauen

    Hallo Hussam,

    ich habe deinen Artikel gelesen, den du zum Niqab geschrieben hast . Du zählst sieben Argumente auf, warum ein Verbot des Niqab nicht die Lösung sein kann. Ich finde, ein wichtiges hast du vergessen: Durch ein Verbot bringt man diejenigen in Schwierigkeiten, die man eigentlich schützen will. Gegen den Niqab wird in der Politik damit argumentiert, dass er für die Unterdrückung von Frauen steht. Man will Frauen also davor bewahren, dass sie z.B. von der Familie zur Vollverschleierung gezwungen werden. Damit bringt man sie aber in die Situation, dass sie im Zweifel Druck von zwei Seiten bekommen: vom Staat und von der Familie. Frauen zur Freiheit zu verhelfen, indem man ihnen etwas verbietet, ist unlogisch – und falsch verstandener Feminismus. Emanzipation durch Zwang wird nicht funktionieren. Wenn man Frauen wirklich unterstützen wollte, müsste man sich andere (sicher komplexere) Wege überlegen.

    Kleidung ist niemals neutral

    Im übrigen: Einer unserer Leser hat auf facebook kommentiert: “Knappe Bekleidung für Frauen ist auch Ausdruck eines auf die Bedürfnisse von Männern ausgerichteten Konsumkapitalismus, und niemand glaubt wohl, das durch ein Verbot ändern zu können.” Ich finde, er hat völlig Recht. Kleidung ist niemals neutral. Und überall auf der Welt ist sie leider Ausdruck patriarchaler Strukturen – ob nun von einem verlangt wird, in kurzen Shorts oder vollverschleiert herumzulaufen. Das macht die Debatte so heuchlerisch.

    Ach ja, ein weiteres Argument ist auch noch wichtig: Mit der Diskussion um den Niqab wird ein tatsächlicher, produktiver Diskurs über den Islam und mit Muslimen überdeckt und verhindert. Es ist einfach, über ein Verschleierungsverbot zu sprechen, weil sich schnell alle einig sind. Man weiß aber, dass der Niqab in Deutschland eine Randerscheinung ist (genaue Zahlen kennt niemand, wie die ZEIT berichtet). Worüber man eigentlich diskutieren müsste ist, wie Menschen unterschiedlicher oder gar keiner Religion gut zusammenleben können.

    So, nun sind es sogar drei weitere Argumente geworden. Wären wir bei zehn Punkten angelangt. Was denkst du, wie wird es mit der Diskussion in Hamburg weitergehen?

    Hallo Anna,

    was ich weiter dazu sagen kann : Du hast einfach sehr wichtige Punkt genannt. Einerseits bin ich überrascht von deiner Meinung, weil wir (als Migrant*innen) nicht oft eine solche Meinung von deutscher und feministischer Seite im öffentlichen Diskus hören. Andererseits kann ich die Überlegungen aber auch sehr gut verstehen. 

    Brauchen wir eine „4-Generationen-von-Frauen-Bewegung“?

    Ich bin kein Experte für Fragen der feministischen Bewegung. Ich glaube, dass es Meinungsverschiedenheiten zu diesem Thema gibt zwischen Frauen, die in den 1970er Jahren oder früher geboren sind und den jungen Frauen. Der Streit um Weiblichkeit und Kopftuch oder Niqab hat viele unterschiedliche Gründe. Aber wichtig ist, dass viele muslimische Frauen mit Kopftuch dabei sind. Und die kämpfen nicht nur als Frauen, sondern auch als muslimische Frauen mit oder auch gegen Kopftuch oder Niqab. Ich glaube, dass dieser Weg, gerade auch mit jungen Feministinnen, mehr Toleranz und Offenheit für die Freiheit von Frauen bedeuten könnte.

    Ob diese Bewegung eine „4-Generation-von-Frauen-Bewegung“ sein könnte oder nicht? Das werden wir in der baldigen Zukunft sehen. Mit dieser Bewegung könnten sich die Vorurteile gegen die muslimischen Frauen verändern. Und dann verändern sich die Gedanken von den Politiker*innen zu diesem Thema. So können sie verstehen, dass Vorbote hier keine Lösung sind, sondern eher mehr Probleme entstehen lassen. 

    Mehr mit Frauen diskutieren, die Kopftuch oder Niqab tragen

    Dazu gehört, dass mehr gemeinsam diskutiert wird mir Frauen, die Kopftuch oder Niqab tragen. Und dass dass genauer betrachtet wird, ob sie Hijab tragen möchten oder müssen. Ich hoffe, dass die Politiker auch auf den deutschen Islam hören und die Veränderungen zwischen dem Islam in Europa und Deutschland und dem Islam in Iran oder Saudi Arabian wahrnehmen.

