Autor: Sarah Zaheer

  • Halal-Essen im Asylland: Zwischen Stromschlag und Integration

    Als ich 2010 mein Studium in Cottbus anfing, einer kleinen Stadt in der Nähe von Berlin, lebten dort fünf Araber und einige Dutzend muslimische Studenten. In der Zeit lernten wir, in deutsche Restaurants und Cafés zu gehen und dort nach Speisen zu fragen, die zu unserem Konzept von „halal“ und „haram“ passten. Denn diese beiden Begriffe prägen den Alltag gläubiger Muslime: Was „halal“, also erlaubt und was dagegen „haram“, also verboten ist, ist im Koran und in der Sunna, den überlieferten Worten und Handlungen Mohammeds, klar geregelt: Alkohol zum Beispiel ist für Muslime verboten. Ebenso Schweinefleisch und Fleisch von anderen Fleischfressern, die nicht halal geschlachtet wurden.

    Damit das Fleisch eines Tieres halal ist, muss ein erwachsener Muslim dem Tier bei vollem Bewusstsein die Kehle durchschneiden und es ausbluten lassen. Er soll sich dabei gen Mekka richten, Allah anrufen und die Kehle des Tieres mit geschärfter Klinge so geschickt durchtrennen, dass es nicht unnötig misshandelt wird. Wenn wir in deutsche Restaurants gingen, mieden wir Schweinefleisch und Wein, bestellten stattdessen Meeresfrüchte, Pasta und Gemüse.

    Das neue Konzept von Halal

    Nach Beginn der Flüchtlingswelle nahm in der Stadt die Zahl der Araber zu. Schnell eröffneten die Geflüchteten Schawerma-Restaurants, arabische Lebensmittelgeschäfte und kleine Metzgereien, wo sie Halal-Fleisch und -Hühnchen verkauften. Da zudem immer mehr Halal-Restaurants eröffneten, zogen sich die Araber nach und nach aus den deutschen Restaurants und Cafés zurück.

    Was mir auffiel, war, dass wir uns immer weniger integrierten. Weil wir immer seltener in ihre Restaurants gingen, kamen wir immer seltener mit den Deutschen in Kontakt. Auch ich geriet in diese Falle. Mir wurde bewusst, welche Veränderungen meine Freunde und ich durchmachten – und es verwirrte mich.

    Ich fragte mich, wie es seine konnte, dass mein Essenskonzept meinen Integrationsprozess beeinträchtigte. Und das, trotz des auf Integration basierenden Korans. Schließlich ermutigt uns der Koran, die universelle menschliche Vielfalt durch Bekanntschaft zu feiern. In Sure Nr.13 (el Mujadila) etwa heißt es: „… und wir haben Völker und Stämme dazu gebracht, sich kennenzulernen“.

    Wie konnte es daher sein, dass die Religion uns einerseits verbietet, in die Restaurants von Deutschen zu gehen, uns andererseits aber dazu auffordert, diese Menschen kennenzulernen? Kennenlernen kann man sich ja nur, wenn man sich trifft – und Menschen aus der ganzen Welt treffen sich nun mal in Restaurants und Cafés.

    Die Gründe, warum deutsches Fleisch verboten ist

    Meine Verwirrung veranlasste mich, mit arabischen Einwanderern über die Gründe zu sprechen, warum deutsches Fleisch für sie verboten ist. Ich erfuhr, dass es unter anderem daran liegt, dass die Deutschen die Tiere vor der Schlachtung elektrisieren. Ein weiterer Grund, warum Ihr Fleisch haram ist, sei der, dass sie als Christen und Juden Menschen „des Buches der Dreifaltigkeit“ sind. Sie sind Menschen, die diese Schrift erhielten.

    Ich entschied, weiter zu recherchieren und fand die Sure Nr. 3 (Der Tisch): „Und das Essen derer, die die Schrift erhielten, ist halal für euch, und euer Essen ist halal für sie…“? Ich verstand nicht, warum es heute anders sein sollte als früher, als der Koran offenbart wurde. Wie kann es da sein, dass ihr Essen haram ist, obwohl sie heute, wie auch damals, Christen sind?

    Soweit ich weiß, lag dies angeblich daran, dass Gott in dem Vers, in dem er das Essen den Anhänger der Schrift erlaubt, nicht „Leute der Schrift“ sagt, sondern „Leute, die die Schrift erhielten“. Wie meine Landsleute argumentierten, bedeute das Erhalten einer Schrift ja nicht, dass sie auch gelesen, umgesetzt und angewendet wurde. Spricht man Personen nun aber ihre Zugehörigkeit zu den „Leuten der Schrift“ ab, wird das Erlaubte plötzlich verboten.

    So kommen Zweifel an der Art ihrer Nahrung auf. Meine Meinung dazu aber ist: So wie wir Nachkommen derer sind, die den Koran erhielten, sind sie Nachkommen derer, die die Schrift erhielten. Was uns erlaubt, gemeinsam in Restaurants zu sitzen, um Bekanntschaften zu machen – und uns so in Deutschland zu integrieren.

    Sind wir barmherzig zu Tieren?

    Was nun die Methoden der manuellen oder automatisierten Schlachtung oder des elektrischen Schlags angehen, so sind die Methoden nicht in den Versen des Korans beschrieben, die die erlaubten Nahrungsmittel schildern. Daher fallen, wie ich glaube, die verschiedenen Methoden der Schlachtung nicht in das Thema von „halal“ und „haram“.

    Laut des Gelehrten Moslem ibn al Hajjaj soll der Prophet Mohamed dazu gesagt haben: „Wenn ihr schlachtet, schlachtet gut und schärft die Klinge und macht es dem Tier angenehm“. Dieser Ausspruch führt zu einer anderen Diskussion: Statt über halal und haram zu diskutieren, wird über die Barmherzigkeit dem Tier gegenüber gesprochen, was als „Schlachtung mit Güte“ bezeichnet wird. Hier sind wir in die Falle geraten, zwei verschiedene Regeln in eine Regel zu zwängen.

    Der Gelehrte Abu al Abbas Ahmed al Malky al Qurafy warnte bereits im 13. Jahrhundert vor den Konsequenzen, wenn diese Unterscheidung in der Rechtssprechung nicht gemacht wird. Doch wir haben die Warnungen der Menschen der Vergangenheit nicht aufgegriffen. Wir verloren dadurch in unserem Bewusstsein die Barmherzigkeit gegenüber Tieren, indem wir es unter dem Mantel „halal“ begruben. Das Einzige was bei uns heute noch zählt, ist, dass derjenige, der schlachtet, den Namen Gottes ruft – egal wie grausam das Schlachten ist. Die Gnade gegenüber dem Tier wird insofern von der Halal-Frage überschattet. Und das ist falsch.

    Wer kann die Gefühle eines Tieres nachvollziehen?

    Ich denke, man sollte sich stattdessen fragen, ob die manuelle oder die automatisierte Schlachtung humaner ist. Die Frage der Barmherzigkeit ist keine Frage, die darüber entscheidet, ob etwas halal ist oder nicht. Wer kann schon die Frage beantworten, ob einem Tier Güte bei der Schlachtung entgegen gebracht wurde? Da Gelehrte die Gefühle eines Tieres nicht nachvollziehen können, müssen wir die Frage statt an Gelehrte, an Spezialisten für Tierpsychologie richten.

    Sie sollten uns sagen können, ob ein elektrischer Schock vor der automatisierten Schlachtung besser für das Tier ist oder nicht. Danach sollten sie den muslimischen Menschen diese Informationen zur Verfügung stellen, damit diese das Wohlergehen der Tiere verstehen. Sie würden den Zweck des elektrischen Schocks verstehen und auch, dass dadurch sichergestellt wird, dass das Tier bewusstlos ist, bevor es geschlachtet wird, so dass es die Schlachtung nicht mitbekommt und daher so wenig Schmerz wie möglich verspürt. Das erfüllt auch die Wünsche des Propheten – dem ersten Verteidiger von Tierrechten.

    Wir müssen umdenken

    Wir müssen auch die Schilder über den arabischen Restaurants in unserer Stadt ändern, auf denen steht, dass sie Halal-Essen haben, da es ein ungenauer Satz ist. Es widerspricht dem Koran. Denn damit wird unterstellt, dass das Fleisch in den Läden der Deutschen, die Nachkommen derer sind, die die Schrift erhielten, nicht halal ist. Genauer wäre, wenn geschrieben werden würde, dass das Fleisch von Muslimen geschlachtet wurde.

    Wir müssen umdenken, und den Spruch „Unser Fleisch ist halal, ihr Fleisch ist haram“, aus unserer Vorstellung löschen. Denn er stimmt mit dem Koran weder aus kulinarischer, noch ganzheitlicher oder barmherziger Sicht überein. Die Punkte, an die wir uns halten sollten, sind Barmherzigkeit dem Tier gegenüber, Qualität, Preis und vor allem die Freude bei der Auswahl des Restaurants. So könnten wir uns mit den Deutschen in ihren Restaurants und mit anderen Einwanderern in ihren Einrichtungen integrieren. Und so das soziale Wohlbefinden in den deutschen Städten verbessern und interessante Bekanntschaften machen, die vereinen und nicht abstoßen.

    Der Artikel ist im Original auf Arabisch und zuerst auf dem Onlineportal von »Abwab.eu« erschienen. Übersetzt wurde er in Kooperation mit dem von der Initiative »Gesicht Zeigen!« getragenen Projekt »Media Residents« von Karin Minawi.

  • Keiner lernt aus den Erfahrungen der anderen

    Ich bin in Aleppo geboren und aus Aleppo vertrieb mich der Krieg, gezwungenermaßen, damit ich hier in Berlin zum Flüchtling werde.

    Ich habe mir nie vorgestellt in einem europäischen Land zu leben. Heute lebe ich in Deutschland. Sogar in der Hauptstadt, mitten in der Hauptstadt Deutschlands. Ich habe hier einen Ort gefunden, an dem ich das Gefühl habe, ich bin zu Hause. Also, fast wie das Haus, das ich hinter mich ließ, in meinem vom Krieg gebeutelten Land.

    Tatsächlich war dies mein Gefühl, als ich das Aleppo-Zimmer im Museum für Islamische Kunst in Berlin besuchte. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich im Haus meiner Familie in Aleppo. Mich überkam das Bedürfnis, die Türe aufzumachen und aus den Räumen in den Innenhof hinaus zu treten, wo ich meine Mutter womöglich beim Blumengießen vorfinden würde. Ich bildete mir ein, ich hätte ihre Stimme gehört, dass sie mich bittet, die Blumen weiter zu gießen, während sie das Mittagessen zubereitet.

    Die Farben der Intarsien, der Geruch und alles in dem Aleppo-Zimmer versetzte mich in meine Kindheit zurück, in die Viertel der Altstadt von Aleppo, wo die historischen Häuser, die große Moschee und die mit Souvenirs und Handwerk gefüllten Märkte sind.

    Ein Gefühl von Stolz

    Mit dem Verlassen des Museums für Islamische Kunst begann mein Gedächtnis zu erlahmen. Als ich wiederum das Ischtar-Tor sah, war ich sprachlos, nicht nur wegen der Schönheit der Hohen Kunst, sondern weil es mich an das Glas im alten Aleppo erinnerte. Die Reliefs am Tor waren von unbeschreiblicher Schönheit, insbesondere die Chrysanthemen, das Symbol der syrischen Göttin Ischtar, der Göttin des Ursprungs und die Symbole unserer altsyrischen Götter.

    Ein Gefühl von Stolz auf die Kultur und Kunst, denen ich angehöre, erfasste mich plötzlich. Jeder, der dieses Museum besucht, hat die Chance dadurch mehr über uns und unserer Geschichte zu erfahren. Die Besucher können hier ein anderes Gesicht von meinem Land erfahren, als das was sie durch die Bilder über den Krieg kennen, die von den Medien verbreitet werden.

    Die gemeinsame Erfahrung des Krieges

    Aber wiederholt sich die Geschichte? Und teilen die Völker dasselbe menschliche Leid? Im Museum für Deutsche Geschichte sah ich das Leiden und die Trauer, die das deutsche Volk während der Kriege erfahren hat. Seine Erfahrungen im Krieg ähneln dem, was wir erlebt haben und was wir immer noch erleben. Man verliert die Liebenden, das Heim wird zerstört, das Gedächtnis wird ausgebrannt, der Tod lauert überall. Überall herrschen Barbarei, Seuchen; Flucht und Vertreibung und die Angst vor dem sicheren Tod.

    Eine Geschichte, die sich wiederholt, und Erfahrungen, die sich ähneln, obgleich die Zeiten, die Nationen, die Geographien sich voneinander unterscheiden.

    All diese Dinge haben eins gemeinsam: Den Krieg! Mit dem Krieg verschwinden die Unterschiede zwischen den Menschen. Jeder erlebt bittere Erfahrungen und schwere Zeiten. Alle sind von Flucht und Vertreibung bedroht und haben Angst vor der ungewissen Zukunft, die ihnen auferlegt wird.

    Aber niemand lernt aus der Erfahrung der anderen.

     

    „Frieden zwischen Hier und Dort“ ist ein Schreibworkshop-Projekt des Friedenskreis Syrien. Der Verein tritt für einen friedlichen und kooperativen Austausch zwischen Menschen ein und schafft Austauschplattformen für einen konstruktiven Dialog.

    Die Texte sind bereits in veränderter Form in der taz erschienen. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Bi´bak, Start with a Friend (SwaF) und Multaka (Treffpunkt Museum) in Berlin durchgeführt und ist durch das Frauen ID Projekt im Rahmen des Kultur macht Stark Förderprogramms / PB und BMBF gefördert.

    In sieben Workshop-Tagen setzten sich die Teilnehmerinnen unter Leitung der syrischen Autorin Kefah Ali Deeb mit der Methode des Schreibens auseinander. Teil des Projekts waren Besuche in einigen Berliner Museen, die sich teilweise in den Geschichten der Frauen widerspiegeln. Entstanden sind Texte über das neue Lebensumfeld Berlin, über Heimat und eben über den “Frieden zwischen Hier und Dort”. Wir veröffentlichen sie nach und nach hier.

  • Fehlende Papiere für den Mietvertrag?

    Antwort:

    Lieber Ratsuchender,

    toll, dass Du eine Wohnung gefunden hast. Das ist ja nicht so leicht. Eigentlich sollte dem Vermieter dein Aufenthaltsausweis reichen und die Ausweise Deiner Familie.

    Es gibt keine Rechtsvorschrift, die besagt, dass ein gültiger Reisepass zur Anmietung einer Wohnung erforderlich ist. Es sollten aber Papiere vorgelegt werden, aus denen hervorgeht, dass die Identität des zukünftigen Mieters eindeutig ist (Personalausweis, Aufenthaltstitel).

    Viele Vermieter verlangen auch eine SCHUFA Auskunft. Die kann man kostenlos unter https://www.meineschufa.de/site-11_3_1?dako_token=1e5bb4a6b15f8866046988f59a8a7570   herunterladen. Hier findest du eine gute Anleitung.