    Hallo Hussam,

    ich denke, der Feminismus ist heute ein anderer als früher. Und wir müssen unbedingt muslimische Frauen und Migrant*innen in Deutschland einbeziehen. Deshalb werden wir uns ja auch bei im Flüchtling-Magazin in diesem Sommer in einer Printausgabe mit dem “Feminismus heute” auseinandersetzen!

    Ein Dialog zwischen Anna Heudorfer und Hussam Al Zaher

  • Die Corona-Wirtschaft

    Strenge Maßnahmen in China und Italien

    Es scheint, dass China es geschafft hat einige Erfolge bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie zu erzielen. Das Land ist immer wieder mit neuen Infektionen mit dem Corona-Virus konfrontiert worden. Allerdings hat sich die Ausbreitungskurve nach Angaben der chinesischen Behörden stark verlangsamt. Dies ist zurückzuführen auf die strenge Strategie unter der sie fast zwei Monate lang Millionen Menschen unter Quarantäne stellten. Das ist auch die Strategie Italiens. Das Land hat sich schnell entschlossen, alles zu schließen und seine Bürger unter dem Motto „Zu Hause bleiben“ unter eine freiwillige Quarantäne gestellt.

    Die Auswirkungen der Krise führten zur Absage der sportlichen und kulturellen Veranstaltungen sowie die Bildungsangebote, um die Kontakte unter den Menschen zu reduzieren. Man darf nicht ignorieren, dass diese Auswirkungen auf allen Ebenen für viele Länder zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen.

    Deutschland hat Angst um wirtschaftliche Folgen

    Die deutsche Bundesregierung ist der Ansicht, dass im Verlauf der Pandemie schrittweise Fortschritte erzielt werden sollten. Diese müssen mit dem Ausmaß und der Geschwindigkeit ihrer Ausbreitung und Begrenzung vereinbar sein. Das Ziel ist die Wirtschaftstätigkeit soweit wie möglich und so normal wie möglich aurecht zu erhalten.

    Meiner Meinung nach hat Deutschland das klare Ziel, die Wirtschaft und die Unternehmen vor einer ernsthaften Krise zu schützen. Es fällt auf, dass Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen nicht zu einer sofortigen Schließung gezwungen wurden, um diese großen oder kleinen Unternehmen nicht in eine Finanzkrise zu bringen. Aus diesem Grund zieht es die Regierung es vor, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen. Restaurants beispielweise dürfen noch bis 15 Uhr geöffnet haben, anstatt sofort vollständig zu schließen. Außerdem hat die Bundesregierung ihren Notfallplan ins Leben gerufen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Virus anzugehen. Durch diesen Hilfsplan stehen Unternehmen aus der Reise- und Tourismusbranche oder Restaurants „unbegrenzte“ Kredite in Höhe von mindestens 550 Milliarden Euro zur Verfügung.

    Rasante und weitreichende Auswirkungen der Krise

    Es ist bekannt, dass ein Drittel der Gewinne der deutschen Automobilindustrie aus China stammen (Quelle, Welt.de vom 14.02.2018). Daher ist dieser Sektor seit dem Auftreten des Corona-Virus in eine Krise geraten. Diese hat sich inzwischen vom Automobilsektor auf den Bekleidungs- und Elektroniksektor und sogar in den Sportsbereich verlagert. Ein Bericht der Zeitung „Sport Bild“ zeigt, dass die Bundesliga etwa 750 Millionen Euro verlieren wird, falls die Wettbewerbe in dieser Saison dauerhaft gestoppt werden. Dies erklärt auch, wie und warum sich die Ankündigung der Aussetzung der Spiele in dieser Saison verzögerte.

    China und Italien haben eine Situation erreicht, in der es nicht mehr möglich ist, sich mit einer abwartenden Politik zufrieden zu geben. Beide Länder müssen schnelle Entscheidungen treffen. Währenddessen werden die Entscheidungen der Länderregierungen in Deutschland immer noch von den Börsen- und Entwicklungsquoten dominiert, um eine Finanzkrise zu vermeiden. Allerdings ist es bisher schwierig, die Auswirkungen der Ausbreitung des Corona-Virus auf die deutsche Wirtschaft klar zu erkennen und ob sie weltweit eine Wirtschaftskrise auslösen könnten. Mit der Beschleunigung der Ereignisse wird es nicht mehr lange dauern, bis es darauf eine Antwort gibt.

     

     

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