    Jeder Vermieter hat aber die freie Wahl, mit wem er einen Mietvertrag abschließt und zu welchen Bedingungen.

    Wohnungssuche – was kann ich tun?

    Ein Tipp, wenn Du auf Wohnungssuche bist: Stelle eine Mappe zusammen, aus der ein Vermieter oder der Makler alles über Dich und Deine Familie ersehen kann:

    • Kopien der Ausweise
    • Aktuelle Schufa-Auskunft
    • Gehaltsnachweise/Bescheid des Jobcenters
    • Kurzes Anschreiben – vielleicht mit einem Foto der ganzen Familie – aus dem hervorgeht, wer ihr seid und und was ihr alle so macht ( Schule, Job, Deutschkurse etc.)

    Wenn Du Empfänger von Leistungen des Jobcenters bist und die Miete vom Jobcenter bezahlt werden soll, muss dieses vor Abschluss des Mietvertrages, d.h. bevor Du unterschreibst, zustimmen. Wenn Du ohne die Zustimmung den Mietvertrag unterschreibst, kann es sein, dass nichts oder nicht der volle Betrag der Miete bezahlt wird.

    Gemäß den Regelungen in § 22 SGB II müssen sowohl die Kosten als auch die Größe einer Wohnung angemessen sein:

    Beispiele für Angemessene Wohnungen in Hamburg (in anderen Bundesländern gelten andere Beträge!):

    1 Person   50qm Bruttokaltmiete € 481

    2 Personen in der Bedarfsgemeinschaft bis zu 65qm Bruttokaltmiete €577,20

    3 Personen in der Bedarfsgemeinschaft bis zu 80 qm Bruttokaltmiete € 696,75

    4 Personen in der Bedarfsgemeinschaft bis zu 95 qm Bruttokaltmiete € 836,10

    Quelle

    Neben der Bruttokaltmiete übernimmt das Jobcenter auch die Heizungs- und Betriebskosten (Vorsicht: Bei einer Rückzahlung von Betriebskosten durch den Vermieter muss dies dem Jobcenter angezeigt werden!).

    Mietkautionen dürfen 3 Monatsmieten nicht übersteigen. Sie können bei Antragstellung vor Unterzeichnung des Mietvertrages – bei Vorlage besonderer Voraussetzungen – als Darlehen vom Jobcenter gewährt werden.

    Die Zahlung von Maklergebühren durch das Jobcenter kann nur gewährt werden, wenn die Anmietung einer Wohnung anders nicht ohne Makler möglich ist.

    Achtung! Vorsicht!

    Es gibt viele Möglichkeiten, eine Wohnung zu finden. Aber es ist teilweise sehr schwer! Bitte fallt nicht auf unseriöse Angebote herein. Oft bieten Personen Wohnungen an zu sehr günstigen Preisen, wollen aber vor einer Besichtigung schon die Kaution oder einen anderen Geldbetrag und die erste Miete haben. Sie selbst leben im Ausland und haben immer wieder andere Ausreden, warum sie nicht vor Ort sein können. Der Schlüssel der Wohnung zur Besichtigung würde nach Zahlung des Geldbetrages geschickt oder durch eine dritte Person übergeben werden. Wenn ihr darauf zahlt, werdet ihr nie einen Schlüssel sehen und das Geld ist verschwunden.

    Üblich und seriös ist es, dass ihr eine Wohnung anschaut, und dann entscheidet ihr Euch und auch der Vermieter, ob ihr einen Mietvertrag für diese Wohnung abschließen wollt. Erst nach Unterschrift beider Parteien ist die Kaution und vor dem Einzug erst die Miete fällig, d.h. erst dann wird gezahlt!

    Wir wünschen Euch allen viel Erfolg bei der Wohnungssuche!

     

  • Deutschland – der letzte Hafen?

    Am Strand an der Ostsee, an der nordöstlichen Grenze Deutschlands: Ich stand da und ließ die Füße im Sand versinken. Als die kalten Wellen meine Zehen berührten, stieg der Frost hinauf bis in mein Herz. Dann kam die Erinnerung zurück. Ich bin kein Flüchtling. Ich bin in kein Gummiboot zur Flucht eingestiegen und meine Füße zitterten nicht von den mächtigen Wellen des weiten Ozeans. Das musste ich nicht durchmachen, aber andere, die mir so ähnlich sind. Dieser Ähnlichkeit zuliebe, will ich ihnen meine Stimme leihen. Eine Stimme, der die Welt vielleicht kurz zuhört.

    Damals waren es Europäer

    Im Museum der deutschen Geschichte stand ich vor einem Gemälde. Dort war ein brennendes Schiff gemalt. Es sah so echt aus, ich hatte das Gefühl die Flammen springen gleich aus ihren Farben, um meine Wimpern zu erfassen. Die Passagiere flohen von dem Schiff und sprangen aus Angst vor dem Feuer ins Wasser, wie die Herbstblätter, die sich von ihren Zweigen verabschieden und auf die Erde sinken. Das waren Europäer. Damals sind sie emigriert, auf der Suche nach einem besseren Leben. Heute sind sie das Ziel und ermöglichen das Bessere für die anderen.

    Wie oft dreht sich die Zeit? Wir alle glauben daran, dass die Erde eine Kugel ist und dass sie sich dreht. Wenn wir uns dieses Drehen vor Augen hielten und darüber nachdenken würden, wären wir dann weiser und menschlicher? Wir kamen so unterschiedlich wie wir sind und trotz unserer Konflikte zum gleichen Ort. Vereint sind wir durch die Hoffnung, dass die Sonne vielleicht hier aufgeht, wenn sie da, wo wir sie hinter uns gelassen haben, unterging.

    Schmerzhafte Erinnerungen

    Sei es ein Flüchtling, ein Migrant oder ein Reisender auf seinem langen Weg: Dieses Land verspricht uns die Verwirklichung unserer Träume und ihre Natur tröstet uns mit schöner Ablenkung, also vergessen wir langsam unsere Schmerzen. Weil die Sehnsucht nach dem geliebten Syrien manchmal so schmerzhaft ist und einen im Bett aus dem Schlaf aufweckt.

    In Syrien spricht jede Ecke für sich, hat eine klare Identität und ist klar identifizierbar. Hier in Berlin färbt sich jeder Ort mit der Identität der Gruppe, die ihn bewohnt. So findet man auf einer Straße in Berlin mal etwas, was an eine weiche Farbe des schönen Syriens erinnert und auf einer anderen riecht man einen Duft, der den Sinnen vortäuscht, in Syrien zu sein. Wir sehen Damaskus, zerstückelt und verteilt über Berlin, aber das Ganze wohnt in unseren Erinnerungen. Die geliebte Stadt wiederzusehen ist immer ein Ziel, worauf man eine Ewigkeit warten könnte.

    Deutschland war eine Stütze

    Jedenfalls kriegen wir hier auch die Liebe zu spüren. Deutschland, dieses schöne, starke Land. Es ist für uns eine Stütze gewesen und war der Hafen für die Trümmer unserer Seelen. Je länger wir hier sind, um so mehr wächst auch unsere Dankbarkeit. Wenn Deutschland will, werden wir Teil seines Gerüstes und wenn es uns braucht, kommen wir sogleich. Denn wenn man Gutes bekommt, gibt man Gutes zurück. Wir alle wurden, ob wir es wollen oder nicht, eine vielfältige Mischung aus den Erfahrungen unserer Gegenwart hier und den Erlebnissen unserer Vergangenheit, dort.

     

    „Frieden zwischen Hier und Dort“ ist ein Schreibworkshop-Projekt des Friedenskreis Syrien. Der Verein tritt für einen friedlichen und kooperativen Austausch zwischen Menschen ein und schafft Austauschplattformen für einen konstruktiven Dialog.

    Die Texte sind bereits in veränderter Form in der taz erschienen. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Bi´bak, Start with a Friend (SwaF) und Multaka (Treffpunkt Museum) in Berlin durchgeführt und ist durch das Frauen ID Projekt im Rahmen des Kultur macht Stark Förderprogramms / PB und BMBF gefördert.

    In sieben Workshop-Tagen setzten sich die Teilnehmerinnen unter Leitung der syrischen Autorin Kefah Ali Deeb mit der Methode des Schreibens auseinander. Teil des Projekts waren Besuche in einigen Berliner Museen, die sich teilweise in den Geschichten der Frauen widerspiegeln. Entstanden sind Texte über das neue Lebensumfeld Berlin, über Heimat und eben über den “Frieden zwischen Hier und Dort”. Wir veröffentlichen sie nach und nach hier.

  • Workshop „Frieden zwischen Hier und Dort“

    Vor etwa fünf Jahren kam ich nach Deutschland. Anfangs verglich ich das neue Land, Deutschland, mit seinen Nuancen und seinem Alltag stets mit meinem Herkunftsland Syrien. Es fiel mir schwer, diese Vergleiche nicht zu ziehen oder mein ständiges Nachdenken darüber einzustellen. Alles führte mich entweder nach Damaskus, die Stadt, die ich liebe, oder nach Latakia, die Stadt, in der ich geboren wurde. Eineinhalb Jahre später begann ich für die taz zu schreiben.

    Ohne zu zögern wählte ich damals den Titel „Hier und dort“ für die Kolumne, die ich heute noch schreibe, und in der ich versuche, meine Gedanken zu formulieren. Immer mehr stellte ich die Bedeutung dieser Kolumne für mich fest; und wie das Schreiben mir half, den Zustand des Flüchtlingsseins zu überwinden.

    Ich schrieb über die Wahrnehmung der Fremde und die damit verbundenen Schwierigkeiten, über den Alltag mit seinen Einzelheiten, die Sehnsucht nach der Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft. Nach jedem Text merkte ich, dass ich mehr Zuversicht, Selbstvertrauen, Stolz und Fähigkeit für einen neuen Anfang in mir spürte. Denn meine Stimme wird dankenswerterweise gehört, ich bin nicht allein, ich kann mich mitteilen und ich fühle mich nicht mehr fremd.

    Die eigene Schreiberfahrung teilen

    Aus diesem Hintergrund heraus dachte ich an die Frauen, die mir in Deutschland an verschiedenen Orten, wie Flüchtlingsunterkünften, Integrationskursen, auf der Straße oder beim Jobcenter begegneten. Jede dieser Frauen hat ihr eigenes Narrativ, das sie erzählen könnte, dachte ich. Ich hörte mir ihre Geschichte an und stellte dabei fest, dass jede dieser Geschichten der Anfang eines Romans sein könnte.

    Geschichten über ihre eigenen Erfahrungen von Flucht und Vertreibung; Geschichten, die die vermeintlichen Werte der Weltgemeinschaft infrage stellen. Ich überlegte mir, wie man die Erzählungen dieser Frauen weitererzählen könnte. Wie könnte ihnen eine Bühne geboten werden, damit sie selbst über ihre Gefühle, Träume und Niederlagen sprechen können?

    So entstand die Idee des Workshops „Frieden zwischen Hier und Dort“. Ich wollte den Frauen damit ein Fenster zur Außenwelt öffnen, aus dem sie die Anderen sehen und von diesen gesehen werden. Ich wollte, dass sie die Anderen hören und von den Anderen gehört werden. Und dass sie nach all den Leiden an eine bessere Zukunft glauben.

    Nachdem die Organisations- und Verwaltungsphase abgeschlossen war, sollte dann die Zielgruppe der Frauen definiert und zur Teilnahme motiviert werden. Danach begann die Erläuterung des Workshops und die damit verbundenen Ziele. Das Vorhaben war leichter gesagt als getan. Es gab wesentlich mehr Hindernisse als gedacht. Ich besuchte Flüchtlingsunterkünfte, Integrationskurse und verschiedene Einrichtung, die sich um Flüchtlinge kümmern. Trotzdem stieß ich immer wieder auf Schwierigkeiten, denn die Frauen wollten aus verschiedenen Gründen nichts erzählen.

    Selbstvertrauen durch das Schreiben

    Die Gründe für ihre Zurückhaltung waren grundverschieden. Viele Frauen in der Altersgruppe zwischen 18-26 Jahren sind bereits verheiratet und haben Kinder, welche sie nicht allein lassen wollten. Manche Frauen waren von der Bedeutung des Schreibens über ihre Erfahrungen nicht überzeugt. Andere sahen ihre Prioritäten woanders. Denn sie waren zum Teil auf der Suche nach einer Wohnung oder Schul- oder Kindergartenplätze.

    Fast alle Frauen, die ich traf, trugen hauptsächlich die Verantwortung für ihre Familien; das heißt, dass sie sämtliche Verwaltungsgänge allein und ohne Hilfe ihrer Ehemänner erledigen mussten. Viele von ihnen waren außerdem damit beschäftigt, Deutschkurse zu besuchen und von der Idee, in arabischer Sprache zu schreiben, nicht überzeugt.

    Am Ende gelang es mir jedoch eine Gruppe von 15 Frauen für den Workshop zu gewinnen. Nicht alle konnten bis zum Schluss bleiben und jede Einzelne hatte ihre Gründe dafür. Gleichwohl aus diesem Workshop sechs wunderbare Texte hervor. Ich hatte viel Freude daran, die Frauen während der Arbeitsphasen des Workshops persönlich näher kennenzulernen. Ich durfte beobachten, wie die Frauen ihre Schreibfähigkeiten spürbar entwickelten, die Bedeutung des Schreibens für sich schätzten und schätzen lernten, den Dialog miteinander suchten, sich gegenseitig zuhörten und mit Respekt und Anerkennung politische, soziale und kulturelle Themen diskutierten.

    Ich lernte viel von diesen Frauen und ihre Texte sprechen am besten über sie.

    Die Texte aus dem Kefahs Schreibworkshop werden in diesem Monat nach und nach im Flüchtling-Magazin veröffentlicht. Hier könnt ihr (ab dem 10.04.2019) die wundervollen Artikel lesen: „Frieden zwischen Hier und Dort“

     Der Workshop "Frieden zwischen Hier und Dort" hält seine Abschlusslesung
    Die Abschlusslesung des Schreib-Workshops „Frieden zwischen Hier und Dort“. Foto: Hannah Newbery
  • Wenn die Mutter die Tochter verkuppelt

    Im Sommer 2016 verspürte ich das Bedürfnis, mich in irgendeiner Form in der Flüchtlingshilfe einzubringen. Deshalb schloss ich mich dem Helferkreis in unserem Dorf an. Bei einem Treffen der Initiative wurde erzählt, das sieben junge syrische Männer in unser Flüchtlingsheim kommen sollten. Die Frage stand im Raum: Wer kümmert sich um sie? Ich meldete mich dafür.

    Gesagt, getan. Eine Woche später waren sie da. Ich ging zu den jungen Männern, bewaffnet mit einer kleinen Schokolade für jeden. Ich stellte mich vor und wir kamen ins Gespräch. Einer der Jungs, Eili, war sehr schüchtern, sagte nicht viel und hatte zu der Zeit immer eine Mütze auf. Ich glaube, er fand sich schick. Kurze Zeit später gab es in unserem Dorf ein Treffen zwischen den bisherigen Bewohnern und den Neuankömmlingen. Dort lernten Jessica und Eili sich kennen.

    Sie kamen ins Gespräch, so gut es eben ging, denn Eili sprach damals noch nicht sehr gut Deutsch. Eili zeigte Jessica Musik auf seinem Handy, die er mag. Sie staunte nicht schlecht: Eili hörte deutschen Schlager, nicht zuletzt um besser Deutsch zu lernen, wie er erzählte. Als auch Jessica ihm Musik auf ihrem Handy zeigte, stellte sich heraus, dass es genau die gleiche Musik war. Sie hatten den gleichen Geschmack.

    Missglückte Annäherungsversuche

    Durch meine Hilfe bei den jungen Männern, waren sie alle sehr oft bei uns zu Hause zu Besuch. So konnten Jessica und Eili sich beschnuppern. Es wurden viele Blicke hin und her geworfen. Mehr passierte erstmal nicht, da beide und ganz besonders Eili sehr schüchtern waren. Jessica versuchte dann, Eili auf einen Tee in ihr Zimmer einzuladen, weil sie mit ihm ein paar Wort alleine wechseln wollte. Eili lehnte das allerdings immer wieder ab und Jessica war ratlos.

    Eilis Freund Mouad leistete Hilfe, indem er Eili auf den Zahn fühlte, wie er zu Jessica steht. Mein Gedanke war, dass Eili aufgrund seiner syrischen Erziehung nicht in ihr Zimmer gehen konnte. Sein Respekt vor mir als seiner ehrenamtlichen Helferin und gleichzeitig Jessicas Mutter war wahrscheinlich zu groß.

    Also nahm ich die Sache in die Hand und teilte ihm mit, das es für mich überhaupt kein Problem ist, wenn er mit Jessica Zeit in ihrem Zimmer verbringt. Nachdem das geklärt war, wurde Eili etwas mutiger und lud Jessica auf einen Kaffee in ein Café ein. Danach war das Eis gebrochen. Sie lernten sich besser kennen und verliebten sich ineinander.

    Alle unter einem Dach

    Weihnachten 2016 stand vor der Tür und Eili fragte mich, ob Jessicas sich über ein silbernes Armband mit den eingravierten Namen der beiden freuen würde. Natürlich würde sie das! Ab diesem Zeitpunkt waren sie fest zusammen. Im Mai 2017 haben sie sich verlobt, was in Deutschland ja gar nicht mehr so üblich ist. Eili war die Verlobung jedoch aufgrund seines Glaubens sehr wichtig.

    Im Juni 2017 zog er zu uns ins Haus. Seitdem leben wir hier alle zusammen, was trotz der kulturellen Unterschiede sehr gut funktioniert. Jessica und Eili haben sich im Obergeschoss unseres Hauses eine kleine Wohnung eingerichtet, gehen beide arbeiten und leben ihren gemeinsamen Alltag wie jedes andere Paar auch. Wenn weiterhin alles so gut klappt, wollen Sie nach ihren Ausbildungen heiraten.

  • „Lage in Libyen ist für alle katastrophal“

    Ende 2018 charakterisiert Karim El-Gawhary Libyen im Tagesspiegel als „ein sich auflösender Staat, in dem gleichzeitig zwei rivalisierende Blöcke um die Macht ringen: die von der UNO anerkannte Regierung in Tripolis, im Westen des Landes, und die selbsternannte Regierung unter General Khalifa Haftar im östlichen Bengasi“.

    Libyen sei ein politisches Chaos. Zwar habe der IS sein Territorium im Osten verloren, was aber nicht bedeutet, dass die Terrororganisation endgültig aus dem Land verbannt wäre. Aus der europäischen Perspektive werde in Verbindung mit Libyen nur noch die Frage gestellt, wie man verhindert, dass Geflüchtete von dort über das Mittelmeer starten. Die dortige Küstenwache wird von der EU finanziell unterstützt.

    Praktisch alle Frauen Opfer sexueller Gewalt

    Nun zeigt eine neue Studie  des UNHCR: Das Ausmaß der Gewalt gegen Geflüchtete in Libyen ist kaum vorstellbar. Wie der Spiegel zusammenfasst, wird fast jede Frau bei der Durchreise durch das Land Opfer sexueller Gewalt, aber auch viele Jungen und Männer. Migrant*innen werden brutal gefoltert, um Geld von den Familien zu erpressen.

    Die Methoden werden immer grausamer, da sich seit den schärferen EU-Kontrollen weniger mit dem Schleusen von Geflüchteten über das Mittelmeer verdienen lässt. Menschen sterben auf dem Weg Richtung Mittelmeer und in den libyschen Gefängnissen. Die Sterblichkeitsrate hat sich 2018 im Vergleich zu 2017 fast verdreifacht. Rund 670.000 Migranten und Flüchtlinge befinden sich nach Schätzungen der UNO zurzeit in Libyen.

    Salah Ngab ist Journalist, kommt aus Libyen und lebt in Deutschland. Er kommentiert seit Längerem die Verhältnisse in seinem Heimatland und vor allem die Rolle der europäischen Politik seit dem Sturz des Diktators Gaddafi im Jahr 2011. Unser Autor Leonardo hat mit Salah gesprochen.

    Freiheit aufgeben, um zu überleben

    FM: Salah, was ist dir in deiner journalistischen Arbeit besonders wichtig?

    Salah: Aus meiner Sicht bewegt sich die Welt immer mehr zum Besseren, verglichen mit dem, was sie vor mindestens hundert Jahren war. Es gibt aber immer noch viel Leid und Ungerechtigkeit auf dem Planeten, der aufgrund der Globalisierung zu einem kleinen Dorf geworden ist, in dem jedes Ereignis fast alle Einwohner betrifft. Weil die Medien- und Fernsehkanäle unter der Kontrolle der zahlungsfähigsten Menschen und Regierungen stehen, wissen wir aber nicht viel darüber.

    Ich finde es logisch, dass jemand auch die Geschichte der Armen erzählen sollte, die nur ihre Stimmen besitzen. In Libyen sieht man, dass die Menschen bereit sind, ihre Freiheit aufzugeben, um zu überleben, auch wenn das bedeutet, wieder in einer Diktatur zu leben, zum Beispiel unter Gaddafis Sohn.

    FM: Wie viel Freiheit als Autor und Schriftsteller konntest du dir in Libyen unter Gaddafi erlauben?

    Salah: Während der Gaddafi-Ära nutzte ich Pseudonyme, um für Online-Zeitungen zu schreiben, die von außerhalb Libyens betrieben wurden. Ich versteckte meine Persönlichkeit, obwohl ich wusste, dass die Geheimdienste mich beobachteten. Nach dem Zusammenbruch des Regimes hatten wir mehr Freiheit.

    Es dauerte aber nur zwei Jahre bis der Staat fast vollständig von den Islamisten, Salafisten und Muslimbrüdern beherrscht war, die uns fast keinen Raum und keine Möglichkeit geben, unsere Meinung zu äußern. Dabei spreche ich von mir und den liberalen Schriftstellern und Meinungsmachern.

    Ein korruptes Land kann keine freie Presse hervorbringen

    FM: Laut Reporter ohne Grenzen belegt Libyen den 162. Platz von 180 für den repressiven Umgang mit den Medien weltweit. Warum haben sich die Verhältnisse nach dem Sturz von Gaddafi nicht gebessert?

    Salah: Ich muss hier etwas klarstellen. In der Gaddafi-Ära gab es keine wirkliche oder wirksame Presse. Sie wartete nur darauf, nach dem Zusammenbruch des Regimes aktiv zu werden. Freien Journalismus gibt es nur in Gesellschaften, die das friedliche Zusammenleben zwischen den Bürgern schützen und in denen es einen Sozialvertrag innerhalb einer freien Wirtschaft gibt. Diese Gesellschaften unterliegen nicht den Beschränkungen der religiösen Autorität. In Libyen ist das bisher nicht der Fall. Von einem Land, in dem ein korruptes Feudalregime alle Einkommensquellen der Bürger kontrolliert, ist keine freie Presse zu erwarten.

    Der Schriftsteller und Journalist Salah Ngab aus Libyen
    Der Schriftsteller und Journalist Salah Ngab. Foto: Salah Ngab

    Es geht nur darum, Interessen durchzusetzen

    FM: Nach Berichten der Organisation Human Rights Watch ist die Lage von Geflüchteten katastrophal. Wie reagieren die libysche Presse bzw. Schriftsteller auf diese Situation? Anders formuliert: Weiß das libysche Volk überhaupt darüber Bescheid?

    Salah: Hierzu möchte ich zwei Dinge sagen. Erstens: Libyen ist ein Teil Afrikas und liegt nicht auf einem anderen Kontinent, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung keine schwarze Haut hat. Das Land hat unter der Ungerechtigkeit des westlichen Kolonialismus gelitten und ist – wie die übrigen afrikanischen Länder – Geisel der Rückständigkeit und der Ausbreitung von Ignoranz und Korruption geblieben. Das libysche Volk ist sich bewusst, dass die Lage in Libyen für alle katastrophal ist.

    Fragen Sie den stellvertretenden italienischen Ministerpräsidenten Luigi di Maio nach dem italienisch-französischen Konflikt um den Einfluss in Libyen, der seit 100 Jahren besteht! (Di Maio wirft Frankreich vor, in Afrika Kolonialpolitik zu betreiben; Anm. der Red.) Die Probleme in Afrika südlich der Sahara können nicht von den Problemen nördlich der Sahara getrennt werden. Libyen war ein stabiles Umfeld für Tausende Afrikaner, die dort Stabilität und Arbeitsplätze fanden.

    Zweitens sprechen wir über ein Land ohne Polizei oder Justiz. Ein Land, in dem es nur die geheimen Gefängnisse der Milizen gibt. Wie können Sie davon ausgehen, dass ein Journalist unter diesen Umständen über ein solches Thema sprechen kann? Der Menschenhandel ist ein internationaler Mafia-Handel.

    Der libysche Teil davon erhält seine Gehälter von der Europäischen Union, die die schwache libysche Regierung unterstützt. Wir reden hier von einer globalen Mafia, die zu allem bereit ist. Auch dazu, jeden umzubringen, der ihre Handlungen aufdeckt. Ironischerweise ist Libyen ein Staat, der von dreieinhalb Regierungen regiert wird, und die ganze Welt hat all diese Regierungen anerkannt. Leider geht es allen nur darum, ihre Interessen durchzusetzen.

    Drei Voraussetzungen für die Rückkehr

    FM: Was wäre für dich ein Grund, nach Libyen zurückzukehren? 

    Salah: Ich halte mich für einen Weltbürger. Libyen ist für mich sicherlich wichtig, weil es mein Geburtsort ist. Ich habe Erinnerungen an meine Kindheit, aber ich denke nicht daran, für immer dorthin zurückzukehren, aber auch nicht, mich für immer in Deutschland niederzulassen. Ich bin jemand, der zu seinen Ideen gehört.

    Wenn ich mich jedoch für eine Rückkehr nach Libyen entscheiden sollte, dann erst, wenn drei Dinge erreicht werden: Dass als Staatsoberhaupt eine Frau gewählt wird, dass der Verkauf von Öl gestoppt wird und dass alle Kultstätten für politische Projekte gesperrt sind.

    FM: Wie engagierst du dich in Deutschland im Streben einer demokratischen Erneuerung Libyens?

    Salah: Ihre Frage ist falsch. Warum haben Sie angenommen, dass die westliche Demokratie für die libysche Gesellschaft geeignet ist? Die Demokratie ist kein Lunchpaket. Wie soll eine Gesellschaft, die noch immer von Stämmen und religiöser Intoleranz beherrscht wird, die Demokratie akzeptieren? Wie soll eine Gesellschaft, in der die Mehrheit die Verfolgung religiöser, ethnischer, sprachlicher und kultureller Minderheiten billigt, die westliche Demokratie anwenden?

    Ich bin sicher gegen die Diktatur, ob die Diktatur des Einzelnen oder die Diktatur der Oligarchie. Auf der anderen Seite lehne ich die Idee des „Überstülpens“ ab. Libyen leidet an tiefen Problemen, die sich aber sicherlich noch verschärfen, wenn wir versuchen, die westliche Demokratie zu kopieren, ohne die geeignete Grundlage dafür zu schaffen.

    Um trotzdem auf Ihre Frage zu antworten: Derzeit bauen ich und eine Gruppe von Freunden, die Partner eines Kulturaufklärungsprojekts in Libyen waren, in Deutschland ein Netzwerk und eine Website auf (www.tanweer.co), die Freiheitseinschränkungen überwacht und Jugendinitiativen dazu ermutigt, ihre Meinung zu äußern und die traurige Situation in Libyen abzulehnen.

    Ein Essay von Salah könnt ihr bei der Rheinischen Post lesen: Brief eines Flüchtlings – Nirgendwo willkommen

  • Beziehung auf Vorbehalt – Liebe, Dublin und Tattoos

    Wir lernten uns im Februar 2017 in einer Facebook-Gruppe für tätowierte Singles kennen. Was Dates anging, war ich allerdings ein wenig scheu und es vergingen ein paar Wochen, bis wir uns das erste Mal trafen. Dieses Treffen war dann aber besonders. Wir schrieben an diesem Tag und er berichtete mir, dass es ihm nicht gut ginge – sein Asylantrag wurde zum wiederholten Male abgelehnt und ihm drohe eine Abschiebung. Er floh 2014 aus Syrien und landete zuerst in Spanien, weshalb er ein Fall für die Dublin 02-Verordnung ist. Ich weiß nicht genau wieso, vielleicht war es meine fürsorgliche Ader und linksliberale Einstellung, aber ich wollte ihn an diesem Tag kennenlernen und ihm in dieser schwierigen Zeit beistehen.

    Also vereinbarten wir ein spontanes Treffen. Er holte mich vom Bahnhof ab und wir gingen ganz romantisch essen – bei McDonald’s. Er sprach bereits gutes verständliches Deutsch, sodass wir uns leicht unterhalten konnten. Sowieso ist er ein absoluter Musterflüchtling: Er befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in seiner Berufsausbildung, hatte eine eigene Wohnung und ein Auto. In dieser Woche haben wir uns täglich getroffen und schnell kamen Gefühle dazu. Dann wurde es ernst: Wir kamen zusammen.

    Für ihn gehören sie zur Familie und es ist ihm egal welche politische Einstellung sie haben

    Am Anfang machte es den Eindruck, dass meine Familie ihn mochte und akzeptierte. Bis es im Sommer zum großen Knall kam. Es war kurz vor meinem Geburtstag im August, als er mir erzählte, dass er mir einen Ring schenken wolle und sich mit mir verloben möchte. Nach nur sechs Monaten. Deshalb hat er sich mit meiner Schwester in Verbindung gesetzt, doch diese reagierte sehr negativ. Sie fand es einfach zu früh für eine Verlobung und sein Hintergrund machte sie misstrauisch. Sie machte sich Sorgen, ob er es wirklich ernst meinte oder nur auf eine Scheinehe aus war.

    Doch wie sich herausstellte, war das Ganze ein riesiges Missverständnis: Er erklärte mir, dass er mich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht heiraten wollte. Für ihn war diese Verlobung rein symbolisch, als Zeichen, dass wir zusammen gehören. Danach hat es aber noch einige Zeit gedauert, bis meine Schwester ihm wieder vertraute und sich die Beziehung zwischen den Beiden besserte.

    Auch meine andere Schwester sah das Ganze kritisch. Sie und ihr Partner haben einfach eine komplett andere politische Einstellung als ich und lernten ihn obendrein auch erst nach dem erwähnten Missverständnis kennen. Im Sommer fuhren wir zu ihrer Einweihungsfeier ins 500 km entfernte Bayern, an denen auch einige rechts-gesinnte Bekannte meines Schwagers teilnahmen.

    Trotz aller Bedenken liefen die Feier und das Kennenlernen sehr entspannt. Mittlerweile haben wir schon zweimal Weihnachten mit meiner Schwester und ihrem Partner gefeiert. Für mich sind diese Situationen wahrscheinlich aufregender als für ihn. Er ist in dieser Hinsicht einfach wesentlich entspannter. Für ihn gehören sie zur Familie und es ist ihm egal, welche politische Einstellung sie haben. Dennoch versuchen wir, Streit und unnötige Diskussionen über Politik zu vermeiden.

    Die fast perfekte Beziehung

    Dann kam unser Jahr: Anfang 2018 zogen wir in eine gemeinsame Wohnung und im Sommer machte er mir einen offiziellen Heiratsantrag – sogar meine Schwestern freuten sich für mich. Sie sind glücklich, solange ich es bin und akzeptieren unsere Beziehung, wenn auch mit einer gewissen Vorsicht. Mit seiner Familie gibt es ebenfalls keine Probleme, denn obwohl sie muslimischen Glaubens sind, sind sie sehr liberal mir und unserer Beziehung gegenüber.

    Im Herbst wurde ich schwanger, worüber sie sich sehr gefreut haben, obwohl das Kind unehelich entstanden ist. Leider gibt es noch einige Hürden zu nehmen, was unsere Hochzeit betrifft: Unser Antrag ruht noch beim Oberlandesgericht und auch das Klageverfahren um seinen Asylstatus ist noch offen. Unsere Zukunft ist deswegen noch unklar.

    Unser Zusammenleben ist sehr einfach und harmonisch. Das liegt sicherlich auch daran, dass er gute Sprachkenntnisse hat und offen und tolerant erzogen wurde. Selbst wenn es mal zu Missverständnissen kommen sollte, können wir diese gut wieder auflösen. Eine Sache gibt es aber noch, die immer noch fehlt: Er hat nach wie vor kein Tattoo.

  • Solidrinks – Drinks für eine gute Sache

    Im Interview erzählen Patrick und Frauke Wiegand, die kurz nach Gründung zum Projekt dazukam, wie sie ihr ehrenamtliches mit ihrem politischen Engagement verbinden, warum sie ihr ganz eigenes Jobsharing entwickelt haben und aus welchem Grund sie ihre Getränke nicht verschenken.

    kohero: Wie habt ihr zusammengefunden?

    Patrick: Ich hab Solidrinks mitgegründet und war zum Thema Flucht schon vorher politisch aktiv in Berlin. Dann wollte ich mein politisches Engagement mit dem Job verbinden. Beim Brainstorming mit Roberta ist dann die Idee mit der Kombination Produkt und Kampagne entstanden. Damals, vor 2015, noch vor dem sogenannten Sommer der Migration wollten wir zeigen, dass durchaus etwas passiert, also dass auf Initiative von Geflüchteten viele Projekte entstanden sind.

    kohero: Wann kam die Idee zum Getränk?

    Patrick: Ich weiß gar nicht mehr, wie wir genau auf die Idee mit dem Getränk gekommen sind. Vielleicht, weil ich vorher eine Bar betrieben habe. Wir wollen jedenfalls nicht von Anträgen abhängig sein, bei denen wir immer drauf angewiesen sind, dass wieder Geld reinkommt. Wir wollten ein Produkt, wo eine Kampagne drauf sein kann, die sich über den Produktverkauf finanziert. Getränke eignen sich gut, weil es sehr öffentliche Alltagsgegenstände sind. Gerade in Clubs und Bars sehen Leute das. Die Leute können damit auch zeigen, wofür sie stehen: für eine offene Gesellschaft, gegen Rassismus.

    Frauke: Und es ist ein günstiges Produkt, das sich jeder leisten kann. Es ermöglicht also schnell und für beinahe jeden, ein Engagement. So werden Spenden generiert – auch über einen längeren Zeitraum. Wir sind durchaus mit dem Gedanken rangegangen ‚Geld zu machen‘ – gutes Geld nämlich. Das wird uns auch immer wieder vorgeworfen von wegen: ‘Ihr seid ein Unternehmen!‘ ‚Ja, wir sind ein Unternehmen! Wir wollen richtig viel Geld machen. Für die gute Sache nämlich!‘

    kohero: Den Vorwurf hört ihr immer noch?

    Frauke: Ja, da haben wir auf jeden Fall immer noch die längsten Diskussionen, in der linken Szene. Auf unseren Flaschen steht sogar inzwischen „Good Profit“. Wir haben uns nämlich gedacht, dass „Non-Profit“ ja gar nicht stimmt. Wir profitieren als Unternehmer*innen ja nicht. Ansonsten profitieren sehr viele davon. Also vor allem diese Initiativen und die Gesellschaft als Großes und Ganzes.

    kohero: Wie kam es die Flüchtlingshilfe schließlich aufs Etikett?

    Frauke: Wir brauchten ein Produkt, um Spenden zu generieren und gleichzeitig Aufmerksamkeit für die Themen Migration, Ausgrenzung und Rassismus. Und wir wollten eine Diskussion im öffentlichen Raum darüber anregen. Der Anfang war durchaus holprig. Wir wollten nichts falsch machen, aber auch gleichzeitig viele Menschen erreichen.

    kohero: Was darf man sich trauen?

    Wir haben uns Fragen gestellt wie: Wie ironisch-witzig darf man bei dem Thema sein? Was darf man sich trauen? Was schreiben wir jetzt auf die Flaschen? Kann man „Fatouma statt Anita“ auf dem Etikett stehen haben? Letztendlich haben wir den Initiativen das Feld überlassen und sie gefragt, was sie gern da stehen haben würden.

    kohero: Wie seid Ihr auf die Initiativen gestoßen?

    Frauke: Die erste Verbindung war eine persönliche: Roberta hat in einer WG mit Hussein gewohnt. Der ist Vorstandsmitglied bei der Organisation „Champions ohne Grenzen“, die sich für eine Willkommenskultur durch Sport einsetzt. Bei näherer Beschäftigung damit haben wir einerseits gemerkt, was einem für Hürden im Wege stehen, wenn man als Geflüchtete*r in Deutschland eine Ausbildung anfangen möchte, sich für ein Studium interessiert oder Sport machen will und andererseits, dass es coole Initiativen gibt, die aber chronisch unterfinanziert sind.

    kohero: Wen unterstützt Ihr mit dem Erlös aus dem Verkauf?

    Frauke: Wir schauen, dass wir Projekte aus unterschiedlichen Feldern mitnehmen. Im letzten Jahr haben wir sechs Initiativen unterstützt. Aber wir machen auch thematische Schwerpunkte, wenn die politische Situation es verlangt. So wie jetzt mit #togetherforrescue zur Seenotrettung.

    Patrick: Am Anfang waren es also vier andere: das erwähnte Champions ohne Grenzen, Women in Exile, die Kontakt- und Beratungsstelle für Geflüchtete. Wir wechseln jedes Jahr.

    Frauke: Und Bag Mohajer haben wir noch unterstützt. Da geht es darum, dass junge Geflüchtete Taschen aus Überresten von Schlauchbooten nähen.

    Patrick: Die ersten vier Initiativen haben wir persönlich ausgesucht, aber mittlerweile macht das der Solidrinks Verein mit einem Kuratorium aus ehemals unterstützten Initiativen.

    kohero: Wie bindet Ihr die Initiativen in eure Arbeit mit ein?

    Frauke: Wir haben angefangen mit Community-Treffen und mittlerweile machen wir immer am Anfang einer Förderphase ein oder am besten zwei Workshops mit allen Initiativen zusammen. Da geht es vor allem darum, so eine Art gemeinsame PR-Strategie zu entwickeln und wie man insgesamt mehr Aufmerksamkeit für die jeweilige Kampagne generieren kann, z.B. über Poster oder kurze Videos.

    Am Anfang sollte jedenfalls immer ein Austausch stehen. Das ist auch eines der großen Anliegen: die Initiativen untereinander vernetzen und zu gucken, wo Synergien sind. Außerdem ist uns ein transparentes Spenden wichtig – dass man wirklich was erfährt über die Arbeit der Unterstützten.

    kohero: Erklärt bitte, wie es zur Idee des Jobsharings kam.

    Patrick: Das Jobsharing, vor allem mit Geflüchteten, wollten wir gerne als Konzept für unser Unternehmen etablieren.

    Frauke: Roberta kommt ursprünglich aus Italien und nach ihren ersten Arbeitserfahrungen in Deutschland hat sie sich gedacht: ‚Es wär ganz cool gewesen, wenn mir mal jemand gesagt hätte, wie man richtig eine deutsche Mail schreibt oder sich in bestimmten Situationen verhält. Warum kann man sich den Job nicht einfach mal teilen, um besser zu verstehen?‘

    Deshalb haben wir uns überlegt, dass wir auch andere Aufgaben und Stellen im Projekt so besetzen wollen, dass sie aus unterschiedlichen Gründen geteilt werden. Zum Beispiel, weil eine geflüchtete Person nicht so gut Deutsch spricht, aber einen Business-Hintergrund mitbringt. Die trifft dann vielleicht auf jemanden, der in Berlin ein gutes Netzwerk hat. Eigentlich ist es eine Mischung aus klassischem Jobsharing, also, dass jeder gleich viele Stunden arbeitet und Skillsharing. Jeder soll seine eigenen Stärken in die Arbeit einbringen.

    kohero: Viele Organisationen haben sich inzwischen wieder von der Flüchtlingshilfe abgewandt. Warum Ihr nicht?

    Frauke: Flucht und Migration werden nicht verschwinden und deshalb verschwinden wir selbstverständlich auch nicht. Das, was wir tun, ist einfach eine logische Konsequenz aus den Umständen unserer Zeit und ich persönlich sehe immer noch mehr einen Bedarf an unseren Getränken und dass sie noch lauter und noch sichtbarer im öffentlichen Raum werden.

    kohero: Weshalb ist ein Unternehmen wie eures so wichtig?

    Frauke: Ich weiß nicht, warum es immer schlimmer und schwieriger wird, was Rassismus und Ausgrenzung angeht. Deshalb bin ich froh, dass wir so ein Lifestyle-Produkt geschaffen haben, das politisch in die Gesellschaft wirkt. Lifestyle und Konsum klingen immer so abwertend, aber ich mein damit einfach nur ein Produkt, das möglichst viele Menschen erreicht, die nicht schon morgens zum Plenum einer antirassistischen Initiative gehen und abends verschiedene Kampagnen unterstützen und selbst Petitionen schreiben.

    Das ist unser Potenzial. Was wir und viele andere leisten, ist Pionierarbeit. Wir wollen eben nicht nur den einen Brotjob haben, sondern ihn mit etwas Sinnvollem verbinden. Und wie wir arbeiten, sehe ich ganz klar als nachhaltig. Deswegen wird’s uns geben, weil Profit immer weitergedacht werden muss. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist deswegen: Wir verschenken unsere Getränke nicht. Das hat jemand produziert und da steht ein Gedanke dahinter.

    Patrick: Was uns auch nachhaltig macht, ist, dass wir transparent und fair wirtschaften und zeigen, dass es möglich ist. Über unser eigenes Thema hinaus verbindet uns das mit anderen Sozialunternehmen.

    Hier geht’s zur Website von Solidrinks.

  • Köfte-Burger mit Dattel-Frischkäse Soße

    Köfte-Burger – Das Rezept

    Zutaten für 4 Burger:

    ein ganzes Fladenbrot mit Sesam

    2 Rote Zwiebeln

    2 große Tomaten

    4 Scheiben Cheddar-Käse

    Eisbergsalat

    Für den Köfte-Patty:

    ca. 150 g Rinderhack pro Köfte-Patty

    Meersalz

    Pfeffer

    Kreuzkümmel

    Koriandersamen

    Kardamom

    Piment

    Kurkuma

    Etwas Öl zum Anbraten

    Für die Dattel-Frischkäse Soße:

    150 g Datteln (getrocknet)

    200 g Frischkäse

    100 g Schmand

    1 Knoblauchzehe

    1 EL Honig

    Ras el-Hanout (orientalische Gewürzmischung)

    Harissa (scharfe Chili-Paste)

    Salz

     

    Köfte-Burger
    Köfte-Burger. Bild von Eugenia Loginova

     

    So wird’s gemacht:

    Zuerst die Dattel-Frischkäse-Soße zubereiten: Datteln entkernen, zerkleinern und in den Mixer geben. Dann den Frischkäse, Schmand, zerdrückte Knoblauchzehe, Harissa und Ras el-Hanout mit etwas Honig dazugeben, nach Geschmack salzen. Alles mit dem Mixer zerkleinern und solange mischen, bis eine dickflüssige Soße entsteht. Wer die Soße etwas geschmeidiger wünscht, kann sie einfach mit ein wenig Wasser verdünnen.

    Eisbergsalat in Einzelblätter zupfen, waschen und, wenn gewünscht, etwas kleiner schneiden. Tomaten in dünne Scheiben, rote Zwiebeln in Ringe schneiden. Zwiebelringe entweder auf dem Grill oder in einer Pfanne langsam weich rösten.

    Währenddessen das Hackfleisch und je eine Prise gemahlenen Kreuzkümmel, Koriander, Kardamom, Pfeffer, Piment, Kurkuma und Salz gut miteinander vermengen. Dann vier flache Frikadellen formen und kräftig von beiden Seiten goldbraun anbraten. Sie sollen innen noch saftig bleiben. Jeweils eine Frikadelle mit einer Scheibe Cheddar-Käse belegen und warm stellen.

    Inzwischen das Fladenbrot im Ofen (150° Ober- Unterhitze) warm machen, aber bitte nicht zu knusprig!

    Alle Zutaten zum orientalischen Burger-Selberbauen: Salatblätter, Tomatenscheiben, gegrillte Zwiebelringe, Dattel-Frischkäse-Soße, Köfte-Patty mit Cheddar in Schalen anrichten und auf dem Tisch bereitstellen. Das warme Fladenbrot vierteln, je zu einer Tasche aufschneiden und mit leckeren Zutaten nach Lust und Laune füllen!

    Guten Appetit und enjoy your meal!

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